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Alle Infos zum Lamborghini Gallardo

Gecko versus Stier: Wiesmann Roadster & Lamborghini Gallardo

Thomas Pfahl Leitender Redakteur Classic Cars

Was für ein Duell: Wiesmann gegen Lamborghini, darin steckt auch ein bisschen BMW gegen Audi – und eine Faszination, die selbst nach 20 Jahren ungebrochen ist!

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Inhalt
  1. Kein Zwölfzylinder im Lamborghini Gallardo Spyder
  2. Im Wiesmann Roadster MF3 steckt ein Herz von BMW
  3. Purismus im Roadster MF3, Perfektionismus im Gallardo
  4. Wiesmann fiel der Insolvenz zum Opfer
  5. Technische Daten des Lamborghini Gallardo Spyder & Wiesmann Roadster MF3
  6. Fazit

So ändern sich die Dinge: Als der Gallardo Spyder 2005 vorgestellt wurde, war er satte 80.000 Euro teurer als der bereits seit zwölf Jahren gefertigte Wiesmann Roadster MF3. Die Gründe lagen auf der Hand: Mit zehn Zylindern und Allradantrieb war der Italiener deutlich extremer als der immerhin mit sportlicher M3-Technik ausgestattete Westfale. Betrachtet man die heutigen Marktwerte, hat der Wiesmann den Lambo abgehängt: Classic Data verzeichnet im Zustand 2 eine Differenz von 40.000 Euro – zugunsten des MF3. Was ist da los? Ist der Wiesmann rückblickend doch das bessere Auto? Hat die dramatische Markenhistorie ihm zum späten Ruhm verholfen? Oder wurde der Gallardo von seinen Nachfolgern oder seinem großen Bruder Murciélago in den Schatten gestellt?
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Der Lamborghini Revuelto (2024) im Fahrbericht (Video):

 
 

Kein Zwölfzylinder im Lamborghini Gallardo Spyder

Der Gallardo sieht zwar Lambo-mäßig brachial aus, und doch fehlen ihm die wesentlichen Merkmale der Sportwagen aus Sant’Agata Bolognese: die Scherentüren und der Zwölfzylinder, wie man sie von Countach, Diablo & Co. kennt. Rückblick: 1998 kauft sich Audi beim italienischen Traditionsunternehmen ein. Die Ingolstädter:innen sind zwar bekannt für sportliche Autos, für reinrassige Supersportler stehen sie zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht. Kann das gut gehen? Kurz gesagt: Es kann: Mit dem Gallardo entsteht ein neuer Einstiegs-Lamborghini, der mittig eingebaute Zehnzylinder gibt seine Kraft an den (hecklastig ausgelegten) Allradantrieb weiter, womit sich der kleine Stier deutlich von seinen Mitbewerbern abhebt. Natürlich ist auch sein Name von einem Kampfstier des 18. Jahrhunderts entliehen, benannt wiederum nach dessen Züchter Francisco Gallardo.

Das Auto fällt auf: Mit seinem Klang, mit seiner kantigen Keilform, mit dem grellen Orange. Er straft aller Zweifelnden Lügen, die in ihm einen weichgespülten Murciélago sehen oder ein Auto, das womöglich mit der ursprünglichen Philosophie der Marke nichts mehr zu tun hat. Von wegen: Der Gallardo wird zum meistverkauften Lamborghini aller Zeiten. 14.022 Autos setzen die Italiener:innen in zehn Jahren ab, 3353 davon werden als Spyder ausgeliefert. Dank des Allradantriebs verfügt der Sportler in allen Fahrsituationen über ausreichend Traktion, die sequenzielle Schaltung ermöglicht einen spektakulären Vortrieb: 4,3 s vergehen bis zur 100-km/h-
Marke. 200 km/h sind nach 14,1 s erreicht. Und das sind "nur" die Werte der frühen 520-PS-Version (382 kW). Im Lauf der Zeit gibt es den Gallardo mit 
bis zu 570 PS (419 kW).

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Im Wiesmann Roadster MF3 steckt ein Herz von BMW

Wie passt dieses Auto zum Wiesmann Roadster? Ganz einfach: Der MF3 ist ein ebenso faszinierender Zweisitzer – nur eben auf eine völlig andere Art und Weise. Der Wiesmann misst fast einen halben Meter weniger als der Lamborghini, Fahrer:in und Beifahrer:in sitzen kurz vor der Hinterachse. Die Wiesmann-Brüder setzen auf die klassische britische Bauart mit langer Motorhaube, während der Gallardo im cab-forward-Design mit knackig-kurzem Vorderwagen daherkommt. Angetrieben wird der MF3 zunächst von BMWs S50-, später vom S54-Motor, wie er auch im M3 der Generation E46 verwendet wird. 343 PS (252 kW) stehen somit zur Verfügung, die in diesem Fall ausschließlich auf die Hinterachse einwirken.

Die fehlende Leistung macht der Wiesmann durch sein deutlich geringeres Gewicht wett: Lediglich 1180 kg bringt der Roadster leer auf die Waage, während der Spyder mindestens 1740 kg wiegt. Überraschend ist die geringe Differenz in der Beschleunigung, die im Rahmen eines Vergleichstests 2006 ermittelt wurde: In beachtlichen 4,9 s erreicht der handgeschaltete Wiesmann die 100-km/h-Marke, womit er auf dem Niveau eines M3 CSL liegt. Werden die 200 km/h angepeilt, fällt der Wiesmann im Vergleich zum Lamborghini aber deutlich ab, der Vortrieb endet in diesem Fall bei 250 (statt 314) km/h.

Wiesmann Roadster MF3
Foto: Frank Ratering

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Purismus im Roadster MF3, Perfektionismus im Gallardo

Tatsächlich ist der Wiesmann puristischer, und das nicht nur aufgrund seiner Retro-Anleihen. Sitzposition, Schaltung und der Hinterradantrieb geben eine deutlich bessere Rückmeldung. Der Lamborghini wirkt im direkten Vergleich fast schon zu perfekt, seinem Grenzbereich wird sich Otto-Normalfahrer:innen in der Regel nur selten nähern. Chrom und Leder im Innenraum lassen den Wiesmann fast verspielt wirken, während der Gallardo mit einer nahezu vernünftigen Sachlichkeit besticht: Das Lenkrad ist griffig, die Instrumente liegen im direkten Blickfeld, und die Schaltpaddel schreien förmlich nach Aufmerksamkeit.

Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer: Bei aller Begeisterung bleibt der Gallardo ein typischer Lamborghini. Faszinierend, aber in gewisser Weise, pardon, austauschbar. Er ist der erfolgreiche Vorgänger des Huracán, der kleine Bruder des Murciélago, der technische Cousin des (noch erfolgreicheren) Audi R8.

 

Wiesmann fiel der Insolvenz zum Opfer

Der Wiesmann ist ein Solitär. Wer käme auf die Idee, ihn mit dem BMW Z4 M Roadster zu vergleichen, der immerhin den gleichen Motor unter der Haube trägt? Sicherlich macht das Schicksal des Herstellers einen Großteil der Faszination 
aus: 1988 gründen die Brüder Friedhelm und Martin Wiesmann ihr Unternehmen, fünf Jahre später bauen sie eigene Roadster, weitere 20 Jahre später wird der Insolvenzantrag gestellt. Wer an einen Wiesmann denkt, hat diese typische, betörende Form vor seinem geistigen Auge.

Bei Lamborghini dagegen gibt 
es viele Favoriten – Miura, Countach, Diablo. Auch als Youngtimer ist der Gallardo die günstigste Gelegenheit, Lamborghini zu fahren. Allerdings sollte man die Folgekosten beachten: Fordert die reguläre Wartung schon ein üppiges Budget, gilt das für anstehende Reparaturen erst recht. Beim Wiesmann sollte man ebenfalls bedenken, dass hier entsprechend kostspielige BMW-M-Technik zum Einsatz kommt. Die Faszination hat nun mal ihren Preis.

Lamborghini Gallardo Spyder
Foto: Frank Ratering
 

Technische Daten des Lamborghini Gallardo Spyder & Wiesmann Roadster MF3

Classic Cars 03/2025Lamborghini Gallardo SpyderWiesmann Roadster MF3
Zylinder/Ventile pro Zylin.10/46/4
Hubraum4961 cm³3246 cm³
Leistung382 kW/520 PS252 kW/343 PS
Max. Gesamtdrehmoment bei510 Nm 8000/min365 Nm 7900/min
Getriebe/Antrieb6-Gang-Getriebe (seq.)/Allradantrieb6-Gang-Getriebe/Hinterrad
L/B/H4300/1900/1184 mm3860/1750/1160 mm
Leergewicht1740 kg1180 kg
Bauzeit2005-20131993-2011
Stückzahl3353910
Beschleunigung
null auf 100 km/h
4,3 s4,9 s
Höchstgeschwindigkeit314 km/h250 km/h
Verbrauch auf 100 km21,1 l S13,1 l S
Grundpreis (Jahr)167.620 Euro (2006)87.000 Euro (2006)

 
Thomas Pfahl Thomas Pfahl
Unser Fazit

Lassen wir die Marktwerte und vor allem die Folgekosten einmal außen vor: Dieses Duo bietet Faszination pur. Der Lamborghini wirkt modern, der Wiesmann gewollt antiquiert. Tatsächlich aber sind beide Youngtimer Fahrmaschinen im besten Sinn. Der Gallardo ist konsequent auf sportliche Superlative getrimmt, der MF3 hingegen bietet das puristische Fahrerlebnis eines bärenstarken Roadsters. Vor allem im Wiesmann spürt man die Liebe zum Detail, vereint mit den individuellen Wünschen seines einstigen Besitzers. Seine Historie macht die Exklusivität perfekt.

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