Von der Straße auf das Wasser: Die Boote der Autohersteller
Porsche, Mercedes, Cupra & Co. erobern die Meere
Stil und Geschwindigkeit kann man nicht nur auf der Straße erleben. Eine ähnliche Erfahrung ist auch auf dem Wasser möglich. Warum der Club der bootsbauenden Autohersteller immer größer wird und die Verbindung zwischen Automobil- und Bootsbranche längst nicht mehr nur für Premiumhersteller interessant ist!
Schlanke Linien, handgearbeitetes Leder, edles Holz und ein kraftvoller Motor – was einst das Fahrgefühl eines Supersportwagens prägte, ist heute auch auf dem Wasser möglich. Viele Premium-Autobauer setzen ihre Technologien in schnellen Booten ein und schaffen so faszinierende Parallelen zu ihren Modellen an Land. Diese Kooperationen dienen weniger der Kundenerweiterung oder einem neuen Geschäftsbereich, sondern vielmehr als Bühne für technische Innovationen. Während manche Marken nur einen kurzen Abstecher in die maritime Welt machen, planen andere ein bleibendes Erbe – teils unerwartet, aber immer spektakulär.
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Leslie & Cars zeigt den Mercedes CLE (2023) im Video:
Daimler: Über 135-jährige Tradition im Bootsbau
Bereits vor über 135 Jahren hieß es bei Mercedes "Schiff ahoi!". Mit der "Marie", einem eleganten kleinen Boot, das auch damals der Spitze der Gesellschaft vorbehalten war. Ihr Besitzer war der damalige deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck, der das Boot nach seiner erstgeborenen Tochter benannte und dieses auf dem See seines Landsitzes in Friedrichsruh östlich von Hamburg einsetzte. Gebaut wurde die Marie 1888 von niemand Geringerem als Gottlieb Daimler, der mit Begeisterung erlebte, wie Bismarck das Boot schätzte. Boote mit Verbrennungsmotoren galten zur damaligen Zeit trotz ihrer Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit nicht als praktikables und modernes Wasserfahrzeug, sondern eher als technische Spielerei, die wenig Anklang fand.
Doch schon vor der "Marie" arbeiteten Gottlieb Daimler seit 1882 mit Wilhelm Maybach an einem schnell laufendem Verbrennungsmotor für die Mobilität zu Land, zu Wasser und in der Luft. 1885 debütierte der Antrieb in einem zweirädrigen Reitwagen, ein Jahr später rüstete Daimler das erste vierrädrige Automobil der Geschichte mit seinem Motor aus. Dieses Datum und die Patentanmeldung des Motorwagens von Carl Benz in Mannheim machten 1886 zum Geburtsjahr des Automobils. Im selben Jahr präsentierte Daimler sein erstes Motorboot, die "Neckar", benannt nach dem Fluss, auf dem er es testete. Optisch nicht so glamourös wie die zwei Jahre später gebaute Marie teilen beide jedoch das gleiche Antriebssystem. Der Motor wirkt auf eine Welle, die wiederum eine starre Schiffsschraube im Heck antreibt. Gesteuert wird mit einem Ruder.
Boote sind für Mercedes nicht mehr spannend
Wir springen in die Gegenwart, in der Mercedes die Erinnerung an Daimlers Anfänge lebendig hält und die "Marie" im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart ehrt. Die Verbindung zur Wasserwelt bleibt ebenso präsent: In Zusammenarbeit mit Silver Arrows Marine entstand der "Arrow460-Granturismo". Die im Stil der Mercedes-Benz S-Klasse designte Yacht Arrow460-Granturismo richtet sich an wohlhabende Kund:innen, die auch auf dem Wasser Luxus genießen möchten. Diese Kooperation ist kein Einzelfall. Mit Cigarette Racing verbindet Mercedes-AMG eine langjährige Partnerschaft, aus der mittlerweile über zehn exklusive Boote hervorgegangen sind.
Der jüngste Coup von Mercedes-AMG und Cigarette Racing ist die vom Mercedes-AMG GT 63 S Coupe inspirierte "41‘ AMG Carbon Edition". Beim 12,5 m langen High-Performance-Boot wurden robuste und leichtgewichtige Kohlefaserkomponenten verbaut, ganz wie beim automobilen Vorbild. Doch nun wendet sich Mercedes neuen Projekten zu. Der Hersteller verrät, dass im Bereich Boote und Yachten keine weiteren Projekte geplant sind. Lukrativere Felder locken. Im Fokus stehen inzwischen luxuriöse Immobilien. Aktuellstes Beispiel dafür ist der im Februar 2024 vorgestellte Mercedes-Benz Place in Miami. Der 67-stöckige markante Wolkenkratzer im Stadtteil Brickell wird 791 exklusive Wohnungen mit Blick auf die Biscayne Bay bieten und soll ab 2027 neue Maßstäbe für urbanes Luxuswohnen setzen.
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Viele Rekorde für die Boote von Bugatti
Interessiert in Booten war auch Ettore Bugatti, der Motoren und Propellerwellen für Schnellboote entworfen und in den 1930er Jahren Geschwindigkeitsrekorde mit seinen eigenen Booten Niniette I und Niniette II aufgestellt hat. Doch seine Boote hat er nie mit seinem Autogeschäft in Verbindung gebracht. Ähnlich verhielt es sich auch 2015, als an die Bugatti-Tradition angeknüpft und gemeinsam mit dem Yachtspezialist Palmer Johnson eine Luxus-Yacht für den exklusiven Kundenkreis entworfen wurde. Vom Autobauer erhielt die Niniette 66 wenig Aufmerksamkeit. Nachdem die auf 66 Exemplare limitierten Yachten vergriffen waren, gab es von Bugatti kaum öffentliche Informationen mehr dazu. Heute konzentriert sich Bugatti neben den Supersportwagen auf andere Prestigeprojekte, die kaum überraschen: 2023 eröffnete die erste Bugatti-Residenz. Natürlich in der prestigeträchtigen Business Bay in Dubai.
Kurzes Gastspiel für Aston Martin
Das 37 Fuß lange Motorboot von Aston Martin, der in Zusammenarbeit mit Quintessence Yachts entworfene und damals rund 1,8 Mio. Euro teure AM37, feierte 2017 seine Weltpremiere auf der Monaco Yacht Show und markierte für die britische Luxusmarke den Einstieg in die maritime Welt. Mittlerweile hat der Autobauer keine aktiven Bootprojekte mehr und fokussiert sich ebenfalls auf das Trendthema Immobilien. Anfang Mai 2024 eröffnete Aston Martin sein segelförmiges Gebäude in Miami, passend zur Anwesenheit der Formel-1-Elite, die sich am ersten Wochenende des Monats in der Stadt aufhielt. Mit 66 Stockwerken ist es das höchste reine Wohngebäude südlich von New York und befindet sich dort in bester Gesellschaft: Nur 20 km entfernt stehen der Porsche Design Tower sowie auch die Bentley Residences.
Ob auch junge Marken wie Cupra ebenfalls Boote anbieten, wie spektakulär die Yacht von Lamborghini aussieht und wie dick der Geldbeutel für eine Yacht von Bentley sein muss, zeigen wir in der Bildergalerie!
Ob es nun luxuriöse Yachten, umweltfreundliche Elektro- oder Speedboote sind: Viele Autohersteller profitieren von ihrer Expertise bei fortschrittlichen Antriebstechnologien. Und so ist es nur eine logische Erweiterung der Mobilitätsstrategie, auch in der nautischen Welt zu wachsen. Es bleibt spannend, was die Zukunft hier noch bringt. Also: Leinen los!