Audi SQ7/Tesla Model X P100D: Test Audi SQ7 gegen Tesla Model X P100D
Test der Systeme – Mit dem brandneuen Tesla Model X liefern die Amerikaner das erste und nun mit der Version P100D das stärkste Elektro-SUV. Audi bietet mit dem SQ7 das kräftigste Diesel-SUV auf dem Markt an. Ein Vergleich zwischen Gegenwart und Zukunft.
Ein Vergleichstest zwischen Audi SQ7 und Tesla Model X P100D ist nicht nur ein Vergleich zweier Luxus-SUV, sondern auch einer zwischen Selbstzünder und Elektroantrieb. Zwischen den Ingolstädtern und Elon Musk. An Visionen mangelt es letzterem bekanntlich nicht: Ob es Flüge zum Mars sind oder der Personentransport per Hyperloop ausschließlich mit Hilfe von Solarenergie – kühne Pläne, von denen niemand weiß, ob sie je ihren Weg in die Wirklichkeit finden werden. Ganz real im Hier und Jetzt sind Musks Aktivitäten auf dem Feld der Elektromobilität. Immerhin sind die bisherigen Tesla-Modelle nicht nur kauf-, sondern auch erfreulich gut fahrbar. Mit dem Modell X ist nun auch ein SUV mit rein elektrischem Antrieb zu haben, als P100D gar mit 450 kW, was 613 PS entspricht. Audi hat zwar den Q7 e-tron als Plug-in-Hybrid-Diesel im Angebot, setzt aber beim Top-Modell SQ7 mit 435 PS ausschließlich auf den Selbstzünder. Das wirft die im doppelten Wortsinne spannende Frage auf, welches Konzept in diesem Vergleichstest besser funktioniert.
Audi SQ7 TDI im Video:
Test: Audi SQ7 gegen Tesla Model X P100D
Die erste Begegnung mit Teslas Model X lässt einen eher an ein futuristisches Concept Car denken als an ein reales Serienmodell. Das optional als Sechs- oder – wie getestet – als Siebensitzer (4400 Euro extra) erhältliche coupéhafte SUV verzichtet auf einen Kühlergrill an der Front. Die Fondpassagiere steigen durch "Falcon Wing" genannte Flügeltüren ein. Audi gibt sich bei der Q7-Karosserie dagegen konventionell. Mit vier Türen plus Heckklappe folgt der SQ7 dem gängigen SUV-Layout, auch wenn er optisch leicht in Richtung Kombi tendiert. Der auch als Siebensitzer erhältliche SQ7 bietet vorne etwas mehr Ellenbogenfreiheit als der Tesla, welcher im Fond allerdings mehr Beinfreiheit bietet, da der Mitteltunnel fehlt. Der Test zeigt, dass der Bayer darüber hinaus deutlich besser verarbeitet ist als der Kalifornier, der mit vereinzelt unsauberen Passungen und Knarzgeräuschen auf schlechten Straßen nicht perfekt ist. Die Bedienung im Model X erfolgt vorwiegend über den Touchscreen. Die Orientierung über die Vielzahl der auf dem Bildschirm angezeigten Funktionen lenkt Tesla-Neulinge stark ab. Der Umgang mit dem Audi lässt sich im Test etwas schneller lernen. Mit einem Gepäckvolumen zwischen 805 und 1905 Litern bietet der SQ7 einen sehr hohen Nutzwert. Der Tesla hält unter der vorderen Haube 187 Liter und bei fünfsitziger Bestuhlung und umgeklappten Rücksitzen 2493 Liter vor. Einen Minimalwert geben die Amerikaner nicht an, weswegen dieses Kriterium im Test nicht bewertet werden konnte. Zu Lasten der Tesla-Variabilität geht der Umstand, dass sich bei ihm in sechs oder siebensitziger Konfiguration die Sitze in der zweiten Reihe nicht umklappen, sondern nur verschieben lassen. Im Alltag funktioniert das Laden der 100 kWh-Batterie am schnellsten an einem der Tesla-eigenen Supercharger, die aber erst angefahren werden müssen, was die Routenplanung auf längeren Strecken erschwert – ein Kompromiss, den die E-Mobilität noch erfordert. Der Tesla fährt teilautonom, wenn der Autopilot an Bord ist (Aufpreis: 5500 Euro), der Audi mit dem Assistenzpaket Tour (1890 Euro). Mehr Test-Punkte bekommt der Audi in der Sicherheitsausstattung, weil er dem Konkurrenten ein Gepäcktrennnetz und die Option auf ein Notrad voraushat.
Fahrkomfort: Ergonomie im Test-Audi besser
Auf den vorderen Tesla-Sitzen drückt je nach Statur das Polster der integrierten Kopfstütze zwischen die Schulterblätter. Da sind die Audi-Sitze wesentlich körpergerechter geformt. Im Fond bietet der SQ7 zudem die bessere Oberschenkelauflage. Beide Test-Kandidaten warten mit einer serienmäßigen Klimaautomatik auf, doch kommt die elektrisch geheizte Tesla-Fahrgastzelle bei winterlichen Verhältnissen nur schlecht auf Temperatur. Da ist der Audi mit seiner Motorabwärme wesentlich erfolgreicher. Was den Federungskomfort angeht, rollt das Model X mit den optionalen 22-Zöllern auf der Autobahn recht steifbeinig ab. Der SQ7 tritt da wesentlich geschmeidiger auf. Kommen größere Bodenunebenheiten ins Spiel, entwickelt der Tesla überraschend Nehmerqualitäten und verbessert sich sogar mit voller Nutzlast an Bord. Diese Eigenschaft teilt er mit seinem Konkurrenten, der aber speziell auf kurzen Bodenwellen größere Dämpfungsreserven zeigt.
Leistungstest: Tesla Model X schnellstes SUV
Der Tesla besitzt einen E-Motor an der Vorderachse, der umgerechnet 263 PS leistet, und ein Pendant an der Hinterachse mit 510 PS. Die Systemleistung beträgt 613 PS und verhilft ihm zu einem Standard-Sprint-Wert von null auf 100 km/h in 3,2 Sekunden – schneller war bisher kein SUV im Test. Das fühlt sich an, als würde man vom Katapult geschossen. Der Audi kommt da mit seinen 4,8 Sekunden kaum mit. Seine 900 Nm Drehmoment sorgen für entspanntes Gleiten auf der Zugkraft- Woge, untermalt von sanft pulsierendem V8-Sound, der Seele, Gehörgänge und Zwerchfell massiert. Dank eines blitzschnell ansprechenden, von einem separaten 48-Volt-Bordnetz mit Strom versorgten Elektroladers vermeidet er im Test jedes Turboloch und glänzt mit äußerst spontanem Antritt, bevor die beiden konventionellen Lader in Aktion treten, kann aber trotz hoher Drehfreude nicht mit der Leistungsentfaltung des Teslas mit seinen ca. 1000 Nm Drehmoment mithalten. Bei Verbrauch liegt der Audi mit 10,2 Liter Diesel/100 km für Fahrzeuggröße und Leistungsklasse in einem angemessenen Rahmen. Beim Tesla, der mit 37,6 Kilowattstunden/100 km seinen fast 2,6 Tonnen Leergewicht Tribut zollt, hängt die Reichweite extrem von der Temperatur ab: Elektrische Verbraucher wie die Heizung drücken sie spürbar nach unten. Die theoretische Reichweite der 100 kWh-Batterie liegt auf der Basis des Testverbrauchs bei 265 km.
Fahrdynamik: Audi SQ7 leichtfüßiger
Trotz einer Vorderachslast von 1,4 Tonnen biegt der Allradler SQ7 auf unserer Testfahrt mit einer ungeahnten Leichtigkeit ums Eck, der optionalen aktiven Wankstabilisierung, die ebenfalls von dem 48-V-Netz gespeist wird, und der aufpreispflichtigen Allradlenkung sei Dank. Das aktive Hinterachsdifferenzial führt dazu, dass er mit deutlich mehr Druck aus der Kurve herausbeschleunigen kann als der P100D. Der Tesla neigt schon bei geringeren Kurventempi zum Untersteuern und gibt sich in Wechselkurven auch wesentlich schwerfälliger als sein Rivale. Seine Lenkung benötigt im Test größere Lenkwinkel zur Richtungsänderung als die des Audi, und sein ESP tritt durch eine niedrige Regelschwelle recht früh auf die Fahrspaßbremse. Apropos Bremse: Mit warmer Anlage steht der Tesla nach für diese Gewichtsklasse beachtlichen 35 m. Die optionale Karbon-Keramik-Anlage des Audi kann es mit 34,3 m noch besser. Schwerstarbeit müssen die Bremsen bei der Verzögerung aus 150 km/h leisten: Werte um die 80 Meter zeigen eindrucksvoll, was heute möglich ist.
Testkapitel Ökonomie: Tesla deutlich teurer als Audi
Heftige 153.100 Euro Grundpreis zeigen beim Tesla, dass Elektromobilität in einem Luxus-SUV weniger mit Sparen als viel mehr mit Weltanschauung zu tun hat. Da ist der Audi mal eben 63.200 Euro günstiger. Hinzu kommen laut ADAC höhere Werkstattkosten als beim Audi. Nur in der Versicherung ist der Amerikaner etwas günstiger als der Deutsche. Da hilft ihm auch nicht, dass er als Elektro-Auto fünf Jahre steuerfrei unterwegs ist. Zwar fährt der Tesla lokal emissionsfrei, eine Punktewertung anhand der Homologationswerte konnte in diesem Test aber nicht vorgenommen werden, da Tesla keinen EU-Verbrauch angibt, auf dessen Basis ein CO2-Wert berechnet werden könnte. Doch auch diese Punkte hätten am Test-Endergebnis nichts geändert.
Technische Daten
Technische Daten | Audi SQ7 | Tesla Model X P100D |
Motor | V8, Biturbo-Diesel, E-Lader | - |
Nockenwellenantrieb | Kette | - |
Hubraum | 3956 ccm | - |
Leistung | 435 PS | 613 PS |
Max. Drehmoment | 900 Nm | ca. 1000 Nm |
E-Antrieb | - | 2 Asynchron-E-Motoren |
Batterie | - | Li-Io, 100 kWh, 400 V |
Getriebe | 8-Stufen-Automatik | Konstantübersetzung |
Antrieb | Allrad, permanent | Allrad, permanent |
L/B/H in mm | 5069/1968/1741 | 5037/1929/1684 |
Leergewicht | 2270 kg | 2497 kg |
Kofferraumvolumen | 805-1905 l | 187-2493 l |
0-100 km/h | 4,8 s | 3,2 s |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h | 250 km/h |
Verbrauch | 10,2 l/100 km | 37,6 kWh/100 km |
Grundpreis | 89.900 Euro | 153.100 Euro |
Platzierung | 1 | 2 |
Mit dem Tesla Model X P100D beweisen die Amerikaner Mut und Kompetenz. Beachtlich, was sie da als stärkstes Elektro-SUV auf die Räder gestellt haben. Atemberaubende Beschleunigung und pfiffige Detail-Lösungen zeigen, das Elektromobilität alles andere als langweilig sein kann. Für den ersten Auftritt in diesem Segment ist der zweite Platz für das Zukunftskonzept aber keine Niederlage, sondern ein Achtungserfolg. Unter anderem verhindern die geringe Reichweite und die hohen Kosten eine bessere Platzierung. Dem Testsieger Audi SQ7 merkt man die Erfahrung der Ingolstädter an. Top-Komfort, eine herausragende Fahrdynamik und hoher Alltagsnutzen zeigen, dass mit dem klassischen Verbrenner-Konzept der Gegenwart noch eine Weile zu rechnen ist. Zum Sparen taugt der große Audi aber ebenso wenig wie der Tesla.