Das Basismodell des BMW i4 mit Hinterradantrieb und 80,7-kWh-Akku soll besonders effizient und weit fahren. Der Reichweiten-Test des i4 eDrive40 schafft Klarheit.
Mit dem BMW i4 beweist die Marke, dass ein Batterie-elektrisches Mittelklassefahrzeug nicht zwangsweise als modisches SUV daherkommen muss. Gleichzeitig ist der im Münchener Stammwerk produzierte Elektriker der zurzeit einzige deutsche Konkurrent für den weltweiten Elektroauto-Bestseller Tesla Model 3. Der i4 steht auf derselben Plattform wie die Verbrenner-Versionen der 4er-Baureihe und wird in zwei Leistungsstufen angeboten: Das 544 PS starke Topmodell M50 setzt auf je eine stromerregte Synchronmaschine an Vorder- und Hinterachse, während der i4 eDrive40 nur mit Hinterradantrieb, dafür aber ebenfalls mit 80,7 kWh Netto-Akku-Kapazität vorfährt. Je nach Konfiguration verspricht BMW für die Basisversion eine WLTP-Reichweite von bis zu 590 Kilometern – segmentübergreifend ein beeindruckender Wert. Weil das Gleichstrom-Zapfen dank 205 kW maximaler DC-Ladeleistung nur kurze Fahrpausen erfordern soll, positioniert BMW den i4 als wirklich langstreckentaugliches E-Auto. Doch bevor es auf die Autobahn geht, checken wir zunächst den Innenraum des 4,78 Meter langen BMW: Anders als 4er Coupé und Gran Coupé setzt der i4 bereits auf das Operating System 8, also die neueste Entwicklungsstufe des iDrive-Infotainmentsystems samt großem Display-Verbund. Zwar bleibt der bekannte Dreh-Drück-Steller auf der Mittelkonsole erhalten, die komplexen Menüstrukturen erfordern aber auch von langjährigen BMW-Fahrenden eine längere Eingewöhnungszeit. Und die Sprachsteuerung hinterlässt im Test einen eher zwiespältigen Eindruck, weil sie komplexe Kommandos zwar oft sehr gut umsetzt, dann aber simple Naviziele nicht versteht. Nichts zu meckern gibt es dagegen an der feinen Materialauswahl und der guten Verarbeitung. Das Raumangebot auf der wenig Schenkelabstützung bietenden Rückbank ist für Erwachsene aber eingeschränkt. Dafür nimmt es der Laderaum mit 470 bis 1290 Liter Gepäck auf. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der BMW i4 (2021) im Video:
BMW i4 eDrive40 im Reichweiten- & Ladetest
Elektroauto-spezifische Funktionen und Anzeigen erleichtern den Fahralltag mit einem BEV ungemein. Die BMW-Entwickler:innen haben beim BMW i4 eDrive40 jedoch auf ein wichtiges Feature verzichtet: Als eines der ganz wenigen E-Autos überhaupt gibt der Bayer bei aktivierter Navigation keine Prognose ab, mit welcher Restreichweite oder welchem Akku-Ladestand das Ziel erreicht wird – das sollte unbedingt per Software-Update implementiert werden. Dafür fügt das System Ladestopps auf langen Fahrten automatisch zur Routenführung hinzu und sucht bei geringer Reichweite selbstständig nach Ladepunkten. Eine kW-genaue Angabe über die Ladeleistung liefert der BMW im Reichweiten-Test dann wieder nicht, stattdessen informiert ein Balken im Display nur grob darüber, mit welcher Geschwindigkeit Strom gezapft wird. In unserem Ladetest an einer 350-kW-Station von Ionity (siehe Ladediagramm) erreicht der i4 kurzzeitig die maximale DC-Ladeleistung von 205 kW, fällt dann relativ stark ab: Nach zehn Minuten und 42 Prozent SoC (State of Charge) liegen noch 146 kW an, nach 20 Minuten und 62 Prozent sind es nur 91 kW. So dauert es 31 Minuten, um den 80,7-kWh-Akku von zehn auf 80 Prozent zu laden – das ist flott und entspricht genau der Werksangabe. Bis die Akku-Anzeige danach jedoch 100 Prozent meldet, vergeht nochmals eine knappe halbe Stunde. Richtig vollladen wird also zur zeitraubenden Geduldsprobe. Auf langen Fahrten bewegt man sich deshalb lieber im SoC-Fenster zwischen 80 und zehn Prozent und nutzt von den 80,7 kWh Energiegehalt des Akkus nur rund 56 kWh – allerdings mit Auswirkungen auf die effektive Reichweite. Fährt man auf der Autobahn konstant mit Tempo 100, schafft der BMW i4 eDrive40 mit einer vollen Akku-Ladung theoretisch 521 Kilometer, was der gewohnt optimistischen WLTP-Reichweite schon sehr nahekommt. Nutzt man dagegen nur 70 Prozent des Energiegehalts der Hochvolt-Batterie, verringert sich der Aktionsradius auf immer noch vernünftige 365 Kilometer. Kund:innen eines 340 PS starken Mittelklasseautos dürften sich aber kaum zugunsten der Reichweite mit Tempo 100 zufriedengeben, zumal der i4 mit seiner exzellenten Abschottung gegen Wind- und Abrollgeräusche sowie souveräner Straßenlage zum schnelleren Reisen animiert.
Reichweitenstark, aber kein Verbrenner-Ersatz
Den besten Kompromiss zwischen flottem Reisetempo und vernünftiger Reichweite bietet der BMW i4 eDrive40 im Test, wenn man 130 oder 140 km/h fährt: Mit vollem Akku sind dann stattliche 384 respektive 338 Kilometer möglich, im SoC-Fenster zwischen 80 bis zehn Prozent immerhin noch etwa 250 Kilometer. Um es klar zu sagen: Für Vielfahrende, die einen Verbrenner mit rund 800 Kilometer Aktionsradius gewohnt sind, ist der BMW i4 vermutlich keine Alternative. Unter den E-Autos in der Mittelklasse zählt der BMW dagegen zu den effizientesten und reichweitenstärksten Vertretern.
Weiterlesen:
Technische Daten des BMW i4 eDrive40
Testverbrauch (Tabelle)
Der effiziente BMW i4 eDrive40 fährt weiter als die meisten vergleichbaren Elektro-SUV der Mittelklasse. Das Gleichstromladen bis 80 Prozent SoC (State of Charge) dauert nur etwa ein halbe Stunde, das Vollladen raubt aber viel Zeit. Hervorragend sind Geräusch und Federungskomfort sowie die Qualitätsanmutung.