Fällt der Begriff Südafrika in Zusammenhang mit automobiler Zeitgeschichte, werden Fans von Classic Cars schnell hellhörig. Dieses Mal werfen wir einen Blick auf die wohl schnellste Oberklasse-Limousine der 80er-Jahre aus dem Hause BMW: den BMW 745i SA (E23).
Wenn man im europäischen Raum vom BMW 745i der Generation E23 spricht, dann fallen Petrolheads wohl sofort diese Eckdaten ein: 3,4-l-Reihensechszylinder (M106), 252 PS (185 kW), turboaufgeladen. Das waren 1983 äußerst imposante Daten für die Oberklasse-Limousine aus dem Hause BMW, welche die lange Geschichte der 7er-Reihe einläutete. Doch wie bereits am Beispiel von BMW 530 MLE und Ford Sierra XR8 gezeigt, wissen geneigte Leser:innen bereits, was jetzt kommt. Denn BMW SA (Südafrika) schuf sich ein ganz eigenes Spitzenmodell der E23-Baureihe. Das geschah allerdings nicht unbedingt aus Spaß an der Freude, sondern hatte vor allem zwei gute Gründe.
Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Leslie & Cars fährt den BMW i7 M70 xDrive (2023) im Video:
Der BMW 745i SA eine Notlösung?
Als der performante europäische BMW 745i im Jahr 1980 mit M102-Sechszylinder (185 kW/252 PS) Teil der Modellpalette wurde, standen Länder wie Großbritannien und Südafrika vor einem Problem: Dort herrscht Linksverkehr. Folglich müssen die dort ausgelieferten Fahrzeuge mit der Lenksäule auf der rechten Seite ausgeliefert werden. Das Problem manifestierte sich in Form des Turboladers. Die Lenksäule stand ihm im Weg und konnte verkehrsbedingt dort auch nicht weg. Ebenso wenig flexibel stand es um die Turboschnecke. BMW England machte es kurz und entschied sich deswegen dazu, den stärksten 7er einfach nicht auf dem dortigen Markt anzubieten. Anders sahen das allerdings die Südafrikaner:innen. In Sachen eigene automobile Lösungen zu finden, hatten sie bereits Erfahrung. Das 1973 fertiggestellte BMW-Zweigwerk in Rosslyn (Südafrika) hatte 1973 mit dem 530 MLE (Motorsport Limited Edition) bewiesen, dass sie für Pionierleistungen und clevere Lösungen zu gebrauchen waren, und schufen nebenbei noch den Urahn des BMW M5.
Ganz nach diesem Motto schnappten sie sich unter dem damaligen BMW SA Entwicklungschef Bernd Pischetsrieder einen E23 und kreierten den BMW 745i SA. Der Unterschied zum europäischen Modell? Steckt unter der Haube! Darunter wanderte der legendäre Hochdrehzahl-Motor mit dem Kürzel M88/3 und somit das gleiche Triebwerk, das auch den ikonischen BMW M1 befeuerte. Die mechanische Kugelfischereinspritzung tauschte man gegen eine damals moderne Bosch Motronic. Das Ergebnis waren beeindruckende 290 PS (213 kW) aus 3456 cm3 Hubraum (13 PS mehr als im M1), die den großen BMW 7er innerhalb von nur sieben Sekunden auf 236 km/h beschleunigten. Damit schnappte er sich 1983 offiziell den Titel des schnellsten und wohl auch lautesten Serien-E23. Das Bremssystem entlieh man sich vom BMW 635 CSi, während Felgen und Karosserie leicht in der Breite wuchsen. Wer sich für die schnelle Limousine entschied, hatte die Wahl zwischen einem ZF-4-Gang-Automatikgetriebe oder einem 5-Gang-Sportgetriebe.
Produkte für den Klassiker:
Nappaleder und Klimaautomatik im 745i SA
Im Innenraum bekamen Käufer:innen alles an Luxus und Ausstattung, was zu dieser Zeit möglich war: Elektrische Fensterheber, elektrische Spiegel, Schiebedach, Klimaautomatik und ein elektrisches Heckrollo waren unter anderem an Bord. Speziell für den BMW 745i SA gab es profilierte Sitze, die wie das Armaturenbrett und die Seitenverkleidungen mit Nappaleder bezogen wurden. Die Fensterheberschalter positionierte man aufgrund des geänderten Mitteltunnels um den Schalthebel statt um die Handbremse. Besonders war auch der Tacho, der neben dem berühmten M-Logo auf Geschwindigkeits- und Drehzahlmesser auch einen Maximalwert von 280 km/h trug. Apropos M-Logo: Auch außen platzierte man das M. Zwischen den Scheinwerfern und am Heck prangte zunächst noch das Logo, bis das deutsche Haupthaus im Laufe der Produktion dies verbot.
Auch interessant:
Einziger 7er mit Erfolg im Motorsport
Der zweite gute Grund für die Entwicklung des Luxus-Geschosses war die motorsportliche Ambition von BMW Südafrika. Mit 200 produzierten Exemplaren war es möglich, den BMW 745i SA für den Rennsport zu homologieren. 1985 trat er in der südafrikanischen Group 1-Rennserie gegen Alfa Romeo GTV, Ford Sierra XR8 und Mazda RX7 an, wo er auch prompt den Sieg einfuhr. Übrigens blieb es bis heute der einzige Motorsport-Titel, den BMW jemals mit einem 7er gewann. Ein Jahr später war allerdings schon Schluss mit der Group 1. Dafür sah man nun die Chance, den 7er in der lokalen Group A-Rennserie an den Start zu schicken. Dazu wurde der M88-Reihensechser gegen den S38-Sechszylinder getauscht, der 1986 in BMW M5 (E28) und M635 CSi (E24) eingesetzt wurde.
1987 endete die Produktion des BMW 745i SA nach 209 gebauten Fahrzeugen. 192 davon wurden mit einem Automatikgetriebe ausgestattet, während nur 17 mit einem manuellen Getriebe die Werkshallen in Rosslyn verließen. So oder so ist nicht bekannt, wie viele "M7" heute noch existieren. Die Zahl dürfte wohl äußerst gering ausfallen. Einer der schnellen Siebener befindet sich mittlerweile in der BMW-Sammlung in München, während sich ein einziger BMW 745i SA in privater deutscher Hand befindet.