M8 Competition/911 Turbo S: Vergleichstest
BMW und Porsche im Wettstreit
- BMW M8 Competition und Porsche 911 Turbo S im Vergleichstest
- Motor/Karosserie: Atemberaubende Beschleunigung im Porsche 911 Turbo S
- Fahrkomfort: Gut unterstützende Sportsitze im BMW M8 Competition
- Karosserie: Beste Verarbeitung im Porsche 911 Turbo S
- Umwelt/Kosten: Der BMW M8 Competition ist günstiger
- Messwerte & technische Daten: BMW M8 Competition & Porsche 911 Turbo S
- Fazit
Es gibt Fahrzeuge wie den BMW M8 Competition und den Porsche 911 Turbo S, die sich jeder Vernunft widersetzen und an die Leidenschaft appellieren. Sie sind für die Flucht in den Grenzbereich und bieten die Würze für einen emotionalen Vergleichstest!
Gesamtbewertung (max. Punkte) | BMW M8 Competition | Porsche 911 Turbo S |
Karosserie (500) | 423 | 394 |
Fahrkomfort (500) | 362 | 319 |
Motor/Getriebe (1000) | 735 | 808 |
Fahrdynamik (1250) | 898 | 998 |
Kosten/Umwelt (500) | 296 | 272 |
Gesamtwertung (3570) | 2714 | 2791 |
Platzierung | 2 | 1 |
Wenn Porsche einen neuen 911 Turbo auflegt, passiert, was passieren muss: Der neue Porsche 911 Turbo S, hier im Vergleichstest gegen den BMW M8 Competition, legt die Messlatte für alle Supersportler noch höher, als sie ohnehin schon liegt. Da macht der Turbo S des Typs 992 keine Ausnahme. In den Siebzigern war der Turbo das Männerauto schlechthin. Wer ihn bezwingen konnte, genoss den Respekt der anderen Sportwagen-Fans. Das Heckmotorkonzept galt zwar damals als der falsche Weg, aber Porsche hat es über die Jahrzehnte immer weiterentwickelt, zur Perfektion getrieben und allen Zweiflern eine Lektion erteilt. Schon der letzten Version des 911 vom Typ 991 bescheinigte man: Besser geht es nicht mehr. Aber das hat für Porsche keine Bedeutung. Und bei der Wahl zum Supersportwagen des Jahres in der letzten Ausgabe wurde schnell klar, dass Porsche es wieder getan hat: Der neue Porsche 911 Turbo S ist noch ein Stück besser als sein Vorgänger und damit erneut Sportwagen des Jahres. Jetzt wagt sich mit dem BMW M8 Competition der erste Rivale aus der Deckung und in den Ring-Kampf. Genau die richtigen Voraussetzungen für ein spannendes Duell.
Erste Testfahrt im Porsche 911 Turbo S (Video):
BMW M8 Competition und Porsche 911 Turbo S im Vergleichstest
Wir testen nach Sportwagenwertung und da hat die Fahrdynamik oberste Priorität. Wenn bei BMW ein M die Modellreihe kürt, dann hat Dynamik, wie in diesem Fall für den M8 Competition, für die Bayern die gleiche Bedeutung. BMW hat den 625-PS-Boliden zusammen mit dem Rennversion M8 GTE entwickelt. Und das spürt man. Der BMW M8 Competition liegt fantastisch. Auch wenn er gerade noch auf Grund seiner Dimensionen auf der Landstraße etwas unübersichtlich wirkte, fasziniert er schon beim Herausbeschleunigen aus der Boxengasse des Grand-Prix-Kurses des Nürburgrings. Leichtfüßig, wie man es von fast zwei Tonnen nicht erwartet, folgt er mit wenig Lenkeinschlag der Ideallinie Richtung Scheitelpunkt. Die Kommunikation zwischen Antrieb, Fahrwerk und Fahrer ist intensiv und eindeutig. Sein Allradantrieb (reiner Heckantrieb ist möglich) bringt Stabilität und Fahrsicherheit. Das leichte Übersteuern beim Herausbeschleunigen ist Teil der Dynamik und spielerisch in die Linie einzubauen. Allerdings muss das DSC (ESP) dabei zumindest im Sportmodus arbeiten oder gleich ganz deaktiviert sein, sonst bremsen die Regeleingriffe das Tempo. Das fällt jedoch nur so deutlich auf, weil es den Porsche gibt. Warum? Weil der Porsche 911 Turbo Seinfach alles besser kann. Das ist keine Kritik am M8, sondern eine Verneigung vor Porsche. Dieser Heckmotor-Bolide – fast 62 Prozent lasten auf der Hinterachse – ist der beste Turbo S aller Zeiten und der vielleicht am einfachsten zu fahrende Supersportler überhaupt. Seine Lenkung ist kristallklar in ihren Übermittlungen. Der Turbo scheint, egal bei welchem Tempo, im rechten Winkel abbiegen zu können – schlicht unglaublich. Dort, wo der BMW ins Untersteuern drängt, lässt sich der Elfer noch entspannt weiter in den Radius führen. Anders als bei anderen Fahrzeugen, die wie der Turbo über Wankausgleich und Allradlenkung verfügen und dadurch eher irritieren, erzeugen die Systeme im Porsche eine unglaubliche Stabilität. Im Vergleichstest mit dem BMW M8 Competition geht im Porsche 911 Turbo S alles selbstverständlicher, verlässlicher, sicherer von der Hand. Am Ende einer Runde über die Sprintstrecke des Nürburgrings summiert sich der Vorsprung des Turbo S auf vier Sekunden. Auch im Slalom (18 Meter) hängt das Zuffenhausener Meisterstück den Competition ab. Und die Bremsen? Eine Wucht. Brillant in der Dosierbarkeit, atemberaubend in der Verzögerung. Resultat: Der Elfer ist in seiner Leistungsklasse unschlagbar.
Motor/Karosserie: Atemberaubende Beschleunigung im Porsche 911 Turbo S
Selbst jahrzehntelange Erfahrung ändert nichts daran, dass man vor der ersten vollen Beschleunigung mit BMW M8 Competition und Porsche 911 Turbo S genauso nasse Hände hat wie beim Herausfahren aus der Boxengasse. Und das hat seinen guten Grund: Schon den M8 Competition reißt es dank Allradantrieb mit exzellenter Kraftverteilung in drei Sekunden auf Tempo 100. Aber die erste Beschleunigungsmessung im Vergleichstest mit dem Turbo S, dass der Porsche auch hier in einer anderen Liga spielt. Wie von einem Vorschlaghammer vom Fleck katapultiert sind 100 km/h in 2,6 Sekunden erreicht und Tempo 200 ist in 8,1 Sekunden überflogen. Kaum schnappt man wieder nach Luft, zuckt die Tachonadel bereits an der 300er-Markierung vorbei. Erst bei 330 km/h ist Schluss. Der BMW braucht etwas mehr Anlauf, um seinen Topspeed von 305 km/h zu erreichen. Dafür zeigt sein V8-Biturbo die kultivierteren Manieren. Der doppelt aufgeladene Sechszylinder-Boxer verrichtet seinen Job im 911 präsenter. Auch das Getriebe wechselt im Porsche vernehmlicher die Gänge als die weich operierende Achtstufen-Automatik des M8. Auf der Rennstrecke ist das Porsche-Doppelkupplungsgetriebe mit seinen acht Gängen dafür hellwach und zusammen mit dem perfekt im Hintergrund unterstützenden, nie bevormundenden Stabilitätsmanagement (PSM) der beste Co-Pilot, den man sich am Limit wünschen kann.
Fahrkomfort: Gut unterstützende Sportsitze im BMW M8 Competition
Eigentlich ist der 911 Turbo ein exzellenter Langstreckenpartner. Der Testwagen nutzt allerdings das optionale Sportfahrwerk inklusive zehn Millimeter Tieferlegung, was den Komfort im Vergleichstest beeinträchtigt. Im BMW M8 reist man hingegen nicht nur geschmeidiger über schlechte Asphaltdecken, sondern auch mit einem deutlich niedrigeren Geräuschpegel – vor allem bei hohen Geschwindigkeiten. Zudem freut sich der Rücken nach stundenlangen Etappen über die tolle Unterstützung der großen Sportsitze im BMW M8 Competition. Im Porsche 911 Turbo S kann man sich über die etwas kleineren Turbo-Sitze jedoch auch nicht beklagen.
Karosserie: Beste Verarbeitung im Porsche 911 Turbo S
Porsche bleibt beim 911 seinem über Jahrzehnte gereiften Sportwagenkonzept treu und sieht gerne davon ab, aus dem Sportwagen schlechthin einen Businesscruiser zu machen. Die Einbußen gegenüber dem großen BMW M8 Competition im Porsche 911 Turbo S beim Raumangebot und Kofferraumvolumen sowie der Verzicht auf das eine oder andere Sicherheits-Feature wie etwa ein Head-up-Display nimmt man in Stuttgart gerne hin. Bei der Verarbeitung hingegen macht Porsche beim 911 keine Kompromisse. Die Karosseriesteifigkeit und die Liebe zum Detail stiehlt sogar der exzellenten Qualität des M8 die Show im Vergleichstest.
Umwelt/Kosten: Der BMW M8 Competition ist günstiger
Tja, kommen wir im Vergleichstest zwischen BMW M8 Competition und Porsche 911 Turbo S zum Preis: Es klingt schon etwas komisch, dass der M8 Competition 40.681 Euro günstiger ist als der Turbo S und trotzdem noch 179.250 Euro inklusive aller testrelevanten Extras kostet. Aber ein Porsche Turbo war schon immer teuer, daher wird auch der Einstiegspreis von 218.181 Euro (219.931 Euro inklusive Optionen) dem Erfolg des 911 Turbo S nicht im Wege stehen.
Messwerte & technische Daten: BMW M8 Competition & Porsche 911 Turbo S
AUTO ZEITUNG 15/2020 | BMW M8 Competition | Porsche 911 Turbo S |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | V8/4; Biturbo | B6/4; Biturbo |
Hubraum | 4395 cm³ | 3745 cm³ |
Leistung | 460 kW/625 PS | 478 kW/650 PS |
Max. Drehmoment | 750 Nm | 800 Nm |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik/ Allrad, Sperrdiff. hinten | 8-Gang, Doppelkupplung/ Allrad, Sperrdiff. hinten |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1885/1897 kg | 1640/1655 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 3,0 s | 2,6 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 250 (305) km/h | 330 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 32,4/32,5 m | 31,3/31,0 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/EU) | 12,8/10,5 l SP | 12,3/11,1 l SP |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 303/252 g/km | 279/271 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 168.000 Euro | 218.181 Euro |
Testwagenpreis | 179.250 Euro | 219.931 Euro |
Leidenschaft gegen Fakten aufzuwiegen, ist vor allem bei Supersportwagen schwer. Bei den Duellanten BMW M8 Competition und Porsche 911 Turbo S schaltet sich der Verstand aus, und das Herz übernimmt die Entscheidungshoheit. Aber wir versuchen es trotzdem und bewerten diesen Vergleichstest nach dem leidenschaftlicheren Sportwagen-Punkteschlüssel. Und da untermauert der 911 Turbo S seine Wahl zum Supersportwagen des Jahres eindrucksvoll. Er ist ein Musterbeispiel an Fahrbarkeit, irrsinnig schnell, narrensicher – wenn man das bei einem 330 km/h schnellen Auto sagen kann – und exzellent verarbeitet. Der M8 Competition hat eigentlich leichtes Spiel mit den meisten seiner Rivalen. Beim Turbo S geht ihm allerdings im Grenzbereich die Luft aus. Im Alltag punktet er aber mit viel Platz und feinem Komfort.