M4 Competition/911 Carrera S: Vergleichstest
M4 und Carrera S auf Augenhöhe
- BMW M4 Competition Coupé und Porsche 911 Carrera S im Vergleichstest
- Motor/Getriebe: Porsche 911 Carrera S hat Lust auf Drehzahl
- Fahrkomfort: BMW M4 Competition Coupé etwas rustikaler
- Karosserie: Beste Verarbeitung im Porsche 911 Carrera S
- Umwelt/Kosten: BMW M4 Competition Coupé günstiger
- Messwerte und technische Daten BMW M4 Competition Coupé und Porsche 911 Carrera S
- Fazit
Das BMW M4 Competition Coupé kennt nur einen Maßstab: den Porsche 911 Carrera S. Der Vergleichstest am Limit klärt, ob das beste Produkt der M-GmbH das Zeug hat, der Zuffenhausener Legende im Grenzbereich die Stirn zu bieten.
Gesamtbewertung (max. Punkte) | BMW M4 Competition Coupé | Porsche 911 Carrera S |
Karosserie (500) | 421 | 393 |
Fahrkomfort (500) | 355 | 359 |
Motor/Getriebe (1000) | 725 | 736 |
Fahrdynamik (1250) | 764 | 821 |
Kosten/Umwelt (500) | 357 | 336 |
Gesamtwertung (3570) | 2622 | 2645 |
Platzierung | 2 | 1 |
Wir stellen das BMW M4 Competition Coupé dem Porsche 911 Carrera S im Vergleichstest gegenüber. Denn wenn die Konkurrenz der Systeme die Entwicklung positiv beeinflusst, dann sind die beiden Boliden zwei der beeindruckendsten Beweise. Der Abgesang auf den Verbrenner wird immer lauter, die Elektromobilität drängt in alle Segmente, aber dennoch laufen klassische Performance-Fahrzeuge zur Höchstform auf. Beim aktuellen M4 Competition spürt man nichts von mangelnder Leidenschaft in der Entwicklungsabteilung. Er ist der beste M4, den es bisher gab. Er wird mit Lob überhäuft und zeigt eine unglaubliche Liebe zur Technik in jedem Detail. Wenn das die Abschiedsvorstellung klassischer Sportwagen ist, dann spenden wir Applaus. Und die M-GmbH macht gute Geschäfte mit der Sportwagen-Leidenschaft: 2020 war ihr bisher erfolgreichstes Jahr. Auch bei Porsche ist das beliebteste Produkt – natürlich – ein Sportwagen. Der 911 steht noch immer hoch im Kurs. Auch bei uns. Daher haben wir das BMW M4 Competition Coupé und den Porsche 911 Carrera S in den Grenzbereich geschickt und nach der Sportwagenbewertung verglichen.
Der BMW M4 (2020) im Video:
BMW M4 Competition Coupé und Porsche 911 Carrera S im Vergleichstest
Das BMW M4 Competition Coupé mit dem Porsche 911 Carrera S im Vergleichstest zu betrachten geht nicht, ohne den Bezug zum Vorgänger des BMW. Warum? Weil der neue M4 den bisherigen M4 alt aussehen lässt! Die Sprünge zwischen den bisherigen Generationen war noch nie so groß wie jetzt. Auch der Vorgänger lag exzellent in der Hand, hat immer seine Linie gefunden und trieb die meisten seiner Rivalen mit seiner Leichtigkeit nach Belieben zur Verzweiflung. Aber der neue M4 Competition spielt in einer anderen Liga – in einer gefühlvolleren und vor allem viel schnelleren. Dort, wo der alte M4 mit seiner nach außen drängenden Hinterachse schnelle Reaktionen einforderte und sein Limit aufzeigte, ist der neue noch mit stoischer Ruhe unterwegs. Er folgt stabil und sicher der Ideallinie, trifft dank der intensiven Verbundenheit zwischen Lenkung und Vorderachse jeden Scheitelpunkt millimetergenau. Der mechanische Grip dabei ist irrsinnig. Immerhin wollen hier 510 PS über die Hinterräder auf die Straße. Die einstellbare Traktionskontrolle (Option) versteht dabei ihr Handwerk meisterlich. So fein ließ sich bei noch keinem M4 die Leistung punktgenau in Vortrieb umsetzen. Der neue Competition verschiebt die bisherigen Grenzen seiner Baureihe. Vor zwei Jahren musste sein Vorgänger auf dem Grand-Prix-Kurs gegen den Porsche ran. Seine Zeit damals: 1:39,7 Minuten. Und heute? Die Datenaufzeichnung dokumentiert 1:37,7 Minuten. Der neue M4 ist zwei Sekunden schneller als der alte. Auf der Rennstrecke ist das eine andere Welt – und dabei gibt er sich so umgänglich wie keiner seiner Vorgänger. Ob das für den 911 Carrera S reicht? Nicht ganz. Der Porsche bleibt am Limit die Nummer eins. Er ist immer noch eine Sekunde schneller als der BMW. Aber auch der Elfer schafft das nicht im Serientrimm. Porsche weiß, wie gut der neue M4 geworden ist, und wertete die Serienausstattung mit einem Sportfahrwerk, Allradlenkung, Karbon-Keramik-Bremsanlage und weiteren Performance-Extras dynamisch auf. Das Ergebnis überzeugt: Kaum ein anderes Auto teilt sich so intensiv mit, pflegt einen so innigen Dialog über Fahrwerk und Antrieb mit seinem Fahrer wie der Carrera S. Und keines findet so unbeirrt die perfekte Linie. Ihn auf der Strecke zu schlagen, ist fast unmöglich. Hochkarätige Supersportler haben sich an ihm schon die Zähne ausgebissen. Der neue M4 hat sich immerhin rangearbeitet und zeigt, dass in ihm ein echter Supersportwagen steckt.
Motor/Getriebe: Porsche 911 Carrera S hat Lust auf Drehzahl
Ein Blick auf die Fahrleistungen im Vergleichstest mit dem Porsche 911 Carrera S zeigt, wie gut das Fahrwerk und die Traktionskontrolle im neuen BMW M4 Competition Coupé arbeitet. Im Vergleich zum Vorgänger bringt der neue Competition 60 PS und 100 Newtonmeter mehr. Der Vorgänger hatte allerdings deutlich mehr Probleme, die Kraft auf die Straße zu bringen. Zwar kommt der 510 PS starke M4 nicht ganz so schnell aus den Startblöcken wie der 911, bollert aber von 2750 bis hinauf zu 5500 Touren mit 650 Newtonmeter und zeigt oberhalb von Tempo 150 dem Porsche die Rücklichter. Tempo 200 erreicht der BMW nach 11,4 Sekunden (Vorgänger: 13,0 s), der Porsche nach 11,6 Sekunden. Erst bei 290 km/h wird der M4 mit optionalem M Driver's Package eingebremst. Der 911 arbeitet sich bis auf 308 km/h hinauf. Der Biturbo-Reihensechszylinder des M4 Competition lässt sich extrem filigran dosieren. Dennoch verlangt vor allem das enorme Drehmoment mehr Aufmerksamkeit, als das beim Sechszylinder-Boxer-Biturbo des Carrera S der Fall ist. Der Motor des Porsche hängt doch noch verbindlicher am Gaspedal. Leistung und Drehmoment bauen sich bei ihm authentischer auf. Der drei Liter große Biturbo des 911 fühlt sich dabei an wie ein unglaublich bullig anschiebender Saugmotor mit atemberaubender Lust auf Drehzahlen. Dass er am Ende auch noch einen Hauch sparsamer ist, liegt an seinem extrem lang übersetzen achten Gang, seinem deutlich geringeren Gewicht und der im Vergleich zum BMW zierlich durch den Wind schlüpfenden Karosserie.
Fahrkomfort: BMW M4 Competition Coupé etwas rustikaler
Im Vergleichstest zwischen BMW M4 Competition Coupé und Porsche 911 Carrera S geht es nicht nur um maximale Rundstrecken-Performance, sondern auch um gediegenen Fahrkomfort – zwei Eigenschaften, die nicht unbedingt gut gleichzeitig zu realisieren sind. Dennoch schafft es vor allem der Porsche, auch auf langen Etappen zu überzeugen. Trotz Sportfahrwerk zeigt der 911 ein extrem feinfühliges Ansprechverhalten. Längere Wellen gleicht er im Normal-Modus seiner adaptiven Dämpfer elegant aus. Die teuren, aber ausgesprochen gut anliegenden adaptiven Sportsitze geben festen Halt und bieten gleichzeitig einen entspannten Langstreckenkomfort. Unbequem sind auch die optionalen Karbonschalensitze im BMW nicht. Ihre Aufgabe ist aber dennoch klar definiert: Ultimativer Seitenhalt hat oberste Priorität und der Komfort muss sich unterordnen. Das etwas unnachgiebigere Feder-Dämpfer-Set-up des M4 Competition verzichtet ebenso auf unnötige Härte, ist aber auf Querfugen eine Spur rustikaler in der Ansprache.
Karosserie: Beste Verarbeitung im Porsche 911 Carrera S
Die Karosserie des Porsche 911 Carrera S ist im Vergleichstest mit dem BMW M4 Competition Coupé ein Musterbeispiel für Verarbeitungsqualität. Extrem steif und mit tadellosen Passungen wirkt sie wie aus dem Vollen gefräst. Auch im Innenraum zeigt der 911 keine Schwächen. Das darf man allerdings von Porsche erwarten. Auch bei der nachträglich intensiv versteiften 4er-Karosserie des M4 gibt es bei der Qualität keinen Anlass zur Kritik. Das deutlich bessere Raumangebot und der höhere Nutzwert – dank vernünftigen Sitzen im Fond und einem akzeptablen Kofferraum – stehen auch auf der Habenseite des M4. Bei der Bedienung setzt der BMW den Maßstab: Jeder Menüpunkt ist intuitiv zu finden. Die Eingabe über den Dreh-/Drücksteller oder den Touchscreen oder per simplem Sprachbefehl ist auch ohne vorheriges Studium der Betriebsanleitung problemlos machbar. Das Porsche-System verlangt etwas mehr Konzentration. Einzelne Menüebenen erreicht man nur über verschlungene Pfade.
Umwelt/Kosten: BMW M4 Competition Coupé günstiger
Das Kostenkapitel ist in diesem Vergleichstest schnell abgehandelt: Der BMW M4 Competition ist alles andere als billig, aber dennoch deutlich günstiger als der Porsche 911 Carrera S – Qualität hat ihren Preis.
Messwerte und technische Daten BMW M4 Competition Coupé und Porsche 911 Carrera S
AUTO ZEITUNG 08/2021 | BMW M4 Competition Coupé | Porsche 911 Carrera S |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | R6/4; Biturbo | 6-Boxer/4; Biturbo |
Hubraum | 2993 cm³ | 2981 cm³ |
Leistung | 375 kW / 510 PS, 6250 /min | 331 kW / 450 PS, 6500 /min |
Max. Drehmoment | 650 Nm, 2750 - 5500 /min | 530 Nm, 2300 - 5000 /min |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik/ Hinterrad; Diff.-Sperre | 8-Gang, Doppelkupplung/ Hinterrrad; Diff.-Sperre |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1725 / 1709 kg | 1515 / 1547 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 3,6 s | 3,4 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 250 (290) km/h | 308 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 33,7 / 33,0 m | 32,1 / 31,8 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 10,8 / 9,9 l SP | 10,5 / 10,7 l SP |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 255 / 227 g/km | 248 / 238 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 91.000 Euro | 121.822 Euro |
Testwagenpreis | 106.500 Euro | 143.421 Euro |
Das BMW M4 Competition Coupé ist der beste M4 aller Zeiten. Seine Fahrleistungen und seine Fahrbarkeit am Limit lassen seinen Vorgänger verdammt alt aussehen. Den 911 kann er im Vergleichstest nun endlich mächtig unter Druck setzen. Aber auch wenn der M4 so schnell, sicher und leichtfüßig wie nie zuvor an seinem Grenzbereich entlang tobt, wahrt er noch immer einen Respektabstand zum Konkurrenten aus Zuffenhausen. Die Krone für das Vergnügen am Limit bleibt daher in Stuttgart. Der Porsche 911 Carrera S ist auf der Rennstrecke vom BMW M4 Competition Coupé nicht zu schlagen. Er pflegt eine noch intensivere Kommunikation mit seinem Piloten und bleibt immer das Quäntchen berechenbarer als der BMW. Noch: Ein M4 CSL könnte den minimalen Vorsprung des 911 Carrera S vielleicht künftig aufarbeiten.