5er Touring/A6 Avant/Superb Combi: Vergleichstest
Oberklasse-Trio im Kombi-Wettstreit
- Audi A6 Avant, BMW 5er Touring & Skoda Superb Combi im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Erhabener Komfort im BMW 5er Touring
- Motor/Getriebe: Sprintstarker Skoda Superb Combi 2.0 TSI 4x4
- Fahrdynamik: Audi A6 Avant etwas schwerfälliger
- Umwelt/Kosten: BMW 5er Touring günstiger in der Werkstatt
- Messwerte & technische Daten von Audi A6 Avant 45 TFSI quattro, BMW 530i xDrive Touring & Skoda Superb Combi 2.0 TSI 4x4
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Audi A6 Avant und BMW 5er Touring gelten im automobilen Oberhaus als gesetzt. Mit vielen inneren Werten überzeugt der Skoda Superb Combi aber mehr und mehr die Kundschaft. Wissen die Tschech:innen auch, wie man in der Oberklasse Karriere macht? Ein Vergleichstest.
Ob privat oder geschäftlich, die Oberklasse-Kombis Audi A6 Avant, BMW 5er Touring und Skoda Superb Combi geben in diesem Vergleichstest eine gute Figur ab. Ob in Bürotürmen oder an der Werkbank, wer Karriere machen möchte, braucht neben Ehrgeiz eben auch Qualifikation und Talent. Beim Bau von Automobilen ist das kaum anders. Dass Fahrzeuge nur dann erfolgreich sind, wenn sie entsprechende Qualitäten mitbringen, zählt zu den Binsenweisheiten des Geschäfts. Ein gutes Beispiel hierfür ist Skoda. Mit bewährter Technik aus dem VW-Konzern und attraktiven Preisen mauserte sich der tschechische Hersteller hierzulande zur erfolgreichsten Importmarke. Und weil große Kombis ob ihres Praxisnutzens gern gekauft werden, hat auch der Superb Combi einen Anteil daran. Wer sich mit dem böhmischen Frachter näher befasst, stellt fest, dass er bei Abmessungen und Auftritt nicht weit von den Modellen entfernt ist, die in Deutschland in der Oberklasse unterwegs sind, etwa Audi A6 Avant und BMW 5er Touring. Da drängt sich förmlich die Frage auf, ob die sonstigen Qualitäten ebenfalls reichen, um in der Oberklasse mitzuspielen … Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Das BMW 5er Facelift (2020) im Video:
Audi A6 Avant, BMW 5er Touring & Skoda Superb Combi im Vergleichstest
Beim Einstieg in den Skoda Superb Combi registrieren die Insass:innen ein großzügiges Raumangebot. Zwar bietet der Combi etwas weniger Ellbogenfreiheit als seine Konkurrenten, im Fond kann er dafür mit bis zu 47 Zentimeter Kniefreiheit aufwarten. Das ist zweifelsohne Staatskarossen-Maß. Weiter geht es im Gepäckraum, wo Fracht mit maximal 1950 Liter Volumen Platz findet, was bei den BMW- (1700 Liter) und mehr noch bei den Audi-Pilot:innen (1680 Liter) für lange Gesichter sorgt. Beim Blick auf die Anhängelasten entspannen sich die Blicke ebenfalls nicht, denn der Superb Combi darf – gebremst – mit 2,2 Tonnen die größte Anhängelast ziehen. Die Mienen der Premium-Kundschaft hellen sich erst bei Betrachtung des Variabilitäts-Angebots auf. Wo die BMW- und Audi-Lenker:innen auf eine serienmäßig dreigeteilte Rücksitzbanklehne blicken, finden Skoda-Besitzende eine solche nur in asymmetrisch geteilt klappbarer Ausführung. Auch stört – und das ist alles andere als superb – eine Stufe im Ladeboden. Als Einziger des Trios bietet der BMW 5er Touring in seinem Frachtabteil ein Extra-Fach für die Laderaumabdeckung. Auch im sonstigen Umgang zeigt sich der 5er dank iDrive-System ziemlich intuitiv bedienbar. Das funktioniert auf Holperstrecken besser als über die Touchscreens in Audi A6 Avant und Skoda Superb Combi, deren Fahrer:innen unter diesen Bedingungen eine hohe Treffergenauigkeit an den Tag legen müssen, um die einzelnen Bedienfelder richtig zu berühren. Schweift der Blick über die Materialien, stellt man fest, dass der Frachter aus Mlada Boleslav routiniert zusammengebaut ist, richtiges Oberklasse-Flair aber eher in Audi A6 Avant und BMW 5er Touring aufkommt, da sie noch hochwertiger wirken. Das gilt auch dort, wo das Auge normalerweise nicht verweilt – im Kofferraum zum Beispiel. Hier finden sich in den beiden Bayern qualitativ hochwertige Teppiche, während die Skoda-Kofferraumauskleidung im Vergleichstest eher wie billiger Filz anmutet. Auch die Sicherheitsausstattung der beiden Bajuwaren fällt – wenngleich auch oftmals kostenpflichtig – umfangreicher aus. Ein Rettungsgassenassistent wie im BMW oder eine Ausstiegswarnung wie im Audi sind beste Beispiele hierfür.
Fahrkomfort: Erhabener Komfort im BMW 5er Touring
Es wäre böswillig, dem Skoda Superb Combi in diesem Vergleichstest einen schlechten Komfort zu attestieren. Seine optionalen adaptiven Dämpfer mühen sich meist erfolgreich, dem vernarbten Asphalt seine Schrecken zu nehmen, was auch mit hoher Nutzlast an Bord formidabel funktioniert. Zwar neigt seine Hinterachse im Komfort-Modus auf Bodenwellen zum Nachschwingen, und frostgeschädigte Fahrbahndecken regen den Aufbau zu leichtem Zittern an. Dies beeinträchtigt das Wohlbefinden der Passagier:innen aber nicht nennenswert. Man könnte rundherum zufrieden sein, bis man umsteigt und feststellt, dass es noch besser geht. Der Audi A6 Avant, wenig komfortfördernd auf 20-Zöllern unterwegs, kann sich das Karosserie-Zittern ebenfalls nicht verkneifen. Es tritt aber in weit weniger starker Ausprägung auf als im Skoda. Zudem spart er sich auf Bodenwellen die Nachschwingbewegungen, die der Tscheche an den Tag legt, und trumpft zudem mit dem besseren Akustikkomfort auf: Abrollgeräusche sind hier ebenfalls besser gedämmt als im Skoda Superb Combi. Der Wechsel in den BMW 5er Touring zeigt einmal mehr, dass der aktuelle 5er Touring im Komfort nur schwer zu toppen ist. Ebenfalls bestückt mit adaptiven Dämpfern und einer serienmäßigen Luftfederung an der Hinterachse, ist er förmlich auf Samtpfoten unterwegs. Dies ist insbesondere auf kariösem Asphalt spürbar, wo er Fahrbahnschäden größtenteils sehr feinfühlig herausfiltert. Einen großen Anteil am Komforteindruck haben natürlich auch die Sitze. BMWs Komfort-Fauteuils lassen sich elektrisch dank einstellbarer Seitenwangen an fast jede Statur anpassen. Ebenfalls wie maßgeschneidert sind die Sportsitze im Skoda, zumindest für europäischen Normalstaturen. Hier sind die Seitenwangen recht straff gepolstert. Ganz anders im Audi: Dessen Sportsitze werden von der ein oder anderen normal-statuierten Person als etwas zu breit empfunden. Ergonomisch punktet der Ingolstädter mit einem praxisgerechten Ablagenangebot, der BMW obendrein mit einer separat zu öffnenden Heckscheibe. Im Skoda dagegen ist der Kofferraumboden tiefer als die Ladekante, was Rückengeschädigte nicht erfreuen dürfte, und Tacho- sowie Drehzahlmesser seines Digital-Cockpits hätten ruhig etwas größer ausfallen dürfen.
Motor/Getriebe: Sprintstarker Skoda Superb Combi 2.0 TSI 4x4
Wo früher sechs Zylinder standesgemäß ihren Dienst verrichteten, müssen für moderne Oberklasse-Kombis in der mittleren Leistungsliga inzwischen vier genügen. Alle Testwagen einen der Hubraum von 2,0 Litern und die Turboaufladung. Die Leistungsspanne reicht von 252 PS (185 kW) im BMW 530i xDrive Touring über 265 PS (195 kW) im Audi A6 Avant 45 TFSI quattro bis hin zu 280 PS (206 kW) im Skoda Superb Combi 2.0 TSI 4x4. Die beiden Letztgenannten besitzen einen in Grundzügen identischen Motor. Um es vorwegzunehmen: Man fühlt sich mit den Aggregaten alles andere als untermotorisiert. Und auch der imaginäre Vorwurf, nicht standesgemäß motorisiert zu sein, verhallt bei der Beschäftigung mit Themen wie Leistungsentfaltung und Fahrleistungen mehr oder weniger im Nichts. Insbesondere der Skoda Superb Combi sticht hier im Vergleichstest heraus. Er beschleunigt im Test mit 5,3 Sekunden von null auf 100 km/h nicht nur schneller, als Skoda angibt (5,5 Sekunden), sondern nimmt der Konkurrenz bis 200 km/h bis zu 6,8 Sekunden ab. Dies dürfte einerseits auf seinen Gewichts- (Leergewicht 1649 Kilogramm) und Leistungsvorsprung zurückzuführen sein, andererseits nährt die Art der Leistungsentfaltung oberhalb der Richtgeschwindigkeit den Eindruck, dass wir für den Test wohl ein besonders gut laufendes Exemplar erwischt haben. Wie bei seinen Konkurrenten ist die Höchstgeschwindigkeit bei 250 km/h abgeriegelt. In puncto Verbrauch zeigen Audi A6 Avant, BMW 5er Touring und Skoda Superb Combi, was im modernen Motorenbau möglich ist. Werte im Achtliter-Bereich sind für die bis über 1,8 Tonnen schweren Kombis (Audi und BMW) in dieser Leistungsklasse beachtlich. Nicht verschwiegen werden sollte, dass Volllast-Etappen auch schon mal zu zweistelligen Verbrauchswerten führen können. Bei der Kraftübertragung setzen Audi und Skoda auf ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, während BMW die bekanntermaßen bewährte Achtstufen-Automatik von ZF verwendet, die sich in diesem Vergleichstest abermals als besonders aufmerksam und weich schaltend entpuppt. Damit setzt sie in Sachen Transmission die Benchmark.
Fahrdynamik: Audi A6 Avant etwas schwerfälliger
Dass der Skoda Superb Combi bis zu 178 Kilogramm weniger wiegt als seine Konkurrenten, merkt man ihm schon in den ersten Kurven an. Seine feinfühlige und direkt ansprechende Progressiv-Lenkung (Option) lässt ihn knackig Lenkbefehlen folgen sowie enge Radien mit beachtlicher Neutralität durcheilen – und das, obwohl er die von allen drei Kombis scheinbar ungünstigste Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse (57:43 Prozent) aufweist. In vertrackt asphaltiertem Winkelwerk wirkt der Audi A6 Avant – wie der BMW 5er Touring mit Allradlenkung bestückt – dennoch etwas schwerfälliger. Er muss sich zugegebenermaßen aber auch mit 40 Kilogramm mehr auf der Vorderachse herumschlagen. Da blickt das Test-Team gespannt auf die Ergebnisse, die der 5er Touring auf den Asphalt bringt, der wie die Konkurrenten als Allradvariante zum Vergleichstest rollt. Und siehe da, der Oberklasse-Kombi aus München macht seinem Namen als agiler Luxus-Transporter erneut alle Ehre. Dank bester Gewichtsverteilung (49,3:50,7 Prozent) und der niedrigsten Vorderachslast im Test (896 Kilogramm) folgt er am spontansten den Richtungswünschen des:der Fahrer:in – frei von jeglicher Nervosität, dafür aber mit recht ausgeprägter Seitenneigung. Seine Lenkung ist allerdings recht komfortorientiert ausgelegt und dürfte bei größeren Lenkwinkeln etwas mehr Fahrbahnkontakt in der Fahrerhand spüren lassen. Demgegenüber verlangt die Audi-Lenkung etwas höhere Haltekräfte, was sich angenehmer anfühlt. Gleichzeitig weist sie aber ein recht intransparentes Ansprechverhalten aus der Mittellage auf. Wie es sich für modern konstruierte Familienkombis gehört, sind deren Insass:innen vor böswilligen fahrdynamischen Überraschungen hier wie dort sicher. Der muntere BMW lässt sich je nach Lenkwinkel und Gaspedalstellung bei testweise deaktiviertem DSC (ESP) zu gut kontrollierbarem Übersteuern und zu Lastwechselreaktionen überreden. Letztere sind bei den Konkurrenten weniger stark ausgeprägt. Dafür tendieren Audi und Skoda an der Haftgrenze dazu, den vorgegebenen Radius über die Vorderräder zu verlassen. Bei der Bremsprüfung schneidet der Audi übrigens mit Werten von je knapp über 34 Metern für den Stopp aus 100 km/h am besten ab.
Umwelt/Kosten: BMW 5er Touring günstiger in der Werkstatt
Nicht in der Premium-Liga angesiedelt zu sein, hat auch sein Gutes, erkennbar beispielsweise am Preisschild. So geht der Skoda Superb Combi in diesem Vergleichstest nahezu als Dumping-Angebot durch. Bestückt mit den testrelevanten Extras ist er bis zu rund 15.000 Euro günstiger als seine Konkurrenten. Dass das nicht ohne Folgen für den Wertverlust bleibt, versteht sich von selbst. Hier liegt der Tscheche nicht nur prozentual, sondern auch nominal vorn. Im Klartext heißt das: Er verliert in vier Jahren bzw. über 80.000 Kilometer laut Deutscher Automobil Treuhand (DAT) bis zu rund 9000 Euro weniger als Audi A6 Avant und BMW 5er Touring. Auch seine Typklassen der Versicherung sind im Vergleichstest die niedrigsten. Interessanterweise fallen die Werkstattkosten des 5er Touring mit 629 Euro pro Jahr für Wartung und übliche Verschleißteile laut ADAC etwas geringer aus als die seiner Konkurrenten. Auch bei den Kraftstoffkosten liegt er vorn. Im Ergebnis ändert das aber nichts daran, dass der Münchner – übrigens punktgleich mit dem Ingolstädter in der Umwelt/Kostenwertung – deutlich hinter dem Skoda landet.
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Ergebnis in Punkten
Der minimale Punkteabstand zum Testsieger BMW 530i xDrive Touring zeigt, dass der Skoda Superb Combi 2.0 TSI 4x4 durchaus in der Oberklasse mitmischen kann. Zu seinen Stärken zählen die große Transportkapazität, der starke Motor, das respektable Handling und die vergleichsweise sehr günstige Kostenbilanz. Dennoch gewinnt der BMW mit dem sparsamsten Motor, der tollen Qualität und ebensolchem Fahrkomfort. Der Audi A6 Avant 45 TFSI quattro auf Rang drei hinterlässt einen sehr ausgewogenen Eindruck. Solide bis in die letzte Schraube und mit den kürzesten Bremswegen empfiehlt er sich als komfortables sowie praxistaugliches Langstreckenauto. Allerdings ist er, wie sein bayerischer Konkurrent in diesem Vergleichstest, recht teuer.