Luxusklassen mit Zwölfzylinder-Motor im Test Audi A8 - BMW 7er - Mercedes S-Klasse
Mit dem neuen Audi A8 W12 ist das Trio der deutschen Luxusklasse mit Zwölfzylinder wieder komplett. Test gegen BMW 760 Li und Mercedes S 600
Audi legt beim A8 nach. Bisher musste die dritte Generation des A8 ohne den prestigeträchtigen W12-Motor auskommen. Jetzt ist der eigenwillige Zwölfzylinder rundum erneuert wieder für den Luxuskreuzer aus Ingolstadt erhältlich. Und dabei bewegt sich Audi gegen den Trend, Hubraum durch Aufladung zu ersetzen. Der neue, grundlegend überarbeitete Motor verzichtet daher auf eine Zwangsbeatmung und verfügt nun über Benzin-Direkteinspritzung und mehr Hubraum. Die zwangsbeatmeten Luxusliner von BMW und Mercedes schöpfen aus kleineren Brennkammern ihre Kraft. Der neue Audi A8 L W12 muss sich als Gesamtkonzept nun gegen BMW 760 Li und Mercedes S 600 Lang behaupten.
Karosserie
Die Versionen mit langem Radstand und per elektrischen Rollos abschirmbaren Fondbereichen werden oft von Kunden geordert, die sich fahren lassen und es sich im Fond gemütlich machen. Platzmangel gibt es daher in keiner der drei Luxuslimousinen. Aber anders als in den früheren Tagen des Automobils muss sich der Chauffeur nicht dicht hinters Lenkrad klemmen und unter freiem Himmel sitzen, sondern genießt heutzutage auch herrschaftlichen Luxus und Bewegungsfreiheit im Überfluss. Er muss sich nur an die komplexen Bediensysteme von Audi, BMW und Mercedes gewöhnen. Intuitiv bedien- und leicht erlernbar präsentiert sich das iDrive-System vom BMW 760 Li. Die klar gegliederten Strukturen gefallen auf Anhieb. Auch die MMI-Bedienlogik des Audi erfasst man problemlos. Zudem erleichtert das Touchpad die Eingabe von Zahlen und Buchstaben während der Fahrt erheblich. Dennoch dürften die Tasten und Flächen etwas enger um den MMI-Regler gruppiert sein. Leichte Kritik erntet auch die Bedienung der S-Klasse. Während die Grundeinstellungen der aktiven Multikontursitze über die Schalterfläche in der Tür justierbar sind, muss ein Teil der Einstellmöglichkeiten über einen Unterpunkt des Comand-APS-Systems vorgenommen werden.
Eine Vorreiterrolle übernimmt der Mercedes S 600 Lang aber bei der Sicherheit. Obwohl bereits BMW beim 7er seinen Kunden kaum ein derzeit erhältliches Sicherheitsdetail vorenthält und Audi ebenfalls ein nahezu komplettes Sicherheitsprogramm inklusive Notbremsassistent anbietet, bleibt Mercedes mit serienmäßigem Aufmerksamkeitsassistenten, Knieairbag und Verkehrsschilderkennung hier die Nummer eins.
Von besonderer Güte ist bei unserem Luxustrio nicht nur die Preisgestaltung, sondern auch die Verarbeitung. Hier markiert der Audi A8 den Maßstab. Jede Ledernaht sitzt wie mit dem Lineal gezogen. Edel bearbeitete Hölzer konkurrieren mit perfekt eingepassten Aluminiumoberflächen – im Detailfinish sowie im Ganzen eine Demonstration sorgfältigster Verarbeitung. Auch die S-Klasse zeigt feinste Handwerkskunst, erreicht aber nicht ganz die Detailverliebtheit des Audi A8 L W12 quattro. Wer beim BMW genau hinsieht, könnte sich an den nicht hundertprozentig exakten Nähten stören. Dennoch ist auch er eine Augenweide für Liebhaber edelster Materialien.
Karosserie | Max. Punkte | Audi A8 L W12 quattro | Mercedes S 600 Lang | BMW 760 Li |
---|---|---|---|---|
Raumangebot vorn | 100 | 94 | 94 | 94 |
Raumangebot hinten | 100 | 97 | 97 | 97 |
Übersichtlichkeit | 70 | 38 | 40 | 38 |
Bedienung/ Funktion | 100 | 83 | 80 | 83 |
Kofferraumvolumen | 100 | 42 | 47 | 41 |
Variabilität | 100 | 3 | 3 | 3 |
Zuladung/ Anhängelast | 80 | 46 | 38 | 41 |
Sicherheit | 150 | 130 | 138 | 120 |
Qualität/ Verarbeitung | 200 | 195 | 193 | 188 |
Kapitelbewertung | 1000 | 728 | 730 | 705 |
Fahrkomfort
Neben viel Platz und schickem Ambiente zählt in der Luxusklasse vor allem ein perfekter Federungskomfort. Und den bieten alle drei Limousinen ab Werk. Dennoch filtern unsere Komfortstrecken die Unterschiede in der Abstimmung deutlich heraus. Allein Audi verbaut rundum eine Luftfederung mit adaptiven Dämpfern. BMW belässt es an der Vorderachse bei Stahlfedern und nutzt nur hinten eine Luftfederung, kombiniert das System aber mit adaptiven Dämpfern und aktiven Stabilisatoren. Mercedes federt rundum auf Stahl. Die Federbeine sind zusätzlich mit einem so genannten Plugger-System ausgestattet. Dieses Hydrauliksystem kompensiert Wank- und Nickbewegungen der schweren Karosserie. Ergebnis: Die S-Klasse verliert etwas von dem wie auf Federn gebetteten Komfort der kleineren Modelle, die serienmäßig mit Luftfederung unterwegs sind. Querfugen lösen ein leichtes Zittern im Aufbau aus. Auf schnellen Autobahnpassagen und mit steigender Beladung überzeugt jedoch die Ruhe im Aufbau des Stuttgarters.
Der 7er kommentiert im Komfortmodus hervorstehende Kanten mit leichten Stößen im Lenkrad, lauteren Fahrwerksgeräuschen gegenüber der S-Klasse sowie großen Auf- und Abbewegungen der Karosserie. Der Wechsel in den etwas strafferen Normalmodus reduziert diese Eigenschaften – das passt deutlich besser zum Münchner.
Als perfekt abgestimmte Einheit präsentiert sich der Audi. Die Federelemente sprechen sensibel an und gleichen Unebenheiten mit souveräner Gelassenheit aus. Hier ist der A8 nicht zu schlagen.
Beim Sitzkomfort herrscht hingegen Einigkeit. Auch wenn die Lehnen der S-Klasse kürzer ausfallen als die der Rivalen, bieten sie doch auf langen Strecken den gleichen Komfort. Das gilt auch für den Fondbereich: Hier lassen sich die Sitze bei Bedarf ebenfalls einzeln einstellen, beheizen, belüften, und es gibt eine Massagefunktion.
Fahrkomfort | Max. Punkte | Audi A8 L W12 quattro | Mercedes S 600 Lang | BMW 760 Li |
---|---|---|---|---|
Sitzkomfort vorn | 150 | 140 | 140 | 140 |
Sitzkomfort hinten | 100 | 98 | 98 | 98 |
Ergonomie | 150 | 124 | 122 | 124 |
Innengeräusche | 50 | 47 | 47 | 45 |
Geräuscheindruck | 100 | 96 | 95 | 93 |
Klimatisierung | 50 | 48 | 46 | 49 |
Federung leer | 200 | 185 | 181 | 180 |
Federung beladen | 200 | 182 | 180 | 178 |
Kapitelbewertung | 1000 | 920 | 909 | 907 |
Motor und Getriebe
Ein großes Stück Extravaganz leistet sich Audi bei dem von Grund auf überarbeiteten W12-Motor. Anders als bei den beiden V12-Aggregaten von BMW und Mercedes mit zwei Zylinderbänken verfügt der W12 über vier Zylinderbänke mit je drei Zylindern. Davon sind zwei so eng gegeneinander versetzt (15 Grad), dass sie zu einer breiten Bank zusammengefasst sind. Die beiden Doppel-Zylinderreihen bilden einen Winkel von 72 Grad. Ein kompliziertes Gebilde, das Audi nun mit Benzin-Direkteinspritzung und um zwei Millimeter vergrößerten Bohrungen in den A8 einbaut. Auf eine Aufladung verzichten die Ingolstädter Ingenieure. Daher benötigt der W-Motor auch höhere Drehzahlen, um seine volle Kraft zu entfalten. Die beiden Turbomotoren drücken deutlich mehr Drehmoment in den Antriebsstrang, und das schon unterhalb von 2000 Touren. Der Audi A8 L W12 quattro benötigt 4750 Umdrehungen, um seine 625 Nm aufzubauen. Dennoch lässt sich der A8 bis Tempo 200 nicht abhängen. Den drehwilligen Treibsatz setzt die Achtstufen- Automatik perfekt in Szene. Zudem wirkt sich das mit 2123 kg niedrigste Leergewicht trotz Allradantriebs bei den Fahrleistungen positiv aus. Erst bei spontanen Überholmanövern profi tieren BMW und Mercedes von ihrem enormen Punch aus tiefen Drehzahlen. Vor allem beim 7er harmonieren Achtstufen-Automatik und Motor exzellent miteinander. Schaltvorgänge sind nicht spürbar und die Übersetzungen perfekt. Der Mercedes S 600 Lang schaltet nur selten herunter, er greift auf lediglich fünf Stufen seiner weich schaltenden Automatik zurück. Dennoch bleibt er gegenüber dem BMW (16,2 Liter) beim Verbrauch mit 15,6 Litern auf 100 km recht genügsam. Mit 14,1 Litern verbrennt der W12 des A8 den teuren Kraftstoff aber am effizientesten.
Motor und Getriebe | Max. Punkte | Audi A8 L W12 quattro | Mercedes S 600 Lang | BMW 760 Li |
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Beschleunigung | 150 | 150 | 149 | 149 |
Elastizität | 100 | |||
Höchstgeschwindigkeit | 150 | 90 | 90 | 90 |
Getriebeabstufung | 100 | 93 | 90 | 94 |
Kraftentfaltung | 50 | 42 | 45 | 47 |
Laufkultur | 100 | 98 | 98 | 98 |
Verbrauch | 325 | 113 | 85 | 73 |
Reichweite | 25 | 11 | 9 | 8 |
Kapitelbewertung | 1000 | 597 | 566 | 559 |
Fahrdynamik
Schon im letzten Vergleichstest zwischen BMW 760 Li und Mercedes S 600 verblüffte der Stuttgarter mit seinem sicheren und gleichzeitig leichtfüßigen Handling – präzise Lenkung, exaktes Einlenkverhalten und souveräne Stabilität dank Wank- und Nickausgleich. Der BMW vermittelt mit seiner Vierradlenkung (Allrad-Aktivlenkung) viel Gefühl und lässt sich exakt dirigieren. Dennoch drängt er früher nach außen und bremst so die Zeit auf dem Testparcours. Der Audi kompensiert hier sein Leistungsmanko durch weniger Gewicht, Allradantrieb und die wirkungsvollsten Bremsen. Aber auch er erreicht früher über alle vier Räder schiebend den Grenzbereich als der erstaunlich agile Mercedes.
Fahrdynamik | Max. Punkte | Audi A8 L W12 quattro | Mercedes S 600 Lang | BMW 760 Li |
---|---|---|---|---|
Handling | 150 | 90 | 92 | 88 |
Slalom | 100 | 58 | 56 | 57 |
Lenkung | 100 | 81 | 81 | 83 |
Geradeauslauf | 50 | 45 | 44 | 44 |
Bremsdosierung | 30 | 20 | 17 | 20 |
Bremsweg kalt | 150 | 92 | 99 | 88 |
Bremsweg warm | 150 | 107 | 90 | 81 |
Traktion | 100 | 80 | 42 | 45 |
Fahrsicherheit | 150 | 135 | 135 | 135 |
Wendekreis | 20 | 0 | 4 | 1 |
Kapitelbewertung | 1000 | 708 | 660 | 642 |
Umwelt und Kosten
Auch wenn der Audi A8 mit langem Radstand und seinem W12- Antriebsstrang mit 138.300 Euro der Günstigste in diesem Luxustrio ist, ist er alles andere als billig. Selbst bei ihm muss man nach vier Jahren und 80.000 km 86.714 Euro Wertverlust in die Kostenbilanz einrechnen. Damit steht er gegenüber BMW (98.347 Euro) und Mercedes (104.696 Euro) aber immer noch besser da. Nur der serienmäßige BMW-Service-Inklusive, der 7er-Fahrer in den ersten fünf Jahren oder bis 100.000 km von den Wartungskosten (ausgenommen Verschleißteile) befreit, stört die im Vergleich beste Umwelt-Kosten-Auflistung des Ingolstädters.
Kosten/Umwelt | Max. Punkte | Audi A8 L W12 quattro | Mercedes S 600 Lang | BMW 760 Li |
---|---|---|---|---|
Bewerteter Preis | 675 | 17 | 7 | 13 |
Wertverlust | 50 | 0 | 0 | 0 |
Ausstattung | 25 | 25 | 25 | 25 |
Multimedia | 50 | |||
Garantie/Gewährleistung | 50 | 28 | 27 | 20 |
Werkstattkosten | 20 | 13 | 10 | 17 |
Steuer | 10 | 5 | 4 | 5 |
Versicherung | 40 | 4 | 4 | 3 |
Kraftstoff | 55 | 20 | 16 | 14 |
Emissionswerte | 25 | 80 | 77 | 80 |
Kapitelbewertung | 1000 | 192 | 170 | 177 |
Fazit
Das beste Produkt in der Luxusklasse ist der A8 L W12. Audi kombiniert hier einen überarbeiteten Antrieb mit exzellentem Komfort, unschlagbarer Verarbeitungsqualität und einem angemessenen Preis. Den zweiten Rang sichert sich die Mercedes S-Klasse – trotz des hohen Preises – mit viel aktiver und passiver Sicherheit und erstaunlich agilem Handling. Der BMW 760 Li kann sich in keiner Disziplin an die Spitze setzen und ordnet sich mit seinem kraftvollen, harmonischen Antrieb auf Rang drei ein.
Gesamtbewertung
Max. Punkte | Audi A8 L W12 quattro | Mercedes S 600 Lang | BMW 760 Li | |
---|---|---|---|---|
Summe | 5000 | 3145 | 3035 | 2990 |
Platzierung | 1 | 2 | 3 |