Fünfzylinder: Technikgenie oder Sackgasse der Entwicklung?
Warum der Fünfzylinder vom Aussterben bedroht ist
Motoren mit ungerader Zylinderanzahl wirken auf den ersten Blick ungewöhnlich. Während der Dreizylinder in Kleinwagen allerdings Standard geworden ist, stirbt der Fünfzylinder aus. Aber warum eigentlich?
Fünfzylinder: Audi als Wegbereiter
Zu recht gilt Audi als Wegbereiter des Fünfzylinders (Hier die legendärsten Autos mit 5-Ender in der Übersicht). Allerdings war Ingolstadt nicht als erstes dran: 1974 feierte der Fünfer als Diesel im Mercedes 240 D 3.0, einem "Strich Acht" also, seine Premiere. Der Dreiliter-Reihenmotor vom Typ OM 617 mobilisierte die für einen nicht aufgeladenen Selbstzünder beachtliche Leistung von 80 PS (59 kW). Audi allerdings griff bereits früh konsequent auf das Konzept zurück und warb in den 1980er-Jahren mit einer angeblichen Effizienz wie im Vierzylinder bei der Raffinesse eines Sechszylinders.
Für viele Autofans klang das wie eine logische Kombination. Technisch betrachtet liegt der Vorteil eines Fünfzylinders zunächst in seiner Kompaktheit. Audi, wo man traditionell auf längs eingebaute Motoren setzt, konnte mit einem Fünfzylinder eine kompaktere Bauweise als mit einem Sechszylinder erreichen. Eine Notwendigkeit angesichts der engen Platzverhältnisse in Kombination mit dem Quattro-Allradantrieb.
Es ist wieder soweit: Mit dem Black Friday steht das Shopping Event des Jahres vor der Tür. Mit den besten Rabatten bei Amazon richtig Geld sparen – vom 21. November bis 2. Dezember.
Und hier geht es zu den besten Preis-Empfehlungen direkt von der Redaktion der AUTO ZEITUNG!
Warum der Fünfzylinder besonders klingt
Bis heute sind Fünfzylinder vor allem für ihren markanten Sound berüchtigt. Dieser typische Frequenzmix resultiert zum einen aus der krummen Zylinderzahl, die pro Kurbelwellenumdrehungen 2,5 Arbeitstakte – also geräuschvolle Expansionen des Luft-Kraftstoffgemischs – zur Folge hat. Beim Sechszylinder kommen zum Beispiel komplette drei Arbeitstakte auf eine Umdrehung. Das klingt dann schön rund und regelmäßig, einige sagen: langweilig.
Zum anderen ist es die Zündfolge (1-2-4-5-3), die dem Fünfzylinder den typischen Sound verleiht. Schon beim Ansaugen erzeugen die Druckschwankungen der in der Zündabfolge relativ weit auseinanderliegenden Zylinder eine Mischung aus überwiegend tiefen Frequenzen, die sich in unserem Gehörsinn festbeißen. Die fünfzylindertypische akustische Präsenz, die damals noch irritierte, wird bei modernen Autos als Spielwiese für ein ausgeklügeltes, anpassungsfähiges Sounddesign genutzt, etwa mithilfe von geregelten Klappenauspuffanlagen.
Auch interessant:
Herausforderungen und Aussterben
Der Fünfzylinder bietet durchaus Potenzial für starke Saugmotoren oder gar Kompressor-Motoren – Ansätze, die allerdings kaum verfolgt wurden. Ein bemerkenswerter Versuch stammt von Saab, wo man den Prototyp eines Fünfzylinders mit Kompressor und variabler Verdichtung entwickelte. Dieses Projekt wurde jedoch von General Motors gestoppt. Auch andere Hersteller wie Volvo, Ford oder Fiat, die für Fünfzylinder bekannt waren, stampften entsprechende Motoren nach und nach ein.
Einer der Gründe: Um im modernen Automobilbau zu bestehen, braucht es in vielen Fällen Turboaufladung – die bringt beim Fünfzylinder allerdings Herausforderungen mit sich. So sorgt der unregelmäßige Zündabstand von 144° bei Turbomotoren für erhebliche Abgasprobleme: Interferenzen beim Ausstoßen der Abgase können zu Rückständen im Brennraum und dem gefürchteten Klopfen des Motors führen. Daher müssen bei aufgeladenen Fünfzylindern an anderer Stelle Kompromisse eingegangen werden. Solche Effekte lassen sich bei Vier- oder Sechszylindern umgehen, was beim Fünfzylinder aufgrund der Bauweise kaum möglich ist. Audi experimentierte mit unterschiedlichen Auspuffanordnungen und -längen, doch die grundlegenden physikalischen Einschränkungen konnten nicht überwunden werden. Daher ist der Fünfzylinder auch dort zur Seltenheit geworden.
Trotzdem hat Audi 2024 als einziger Hersteller noch zwei Modelle mit Fünfer im Programm: als quer eingebauter 2,5-l-Turbo mit 400 PS (294 kW) in den Spitzenmotorisierungen von Audi RS 3 und RS Q3. Auch im limitierten Cupra Formentor VZ5 aus demselben Konzern durfte der legendäre Fünfzylinder mit 390 PS (287 kW) kurzzeitig grollen. Abseits davon müssen sich Fünfzylinder-Fans künftig wohl oder übel mit Gebrauchtwagen zufriedengeben ...
Mit Jamie Turner