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Autoexport: Gebrauchtwagen (Diesel)/Afrika

Gebrauchtwagen-Export trägt laut Studie zur Luftverschmutzung bei

AUTO ZEITUNG
Inhalt
  1. Autoexport: Gebrauchtwagen aus Industrieländern landen häufig in Afrika
  2. Statistik zum Export gebrauchter Diesel ins Ausland
  3. Gebrauchtwagen mit Dieselmotor: EU würde Autoexport am liebsten verbieten
  4. Export gebrauchter Dieselfahrzeuge in der Übersicht (Tabelle)
  5. Fazit

Während gebrauchte Diesel in Deutschland nur noch schwer zu verkaufen sind, freut man sich im Ausland über den Export nach Europa und das wachsende Angebot zu sinkenden Preisen. Der Export alter Diesel nach Süd- und Osteuropa steigt, wie die Statistik zeigt.

Das Thema Autoexport trägt laut einer Studie des UN-Umweltprogramms Unep erheblich zur Luftverschmutzung bei. Konkret geht es dabei um Gebrauchtwagen aus Industrieländern, die häufig nach Afrika exportiert werden. "Millionen gebrauchter Personenwagen, Vans und Minibusse, die von Europa, Japan und den USA in die Entwicklungsländer exportiert werden, tragen erheblich zur Luftverschmutzung bei und behindern Anstrengungen, die Effekte des Klimawandels abzumildern", heißt es in dem Bericht. Den Autor:innen der Studie zufolge ging mehr als die Hälfte der weltweit 14 Millionen Gebrauchtwagen, die zwischen 2015 und 2018 exportiert wurden, nach Afrika. Ein kleinerer Teil gelange demnach nach Osteuropa, Asien, Lateinamerika und in den Nahen Osten. Ein Teil des Problems sei, dass zwei Drittel der untersuchten Länder nur schwache oder sehr schwache Beschränkungen für den Import von Gebrauchtwagen aufgestellt haben. So seien viele gebrauchte Autos nicht verkehrstauglich und führten dazu, dass in Ländern wie Burundi, Malawi, Nigeria und Simbabwe die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle zugenommen hat. Aus einer von der niederländischen Regierung durchgeführte Exportstudie habe zudem ergeben, dass die meisten Gebrauchtwagen beim Export nicht mehr für den Straßenverkehr zugelassen waren, im Schnitt 16 bis 20 Jahre alt waren und den Euro-4-Abgasnormen nicht mehr genügten. Während in Europa also versucht wird, die Fahrzeugflotten lokal emissionsfrei oder zumindest -ärmer zu machen, fahren die hier ausgemusterten Gebrauchtwagen anderswo weiter. Doch laut Unep-Direktorin Inger Andersen sei nur mit einer Umstellung der globalen Fahrzeugflotte auf sauberere Antriebe die Luftqualitäts- und Klimaziele zu erreichen. Mehr zum Thema: CO2-Preis

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Wohin gehen unsere alten Diesel? (Video):

 
 

Autoexport: Gebrauchtwagen aus Industrieländern landen häufig in Afrika

Vor allem der Export gebrauchter Diesel-Fahrzeuge ins europäische Ausland hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Denn auch wenn es bei den Fahrverboten zuletzt Entspannung gab – gebrauchte Diesel lassen sich in Deutschland derzeit nur schwer vermarkten, vor allem mit den Abgasnormen Euro 5 und älter. "Gebrauchte Euro-5-Diesel sind eigentlich nicht mehr zu verkaufen", sagt Kurt Kröger, Chef der Hamburger Autohandelsgruppe Dello. Schließlich ist Hamburg eine der Städte, die bereits Fahrverbote verhängt haben. Während die deutschen Gebrauchtwagenkäufer solche Autos links liegen lassen, greift das Ausland freudig zu: "Im vergangenen Jahr wurden 226.530 gebrauchte Diesel-Pkw exportiert. Fünf Jahre zuvor waren es nur 142.186", sagt der Würzburger Logistik- Professor Christian Kille, der die Zahlen des Statistischen Bundesamts exklusiv für die AUTO ZEITUNG ausgewertet hat. In einigen Ländern hat geradezu ein Run auf gebrauchte Autos mit Diesel-Motoren aus Deutschland eingesetzt: Danach hat sich der Export in die Ukraine und nach Österreich innerhalb von fünf Jahren mehr als verdreifacht und nach Italien, wo traditionell viel Diesel gefahren werden, verdoppelt. Geringe Logistik-Kosten und ein niedriger Zoll von 7,5 Prozent machten sogar den Export gebrauchter Diesel in die Ukraine interessant, so Kille, denn das Land profitiert von einem Assoziierungsabkommen mit der EU.

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Statistik zum Export gebrauchter Diesel ins Ausland

Ganz anders in Deutschland. Hier sank im Februar der Absatz gebrauchter Euro-5-Diesel um 26 Prozent, wie die DAT in ihrem jüngsten Diesel-Barometer feststellte. Auch der Restwert bleibt unter Druck: Kostete ein drei Jahre alter Diesel Ende vergangenen Jahres 52,1 Prozent des einstigen Neupreises, brachte ein gleich alter Benziner laut DAT bei gleicher Laufleistung 57 Prozent. Früher galten Diesel eher als wertbeständiger. "Für Schnäppchenjäger aus dem Ausland gibt es also aktuell eine gute Möglichkeit, günstig an einen Diesel zu kommen", sagt Professor Kille. Für den Autohandel ist die schleichende Entwertung des Gebrauchtwagenbestands doppelt schlimm: Während ein Benziner nach durchschnittlich 83 Standtagen einen neuen Besitzer findet, braucht der Händler bei einem Diesel im Durchschnitt 102 Tage, um einen Kunden zu locken. Und lange Standzeiten nagen an der ohnehin knappen Gewinnmarge. Abhilfe schafft der Export der gebrauchten Diesel ins Ausland. Autohändler Kurt Kröger: "Aufkäufer aus dem europäischen Ausland gab es immer. Aber derzeit sind sie besonders aktiv." Die Autohersteller verschrotten nur ältere Diesel bis Abgasnorm Euro 4, die sie im Zuge der Umtauschprämie in Zahlung genommen haben. Euro-5-Fahrzeuge, die von 2011 bis 2015 zugelassen wurden, werden jedoch vermarktet – womit sich der Handel aber besonders schwertut. Die Autohändler freuen sich deshalb, einen schnellen und unkomplizierten Absatzkanal gefunden zu haben und sind froh, wenn die schwer verkäuflichen Autos aus den Büchern verschwinden.

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Gebrauchtwagen mit Dieselmotor: EU würde Autoexport am liebsten verbieten

Ein weiterer Kanal für den Autoexport ist die Internetplattform wirkaufendeinauto.de, wo Privatleute ihre Kfz verkaufen können. Von dort gehen sie dann vor allem ins Ausland. "Die drehen mittlerweile ein ganz großes Rad", sagt der Vertriebsvorstand eines Autoherstellers. Eine Sprecherin von wirkaufendeinauto.de bestätigt: "Wir arbeiten europaweit mit 55.000 Händlern zusammen", nennt aber keine Verkaufszahlen. Der schwunghafte Export ruft jedoch die Politik auf den Plan. Die EU-Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska würde den grenzüberschreitenden Export gebrauchter Diesel am liebsten verbieten. Sie befürchtet "eine Verschiebung der Luftqualitätsprobleme von West nach Ost". Doch bisher hat sie noch keine rechtliche Handhabe gefunden. Fahrzeuge, die bei der Neuzulassung den geltenden Bestimmungen entsprachen, können in der EU grundsätzlich frei gehandelt werden – zur Freude der Kunden in Ost- und Südeuropa. In vielen europäischen Märkten sieht man die deutsche Debatte um Feinstaub, Stickoxide und Fahrverbote mit Verwunderung. Selbst in Ländern mit hohen Umweltstandards wie den Niederlanden werden in Umweltzonen nur alte Diesel ausgesperrt. In Österreichs Hauptstadt Wien muss laut ADAC ein Auto schon schlechter sein als Euro 3, um nicht mehr in die Stadt gelassen zu werden. Die Abgasnorm galt bis 2005. Auch in Österreich sind die preiswerten und gebrauchten Diesel aus Deutschland deshalb heiß begehrt: 12.431 Fahrzeuge kamen im ersten Halbjahr über die Alpen – eine Steigerung um zwei Drittel innerhalb von zwei Jahren. Mehr zum Thema: Fahrverbote & Umweltzonen in Europa
Von Christina Finke & Guido Reinking

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Export gebrauchter Dieselfahrzeuge in der Übersicht (Tabelle)

Pkw mit Dieselmotor,
gebraucht in Stückzahlen
(AUTO ZEITUNG 09/2019)
20162018
1 Österreich15.07624.863
2 Italien19.10819.974
3 Frankreich12.33717.804
4 Ukraine661215.063
5 Rumänien893112.797
6 Niederlande11.25012.404
7 Tschechische Republik638811.429
8 Slowakei762610.489
9 Polen767810.178
10 Belgien80348560
11 Kroatien31427383
12 Portugal55526666
13 Slowenien32216058
14 Spanien40145371
15 Bulgarien32964261
16 Albanien32973733
17 Luxemburg16603259
18 Litauen18512030
19 Kosovo14691961
20 Estland15041847

 
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Unser Fazit

"Wir kaufen deinen Diesel", heißt es in vielen Ländern der EU. Weil es dort Fahrverbote – wenn überhaupt – nur für ganz alte Diesel gibt, boomt der Export gebrauchter Selbstzünder. Ohne diesen Absatzkanal würden die Restwerte für Diesel wohl noch stärker sinken als ohnehin schon. Deshalb ist der Versuch der EU, diesen Handel zu verbieten, ein weiterer Schlag gegen die arglosen deutschen Diesel-Fahrer – und ökologisch unsinnig: Denn oft ersetzt der gebrauchte Euro-5-Diesel dort ein noch älteres Auto mit viel schlechteren Abgaswerten.

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