Ford-News (Februar 2023): Stellenabbau
Ford streicht erneut tausende Stellen
Ford baut in Deutschland erneut tausende Stellen ab. Und: 2025 wird der Focus eingestellt – mit Konsequenzen für das Ford-Werk in Saarlouis bedeuten. Diese und weitere Ford-News hier. Dieser Artikel wurde zuletzt am 14.02.2023 aktualisiert.
Ford-News im Februar 2023: Erneuter Stellenabbau
2019 hatte Ford schon einmal ein hartes Sanierungsprogramm in Deutschland umgesetzt, nun zückt der Autobauer hierzulande erneut den Rotstift. Bis Ende 2025 sollen in Köln und Aachen 2300 Stellen aus Kostengründen wegfallen, wie das Unternehmen am 13. Februar 2023 mitteilte. Besonders betroffen ist die Produktentwicklung, in der mit 1700 Stellen fast die Hälfte der dortigen Jobs wegfallen. Der Rest soll in der Verwaltung eingespart werden. Im Gegensatz zu Saarlouis, wo die Produktion 2025 komplett eingestellt werden soll, möchte Ford aber am Standort Köln festhalten. Zwar wird das Werk am Rhein derzeit für eine Milliardeninvestition umgebaut, sodass noch 2023 das erste in Europa hergestellte Ford-Elektroauto vom Band rollen kann. Doch scheint Köln in Sachen Produktentwicklung bei den Zukunftsplänen des US-Konzerns nur noch eine untergeordnete Rolle zu spielen. Künftige Elektromodelle werden wohl hauptsächlich in den USA entworfen und designt. Branchenexperten sehen das mit Sorge. "Das ist keine gute Nachricht für Ford in Europa", sagt Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Die Gefahr bestehe, dass Ford Autos an den europäischen Kundenwünschen vorbeientwickele und der ohnehin schon geschrumpfte Marktanteil weiter sinke. Ferdinand Dudenhöffer von Center Automotive Research (CAR) sagt: "Amerikanische Fahrzeuge nur etwas zu adaptieren und dann einfach in Europa zu verkaufen – das wird nicht funktionieren." Fords Zukunft in Europa sei ungewiss, es werde wohl nicht das letzte Jobabbau-Programm sein. Bedenken trat Ford-Deutschlandchef Martin Sander bei der Verkündung der Sparpläne entgegen. Nach seiner Darstellung bleibt die hiesige Produktentwicklung stark genug, um bei der Entwicklung künftiger Modelle ein entscheidendes Wörtchen mitzureden. Er habe "das allergrößte Interesse daran, dass wir die richtigen Fahrzeuge in Europa haben werden, die unsere Kunden in Europa begeistern." Um langfristig wettbewerbsfähig zu sein, müsse man sich "skaliert haben" und Plattformen von externen Kooperationspartnern oder von der Konzernmutter nutzen. Derzeit hat Ford Zugriff auf die VW-Elektroauto-Plattform (MEB), zukünftig könnten diese zentralen Bauteile aus eigenen Ford-Konzernbereichen kommen. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir auch langfristig die notwendigen Ressourcen haben, um attraktive Autos für den europäischen Markt auf verschiedensten Basistechnologien zu entwickeln", sagte Sander. Der Manager betonte allerdings auch, dass Elektroautos nun mal weniger komplex seien als Verbrenner-Pkw. Diesen veränderten Gegebenheiten "müssen wir uns stellen", sagte er. "Sonst sind wir langfristig nicht wettbewerbsfähig." Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Leslie & Cars fährt den Ford Mustang Mach-e im Video:
2022:
Bis Mitte 2025 ist die Autoproduktion am Ford-Standort Saarlouis gesichert, doch dann läuft der dort gefertigte Ford Focus aus. Mit dem Aus des Focus ist auch der Produktionsstandort bedroht. Die rund 4600 Beschäftigten in Saarlouis hatten darauf gehofft und sich dafür eingesetzt, dass der US-Autobauer in den Standort investiert. Geplant ist die Entwicklung einer eigenen Elektro-Plattform und die Produktion eines entsprechend neuen Fahrzeugs. Doch wie Mitte Juni 2022 bekannt wurde, hat sich Ford dazu entschieden, dieses Investitionspaket im spanischen Valencia einzusetzen. Dort sei laut Ford "das am besten positionierte Werk" für die wegweisenden Elektropläne. Nach Verkündung der Entscheidung hagelt es Kritik und Vorwürfe vonseiten der saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger und Wirtschaftsminister Jürgen Barke (beide SPD), da das Bieterverfahren nicht fair gewesen sei. Die Forderung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) an Ford ist, "zeitnah konkrete Pläne für die Zukunft des Werks in Saarlouis" vorzulegen. Markus Thal, Betriebsratsvorsitzender des Standortes Saarlouis, ist entsetzt über die Entscheidung des Herstellers und spricht von einem "Scheinverfahren". Ford hat sich zur konkreten Zukunft des Werks in Saarlouis nicht geäußert, doch man wolle das weitere Vorgehen mit Blick auf Lösungen innerhalb und außerhalb von Ford mit den Arbeitnehmervertretern und der saarländischen Landesregierung besprechen. Der Betriebsrat zeigt sich dahingehend pessimistisch: "Das sind Beruhigungspillen, von denen haben wir genug bekommen". Man möchte nun prüfen, welche rechtlichen Möglichkeiten es noch im Rahmen des Tarifvertrages gebe.
Im März 2022 konkretisierte Ford sein Elektro-Line-up für Europa bis 2024. Neben den bekannten Modellen Mustang Mach-e und E-Transit sind darunter Elektro-Versionen von Ford Puma, Transit/Tourneo Courier und Transit/Tourneo Custom. Zwei komplett neue Modelle runden die Elektro-Neuheiten bis 2024 ab: Die noch namenlosen Crossover stehen auf der MEB-Plattform des Volkswagenkonzerns und werden in Köln gefertigt. Noch 2022 soll der fünfsitzige Medium-size-Crossover vorgestellt werden, 2023 beginnt die Fertigung. 500 Kilometer Reichweite sind angestrebt. Ein sportlicherer Crossover mit mutmaßlich gleicher Technik folgt zu einem späteren Zeitpunkt. Der elektrische Puma läuft ab 2024 im rumänischen Craiova vom Band. Der ambitionierte Plan von Ford sieht vor, ab 2026 mehr als 600.000 Elektroautos jährlich in Europa zu verkaufen. Allein in den Standort Köln werden im Zuge dessen über zwei Milliarden US-Dollar investiert.
Ebenfalls im März 2022 gab Ford bekannt, dass Elektroautos und Verbrenner nach dem "Ford+"-Plan künftig getrennt entwickelt werden sollen. Dafür kreiert Ford die Elektrosparte "Ford Model e", Verbrenner laufen unter dem Namen "Ford Blue". Die beiden Sparten sollen als eigene Unternehmen fungieren, allerdings bei einigen Komponenten, die sich Bereichen teilen, zusammenarbeiten. Eine komplette Abspaltung des Elektroauto-Geschäfts ist nicht geplant. Ziel sei es, die Entwicklung von E-Autos schneller voranzutreiben, um bis 2030 das anvisierte Ziel von 50 Prozent Elektroauto-Anteil zu erreichen. "Ford Model e" übernimmt zudem die Softwareentwicklung für beide Sparten. "Ford Blue" soll dagegen zielgerichtet in der Verbrenner-Produktion und -Entwicklung Kosten senken und gleichzeitig die Qualität steigern. Daneben gibt es bereits als dritte Sparte "Ford Pro" fürs Gewerbe. Bereits 2023 sollen die drei Sparten eigenständige Geschäftsergebnisse präsentieren können.
Zum 1. Juni 2022 folgt Martin Sander als Vorsitzender der deutschen Ford-Geschäftsführung auf Gunnar Herrmann. Zudem übernimmt er die Position des General Manager Passenger Vehicles Ford Europa. Die Kombination der beiden Führungspositionen soll die Elektrifizierung der europäischen Modelle beschleunigen. Zuvor war der Diplom-Ingenieur für Maschinenbau beim Volkswagen-Konzern tätig, unter anderem als Senior Vice President of Sales für Europa bei der Audi AG. An Martin Sanders neuem Arbeitsort Köln möchte Ford das Cologne Electrification Center errichten, die größte Investition in der europäischen Firmengeschichte des Autobauers.
Ford-News 2021
Im Dezember 2021 offenbarte sich, dass Ford einen einfahrbaren Auspuff entwickelt hat und sich das System patentieren ließ. Die Idee: Modelle wie Bronco oder F-150 besser für Offroad-Fahrten zu rüsten, weil die verchromten Endrohre gerne mal einstecken müssen. So lässt sich dank des Ford-Patents der Auspuff mittels Elektromotor-Unterstützung um wertvolle Zentimeter einfahren. "Warum nicht gleich kürzere Endrohre einbauen?", fragt man sich unweigerlich. Die Antwort: Gerade die US-amerikanische Kundschaft liebt ihre ausladenden, glänzenden Endschalldämpfer und möchte sie keinesfalls missen. Ob die Lösung in Anbetracht der Elektromobilität nicht ein paar Jahrzehnte zu spät kommt, sei dahingestellt. Allerdings könnten die einfahrbaren Endrohre gerade in diesem Zusammenhang einem weiteren Verwendungszweck dienen: das grüne Gewissen bei Hybridautos auch optisch unter Beweis stellen, wenn sie die Abgaskanäle bei der Fahrt durch die Umweltzone einziehen. Und auch in der Tuningbranche könnten bewegliche Endrohre durchaus Karriere machen. Ob und wann wir das Patent tatsächlich auf der Straße sehen werden, ist aber völlig offen.
Wie Ford im Oktober 2021 berichtete, arbeitet der Autobauer zusammen mit Neurowissenschaftler:innen der Uniklinik RWTH Aachen an einem Projekt für die Verbesserung der Sicherheit für Autofahrende. Ziel der Hirnforschung ist es, eine Methode zu entwickeln, um Ermüdungen oder Unkonzentriertheit bei Autofahrenden schneller und genauer zu erkennen. Eine frühere Warnung bei möglicher Konzentrationsschwäche ist einer Umfrage nach nötig, da sich 40 Prozent aller Autofahrenden in Europa nicht an die empfohlene Pause nach zwei Stunden Fahrt halten. "Das Gehirn verarbeitet riesige Mengen an Informationen, während wir fahren, aber das kann sich ändern, wenn Fahrer-Assistenzsysteme einen Teil des Autofahrens für uns erledigen. Die Konzentration lässt möglicherweise nach, die Gedanken beginnen abzuschweifen. Schneller zu erkennen, wann dies geschieht, könnte von entscheidender Bedeutung sein", sagt Stefan Wolter, Research Engineer, Research & Advanced Engineering von Ford of Europe. Gemessen werden soll die nachlassende Konzentration anhand von Herzschlagfrequenz oder Atmung. Bei den Forschungsarbeiten absolvieren die Testteilnehmenden eine Fahrsimulation, bei der sie schnelle Entscheidungen in Gefahrensituationen treffen müssen. Dabei wird ihre Hirnaktivität mit einem MRT-Gerät gemessen und andere physiologische Parameter überwacht. Anhand der Erkenntnisse erhofft sich Ford eine gezielte Weiterentwicklung von Fahrassistenz-Systemen.
Ford hat im Februar 2021 verkündet, sein Stammwerk in Köln für eine Milliarde US-Dollar (825 Millionen Euro) zum Ford Cologne Electrification Center umzubauen. Das ist das größte Investment, das der Autobauer jemals an diesem Standort getätigt hat. Darüber hinaus verkündete der Konzern, dass dort ab 2023 das erste batterieelektrische Volumenmodell von Ford in Europa vom Band rollen soll. Zudem werde die Möglichkeit geprüft, ein zweites rein elektrisches Fahrzeug in Köln-Niehl zu fertigen. "Der Wettlauf zur Elektrifizierung Europas ist in vollem Gange, und das Ford Cologne Electrification Center wird unsere künftigen Elektrofahrzeuge für Kunden in ganz Europa entwickeln und fertigen", erklärte Stuart Rowley, Präsident von Ford Europa. "Mit dieser Investition bekennt Ford sich zu seinem europäischen Standort für Personenkraftwagen hier in Deutschland und unterstreicht sein Bestreben, die elektrische Zukunft zu gestalten." Auch die technische Entwicklung des neuen Ford-Elektrofahrzeugs erfolgt in Köln. Dieses soll im Zuge der bestehenden strategischen Allianz mit Volkswagen auf dem Modularen Elektrobaukasten, kurz MEB, aufbauen. Außerdem plant Ford, dass bereits 2026 alle Pkw-Modelle der Marke mit mindestens einer batterieelektrischen oder einer Plug-in-Hybrid-Option angeboten werden. Ab 2030 will der Autobauer dann ausschließlich rein elektrische Fahrzeuge im Pkw-Angebot haben.
2020
Ford-Chef Jim Hackett tritt zurück, wie kriselnde US-Autoriese überraschend im August 2020 mitteilte. Die Nachfolge ist Jim Farley zum 1. Oktober 2020 angetreten. Bislang kümmerte sich Farley im Vorstand um das Tagesgeschäft. Damit stellte Ford seine Konzernspitze bereits zum zweite Mal in gut drei Jahren neu auf. Der Konzern steckt in einem tiefgreifenden Umbau, Hackett war eigentlich als großer Modernisierer angetreten. Auch sein Vorgänger Mark Fields hatte den Spitzenposten nach nur rund drei Jahren schon wieder geräumt.