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Geht auch ganz einfach:

Mit Fiat 500C und Vespa GTS 300 nach Italien Flucht in den Sommer

Hinter den Alpen scheint die Sonne. Wir suchen mit Fiat 500 Cabriolet und Vespa den Sommer in Italien

Sechs Wochen April-Wetter mitten im Hochsommer – wir haben davon die Nase gründlich voll. An die Redaktions-Fenster pladdert lauwarmer Regen, die Jalousien klappern im Gewittersturm. „Hinter den Alpen soll es ja tatsächlich so etwas wie Sommer geben …“ Jürgen Homberg, gute Seele der AUTO ZEITUNG-Testabteilung, steht in der Bürotür und spricht aus, was jeder denkt. Ich grüble sofort an der Ausrede für den Chefredakteur: „Rolls-Royce Drophead Coupé versus Harley-Davidson Road King wäre ja mal schön, oder?“

REISEN WIE GESTERN
Hinter Homberg taucht mahnend der Fotograf Jochen Faber auf: „Früher sind die Leute noch im Käfer oder Fiat 500 über die Alpen gefahren, und wenn die Kohle nicht für vier Räder gereicht hat, musste die Tour eben mit dem Roller gemacht werden.“ – Hm?!

Eine Woche später stehen wir im Laden des Rosenheimer Vespa-Händlers Rupp, der uns für den kleinen Ausritt eine Vespa GTS Super versprochen hat. Die Dreihunderter mit richtig Qualm! Das wird dem Fiat 500C TwinAir vor der Tür ordentlich einheizen.

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Als Rupp senior aber erfährt, dass wir noch an diesem Tag über den Großglockner bis nach Südtirol wollen, wirft er sich prustend in die Werkstatt-Ecke: „Ihr seid’s net ganz sauber!“ Meister Rupp kennt allerdings den AUTO ZEITUNG-Chefredakteur nicht, der sofort glasklar realisiert hat, dass es uns mit der „investigativen Reportage-Reise“ nur um sonniges Dolce Vita geht, und lachend die Peitsche ausgepackt hat: „Drei Tage gebe ich Euch, runter, rüber, rauf, basta!“ Mit dieser Ermahnung in den Ohren treiben wir nun in Richtung Alpen: Auf der Autobahn nach Osten, hinterm Chiemsee rechts ab und dann immer der Nase nach. Kurzer Zwischenstopp in Zell am See, und dann summt am Fiat zum ersten Mal das kleine elektrische Bikini-Verdeck nach hinten: Die Sonne streckt heute tatsächlich ihre warmen Finger über die Berge bis hierher, das Kaiserwetter kommt gerade rechtzeitig für die Großglockner-Etappe.

In Richtung Süden habe ich den Cinquecento gezogen, beinahe etwas neidisch schaue ich hinter Jürgen her, der mit der Vespa hoch erhobenen Hauptes von der Großglockner-Mautstelle weg den Berg hinaufprescht. Allerdings muss ich schon nach wenigen Kilometern meine Meinung über das kleine italienische Cabriolet revidieren. Der 875-Kubik-Zweizylinder ist nicht etwa die Spar-Variante im Modellprogramm, sondern die Entertainment-Version: Unter Last purrt und knarzt der Twin so energisch, dass tatsächlich so etwas wie Motorrad-Feeling aufkommt. Obendrein macht der Turbolader dem Hubraum-Winzling solche Beine, dass der Fiat 500C mit Feuereifer in Richtung Passhöhe stürmt. Schade nur, dass heute ganze Karawanen von schwer bepackten Familienvans den Berg hinaufbummeln – am Straßenrand wird fotografiert, gegrillt, geschlafen, gespielt.

ITALIEN, WIR KOMMEN!
Glücklicherweise verläuft sich die Betriebsamkeit auf der Südseite zunehmend, vor mir tanzt die Vespa mit gewagten Schräglagen den Berg hinunter, und ich lasse den Cinquecento hinterherschnurren. Dazu das überirdische Bergpanorama – ein klein wenig ist das tatsächlich, als würde man fliegen. Herrlich. Zunehmend wandelt sich das schroffe Hochgebirge mit den weißen Gipfeln, wir schlendern durch saftig-grüne Täler und dichte Bergwälder, dann plötzlich wird die frische, sauerstoffreiche Luft im Cockpit von einer ersten sehnsüchtig-warmen Brise abgelöst.

Nach der italienischen Grenze rollt sich Südtirol mit all seiner rauen Schönheit vor uns aus, wilde Kluften und liebliche Obstgärten ziehen vorüber, dann fliegen wir über die letzte Bergkuppe vor Brixen. Grüne Hügel rollen ins Tal hinab, dort unten glitzern im Abendsonnenlicht die Dächer der südtiroler Kleinstadt. Jürgen deutet mit schmerzverzerrtem Gesicht auf sein Hinterteil: „Da hinten stecken gefühlte 400 Kilometer – ich brauche mal eine Pause.“

Am nächsten Morgen schiebt mir Jürgen den Vespa-Schlüssel neben die Kaffeetasse: „Du darfst!“ Und grinst. Ich nehme ihn grimmig ins Visier: „Heute nachmittag sehen wir uns in Rosenheim. Keine Ausreden. Euch mache ich weg!“

Minuten später pfeift die Vespa im Slalom durch Brixen in Richtung Brenner-Pass. Ganz vergessen, wie verletzlich man sich fühlt auf so einem motorisierten Surfbrett. Durch die kleinen Räder fährt das Gerät praktisch nicht geradeaus, man kurvt quasi in ständiger Schlangenlinie dahin, Bodenwellen, Schlaglöcher – alles provoziert sofortige Richtungswechsel oder Schläge ins Kreuz. Der Asphalt fliegt gleich neben den Beinen vorüber – kein Problem also sich bebildert vorzustellen, welche Größe eventuelle Schürfwunden geschwindigkeitsabhängig haben werden. Wie man so schön sagt: „Mit dem Motorrad fällt man härter, vom Roller öfter …“

WESPE UND VESPA
Die schockierende Exponiertheit verliert aber nach einigen Kilometern ihren Schrecken – und wandelt sich in eine sagenhafte Gefühlsechtheit: Der Fahrtwind zappelt in den Kleidern, Gerüche, kleinste Temperaturunterschiede sind sofort wahrnehmbar. Asphalt, gemähte Wiesen, kühle Nadelwälder: Im offenen Auto ist das alles in Spurenelementen vorhanden, für die volle Dosis braucht es den Roller. So zieht die schwarze Vespa mit Siebenmeilenstiefeln zum Brenner hinauf, selbst auf den langen Autobahnrampen lässt sich der kräftig ziehende 300er-Viertakter nicht abschütteln. An der Passhöhe schlage ich den Kragen der Jacke hoch – ab jetzt geht es im Tiefflug hinunter nach Innsbruck.

Kein Radio, keine Navigation, nur das unablässige Knurren des Einzylinders. Allein mit allen Gedanken. Die Wespe, die sich im Jackenärmel verirrt, ist eine schmerzhafte, aber beinahe willkommene Abwechslung.

In Rosenheim komme ich knapp vor dem Fiat 500 an. Und kaum hängt der Vespa-Schlüssel wieder bei Rupp am Schlüsselbrett, ziehen dunkle Gewitterwolken auf. Willkommen in Deutschland.
Johannes Riegsinger

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die technischen Daten der zwei Italiener

TECHNIK
   

VESPA GTS 300
FIAT 500C TWINAIR
Motor 1-Zylinder, 4-Ventiler,
elektronische Einspritzung
2-Zylinder, 4-Ventiler, Turbolader
Nockenwellenantrieb seitl. im Zylinderkopf (CiH),
über Kette angetrieben
 Zahnriemen
Hubraum 278 cm³
Bohrung x Hub 75,0 x 63,0 mm
875 cm³
Bohrung x Hub 80,5 x 86,0 mm
Leistung bei 21,5 PS (16 kW)
bei 7500/min
85 PS (63 kW)
bei 5500/min
Max. Drehmoment 22 Nm bei 5500/min 145 Nm bei 1900/min
Getriebe Automatik-Getriebe, stufenlos 6-Gang-Getriebe, manuell
Antrieb   Vorderradantrieb
Fahrwerk Selbsttragende Stahlblech-Karosserie,
gezogene Einarmschwinge vorn,
Triebsatzschwinge mit zwei
einstellbaren Federbeinen
(Federbasis) hinten
vorne:
McPherson-Federbeine, Querlenker,
Stabilisator
hinten:
Verbundlenkerachse, Federn,
Dämpfer; ESP; Zahnstangen-Servolenkung,
elektrisch
Bremsen rundum Scheibenbremsen 220 mm rundum Scheibenbremsen; ABS,
Bremsassistent
Bereifung vorne: 120/70-12
hinten.: 130/70-12
rundum: 175/65 R 14
L/B/H 1932 / 755 / 1170 mm 3546 / 1627 / 1488 mm
Radstand 1370 mm 2300 mm
Leergewicht 158 kg 1045 kg
Sitzhöhe 790 mm  
FAHRLEISTUNG /
VERBRAUCH
   
0 - 50 km/h
0-100 km/h
3,4 s
 

11,5 s
Höchstgeschwindigkeit 118 km/h 173 km/h
EU-Verbrauch 3,5 l S / 100 km 4,1 l S / 100 km
CO2-Ausstoß   95 g/km
KOSTEN /
BAUZEIT / STÜCKZAHL
   
Grundpreis 5140 Euro 15.700 Euro

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