Ford Kuga 2.0 TDCi 4x4 (2012): Test Souveräner Kuga-Auftritt über 100.000 km
- Ford Kuga (2012) im Test über 100.000 Kilometer
- Teils umständliche Kuga-Bedienung
- Zweiliter-Ford-Diesel mit durchschnittlichem Auftritt
- Großes Lob für Fahrwerk und Lenkung des Kuga
- Großes Platzangebot im Ford Kuga (2012)
- Ford Kuga: Fazit des Tests über 100.000 Kilometer
- Das sagt Ford zu Defekten ...
- Technische Daten
- Messwerte
- Fazit
Nur 20 Monate dauerte der Test über 100.000 Kilometer mit dem Ford Kuga 2.0 TDCi 4x4 (2012) und dabei ist das SUV kaum gealtert. Wir sagen, wie sich der Kölner auch sonst über die Distanz geschlagen hat!
An der Optik kann es jedenfalls nicht liegen, dass der Ford Kuga 2.0 TDCi 4x4 (2012) die Bühne vorzeitig verlassen muss – nicht im Test über 100.000 Kilometer und auch nicht auf dem Markt. Trotzdem steht nach vierjähriger Bauzeit bereits Generation Nummer zwei in den Startlöchern, die das Kölner SUV Anfang kommenden Jahres ablösen soll. In den USA ist der gemäß der Firmen-Strategie "One Ford“ entwickelte Nachfolger bereits erhältlich, doch nach wie vor zählt das im Fordtypischen Kinetic-Design flott gezeichnete alte Modell zweifellos zu den attraktivsten Erscheinungen unter den kompakten Geländegängern. Umso gespannter waren wir daher auf das Abschneiden im strapaziösen Dauertest der Auto Zeitung: Kann der Kuga einlösen, was die schöne Schale verspricht?
Ford Kuga (2008) im Video:
Ford Kuga (2012) im Test über 100.000 Kilometer
Im August 2010 trat der Ford Kuga (2012) seinen Test über 100.000 Kilometer an, in leuchtendem Vision-Blau und mit 163 Diesel-PS unter der Haube. Zum Preis von damals 34.250 Euro inklusive Topausstattung Titanium und des sechsstufigen Doppelkupplungsgetriebes kamen noch einmal satte 8.645 Euro für Annehmlichkeiten wie Lederpolster, beheizbare Frontscheibe, Bixenon-Licht oder das Navigationssystem samt Rückfahrkamera hinzu.Besonders die 860 Euro teuren Xenon-Scheinwerfer fanden großen Anklang. Technik-Redakteur Holger Ippen notierte dazu im Fahrtenbuch: "Das Fernlicht macht mit seiner tollen Ausleuchtung die Nacht zum Tag." Als verzichtbar empfanden allerdings viele das optionale Panorama-Glasdach. Wer sich nicht ständig am ungetrübten Blick auf den freien Himmel erfreut, ärgert sich eher darüber, dass sich der zweiteilige Sichtschutz nur per Hand verschieben lässt. Vom Fahrersitz aus ist der hintere Teil jedoch nicht zu erreichen. Zudem ist der Stoff nicht 100 Prozent blickdicht. Die Folge: Bei strahlendem Sonnenschein sind die Passagiere ungewollt der Sonnenstrahlung ausgesetzt. Unangenehm, auch wenn die Klimaautomatik diskret, aber wirkungsvoll ihre Arbeit erledigt.
Teils umständliche Kuga-Bedienung
Für große Begeisterung sorgte hingegen die beheizbare Frontscheibe im Ford Kuga 2.0 TDCi 4x4 (2012) (Teil des Titanium-Pakets 2 für 2.500 Euro). Ein Knopfdruck genügt, und die vereiste Scheibe ist innerhalb kürzester Zeit frei. Vor 27 Jahren brachte Ford dieses Feature erstmals in Serie – unverständlich, weshalb bislang nur wenige Hersteller nachgezogen haben. Mindestens ebenso sinnvoll ist das Easy Fuel-System, das mit Hilfe eines speziell geformten Einfüllstutzens vor Fehlbetankungen schützt. Allerdings gibt es auch eine Schattenseite, denn beim Betanken läuft oftmals der Sprit über. Ein weiteres Gimmick, das nur wenige Autos bieten, ist die zweigeteilte Heckklappe. Auf Knopfdruck schwingt dabei nur das Heckfenster nach oben – allerdings nutzten nur wenige Fahrer diese Möglichkeit. Einige Details am Ford Kuga 2.0 TDCi 4x4 kamen bei den Redaktionsmitgliedern weniger gut an, wie etwa die Beleuchtung des 2.600 Euro teuren Navigationssystems. Schaltet man das Fahrlicht tagsüber an, wird der Bildschirm automatisch gedimmt und lässt sich kaum noch ablesen. Aktiviert man hingegen die hell leuchtende Tagesansicht, blendet der Bildschirm bei nächtlicher Fahrt – das klingt banal, nervt aber auf Dauer. Auch die Ford-typische Entriegelung der Motorhaube per Schlüssel stieß auf wenig Gegenliebe, zu fummelig gestaltet sich die umständliche Prozedur während des 100.000-Kilometer-Tests. An kleinere Ärgernisse wie den zwischen den mittleren Lüftungsdüsen versteckten Startknopf oder das vom Fahrer nicht einsehbare Drehrad für die Sitzheizung gewöhnt man sich dagegen nach einer gewissen Zeit.
Zweiliter-Ford-Diesel mit durchschnittlichem Auftritt
Über die Motor-Getriebe-Einheit des Ford Kuga (2012) lässt sich dies jedoch nicht sagen, woran vor allem das sechsstufige Doppelkupplungsgetriebe Schuld trägt. Test-Redakteur Paul Englert bemerkte dazu, dass die Schaltvorgänge meist zu spät erfolgen und das Getriebe bei stärker durchgetretenem Gaspedal unnötig früh zurückschaltet, anstatt das üppige Drehmoment von 340 Newtonmetern, das ab 2000 Touren parat steht, zu nutzen. Unverständlich ist auch, dass sich das von Getrag stammende Doppelkupplungsgetriebe nur per manuellem Eingriff dazu bewegen lässt, vor 2000 Umdrehungen hochzuschalten. Dieses Phänomen hat zur Folge, dass man oftmals mit unnötig hoher Drehzahl unterwegs ist, was nicht nur das Motorgeräusch, sondern natürlich auch den Verbrauch in die Höhe treibt. Dieser pendelte sich über die Dauertestdistanz bei 8,9 Litern pro 100 Kilometer ein. Nicht gerade wenig, auch wenn man fairerweise sagen muss, dass der Kuga meist schnelle Autobahnetappen zu absolvieren und als Reise- oder Zugfahrzeug ebenfalls kein leichtes Autoleben hatte. Auch sonst hinterließ der 2.0- TDCi-Motor einen eher durchschnittlichen Eindruck. Unter Last etwas rau im Ton und nicht gerade ein Muster an Drehfreude, legt er trotz 163 Pferdestärken überraschend wenig Elan an den Tag. Besonders die ausgeprägte Anfahrschwäche schlägt spürbar aufs Temperament und hindert den Ford, hurtig aus den Startlöchern zu kommen. Es verwundert daher auch nicht, dass der Dauertester mit gemessenen 11,2 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h 1,3 Sekunden hinter der Werksangabe blieb.
Großes Lob für Fahrwerk und Lenkung des Kuga
Uneingeschränktes Lob hingegen erntete die Feder-Dämpfer-Abstimmung. Redakteur Michael Godde hielt dazu im Fahrtenbuch des Tests über 100.000 Kilometer fest: "Das Fahrwerk ist komfortabel und knackig zugleich. Und das, obwohl die Kölner auf adaptive Dämpfer verzichten." Auch an der Servolenkung, deren Charakteristik sich dreistufig von Komfort bis Sport verändern lässt, hatte kaum jemand etwas auszusetzen. Die meisten Fahrer empfanden dabei die Stellung "Normal" als die angenehmste – weder zu leichtgängig noch zu stramm. Testchef Martin Urbanke haderte allerdings etwas mit dem Geradeauslauf, was aber zum Teil auf die aus der Ruhelage recht direkt ansprechende Lenkung zurückzuführen ist. Mit permanentem Allrad ausgerüstet, war der Kuga als Winterauto heiß begehrt. Traktionsprobleme sind ihm weitgehend fremd, allerdings neigt der sonst agile Kuga auf schneebedeckter Straße zu starkem Untersteuern.
Großes Platzangebot im Ford Kuga (2012)
Für ein SUV der Kompaktklasse wartet der Ford Kuga 2.0 TDCi 4x4 (2012) mit einem ordentlichen, aber keinesfalls üppigen Platzangebot auf. Speziell in der zweiten Reihe wünschen sich die Passagiere ein paar Zentimeter mehr für Knie und Kopf. Auch der 410 bis 1.405 Liter fassende Kofferraum stößt bei der Fahrt mit vier Personen rasch an seine Grenzen. Zur optionalen Lederbestuhlung fanden sich in den Aufzeichnungen nur wenig lobende Worte. Die Notizen reichten von "zu hoch", "zu kurz", "zu wenig Seitenhalt" bis zur Anmerkung, dass der Einstellbereich in Längsrichtung für Großgewachsene zu gering ausfällt. Die Folge: Das rechte Knie stößt an der Mittelkonsole an, was besonders auf längerer Fahrt unangenehm ist.
Ford Kuga: Fazit des Tests über 100.000 Kilometer
Und wie hat das Kölner SUV die Strapazen der 100.000 Kilometer überstanden? Nun, äußerlich hat der Ford Kuga 2.0 TDCi 4x4 den Test über 100.000 Kilometer ohne nennenswerte Verschleißerscheinungen hinter sich gebracht. Sowohl Lack als auch Innenraum zeigen kaum Gebrauchsspuren, nur dem Kofferraum sieht man das häufige Be- und Entladen mit sperrigem Gepäck anhand verkratzter Plastikteile an. Die Sitze fühlen sich nach wie vor straff an, die Polster werfen keine unschönen Falten. Auch an der Karosseriequalität gibt es nichts zu kritisieren. Selbst nach der zweieinhalbfachen Erdumfahrung verkneift sich der Allradler jegliches Klappern oder Knistern. Und das, obwohl der relativ hohe Hartplastikanteil, teils grobe Spaltmaße und blechern zufallende Türen nicht den Eindruck erwecken, als wäre der Kuga für die Ewigkeit gemacht. Fast hätte der metallicblaue Fünftürer sogar eine blütenweiße Weste behalten, wären da nicht die verschlissenen Radlager an der Hinterachse sowie eine defekte Lichtmaschine gewesen, die bei Kilometerstand 97.940 dazu führte, dass der Kuga morgens den Dienst verweigerte. Ansonsten war nicht viel dran am schicken SUV: Ein Ladeluftschlauch wurde vorsorglich auf Garantie getauscht, da die Werkstatt befürchtete, dieser könnte in Kürze undicht werden. Bemerkenswert: Nur einen Liter Motoröl mussten wir zwischen den Serviceterminen nachschütten. Auch mit Reifen und Bremsen ging der Kuga sehr schonend um – nur jeweils ein Satz neuer Sommerreifen und Bremsbeläge mussten montiert werden. Dass sich die Fahrzeugkosten dennoch auf recht hohe 38 Cent pro Kilometer belaufen, liegt am hohen Wertverlust, den der Kuga erlitten hat. Das 42.895 Euro teure Testexemplar hat nach knapp zwei Jahren und 100.000 Kilometern 54 Prozent seines Wertes – oder anders ausgedrückt – 23.370 Euro verloren.
Das sagt Ford zu Defekten ...
… zum Austausch der hinteren Radlager bei Kilometerstand 73.913:
Unter extremen Einsatzbedingungen und Witterungseinflüssen wurde bei höheren Laufleistungen ein erhöhter Verschleiß der hinteren Radlager festgestellt. Ein robusteres Design ab dem zweiten Quartal 2012 schafft hier Abhilfe.
… zum Defekt der Lichtmaschine bei Kilometerstand 97.940, weshalb der Kuga nicht mehr ansprang:
Aus unseren Kundenrückmeldungen lassen sich keine signifikanten Zahlen von defekten Lichtmaschinen ableiten.
… zum Flattern der Motorhaube bei hohen Geschwindigkeiten:
Ein Flattern der Motorhaube bei höherem Tempo ist zwar unschön, stellt aber faktisch kein Sicherheitsrisiko dar, da die Motorhaube fest verriegelt ist und sich nicht ungewollt öffnen kann. Unabhängig davon haben wir im Zug der Kuga-Modellpflege 2011 den Produktionsprozess verändert, um das Flattern der Motorhaube wirksam zu unterbinden.
… zur Kritik am träge agierenden Doppelkupplungsgetriebe:
Das Power- Shift-Getriebe ist an die Motorcharakteristik des Ford Kuga angepasst. Es bietet gemäß unserer Philosophie ein Höchstmaß an Schaltkomfort – vergleichbar mit dem einer Wandler- Automatik.
… zum Teils schlecht ablesbaren und unsensibel reagierenden Touchscreen-Bildschirm:
Aus den Kundenbefragungen sind uns keine Beschwerden über die Ablesbarkeit bekannt. Gleiches trifft für die Berührungsempfindlichkeit zu.
Technische Daten | |
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Motor | |
Zylinder | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbodiesel, Partikelfilter |
Hubraum | 1997 |
Leistung kW/PS 1/Min | 120/163 3750 U/min |
Max. Drehmom. (Nm) bei 1/Min | 340 2000 - 3250 U/min |
Kraftübertragung | |
Getriebe | 6-Gang-Doppelkupplung |
Antrieb | Allradantrieb, permanent |
Fahrwerk | |
Bremsen | v: innenbelüftete Scheiben h: Scheiben |
Bereifung | v: 235/50 R 18 h: 235/50 R 18 |
Messwerte | |
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Gewichte (kg) | |
Leergewicht (Werk) | 1739 |
Beschleunigung/Zwischenspurt | |
0-100 km/h (s) | 11.2 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 192 |
Verbrauch | |
Testverbrauch | 8.5l/100km (Diesel) |
EU-Verbrauch | 6.8l/100km (Diesel) |
Reichweite | k.A. |
Abgas-Emissionen | |
Kohlendioxid CO2 (g/km) | k.A. |
Mit Ausnahme der defekten Lichtmaschine sowie der verschlissenen hinteren Radlager ließ sich der Ford Kuga 2.0 TDCi 4x4 nicht viel zu Schulden kommen, er spulte den Test über 100.000 km klaglos ab. Dabei profilierte er sich vor allem als komfortabler Reisewagen – unbefestigte Straßen bekam er wie die meisten SUV kaum unter die Räder. Kritik erntete der Kölner vor allem für das unharmonische PowerShift-Getriebe sowie den weder sonderlich sparsamen noch druckvollen Dieselmotor.