Audi A6 und Saab 9-5: Oberklasse im Vergleichstest Audi A6 3.0 TFSI quattro und Saab 9-5 Turbo XWD
Saab will mit dem 9-5 im Premium-Segment auf Kundenfang gehen, wo derzeit der neue Audi A6 den Ton angibt
Die schwedische Traditionsmarke Saab steckt in großen Schwierigkeiten. Nur dank der finanziellen Unterstützung des chinesischen Autogroßhändlers Pang Da sind die Produktionsbänder nach wochenlanger Pause in Trollhätten wieder angelaufen. Dabei ist vor allem mit dem neuen Saab 9-5 endlich wieder ein Hoffnungsträger aus Schweden auf der Bildfläche erschienen, der dem Unternehmen eine erfolgreiche Zukunft sichern soll – eine Oberklasselimousine, die auch gegen die deutsche Premiumliga antreten kann.
Einer der ausgemachten Rivalen des großen Saab ist der neue Audi A6. Kaum eine andere Marke versteht es so gut, Eleganz, Sportlichkeit und ein ausgesprochen hohes Maß an Detailliebe sowie Verarbeitungsqualität in ihren Produkten zu vereinen wie Audi. Genau dieses Ziel will auch Saab erreichen. Wie gut stehen die Chancen also für Saab, sich mit dem 9-5 Turbo XWD im automobilen Oberhaus zu etablieren? Er tritt an gegen den Audi A6 3.0 TFSI quattro.
Karosserie
Obwohl der Saab 9-5 gute acht Zentimeter länger ist als der Audi A6, bietet der Ingolstädter im Innenraum in allen Bereichen mehr Platz. Die weiten Einstellbereiche der vorderen Sitze des Audi nutzen jeden Zentimeter, während die Sitzmöbel des Saab eine Spur zu hoch montiert sind. Auf den vorderen Plätzen des Ingolstädters kommen die Insassen Türen und Dach nicht so nahe, wie es im 9-5 der Fall ist. Und vor allem die geringere Kopffreiheit für die hinteren Saab-Passagiere fällt hier negativ auf.
Die recht steil stehenden Frontund Seitenscheiben sorgen beim Skandinavier aber dennoch für ein angenehmes Raumgefühl. Allerdings erschwert das weit nach vorn ragende Dach den Blick auf die Ampel oder andere Verkehrszeichen. Ohnehin legt Saab beim 9-5 mehr Wert auf eine massive Erscheinung als auf eine gute Übersichtlichkeit. So behindert auch die stämmige C-Säule den Blick nach schräg hinten. Im Audi hingegen stehen die Dachholme nicht störend im Blickfeld, und die kleinen Seitenscheiben in der C-Säule verkleinern den Toten Winkel erheblich.
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Bei der Bedienung gibt sich der Audi ein wenig verspielt. Die großflächig angeordneten Schalter, Regler und Tasten auf der Mittelkonsole sind zwar alle logisch gruppiert, aber zu weit auseinander platziert. Trotz intuitiver Menüstruktur muss der Fahrer hier und da den Blick von der Fahrbahn nehmen, um die richtigen Tasten zu treffen. Auch im Saab benötigt der Pilot mehr Zeit, um sich mit der Menüführung und den weit verstreuten Bedienelementen anzufreunden. Extrem groß fallen die Unterschiede zwischen Saab 9-5 und Audi A6 bei der Verarbeitung aus. Während die aufpreispflichtigen Ledersitze des Saab noch einen sehr hochwertigen Eindruck hinterlassen, erfüllt der Rest des Innenraums nicht den Premiumanspruch in diesem Segment.
Die nicht sauber zusammengefügten, großflächigen Plastikoberflächen können dem Vergleich mit dem Audi nicht standhalten. Der A6-Innenraum überzeugt mit perfekt aufeinander abgestimmten Materialien und einer peniblen Verarbeitungsqualität. Zudem rundet Audi den soliden Auftritt des Audi A6 mit einer nahezu vollständigen Sicherheitsausstattung ab. Der Saab glänzt im ersten Kapitel lediglich mit der serienmäßig geteilt umklappbaren hinteren Lehne inklusive Durchreihe, die ihm Vorteile bei der Variabilität verschafft. Beim Audi A6 kostet die asymmetrische vorklappbare hintere Lehne stolze 310 Euro extra.
Karosserie | Max. Punkte | Audi A6 3.0 TFSI quattro | Saab 9-5 2.8T V6 XWD Aero |
---|---|---|---|
Raumangebot vorn | 100 | 88 | 84 |
Raumangebot hinten | 100 | 91 | 79 |
Übersichtlichkeit | 70 | 36 | 34 |
Bedienung/ Funktion | 100 | 81 | 79 |
Kofferraumvolumen | 100 | 44 | 43 |
Variabilität | 100 | 13 | 25 |
Zuladung/ Anhängelast | 80 | 42 | 38 |
Sicherheit | 150 | 117 | 92 |
Qualität/ Verarbeitung | 200 | 187 | 172 |
Kapitelbewertung | 1000 | 699 | 646 |
Fahrkomfort
In puncto Sitzkomfort präsentiert sich der Saab 9-5 von seiner besten Seite. Die groß dimensionierten vorderen Sitze sind sehr kommod und bieten einen ordentlichen Seitenhalt. Hier spielt der Saab auf Augenhöhe mit dem Audi A6. Das ändert sich, sobald die beiden Limousinen das glatte Asphaltband der Autobahn gegen holprige Landstraßen tauschen. Hier sticht der A6 den 9-5 mit seiner elektronisch geregelten Luftfederung mit adaptiven Dämpfern (1.950 Euro) aus.
Der Audi A6 Avant spricht auf Querfugen spürbar sensibler an und verdaut stärkere Verwerfungen mit deutlich mehr Gelassenheit als der teilweise sperrig ansprechende Saab. Zwar verfügt auch der 9-5 über adaptive Dämpfer (1.490 Euro), doch bei ihnen ist der Unterschied zwischen Sport und Komfort nicht so klar definiert wie beim Fahrwerk des Audi. Zudem lösen die 19-Zoll-Räder des Saab lautere Fahrwerksund Abrollgeräusche aus als es im ebenfalls mit 19-Zöllern ausgerüsteten Audi der Fall ist.
Fahrkomfort | Max. Punkte | Audi A6 3.0 TFSI quattro | Saab 9-5 2.8T V6 XWD Aero |
---|---|---|---|
Sitzkomfort vorn | 150 | 123 | 121 |
Sitzkomfort hinten | 100 | 80 | 69 |
Ergonomie | 150 | 118 | 112 |
Innengeräusche | 50 | 42 | 38 |
Geräuscheindruck | 100 | 69 | 64 |
Klimatisierung | 50 | 43 | 37 |
Federung leer | 200 | 145 | 131 |
Federung beladen | 200 | 148 | 135 |
Kapitelbewertung | 1000 | 768 | 707 |
Motor und Getriebe
Auch wenn die Papierdaten keine großen Unterschiede zeigen, sprechen die Messwerte eine andere Sprache. Den Sprint von null auf 100 km/h absolviert der A6 in 5,6 Sekunden und ist damit 1,3 Sekunden schneller als der Saab: Preise. Bis Tempo 180 summiert sich der Vorsprung des Audi auf über vier Sekunden. Während der 9-5 noch mit seinem bulligen Antritt überzeugt, fehlt ihm bei höheren Drehzahlen die Entschlossenheit und Drehfreude des A6-Aggregats.
Zudem bleibt der Audi stets gelassen und verliert – egal in welchem Drehzahlbereich – nichts von seiner angenehmen Laufkultur. Der Saab nähert sich seinem Drehzahllimit dagegen mit knurrigerem Unterton. Auch beim Verbrauch hat der A6 nicht zuletzt dank Start-Stopp-System und seines perfekt schaltenden Siebengang-Doppelkupplungsgetriebes die Nase vorn. Mit 10,6 Litern auf 100 km ist er 2,2 Liter sparsamer als der Saab, dessen Wandler-Automatik nur über sechs Stufen verfügt.
Motor und Getriebe | Max. Punkte | Audi A6 3.0 TFSI quattro | Saab 9-5 2.8T V6 XWD Aero |
---|---|---|---|
Beschleunigung | 150 | 134 | 125 |
Elastizität | 100 | 0 | 0 |
Höchstgeschwindigkeit | 150 | 90 | 90 |
Getriebeabstufung | 100 | 94 | 82 |
Kraftentfaltung | 50 | 35 | 31 |
Laufkultur | 100 | 87 | 83 |
Verbrauch | 325 | 180 | 138 |
Reichweite | 25 | 13 | 9 |
Kapitelbewertung | 1000 | 633 | 558 |
Fahrdynamik
So ruhig der Audi A6 holprige Strecken überwindet, so souverän gibt er sich auch auf dem Handlingparcours. Hier stimmt alles. Über die gefühlvolle Lenkung lässt sich der Audi präzise steuern, sanftes Übersteuern kündigt den Grenzbereich an. Hektische Lastwechselreaktionen sind dem A6 fremd – er ist perfekt abgestimmt. Narrensicher und gelassen nimmt er dem Saab über fünf Sekunden auf der kurvenreichen Strecke ab.
Der Schwede leidet am Limit unter einem starken Wechsel zwischen Über- und Untersteuern. Hinzu kommt, dass die direkte Lenkung weitere Nervosität ins Fahrwerk leitet. Das traumhaft sichere Fahrverhalten des Audi ist auch ein Verdienst seines Allradantriebs mit selbstsperrendem Kronenrad-Mittendifferenzial. Traktionsprobleme kennt der A6 nicht. Das gilt allerdings auch für den Saab mit Haldexkupplung und serienmäßigem Torque-Vectoring an der Hinterachse. Bei Audi kostet das Hinterachs-Sportdifferenzial 1.050 Euro extra.
Fahrdynamik | Max. Punkte | Audi A6 3.0 TFSI quattro | Saab 9-5 2.8T V6 XWD Aero |
---|---|---|---|
Handling | 150 | 93 | 73 |
Slalom | 100 | 81 | 69 |
Lenkung | 100 | 87 | 75 |
Geradeauslauf | 50 | 41 | 40 |
Bremsdosierung | 30 | 20 | 18 |
Bremsweg kalt | 150 | 100 | 77 |
Bremsweg warm | 150 | 110 | 80 |
Traktion | 100 | 90 | 85 |
Fahrsicherheit | 150 | 131 | 122 |
Wendekreis | 20 | 3 | 2 |
Kapitelbewertung | 1000 | 756 | 641 |
Umwelt und Kosten
Zumindest beim Preis sollte nun die Stunde des Saab schlagen. Aber die Schweden zeigen sich bei der Preisgestaltung selbstbewusst. Mit 52.500 Euro kostet der 9-5 900 Euro mehr als der Audi A6. Und dabei ist der Saab keineswegs besser ausgestattet. Hinzu kommt, dass der Audi A6 erheblich wertstabiler ist als der große Schwede. Auch bei nahezu allen laufenden Kosten punktet der Audi. Lediglich bei den Versicherungseinstufungen und den Aufpreisen für die Normausstattung hat der Saab die Nase vorn. Alle anderen Einzelwertungen entscheidet der Audi A6 auch hier für sich.
Kosten/Umwelt | Max. Punkte | Audi A6 3.0 TFSI quattro | Saab 9-5 2.8T V6 XWD Aero |
---|---|---|---|
Bewerteter Preis | 675 | 111 | 109 |
Wertverlust | 50 | 12 | 10 |
Ausstattung | 25 | 16 | 17 |
Multimedia | 50 | ||
Garantie/Gewährleistung | 50 | 28 | 21 |
Werkstattkosten | 20 | 15 | 11 |
Steuer | 10 | 8 | 7 |
Versicherung | 40 | 26 | 27 |
Kraftstoff | 55 | 30 | 24 |
Emissionswerte | 25 | 90 | 85 |
Kapitelbewertung | 1000 | 336 | 311 |
Fazit
Deutlicher kann der Audi A6 3.0 TFSI quattro den Vergleichstest gegen den Saab 9-5 Turbo6 XWD nicht gewinnen. Lediglich drei Einzelwertungen entscheidet der Saab 9-5 für sich. Der A6 ist nicht nur in allen Belangen das deutlich harmonischere Auto, sondern auch das günstigere – beim Audi ist jeder Cent gut angelegt. Dem Saab fehlt es hingegen an einer guten Portion Feinschliff. Eine echte Alternative zum Ingolstädter ist er nur für traditionelle Saab-Anhänger oder Individualisten.
Gesamtbewertung
Max. Punkte | Audi A6 3.0 TFSI quattro | Saab 9-5 2.8T V6 XWD Aero | |
---|---|---|---|
Summe | 5000 | 3192 | 2863 |
Platzierung | 1 | 2 |