BMW X2 sDrive18d/Volvo XC40 D3: Vergleichstest Der X2 stellt sich dem XC40
Die noch relativ jungen kompakten SUV-Modelle BMW X2 und Volvo XC40 sind nicht gerade günstig, dafür aber sehr erfolgreich. Ein Vergleichstest mit 150 Diesel-PS!
Gesamtbewertung (max. Punkte) | BMW X2 sDrive18d | Volvo XC40 D3 |
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Karosserie (1000) | 622 | 623 |
Fahrkomfort (1000) | 715 | 727 |
Motor/Getriebe (1000) | 633 | 601 |
Fahrdynamik (1000) | 666 | 617 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2636 | 2568 |
Kosten/Umwelt (1000) | 360 | 371 |
Gesamtwertung (5000) | 2996 | 2939 |
Platzierung | 1 | 2 |
Eigentlich feiern BMW X2 und Volvo XC40 gerade noch ihren ersten Kindergeburtstag, schließlich gibt es sie erst seit dem Modelljahr 2018. Doch für beide Hersteller sind die zwei Kompakten dank einschlägiger Verkaufserfolge schon jetzt nicht mehr aus ihren SUV-Familien wegzudenken. Anders als bei ihren größeren Verwandten kommt es den Kunden in dieser Klasse allerdings nicht unbedingt auf Allradantrieb und viel Leistung an. Können schon die Einstiegsdiesel mit 150 PS und Frontantrieb das volle SUV-Gefühl vermitteln? Wir klären diese Frage im Vergleichstest zwischen BMW X2 sDrive18d und Volvo XC40 D3.
BMW X2 und Volvo XC40 im Vergleichstest
Bei rund 4,40 Meter Außenlänge von "Mini-" oder "Baby"-SUV zu sprechen, wirkt vermessen. Tatsächlich handelt es sich bei diesem Vergleichstest aber bei diesen Modellen um die kompaktesten SUV von BMW und Volvo. Der Volvo XC40 ist einige Zentimeter länger, breiter und höher, was man aber vor allem auf den vorderen Sitzplätzen kaum spürt. Über den Köpfen bleibt durch die deutlich höhere Sitzposition sogar etwas weniger Luft. Die Bewegungsfreiheit auf der Rückbank fällt im Volvo XC40 aber spürbar großzügiger aus als im hinten eng zulaufenden BMW X2. Der Weiß-Blaue kontert wiederum mit etwas mehr Kofferraumvolumen und einstellbaren Rücksitzlehnen. Als Alltags-Lastesel taugen indes beide SUV dank gut 500 Kilogramm Zuladung und 1800 Kilogramm Anhängelast gleichermaßen. Als echtes Pfund zahlt sich beim Volvo dessen mannigfaltige Sicherheitsausstattung aus. Er bietet nicht nur den größeren Serienumfang, sondern sogar Features wie einen Kreuzungsassistenten, den es für den BMW X2 nicht einmal gegen Aufpreis gibt. Obendrein übernimmt der Volvo XC40 mit seinem Pilot Assist (1520 Euro) beispielsweise auf der Autobahn teilautonome Fahrfunktionen bis Tempo 130. Etwas schlechter ist dafür die Übersichtlichkeit im Volvo XC40. Die sehr breiten C-Säulen und die hohe Fensterlinie schränken den Rundumblick stärker ein als beim BMW X2. Der gefällt zudem mit den feineren Materialien und der im Detail besseren Verarbeitung. Dass in einem gut 40.000 Euro teuren Volvo noch reichlich sprödes Hartplastik zu finden ist, enttäuscht etwas.
Fahrkomfort: Volvo XC40 komfortabler
Bei diesen Kompakt-SUV handelt es sich um waschechte Reisewagen – das beweist schon die erste Sitzprobe. Die gute Ausformung, viele Einstellmöglichkeiten von Lehnen und Sitzflächen sowie die wirkungsvolle Polsterung sorgen insgesamt für sehr bequemes Fahren. Auch ergonomisch gibt es dank großer Türausschnitte, hoher Sitzpositionen und reichlich Ablageflächen nichts zu meckern. Es dürften vor allem solche Details sein, die zuletzt für den großen Erfolg dieser Fahrzeugklasse verantwortlich sind. Denn vor allem der Volvo XC40 vermittelt einem auf diese Art den Eindruck, in einem viel größeren Auto unterwegs zu sein. Selbst die Geräuschdämmung ist im Volvo-Testwagen wirkungsvoll gelungen. Sogar bei höheren Geschwindigkeiten geht es hier trotz kantiger Grundform leiser zu als im BMW X2. Und bei der Klimatisierung hat der Volvo XC40 mit Frontscheibenheizung (180 Euro), Sitzheizung für die hinteren Passagiere (240 Euro) und einer Standheizung (1170 Euro) obendrein mehr Optionen zu bieten. Dass beide zum Vergleichstest angetretenen Autos mit 19-Zoll-Bereifung unterwegs sind, spürt man bei der Fahrt kaum. Schließlich lassen die optionalen adaptiven Dämpfer (BMW 500, Volvo 840 Euro) in der Komforteinstellung einiges an Federweg zu. Über schroffe Kanten oder Gullideckel rollen beide aber etwas knöchern hinweg. Unangenehm ruppig werden aber beide selbst bei voller Beladung nicht.
Motor/Getriebe: BMW X2 verbraucht weniger
Auch wenn die 150 PS starken Basisdiesel der zwei SUV mit Sechsgang-Handschaltung zu haben sind, bevorzugen viele Kunden mittlerweile die Automatik-Getriebe. Im Fall dieser beiden Achtstufen-Boxen für rund 2000 Euro extra verwundert das nicht. Schließlich arbeiten sie nicht nur unauffällig und butterweich, sondern auch noch effizient. Gerade der BMW X2 setzt seinen Zweiliter-Diesel auch mit Frontantrieb perfekt in Szene. Im sparsamen Eco-Pro-Modus stehen auf der Alltagstestrunde 6,4 Liter pro 100 Kilometer im Protokoll. Der Volvo XC40, der auf der neuen CMA-Plattform (Compact Modular Architecture) basiert, braucht bei gleichen Eckdaten gut einen halben Liter mehr. Überhaupt wirkt der Volvo-Motor im Vergleich zum freier aufspielenden BMW-Pendant etwas zugeknöpft. Am zusätzlichen Ballast von nur 67 Kilogramm kann das kaum liegen. Für den Sprint aus dem Stand auf 100 km/h braucht der Volvo XC40 jedenfalls ganze 1,2 Sekunden länger und erreicht Landstraßentempo erst nach 9,9 Sekunden. Bis Autobahngeschwindigkeiten von 150 km/h erreicht sind, verliert der Volvo XC40 in diesem Vergleichstest schon mehr als drei Sekunden auf den BMW X2.
Fahrdynamik: BMW X2 das agilere und sportlichere Auto
Auch beim Handling muss man beim Schweden im Vergleich zum Bayern deutliche Abstriche machen. Setzten sich die großen SUV-Geschwister XC60 und vor allem der XC90 als superneutrale Kurvenräuber auf der abgesperrten Handlingstrecke in Szene, so ist das Fahrverhalten des kompakten Volvo XC40 eher ernüchternd. Die starke Tendenz zum Untersteuern, die Aufbaubewegungen und der restriktive Regeleingriff des ESP lassen kaum Fahrfreude aufkommen. Zudem will sich über die Lenkung besonders bei schneller Gangart einfach kein authentisches Fahrgefühl einstellen. Dagegen wirkt der BMW X2 mit seiner optionalen variablen M-Sportlenkung (250 Euro) regelrecht athletisch. Und neben dem zackigen Einlenken gefällt der BMW X2 grundsätzlich mit guter Rückmeldung, fein austarierter Neutralität und bester Traktion. Fairerweise sei erwähnt, dass der BMW X2 auf der sportlich abgestimmten Pirelli-P-Zero-Bereifung über den Asphalt rollt. Doch dass er über drei Sekunden weniger für den anspruchsvollen Rundkurs braucht, bestätigt den subjektiven Eindruck: Der Volvo XC40 ist eher für gemütliche Fahrer gemacht. Zudem benötigt der Volvo XC40 in diesem Vergleichstest etwas mehr an Bremsweg aus Tempo 100.
Umwelt/Kosten: Günstigeres Preis-Leistungs-Verhältnis beim Volvo XC40
Angesichts der zusätzlichen Ausstattungsmöglichkeiten und der breiten Antriebspaletten bis hin zu den Topmodellen X2 M35i und XC40 T5 AWD scheinen Einstiegspreise für die Basisdiesel von etwa 35.000 Euro doch recht ambitioniert, denn sowohl beim BMW X2 als auch beim Volvo XC40 muss für ein adäquates Premiumgefühl an Bord noch einiges an Ausstattung geordert werden. Einzig bei der Multimedia-Bestückung liefern die zwei schon in der Grundausstattung fair kalkulierte Argumente. Doch Lederpolsterung, Navigationsgerät oder Soundsystem treiben den Preis schnell über 40.000 Euro. Hinzu kommen teure Kleinigkeiten wie Rückfahrkameras, größere Leichtmetallfelgen oder Metallic-Lackierungen, die das Preisniveau nochmals anheben. Am Ende der Bilanz dieses Vergleichstests bietet der Volvo das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis, weil er zu etwas geringeren Kosten die besseren Garantie- und Versicherungsbedingungen bietet. Günstig ist er deswegen aber nicht.
Messwerte & Technische Daten BMW X2 & Volvo XC40
AUTO ZEITUNG 14/2019 | BMW X2 sDrive18d | Volvo XC40 D3 |
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Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbodiesel | 4/4; Turbodiesel |
Hubraum | 1995 cm³ | 1969 cm³ |
Leistung | 110 kW/150 PS | 110 kW/150 PS |
Max. Gesamtdrehmoment | 350 Nm | 320 Nm |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik/Vorderrad | 8-Stufen-Automatik/Vorderrad |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1535/1612 kg | 1575/1679 kg |
Beschleunigung (Test) | ||
0 - 100 km/h | 8,7 s | 9,9 s |
0 - 150 km/h | 20,5 s | 23,8 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 207 km/h | 200 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,1/34,4 m | 35,2/35,1 m |
Verbrauch (Test/WLTP) | 6,4/5,8 l D/100 km | 7,0/6,0 l D/100 km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 170/153 g/km | 186/159 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 36.500 Euro | 34.950 Euro |
Testwagenpreis | 41.650 Euro | 39.160 Euro |
Der Erfolg dieser zwei Edel-Kompakten ist nicht unbegründet. Bei schickem Design, gutem Platzangebot und viel Raum für Individualisierung vermitteln beide SUV ein sehr erwachsenes Fahrgefühl bei moderatem Verbrauch. Der etwas größere Volvo XC40 D3 kann sich im Vergleichstest nicht nur beim Preis-Leistungs-Verhältnis in Szene setzen, sondern auch bei der Komfortbewertung. Für einen Sieg gegen den BMW X2 sDrive18d reicht es dennoch nicht. Der Bayer fährt fahrdynamisch in einer anderen Liga und kann sich auch mit dem niedrigeren Testverbrauch vom Schweden absetzen. Zudem wirkt der BMW nicht nur im Detail besser und mit feineren Materialien verarbeitet, was das insgesamt hohe Preisniveau zumindest etwas relativiert.