Fiat 500X: Test über 100.000 km Gute Noten für den Fiat 500X
Im Test über 100.000 Kilometer hat sich der Fiat 500X nicht nur wegen des stylischen Interieurs und Exterieurs in die Herzen der AUTO ZEITUNG-Redaktion gefahren. Auch das Fazit zeigt nur wenig Schattenseiten!
Amore! Schon kurz nach Dienstantritt hatte der Fiat 500X im Test über 100.000 km die Herzen der Redaktionsmitglieder im Sturm erobert: Vor allem das Retro-Außendesign und der freundliche Innenraum des Italieners kamen beim Team der AUTO ZEITUNG sofort gut an. Rein optisch erinnert das City-SUV stark an den Kleinwagen-Klassiker Fiat 500. Mit einer Länge von 4,25 m und einer Höhe von 1,60 m überragt der seit Ende 2014 angebotene 500X seinen Verwandten aber deutlich und teilt sich zudem die technische Basis nicht mit dem Cinquecento, sondern mit dem Jeep Renegade. Wie lange die Zuneigung für das in "Amore Rot" lackierte SUV aus Italien anhalten würde, sollte der Langstreckentest über eine Distanz von 100.000 Kilometern klären. Angetrieben wurde unser Dauertester über die Vorderräder von einem 1,6-Liter-Turbodiesel, der 120 PS mobilisiert. Und obwohl die Selbstzünder der 500er-Baureihe bei Testbeginn im November 2016 noch nicht über SCR-Katalysatoren und AdBlue-Technik verfügten, erfüllten sie bereits die Abgasnorm Euro 6. Inzwischen sind die Benziner mit einem Ottopartikelfilter, die Diesel mit SCR-Kats ausgerüstet und ausnahmslos nach der Euro 6d-Temp-Norm zertifiziert. Die Ausstattungslinie Lounge werteten wir mit einigen Kreuzchen in der Preisliste noch weiter auf. Um die Optik zu schärfen und den Komfort zu erhöhen, orderten wir noch Ledersitze (1200 Euro), Metalliclackierung (1300 Euro), Sitz- und Lenkradheizung (540 Euro), einen höheneinstellbaren Beifahrersitz sowie eine dritte Kopfstütze hinten (240 Euro). Und auch die Sicherheitsausstattung fiel bei unserem Fiat 500X für ein City-SUV dank optionaler Features umfangreich aus: Das Fahrassistenz Paket Plus kostete 790 Euro und beinhaltete Auffahrwarnung, Spurwechsel- und Spurhalteassistenten sowie eine Rückfahrkamera. Das Sichtpaket (450 Euro) mit Licht- und Regensensor, elektrisch anklappbaren Außenspiegeln und automatisch abblendbarem Innenspiegel, Fernlichtassistenten (100 Euro) und einem Notrad (100 Euro) bestellten wir ebenfalls. Zum Grundpreis von 25.790 Euro (Stand Herbst 2016) addierten sich somit Sonderausstattungen im Wert von 4720 Euro, sodass der Testwagenpreis auf 30.510 Euro kletterte – trotz der guten Ausstattung eine ordentliche Summe für ein frontgetriebenes City-SUV mit manuellem Getriebe. Mehr zum Thema Dauertest Audi A2
Fiat 500X im Video:
Fiat 500X im Test über 100.000 Kilometer
Nach den ersten Dienstfahrten im Test über 100.000 Kilometer fanden sich vor allem für die Motor-Getriebe-Kombination des Fiat 500X viele lobende Einträge im Fahrtenbuch. So notierte Wirtschaftsredakteur Markus Bach bei Kilometerstand 5789: "Mit dem drehfreudigen Turbodiesel ist der 500X gut motorisiert, und das Sechsgang-Schaltgetriebe lässt sich einfach und präzise bedienen." Der 1,6-Liter-Selbstzünder leistet 120 PS, mobilisiert ein maximales Drehmoment von 320 Newtonmetern und präsentiert sich angenehm laufruhig. Tester Paul Englert überzeugte vor allem, "dass der Motor sehr gut gedämmt ist und auch bei hohen Geschwindigkeiten oder nach Kaltstarts akustisch nicht aufdringlich wird". Mit einigem Anlauf erreichte unser Testwagen laut Tacho Höchstgeschwindigkeiten von 200 km/h. "Allerdings geht dem Triebwerk oberhalb von 160 km/h spürbar die Luft aus, und an langen Autobahnsteigungen wirkt der 500X etwas zäh", vermerkte Autor Johannes Riegsinger im Fahrtenbuch nach einer rund 1500 Kilometer langen Dienstreise quer durch die Republik. Gar nichts zu meckern hatten wir dagegen am erfreulich niedrigen Verbrauch: Über die gesamte Testdistanz von 100.000 Kilometern begnügte sich der Fiat 500X durchschnittlich mit 6,5 l Dieselkraftstoff.
500X beweist Langstreckentauglichkeit
Ein guter Wert, zumal der Fiat 500X im Test über 100.000 Kilometer häufig als Langstreckenfahrzeug genutzt wurde. City-SUV und zügiges Kilometerfressen? Das ist beim 500X tatsächlich eine gelungene Kombination. Testredakteur Marcel Kühler spulte an einem Tag über 1000 Autobahn-Kilometer ab und stellte fest: "In schnell gefahrenen Autobahnkurven liegt der Fiat sprichwörtlich wie ein Brett, und auch der Geradeauslauf kann überzeugen." Die sehr sichere und stabile Straßenlage erkauft sich der Fiat jedoch mit einem straff abgestimmten Fahrwerk, das nicht jedem gefiel: "Bei einem SUV erwarte ich einen besseren Federungskomfort", bemerkte Redakteur Markus Bach, während Tester Elmar Siepen die sportive Abstimmung "auf langen Strecken als durchaus angenehm" beschrieb. Die gut konturierten und bequem gepolsterten Sitze ermöglichten entspanntes und ermüdungsfreies Reisen. "Die Schenkelauflage fällt aber arg kurz aus – das mindert den ansonsten tadellosen Sitzkomfort", gab Siepen bei Kilometerstand 65.423 zu Protokoll. Auch die Abschottung gegen Windgeräusche könnte besser sein: "Ab Tempo 150 pfeift der Wind sehr laut um die A-Säulen, sodass Unterhaltungen in Normallautstärke schwer fallen", monierte Technikredakteur Holger Ippen nach 44.250 km. Ganz und gar nicht zufrieden waren die Redaktionsmitglieder mit der Multimedia-Einheit: "Radio und Navi nerven tutti completo", kritisierte Ippen und fügte hinzu: "Der Touchscreen ist viel zu klein, reagiert träge auf Berührungen, und der Radioempfang bricht regelmäßig ab". Philipp Kesternich, Chef vom Dienst, monierte in einem Eintrag ins Fahrtenbuch, dass "das Navisystem selbst Vollsperrungen von Straßen nicht erkennt, keine sinnvollen Stauumfahrungen vorschlägt und oft merkwürdige Routen anzeigt". Marcel Kühler berichtete außerdem, dass das System während einer längeren Reise den Dienst komplett versagte und er die Routenführung mehrfach neu starten musste. Immerhin: Inzwischen verfügen die Fiat-500X-Modelle über ein modernisiertes Multimediasystem. Dieses machte dank größerem Display und zuverlässiger Navigation in anderen Fiat-Testwagen jüngst einen ausgereiften Eindruck und bietet zudem deutlich mehr Funktionen.
Gutes Raumangebot im Fiat 500X
Angesichts der kompakten Außenabmessungen fällt das Raumangebot im Fiat 500X für Passagiere sehr großzügig aus: "Für Fahrer und Beifahrer ist wirklich ausreichend Bewegungsfreiheit in alle Richtungen vorhanden", lobte etwa Motorsport- Redakteur Gregor Messer. Und auch im Fond herrscht kein Platzmangel, allerdings "behindern die ausgeprägten seitlichen Dacheinzüge beim Ein- und Aussteigen", so Messer bei Kilometerstand 37.599 zu berichten. Fotochefin Daniela Loof haderte hingegen mit dem selbst für diese Fahrzeugklasse relativ überschaubaren Laderaumvolumen von 350 bis 1000 Litern: "Meine raumgreifende Fotoausrüstung habe ich nur mit Mühe unterbringen können, und die unangenehm hohe Ladekante erschwert das Beladen." Gestaltung und Anmutung des Interieurs dagegen empfand das AUTO ZEITUNG-Team als sehr gelungen: "So muss ein 500er-Cockpit aussehen: schick, pfiffig, aber nicht unpraktisch", brachte es Holger Ippen auf den Punkt. Auch die Materialauswahl kann sich generell sehen lassen, und die Verarbeitung ist bis auf wenige Ausnahmen sehr solide. Nach dem Test über 100.000 km wirken Lederlenkrad, Schalthebel und Sitzbezüge unseres 500X noch frisch, einzig der harte und nicht besonders widerstandsfähige Kunststoff im unteren Bereich der Türverkleidungen weist diverse Kratzspuren auf. Kurz vor Testende bei Kilometerstand 87.712 notierte Elmar Siepen außerdem: "Auf schlechter Fahrbahn dringen aus dem Armaturenträger leichte Knistergeräusche, ansonsten macht der Fiat noch einen rundum soliden Eindruck."
500X mit günstigem Unterhalt und hohem Wertverlust
Bis auf eine Ausnahme sah der 500X die Fiat-Werkstatt über den 100.000-km-Test immer nur zu den standardmäßigen Inspektionsterminen. Allerdings muss der Italiener jährlich oder alle 20.000 Kilometer zum Service. Hier könnte Fiat etwas selbstbewusster sein und längere Wartungsintervalle anbieten, schließlich bewies sich die Technik als standfest. Der einzige Fleck auf der ansonsten weißen Weste des 500er: Bei Kilometerstand 29.052 fiel kurzzeitig der Digital- Tacho aus, sodass der Fahrer einige Kilometer ohne Geschwindigkeitsangabe zurücklegen musste. Nach erneutem Starten trat dieser Aussetzer nicht wieder auf – und das Auslesen des Fehlerspeichers brachte auch keinen Hinweis auf die Ursache. Die laufenden Kosten des City-SUV bewegten sich auf erfreulich niedrigem Niveau. Maßgeblichen Anteil daran hatte der geringe Kraftstoffverbrauch von 6,5 l auf 100.000 km. Während des gesamten Dauertests tankten wir insgesamt 6517 Liter Diesel im Wert von 8077 Euro nach. Motoröl musste außerhalb der Inspektionen nicht nachgefüllt werden. Die jährliche Kfz-Steuer beträgt 182 Euro, die Versicherungsprämien sind vergleichsweise günstig kalkuliert. Ohne Wertverlust kostete der 500X somit 0,14 Euro pro km und zählt damit zu den günstigsten Dauertest-Absolventen. Einen wunden Punkt gibt es in der Kostenbilanz des Italieners aber dennoch: der stattliche Wertverlust. Nach zwei Jahren und 100.000 Kilometern auf dem Tacho ist der gut ausgestattete und sinnvoll motorisierte Fiat jetzt nur noch 11.759 Euro wert. Das entspricht einem Wertverlust von 18.751 Euro, schließlich betrug der Neuwagenpreis im Herbst 2016 noch 30.510 Euro. Drohende Fahrverbote und damit verbundene Wertminderungen gebrauchter Dieselfahrzeuge der Abgasnormen Euro 4 und Euro 5 betreffen unseren nach Euro 6 Norm zertifizierten 500X dagegen nicht. Aktuell sind für einen Fiat 500X mit 120-PSTurbodiesel samt Euro 6d-Temp-Abgasnorm und vergleichbarer Ausstattung rund 29.000 Euro fällig. Durch das jüngste Facelift mit zahlreichen Detailverbesserungen hat der 500er einen hohen Reifegrad erreicht.
Technische Daten des Fiat 500X
Im Test über 100.000 Kilometer hat sich der Fiat 500X in unsere Herzen gefahren: Er ist nicht nur ein Sympathieträger im coolen Retro-Look, sondern dank standfester Technik auch ein zuverlässiger Alltagsbegleiter. Positiv hervorzuheben sind zudem der sparsame und kräftige 1,6-Liter-Turbodiesel und das sichere Fahrverhalten. Weniger überzeugend: das unzuverlässige Navisystem. In der Endabrechnung landet der Italiener auf einem sehr starken dritten Rang.