Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio/BMW M3: Test
Neuer BMW M3 Competition trifft auf die Giulia QV
- BMW M3 Competition und Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio im Vergleichstest
- Motor / Getriebe: Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio ist drehfreudig
- Fahrkomfort: Dynamik des BMW M3 Competition zulasten den Komforts
- Karosserie: Verbesserte Bedienung in der Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio
- Umwelt / Kosten: Extras treiben den Preis des BMW M3 Competition
- Messwerte & technische Daten BMW M3 Competition und Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio
- Fazit
Mit dem neuen BMW M3 Competition und der Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio treffen im Vergleichstest zwei wahre Athleten aufeinander – Ring frei!
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio | BMW M3 Competition |
Karosserie (1000) | 600 | 645 |
Fahrkomfort (1000) | 681 | 681 |
Motor/Getriebe (1000) | 663 | 676 |
Fahrdynamik (1000) | 793 | 816 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2737 | 2818 |
Kosten/Umwelt (1000) | 223 | 215 |
Gesamtwertung (5000) | 2960 | 3033 |
Platzierung | 2 | 1 |
Zum Vergleichstest treten mit Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio und BMW M3 Competition Supersportwagen mit vier Türen an. Sie müssen sich mit unter 1800 Kilogramm und über 500 PS nicht hinter Athleten wie einem Aston Martin DB11 verstecken, den sie schon beim Sprint auf Tempo 100 hinter sich lassen. Sie beleben das Straßenduell der 60er zwischen Alfa und BMW wieder und lassen die glorreichen DTM-Zeiten der 90er aufleben. Heute bitten sie zum Finale der klassischen Performance-Limousinen ohne elektrische Unterstützung und zelebrieren diesen Abschied. Und es ist ein grandioses Finale: Der neue M3 Competition ist vielleicht das beste M-Produkt aller Zeiten. Und die Giulia Quadrifoglio ist seit 2016 zum fantastisch rund schmeckenden Dynamiker für Performance-Gourmets gereift. Was liegt also näher, als die beiden 510-PS-Boliden ins Kurvenparadies rund um den Nürburgring einzuladen?
Das Alfa Romeo Giulia QV Facelift im Video:
BMW M3 Competition und Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio im Vergleichstest
Hinterradantrieb, Sperrdifferenzial, angereichert mit 510 PS und mit viel Gefühl abgeschmeckt: Das Rezept geht sowohl bei der Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio als auch beim BMW M3 Competition auf. Der Alfa liegt einfach gut in der Hand. Er hält nichts von einem distanzierten Dialog, sondern pflegt eine innige Kommunikation mit seinem:seiner Pilot:in. Seine Lenkung spricht extrem direkt an. Die Vorderachse folgt mit bedingungslosem Gehorsam jedem Lenkimpuls und trifft den anvisierten Scheitelpunkt millimetergenau. Den bulligen Schub von 600 Newtonmetern und die wild anreißenden 510 PS verwaltet das elektronisch gesteuerte Sperrdifferenzial mit viel Gefühl. Dennoch will die Giulia von kundiger Hand bewegt werden. Das Heck liegt dabei stets sicher in der Spur. Erreicht die Quadrifoglio ihr Limit, drückt sie sanft über die Vorderachse nach außen. Mit etwas Gefühl bleibt sie aber stoisch in der Spur und hämmert mit viel Grip auf die Gerade heraus. So muss sich ein Sportwagen anfühlen – direkt, gefühlvoll, schnell und sicher. Besser geht es kaum. Aber BMW hat es dennoch geschafft. Der neue M3 Competition spielt auf dem Handlingparcours des Vergleichtests in einer anderen Liga. Er kann es problemlos mit Supersportlern aufnehmen. Er ist immer extrem locker, verkrampft nie und tobt mit spielerischer Leichtigkeit durch seinen Grenzbereich. Er vermittelt noch mehr Vertrauen über seinen glasklaren Dialog mit der Technik. Lenkung, Antrieb, einfach alles lässt sich extrem fein dosieren. Seine Vorderachse ist ein Musterbeispiel an Präzision und Stabilität, die Hinterachse mit ihrem aktiven Sperrdifferenzial ein Lehrbeispiel für mechanischen Grip. Der M3 fährt sich Runde um Runde in Bestform und nimmt der Giulia auf dem winkligen Handlingparcours zwei Sekunden ab. Dort, wo der Alfa sein Limit erreicht , fängt der Spaß mit dem M3 eben erst an.
Motor / Getriebe: Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio ist drehfreudig
Von Altersschwäche ist auch beim V6-Biturbo der Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio nichts zu spüren. Sein kräftiger Schub von unten und die feurige Drehfreude sorgen dafür, dass sich der BMW M3 Competition kaum absetzen kann. Sollte es mal über 290 km/h schnell werden, zieht die Giulia sogar mit bis zu 307 km/h davon. Die Achtstufen-Automatik sortiert dazu immer die richtige Zahnradpaarung. Aber vor allem bei der Gasannahme fehlt dem Antrieb das feine Ansprechverhalten des Reihensechszylinders im M3. Dieser hängt kontrollierter am Gas, setzt bei jedem Schaltvorgang immer wieder ohne Verzögerung auf sein enormes Drehmoment und bleibt auch bei 7000 Touren filigran dosierbar. Dass er auch noch etwas sparsamer und kultivierter seinen Dienst verrichtet als der V6-Bituro der Giulia, sorgt in diesem Vergleichstest für klare Verhältnisse.
Fahrkomfort: Dynamik des BMW M3 Competition zulasten den Komforts
Der BMW M3 Competition bezahlt seine unschlagbare Dynamik mit Einbußen beim Komfort, die der Vergleichstest aufdeckt. Er rollt nicht nur lauter ab, sondern kommentiert holprige Asphaltbändern mit wenig Verständnis. Seine sportliche Härte kann er weder mit seinem feinen Ansprechverhalten überspielen, noch lässt sie sich über den Komfort-Modus der adaptiven Dämpfer wesentlich abmildern. Der Giulia gelingt das deutlich besser. Sie bietet ein ausgesprochen gutes Ansprechverhalten und verzichtet auf zu viel sportliche Note. Stöße, die im M3 Competition die Insass:innen erreichen, blendet das Fahrwerk der Italienerin gelassen aus. Auch bei den Sitzen verfolgt BMW mit den optionalen Karbon-Schalensitzen des Testfahrzeugs maximale Performance. Der Seitenhalt ist unschlagbar, der Komfort allerdings eingeschränkt. Die serienmäßigen Sportsitze der Giulia sind im Alltag die bessere Wahl. Allerdings kann auch Alfa den Wunsch nach mehr Seitenhalt mit Karbon-Schalensitzen für 3900 Euro erfüllen.
Karosserie: Verbesserte Bedienung in der Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio
Die Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio ist seit 2016 auf dem Markt. Schon damals machte sie einen grundsoliden Eindruck. Lediglich ein paar Kleinigkeiten wie der billige Wählhebel ließen Raum für Verbesserungen. Und Alfa hat deutlich nachgebessert, wie der Vergleichstest zeigt. Die Giulia ziert als Quadrifoglio feines Leder und edles Karbon, und es ist souverän verarbeitet. Auch die anfänglich umständliche Menüführung und die dürftige grafische Darstellung der Multimediaeinheit hat Alfa auf den aktuellen Stand gebracht. Allerdings entwickelte BMW in der Zwischenzeit die neue 3er-Reihe, auf der auch der BMW M3 Competition basiert. Und auch BMW hat seine Hausaufgaben gemacht und in Qualität, Raumökonomie und eine nochmals verbesserte Bedienstruktur investiert. Der neue BMW M3 bietet aber nicht nur mehr Platz, er integriert seine:n Fahrer:in auch perfekt ins Auto. Seine Einstellmöglichkeiten von Sitz und Lenkrad fallen umfangreicher aus. Zudem funktioniert die Bedienung auch über die Spracheingabe intuitiv, und die Schwächen in der Verarbeitung seines Vorgängers haben die Bayer:innen konsequent abgestellt.
Umwelt / Kosten: Extras treiben den Preis des BMW M3 Competition
Bereits die Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio ist mit einem Grundpreis von 82.500 Euro kein Schnäppchen, aber zumindest rund 6500 Euro günstiger als der neue BMW M3 Competition. Die Aufpreisliste beim BMW lässt viel Raum für individuelle Wünsche. Und mit den testrelevanten Extras steigt der Preis schnell auf über 100.000 Euro. Ein Vorteil für den Alfa in der Endabrechnung dieser Vergleichstest-Kategorie – auch wenn er recht knapp ausfällt.
Messwerte & technische Daten BMW M3 Competition und Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio
AUTO ZEITUNG 12/2021 | Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio | BMW M3 Competition |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | V6/4; Biturbo | R6/4; Biturbo |
Hubraum | 2891 cm³ | 2993 cm³ |
Leistung | 375 kW/510 PS 6500 /min | 375 kW/510 PS 6250 /min |
Max. Drehmoment | 600 Nm 2500 /min | 650 Nm 2750 - 5500 /min |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik Hinterrad; Sperrdifferenzial | 8-Stufen-Automatik Hinterrad; Sperrdifferenzial |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1620/1710 kg | 1730/1721 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 3,9 s | 3,7 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 307 km/h | 250 (opt. 290) km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 33,0/32,1 m | 33,7/32,9 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 11,7/10,0 l SP /100km | 11,0/10,0 l SP /100 km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 277/227 g/km | 261/226 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 82.500 € | 89.500 € |
Testwagenpreis | 91.000 € | 106.250 € |
Der BMW M3 Competition ist der beste M3 aller Zeiten. Er fasziniert mit einer beeindruckend gut kontrollierbaren Performance im Grenzbereich und einem filigran zu dosierenden Antriebsstrang, der die ganze Emotionalität eines Verbrennungsmotors zelebriert. Letzteres gilt auch uneingeschränkt für den V6-Biturbo der Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio. Für einen Sieg in diesem Vergleichstest reicht es aber nicht. Ihr fehlt die letzte Konsequenz bei der Fahrdynamik. Das kann auch der gelungene Federungskomfort nicht ausgleichen. Aber Alfa Romeo hat mit der neuen, 540 PS starken Giulia GTAm im konsequenten Renntrimm bereits gezeigt, wozu die Italienerin fähig ist.