RS Q8/Bentayga V8/GLE 63 S: Vergleichstest
Audi, Bentley und Mercedes schicken ihre Power-SUV vor
- Audi RS Q8, Bentley Bentayga V8 & Mercedes-AMG GLE 63 S Coupé im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Bentley Bentayga V8 gleitet am ruhigsten
- Motor/Getriebe: Audi RS R8 läuft gegen Aufpreis bis 305 km/h
- Fahrdynamik: Mercedes-AMG GLE 63 S Coupé wirkt zappeliger
- Umwelt/Kosten: Benley Bentayga V8 ist teuer, aber sparsam
- Messwerte & technische Daten Audi RS Q8, Bentley Bentayga V8 & Mercedes-AMG GLE 63 S 4Matic+ Coupé
- Fazit
Über 2,4 Tonnen schwer, rund 600 PS stark und dynamisch wie Sportwagen: Wir machen den großen Vergleichstest mit dem Audi RS Q8, dem Bentley Bentayga V8 und dem Mercedes-AMG GLE 63 S Coupé.
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Audi RS Q8 | Bentley Bentayga V8 | Mercedes-AMG GLE 63 S 4Matic+ Coupé |
Karosserie (1000) | 784 | 807 | 801 |
Fahrkomfort (1000) | 764 | 815 | 758 |
Motor/Getriebe (1000) | 659 | 680 | 638 |
Fahrdynamik (1000) | 818 | 708 | 754 |
Eigenschaftswertung (4000) | 3025 | 3010 | 2951 |
Kosten/Umwelt (1000) | 144 | 116 | 133 |
Gesamtwertung (5000) | 3169 | 3126 | 3084 |
Platzierung | 1 | 2 | 3 |
Der Erfolg der SUV zieht sich durch alle Segmente. Auch in der Luxusklasse verdrängen die SUV die gesetzten Limousinen. Die Möglichkeiten scheinen unerschöpflich. Ob Coupé, Cabrio oder Highperformance-Variante, die Hersteller lassen keine Nische unbesetzt. Jede Marke macht ein Angebot. Wir widmen uns im Vergleichstest mit dem Audi RS Q8, dem Bentley Bentayga V8 und dem Mercedes-AMG GLE 63 S Coupé der High-End-Liga. Superber Komfort oder dynamische Höchstleistung: Welche Philosophie hat die besseren Argumente?
Der Audi RS Q8 (2020) im Video:
Audi RS Q8, Bentley Bentayga V8 & Mercedes-AMG GLE 63 S Coupé im Vergleichstest
Innere Größe ist der wahre Luxus. Vor allem der würdevoll aufragende Aufbau des Bentley hat davon reichlich zu bieten. Auch wenn der Audi RS Q8 und das Mercedes-AMG GLE 63 S Coupé ihren Fahrer:innen großzügige Platzverhältnisse anbieten, empfiehlt sich der Bentley Bentayga V8 in diesem Vergleichstest vorn, aber vor allem im Fond mit aristokratischer Großzügigkeit. Mehr Kopffreiheit, üppige Knieräume und genügend Distanz zu den Türen schaffen einen Raum der Entspannung. Beim Mercedes wird es für Großgewachsene hinten über dem Kopf aber sehr knapp. Audi bewältigt den Spagat zwischen guter Raumökonomie und schnittiger Coupé-Silhouette deutlich souveräner. Wie beim Briten lässt sich auch beim Ingolstädter die Lehne im Fond in der Neigung einstellen und die Sitzfläche in Längsrichtung verschieben. Selbst wenn der Bentley damit seine Variabilität für unterschiedlichste Transportaufgaben dokumentiert, hat er doch immer seine Insass:innen im Fokus. Sie sollen sich wohlfühlen. Hartplastik findet sich im Bentley nur in den entlegensten Winkeln. Nahezu alle Flächen bis tief in den Fußraum sind mit wohlriechendem Leder bezogen, Schalter und Knöpfe aus massivem Metall gefertigt. Die feinen Karboneinlagen präsentieren sich ohne Fehl und Tadel und die Verarbeitung zeigt keine Schwächen. Audi und Mercedes verstehen natürlich auch etwas von souveräner Verarbeitung. Allerdings setzen sie ihre hochwertigen Materialien deutlich zurückhaltender ein. Türtaschen oder die unteren Verkleidungen der B- und C-Säulen aus Hartplastik offenbaren den Kostendruck. Deutlich mehr Aufmerksamkeit haben Audi und Mercedes der Sicherheitsausstattung angedeihen lassen. Konnten sie damit früher noch gegen den Bentley punkten, bedient sich der überarbeitete Bentayga mittlerweile ungeniert im VW-Konzernbaukasten und lässt damit auch hier keine Punkte mehr liegen. Zudem gefällt die Kombination aus klar definierten Schaltern und gut strukturierter Touchscreen-Bedienung des Briten, während man sich im Audi gerne in den Menütiefen verzettelt und man im Mercedes gleich zwei digitale Einstellpfade verinnerlichen muss. Kapitel eins geht daher an den Briten.
Fahrkomfort: Bentley Bentayga V8 gleitet am ruhigsten
Auch die Fahreigenschaften sind im Vergleichstest ein wichtiges Kapitel. Der Bentley Bentayga V8 setzt die souveräne Vorstellung im Karosseriekapitel auch beim Komfort fort. Das im Detail sehr intensive Facelift hat ihm noch feiner abgestimmte Luftfedern und Dämpfer beschert. Der Bentayga bleibt auch dort gelassen, wo sich vor allem der Mercedes verstolpert. Der edle Brite lässt sich auf üblen Pisten nicht aus dem Takt bringen, wogt sanft über Wellen und hält seinen Aufbau immer ruhig. Das deutlich sportlicher ausgelegte Mercedes-AMG GLE 63 S Coupé zappelt selbst auf relativ ebenen Oberflächen noch unterschwellig dahin, ist mehr in Bewegung. In Ingolstadt hat man die Sportlichkeit dagegen mit mehr Komfort angereichert. Der Audi RS Q8 zeigt trotz seiner 23-Zoll-Räder ein noch immer feines Ansprechverhalten und überrascht mit einem guten Abrollkomfort. Der Eleganz, mit welcher der Bentley dahingleitet, hat er aber nichts entgegenzusetzen. Dazu bieten die Vordersitze des Bentayga jeder Statur eine optimale Abstützung. Die Kombination aus weicher Auflage und stabiler Unterkonstruktion sucht ihresgleichen. Die Seitenwangen lassen sich dabei für maximale Bewegungsfreiheit komplett zurückfahren oder für viel Seitenhalt eng anlegen. Bei den optionalen Multikontursitzen im Mercedes kann man zwischen viel Seitenhalt und noch mehr Seitenhalt wählen. Die serienmäßigen Sportsitze im Audi RS Q8 bieten diese Möglichkeit nicht, diese Funktion gibt es erst bei den 3350 Euro Aufpreis teuren Sportsitzen plus. Aber auch bei ihnen fehlt neben dem sportlichen Anspruch der individuell einstellbare Komfort, den die Sitze des Bentley Bentayga V8 bieten. Komfort bedeutet Ruhe. Auch dieses Thema beherrscht der Bentley deutlich besser als seine Konkurrenten. Er gleitet leiser durch den Wind, der sich beim Audi bei hohem Tempo leicht säuselnd an den rahmenlosen Türen verfängt. Beim Mercedes-AMG GLE 63 S Coupé komponieren die intensiveren Abrollgeräusche sowie der immer präsente V8 zwar kein störendes, aber dennoch präsenteres Klangbild, während der Bentley mit dezentem V8-Bass die Seele diskret massiert.
Motor/Getriebe: Audi RS R8 läuft gegen Aufpreis bis 305 km/h
Dreimal V8, dreimal Biturbo, dreimal vier Liter Hubraum. Das ist der Vergleichstest zwischen Audi RS Q8, Bentley Bentayga V8 und Mercedes-AMG GLE 63 S Coupé. Man könnte meinen, hier sei die gleiche Technik unter den bulligen Hauben installiert. Doch das trifft nur auf die Konzernverwandten aus den Häusern Audi und Bentley zu. Mercedes-AMG hat die langhubige Vierliter-Allzweckwaffe in den GLE gepflanzt, die es hier auf 612 PS bringt und von zusätzlichen 22 PS über einen Starter-Generator unterstützt wird. Satte 850 Newtonmeter Drehmoment stemmt das Paket. Der 600 PS starke Audi entwickelt immerhin 800 Newtonmeter. Im Bentayga leistet das laufruhige, gut gedämmte Aggregat maximal 550 PS und liefert 770 Newtonmeter, unterstützt per 48 Volt-Starter-Generator wie im Audi. Schön ist, wie vor allem der Bentley seine Kraft aus dem Drehzahlkeller nutzt, statt – wie der Mercedes – einen oder gleich mehrere Gänge zurückzuschalten. Passend zu seinem ausgeglichenen Charakter entwickelt der Brite seine Power subtiler, Audi und vor allem der AMG sind aggressiver am Gaspedal, brauchen aber auch deutlich mehr Sprit. So schafft der für gut 5500 Euro im Farbton Midnight Emerald lackierte Bentayga V8 mit 675 Kilometern die größte Strecke ohne Tankstopp. Allerdings ist er ebenfalls kein Kostverächter, vor allem, wenn man ab und an die ohne große Mühe erreichbare Höchstgeschwindigkeit von 290 km/h abruft. Tempo 280 sind mit dem bulligen Daimler möglich. Der von Audi Sport entwickelte RS Q8 regelt ab Werk schon bei 250 km/h ab. Gegen Aufpreis dreht die Elektronik aber erst bei rasanten 305 km/h den Hahn zu.
Fahrdynamik: Mercedes-AMG GLE 63 S Coupé wirkt zappeliger
Obwohl Audi RS Q8, Bentley Bentayga V8 und Mercedes-AMG GLE 63 S Coupé Schwergewichte sind, gelingt es ihnen im Vergleichstest sehr gut, die vielen Pfunde zu verheimlichen. Denn die aktive Wankstabilisierung (mit 48-Volt-Technik) unterdrückt Wankbewegungen sehr effektiv, sodass im Zusammenspiel mit der adaptiven Luftfederung und sich blitzschnell anpassenden Dämpfern das querdynamische Potenzial enorm hoch liegt. Auch hier lässt der komfortorientierte, untersteuernd ausgelegte Bentayga dem RS Q8 den Vortritt, erreicht im Slalom nur 61,5 km/h und verliert auf der Handling-Strecke über fünf Sekunden. Trotzdem weiß man hinter dem kompakten Volant immer, woran man beim Bentley ist, denn die Lenkung gibt sauber Rückmeldung. Plötzlichen Spurwechseln folgt der Koloss gut beherrschbar und nur leicht über die Vorderachse schiebend. Trotz sündhaft teurer Karbon-Keramik-Bremsanlage erreicht der Bentayga aber nicht die kurzen Bremswege wie der Kollege von Audi mit Standard-Scheiben aus Grauguss. 32,2 Meter (warm) mit dem RS Q8 sind absolutes Top-Niveau in dieser Gewichtsklasse. Auch der AMG-Testwagen ist mit Scheiben aus Karbon-Keramik-Verbund ausgestattet, kann diesen Vorteil jedoch ebenfalls nicht ummünzen, fällt zudem mit einem weniger gut dosierbaren Bremspedal sowie einem recht hektischen Lenk-Setup auf. Um die Mittellage passiert nämlich nicht viel, und mit ein paar Grad Winkel biegt der GLE dann sehr spontan ab, baut sich das starke Handmoment etwas plötzlich auf. Harmonischer ist der Momentenaufbau mit der sportlichen Audi-Lenkung – was auch zum hohen Vertrauen in das Potenzial des RS Q8 beiträgt. Und das Potenzial ist groß. Zwar pfeilt der Daimler ebenfalls enorm schnell durch jede Art von Biegung – und beschleunigt man ihn aus Kurven mit Volldampf heraus, passt das Zusammenspiel aus hecklastiger Kraftverteilung und Sperrdifferenzial so gut, dass die Vorderachse der vorgegebenen Linie perfekt folgt, statt zu untersteuern. Aber der Audi liegt doch deutlich ruhiger als der zuweilen etwas zappelig wirkende Mercedes-AMG, fühlt sich zudem agiler an, erreicht noch höhere Querkräfte, macht noch früheres Herausbeschleunigen möglich, schluckt bucklige Kerbs noch feiner. So ist man im RS Q8 nicht nur auf dem Rundkurs entspannter unterwegs, sondern auch auf der Autobahn, wo er selbst bei hohem Tempo und auf welligem Untergrund satt liegt. Der Bentayga läuft dort sogar noch einen Tick besser geradeaus.
Umwelt/Kosten: Benley Bentayga V8 ist teuer, aber sparsam
Knapp 150 Euro kostet aktuell eine 85-Liter-Tankfüllung Super Plus für die drei Power-SUV Audi RS Q8, Bentley Bentayga V8 und Mercedes-AMG GLE 63 S Coupé. Die Spritkosten liegen beim im Vergleichstest sparsamsten, mit den testrelevanten Extras allerdings fast 210.000 Euro teuren Bentley am niedrigsten. Weil der Brite ein eher exotisches Modell ist, ließen sich für ihn keine verlässlichen Werte für Wartungs- und Versicherungskosten sowie den Wertverlust ermitteln. Günstiger als das in Sachen Typklassen extrem hoch eingestufte, hier knapp 150.000 Euro teure GLE 63 S Coupé ist aber bestimmt auch der Brite nicht. König der Kosten ist der RS Q8, für den mit testrelevanter Extraausstattung knapp 137.000 Euro fällig werden, dessen Wertverlust aber am geringsten ist und für den der höchste Rabatt winkt.
Messwerte & technische Daten Audi RS Q8, Bentley Bentayga V8 & Mercedes-AMG GLE 63 S 4Matic+ Coupé
AUTO ZEITUNG 11/2021 | Audi RS Q8 | Bentley Bentayga V8 | Mercedes-AMG GLE 63 S 4Matic+ Coupé |
Technik | |||
Zylinder/ Ventile pro Zylin. | V8/4; Biturbo; 48-Volt, Starter- Generator, Zylinder- abschaltung | V8/4; Biturbo; 48-Volt, Starter- Generator, Zylinder- abschaltung | V8/4; Biturbo; 48-Volt, Starter- Generator, Zylinder- abschaltung |
Hubraum | 3996 cm³ | 3996 cm³ | 3982 cm³ |
Leistung | 441 kW / 600 PS, 6000 /min | 404 kW / 550 PS, 6000 /min | 450 kW + 16 / 612 + 22 PS, 5750 - 6500 /min |
Max. Drehmoment | 800 Nm, 2200 - 4500 /min | 770 Nm, 1960 - 4500 /min | 850 Nm, 2500 - 4500 /min |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik/ Allrad, permanent; aktives Hinterachs- Sportdifferenzial (opt.) | 8-Stufen-Automatik/ Allrad, permanent; Hinterachs- Sperrdifferenzial | 9-Stufen-Automatik/ Allrad, permanent; Hinterachs- Sperrdifferenzial |
Messwerte | |||
Leergewicht (Werk/Test) | 2315 / 2413 kg | 2341 / 2500 kg | 2370 / 2433 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 3,6 s | 4,4 s | 3,8 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 250 (305) km/h | 290 km/h | 280 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,2 / 32,2 m | 36,9 / 35,3 | 35,3 / 35,6 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 13,7 / 13,2 l SP | 12,6 / 13,3 l SP | 14,3 / 12,2 l SP |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 325 / 299 g/km | 299 / 302 g/km | 339 / 278 g/km |
Preise | |||
Grundpreis | 129.500 Euro | 190.400 Euro | 142.585 Euro |
Testwagenpreis | 136.800 Euro | 209.900 Euro | 149.773 Euro |
Souverän wie kaum ein anderes SUV meistert der Audi RS Q8 den Spagat zwischen angenehmem Komfort und mitreißender Dynamik. Dazu bietet er trotz seiner Coupé-Linie ein riesiges Raumangebot und bleibt auch dank variablem Gepäckraum universell einsetzbar. So ist er zu Recht Vergleichstestsieger. Platz zwei geht an den traumhaft komfortablen, erfreulich sparsamen und sehr gut verarbeiteten, aber teuren Bentley Bentayga V8. Den dritten Platz besetzt der auf Kompromisse verzichtende Mercedes-AMG GLE 63 S 4Matic+. Er opfert seinen Komfort der Dynamik, bietet im Fond wenig Platz und gönnt sich gern einen Schluck mehr Kraftstoff.