218d Gran Tourer vs. Grand C4 Picasso & Zafira Tourer Eine neue Größenordnung
Viel Platz, eine ausgeprägte Variabilität und bis zu sieben Sitzplätze: Mit dem 2er Gran Tourer macht BMW nun endgültig Ernst im Kompaktvan-Segment. Gelingt dem Neuling ein Einstand nach Maß?
BMW und ein Van? Diese Kombination galt vor nicht allzu langer Zeit als unvorstellbar. Dann aber brachten die Münchner im vergangenen Jahr den 2er Active Tourer auf den Markt, der sich vom Start weg zum Bestseller entwickelte. Seine gehobene Fahrdynamik und der praxistaugliche Nutzwert kamen nicht nur bei den Kunden gut an, auch in Vergleichstests überzeugte der Praktiker auf ganzer Linie. Diese Erfolgsgeschichte soll sich – nach dem Willen des Münchner Premiumherstellers – nun mit dem neuen, noch geräumigeren 2er Gran Tourer wiederholen.
Das Wettbewerbsumfeld, in das der Bajuware drängt, ist aber ein hart umkämpftes. Auf den Neuling warten etablierte Gegner. In diesem Vergleichstest muss es der 218d Gran Tourer (150 PS) mit zwei gestandenen Wettbewerbern aufnehmen: dem ebenfalls 150 PS starken Citroën Grand C4 Picasso BlueHDi 150 und dem Opel Zafira Tourer 2.0 CDTI, der mit einem Leistungsvorteil von 20 PS antritt.
BMW 2er Gran Tourer vs. Citroën & Opel: KAROSSERIE
Im Vergleich zum Active Tourer ist der neue BMW 2er Gran Tourer über 20 Zentimeter länger. Dazu verfügt er über einen um elf Zentimeter vergrößerten Radstand. Entsprechend geräumig geht es im Innenraum zu. Vor allem in Reihe zwei bietet der Gran Tourer deutlich mehr Platz als sein kompakterer Verwandter. Vorn ist er markentypisch passgenau wie ein bequemer Turnschuh geschnitten. Wirklich eingeengt dürfte sich hier zwar niemand fühlen, dennoch reicht es für den BMW nicht, um sich in Sachen Raumangebot an die Spitze des hier versammelten Trios zu setzen.
Dort hat es sich vielmehr der Opel Zafira Tourer gemütlich gemacht, der außen und innen das größte Auto im Feld ist. Vorn wie hinten freuen sich selbst großgewachsene Personen über jede Menge Bein- und Kopffreiheit. Die im Vergleich zum BMW um acht Zentimeter größere Außenbreite macht sich im Innenraum auch durch eine üppigere Ellenbogenfreiheit auf allen Plätzen bemerkbar. Nur unwesentlich enger ist der charismatische Citroën Grand C4 Picasso geschnitten, dessen lichtdurchfluteter Innenraum – eine Panorama-Windschutzscheibe ist beim Franzosen Serie – überaus aufgeräumt wirkt. Die spacig geschwungene Armaturentafel kommt fast schon steril daher und verzichtet weitgehend auf Tasten oder Regler. Sämtliche Funktionen werden über einen Touchscreen gesteuert, der aber weder sonderlich sensibel auf Berührungen reagiert noch eine intuitive Menüstruktur aufweist.
Ganz anders der BMW: Wie alle aktuellen Modelle der Münchnerverfügt der 2er über das iDrive-Bedienkonzept, das mit seinem zentralen Dreh-Drück-Steller und einigen wenigen Tasten die Steuerung der komplexen Funktionen maßgeblich erleichtert. Der Opel hingegen wirkt mit seiner Vielzahl an Knöpfen fast ein wenig altertümlich. Zwar verfügt auch er über einen Dreh-Drück-Steller zur Steuerung der Multimedia-Einheit, an die Bedienlogik des BMW reicht er aber nicht heran. Dass der 2er Gran Tourer das aktuellste Modell im Feld ist, wird obendrein anhand der umfangreichen Sicherheitsausstattung offensichtlich. Serienmäßige Features wie Seitenairbags im Fond oder eine Müdigkeitserkennung sind in diesem Wettbewerbsumfeld jedenfalls Alleinstellungsmerkmale.
In Sachen Variabilität schenken sich die praktisch veranlagten Kontrahenten, die allesamt auch als Siebensitzer zu haben sind, hingegen nur wenig. Eine dreigeteilte, längs verschiebbare Rückbank mit Lehnenneigungseinstellung gehört hier wie dort zum guten Ton. Ein umklappbarer Beifahrersitz, der das Transportieren extrem langer Gegenstände erlaubt, ist bei allen drei Herstellern aufpreispflichtig verfügbar.
Das größte Standard-Gepäckraumvolumen bringt derweil der Opel Zafira Tourer mit. 710 Liter stehen bei fünfsitziger Konfiguration zur Verfügung. Beim maximalen Laderaumvolumen wiederum hat der BMW mit 1905 Litern die Nase vorn. Kleiner Wermutstropfen: Sein Ladeboden ist bei umgelegter Rückbank im Gegensatz zu den Kofferräumen der Rivalen nicht ganz eben, sondern steigt nach vorn hin leicht an. Dafür punktet der hochpreisige Gran Tourer mit der besten Materialqualität.
Einleitung / Karosserie
Fahrkomfort / Motor & Getriebe
Fahrdynamik / Umwelt & Kosten
Fazit
FAHRKOMFORT
Den angenehmsten Reisekomfort offenbart in diesem Vergleichstest der mit adaptiven Dämpfern (980 Euro) bestückte Zafira Tourer. Verantwortlich dafür sind die serienmäßigen Komfortsitze mit Gütesiegel der Aktion Gesunder Rücken e.V. und die fein ansprechende Federung, die gerade bei maximaler Beladung wesentlich mehr Reserven auf schlechten Straßen aufweist als die Fahrwerke der Konkurrenz.
Der BMW liegt, obwohl gleichfalls mit adaptiven Dämpfern (500 Euro) ausgerüstet, straffer auf der Straße als der Opel – ohne jedoch mit übertriebener Härte zu nerven. Der Abrollkomfort ist allerdings keine Stärke des Gran Tourer, der hier auf optionalen 18-Zoll-Rädern steht. Dafür bieten die Sportsitze des Bayern (490 Euro) den angenehmsten Sitzkomfort. Der mit konventionellen Dämpfern ausgerüstete Citroën Grand C4 Picasso verliert wegen seiner geringeren Reserven auf schlechten Straßen bei voller Beladung wertvolle Zähler. Unbeladen bringt den vergleichsweise weich gefederten Franzosen indes nur wenig aus der Ruhe. Seine Sitze dürften aber mehr Seitenabstützung für den Körper bieten.
MOTOR/GERTRIEBE
Die drei Familienvans sind mit ihren spritzigen Zweiliter-Turbodieseln ausnahmslos artgerecht motorisiert. Den positivsten Eindruck hinterlässt allerdings der Selbstzünder im BMW 218d Gran Tourer. Das 150-PS-Triebwerk begeistert durch sein spontanes Ansprechverhalten und die ausgeprägte Drehfreude. Die Leistungsabgabe erfolgt über das gesamte Drehzahlband sehr homogen. Dazu geht der Motor kultiviert seiner Arbeit nach und hält sich akustisch weitgehend vornehm zurück. Die Kraftübertragung auf die Vorderräder erfolgt über eine schnell und treffsicher agierende Achtstufen-Automatik, die ihren Aufpreis von 2100 Euro absolut wert ist. Außerdem hilft sie, effizient zu fahren: Im Durchschnitt verbraucht der BMW 6,8 Liter Kraftstoff je 100 Kilometer.
Nominell das stärkste Triebwerk im Feld dieselt unter der Haube des Opel Zafira, der als einziger mit Handschaltung an den Start geht, da die Automatik-Ausführung des 170-PS-Vans herstellerseitig zum Testzeitpunkt nicht zur Verfügung stand. Seinen Leistungsvorsprung von 20 PS kann er zumindest gegenüber dem 218d Gran Tourer kaum gewinnbringend einsetzen. Bis 100 km/h baut er lediglich einen Vorsprung von 0,2 Sekunden auf den Bayern auf.
Dazu verbraucht der schwere Rüsselsheimer mit 7,2 Litern knapp einen Liter mehr als der sparsamste des Trios, der Grand C4 Picasso. Der kultivierte Diesel des Franzosen kann in puncto Beschleunigung zwar nicht ganz das Tempo der deutschen Kontrahenten mitgehen, besticht dafür aber gleichfalls mit Drehfreude und Laufruhe. Ebenfalls eher gemächlich geht die Sechsstufen-Automatik zu Werke. Sie dürfte die Übersetzungen gern etwas flotter an die jeweilige Fahrsituation anpassen.
Einleitung / Karosserie
Fahrkomfort / Motor & Getriebe
Fahrdynamik / Umwelt & Kosten
Fazit
FAHRDYNAMIK
Der BMW 218d Gran Tourer wird seinem eigenen Anspruch, der Fahraktivste in seinem Segment zu sein, absolut gerecht. Dank des zackigen Einlenkverhaltens, der geringsten Lenkwinkel und der marginalen Seitenneigung hinterlässt er einen BMW-typisch sportlichen Fahreindruck. Dass er auf dem Handlingkurs dennoch das Nachsehen gegenüber dem Zafira Tourer hat, liegt im Wesentlichen an dem drehmomentstärkeren Motor des Rüsselsheimers.
Das Plus von 70 Newtonmetern hilft dem Opel, druckvoller aus Kurven herauszubeschleunigen. Aber auch sonst macht der Routinier aus Rüsselsheim fahrdynamisch eine gute Figur. Seine Lenkung liefert ausreichend Rückmeldung und erleichtert das Surfen auf der Ideallinie. Der Grand C4 Picasso überlässt die Zeitenjagd hingegen bereitwillig der Konkurrenz. Sein leicht schwammiges Fahrgefühl in schnellen Kurven und die wenig präzise Lenkung werfen den komfortbetonten Franzosen hinter seine Wettbewerber zurück.
UMWELT/KOSTEN
Premium will bezahlt werden: Dass der BMW trotz recht umfangreicher Serienausstattung, die unter anderem Leichtmetallräder oder eine Bluetooth-Schnittstelle beinhaltet, nicht als Sieger aus dem Kostenkapitel hervorgehen würde, war von vornherein klar. Dafür ist allein schon der Grundpreis von 32.350 Euro im Vergleich zu den Preisen der durchweg günstigeren Konkurrenten zu hoch.
Noch ärger sieht es beim bewerteten Preis aus: Addiert man die wertungsrelevanten Extras des Testwagens hinzu, ergibt sich eine Differenz von fast 7000 Euro zum günstigsten Teilnehmer, dem Opel. Der Kapitelsieg geht dennoch an den ähnlich preiswerten Citroën, der mit seiner umfangreichen Ausstattung (sogar das Navigationssystem ist Serie) sowie den geringsten Kraftstoffkosten im Feld fleißig Punkte sammelt.
Einleitung / Karosserie
Fahrkomfort / Motor & Getriebe
Fahrdynamik / Umwelt & Kosten
Fazit
FAZIT
Der BMW 2er Gran Tourer versteht es, Nutzwert mit Fahraktivität zu verbinden. Darüber hinaus punktet er mit einer umfangreichen Sicherheitsausstattung. Auch in den fahrdynamischen Kriterien gibt er eine gute Figur ab – nicht zuletzt dank aufpreispflichtiger Optionen wie der Sportlenkung. In Summe reicht es für einen knappen Gesamtsieg, auch wenn der BMW der Teuerste dieses Trios ist.
Der bewährte Opel Zafira Tourer nimmt die Rolle des kompetenten Langstreckengleiters ein. Sein Fahrkomfort begeistert ebenso wie das üppige Platzangebot und der kräftige Motor. Dazu ist der Rüsselsheimer ein vergleichsweise günstiges Angebot. Deshalb kommt er auf Rang zwei ins Ziel.
Die Bronzemedaille geht an den Citroën Grand C4 Picasso. Die Stärken des Franzosen sind der ordentliche Reisekomfort sowie der kultivierte und genügsame Turbodiesel. Bei der Bedienung und den fahrdynamischen Prüfungen lässt er allerdings Federn.