Der neue Fisker Ocean (2023) lädt zur ersten Testfahrt ein. Das stylische Elektro-SUV will mit Fahrdynamik, Reichweite und cleveren Details bei der Kundschaft punkten. Kann das gelingen?
Dieses Timing sitzt: Während Elon Musk sich mit seiner kuriosen Twitter-Übernahme viele Sympathiepunkte verspielt hat, rollt der neue Fisker Ocean (2023) zur ersten Testfahrt an. So erfolgreich Musks Tesla-Modelle auch sein mögen, sind sie wenig smart und mittlerweile obendrein ziemlich betagt. Höchste Zeit also für etwas Neues auf der Electric Avenue, erst recht, wenn es ausnahmsweise mal nicht aus China kommt: Vorhang auf und Bühne frei für Henrik Fisker und seinen Ocean, der in diesen Tagen zu Preisen ab 41.560 Euro (Stand: Juli 2023) ins Feld zieht.
Nachdem der Däne als Designer des BMW Z8 die Retrowelle bedient und mit dem Aston Martin DB9 die elitären Petrolheads angesprochen hat, will er mit diesem SUV nun die breite Masse auf den Weg in die elektrische Zukunft bringen - und hat sich dafür einen prominenten Partner gesucht. Denn entwickelt hat das SUV von 4,77 Metern der österreichische Ingenieursgigant Magna, gebaut wird es dort auf dem gleichen Band wie der BMW Z4 und der Toyota Supra. Und die Österreicher:innen haben offenbar gut zu tun: 65.000 Vorbestellungen wollen abgearbeitet werden und bis 2025 soll der Jahresabsatz auf 150.000 Autos klettern. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
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Erste Testfahrt mit dem neuen Fisker Ocean (2023)
Nachdem Fisker die Verhandlungen mit VW über den MEB als Basis seiner Entwicklung nach bald vier Jahren entnervt abgebrochen hat, steht der neue Fisker Ocean (2023) jetzt auf einer eigenen Skateboard-Plattform, die einen Radstand von stolzen 2,92 Metern ermöglicht und dazwischen Platz lässt für eine Batterie mit bis zu 113 kWh-Brutto-Kapazität, die bei besten Bedingungen für 707 Kilometer reicht und damit alle in Europa angebotenen Konkurrenten abhängt. Und mit 200 kW Ladeleistung ist er den meisten chinesischen Modellen voraus und mit den europäischen zumindest auf Augenhöhe.
Darüber spannt sich eine Karosserie mit reichlich Platz für Kind und Kegel und einem Design, das bei allem aerodynamischen Feinschliff nicht in die rundgelutschte Raumschiffwelt der Generation E passen will. Stattdessen hat der Ocean Kanten und Charakter und sieht so aus, wie man sich zum Beispiel einen neuen Citroën Cactus gewünscht hätte.
Die Konkurrenten:
Fahrspaß besonders in Kurven
Mit Magna im Rücken und alten Ingenieur:innen von Aston Martin an der Seite, ist der Ocean ein Auto, das nicht nur fürs Ankommen gemacht ist. Verbindlich abgestimmt und trotz seiner riesigen 22 Zoll-Räder überraschend komfortabel, fühlen sich Fahrende, Fahrzeug und Fahrbahn eng miteinander verbunden. Je mehr Kurven kommen, desto breiter wird das Grinsen.
Ja, der Fisker zeigt bei der ersten Testfahrt wirklich gutes Fahrverhalten, was bei 202 kW (275 PS) schon für das Basismodell mit Frontantrieb und für die mit 70.000 Euro noch immer erschreckend günstige Version mit je einem E-Motor pro Achse und im Boost 415 kW (564 PS) Leistung kein Wunder ist. Genauso wenig wie der Sprintwert von 3,9 Sekunden und das Spitzentempo von 205 km/h. Doch was den Wagen wirklich ausmacht, hat mit dem E-Antrieb meist gar nichts zu tun. Es sind vor allem die vielen smarten Details, die Fisker zudem mit einem Augenzwinkern serviert.
Hollywood und Kalifornien lassen grüßen
Weil Paramount & Co bei ihm vor der Haustüre drehen, gibt es im Ocean einen Hollywood-Mode für den imposanten 17 Zoll großen Bildschirm des ansonsten radikal reduzierten Bediensystems: Während der Fahrt hochkant vor dem weitgehend leeren Armaturenbrett montiert, dreht es sich im Stand auf Knopfdruck um 90 Grad und wird beim Laden zur digitalen Leinwand für Netflix & Co. Dann kommen auch die sogenannten Taco Trays zum Einsatz, die Fahrende aus der Mittelkonsole falten und über dem Handschuhfach herausziehen können.
Und weil es ja angeblich niemals regnet an der Westküste und alle Welt die frische Meeresbrise liebt, hat Fisker sich den California Mode für den neuen Fisker Ocean (2023) einfallen lassen: Ein Knopfdruck, und schon öffnen sich alle Fenster – und zwar nicht nur die in den Türen und das größte Schiebedach am Markt, sondern gleich auch noch die Heckscheibe und die beiden Glaselemente im Kofferraum. Ähnlich clever ist die Aussparung unter der Mittelkonsole zwischen den Vordersitzen, die auch dem dritten Sitzplatz hinten menschenwürdigen Fußraum gewährt. Da Fisker Nachhaltigkeit nicht nur über die fehlenden Abgase definiert, reklamiert er für den Ocean neben der CO2-freien Produktion auch den mit über 50 Kilogramm höchsten Anteil an Komponenten aus Recycling-Material oder nachwachsenden Rohstoffen – bis hin zu Felgen aus Karbon-Abfällen. Da darf dann auch das Solardach nicht fehlen, das den Besitzer:innen zumindest in Kalifornien den Strom für 2400 bis hin zu unter Idealbedingungen 3200 Kilometern Reichweite generiert.
Der Fisker Ocean (2023) sieht neu aus und steckt voll frischer Ideen, fährt souverän, ist technisch auf der Höhe der Zeit und wird in der Top-Version zum König der Kilometerfresser – so bietet Fisker nicht nur die erste ernsthafte, nicht-chinesische Alternative zu Tesla. Sondern er fährt damit auch einen persönlichen Triumph ein. Denn nachdem ihn Elon Musk in der Gründungsphase der Industriespionage beschuldigt hatte, wäre ein erfolgreicher Start des Ocean die überfällige Retourkutsche gegen Tesla.