VW W12 Coupé: Classic Cars
Volkswagens Supersportler W12 Coupé
Anfang des neuen Jahrtausends zielte Volkswagen in Richtung Oberklasse. Teil der Strategie war auch ein Supersportwagen namens VW W12 Coupé. Doch eine andere Konzernmarke verhinderte 2003 die Serienfertigung, wie sich beim Classic Cars-Rückblick offenbart.
Drei Welt- und sechs Klassenrekorde an nur einem Wochenende. Schauplatz im Oktober 2001 ist der Hochgeschwindigkeitskurs im süditalienischen Nardo, Protagonist ein mattschwarzer Supersportler mit VW-Emblem: das VW W12 Coupé. Der erste Rekord fällt bereits nach 60 Minuten. Die 310,99 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit sind ein neuer Streckenrekord. Anschließend absolviert das potente VW W12 Coupé in 24 Stunden 7085,7 km mit einem Durchschnittstempo von 295,24 km/h. Damit ist der Prototyp fast 19 km/h schneller als die Corvette LT5, die den Rekord zuvor elf Jahre lang gehalten hat.
Das sieben Millionen Mark teure Projekt ist ein Erfolg. Im Jahr darauf verbessert das mittlerweile offiziell "VW Nardo" genannte Coupé den 24-Stunden-Weltrekord auf unglaubliche 322,89 km/h im Durchschnitt. Dabei legt das Auto mit sieben verschiedenen Fahrern insgesamt 7750 km zurück und erreicht Geschwindigkeiten bis zu 350 km/h. Die ersten Arbeiten an der Wolfsburger Flunder lagen zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Jahre zurück. Gegen Ende der 90er-Jahre wollten die Volkswagen-Ingenieur:innen mit dem VW W12 Coupé zeigen, dass sie neben Sicherheitstechnik, Elektroantrieb und Brennstoffzelle weitere Ideen in der Schublade hatten. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Classic Cars: VW W12 Coupé
Dazu zählte auch die Entwicklung von Hochleistungsmotoren. 1997 gab eine gelbe, W12 Syncro genannte Studie auf dem Automobilsalon von Tokio einen Ausblick auf die Zukunft der Wolfsburger:innen. Das 1,10 m flache Coupé war in jeder Hinsicht etwas Neues von Volkswagen. Solch einen emotionalen Supersportwagen wie den VW W12 Coupé hatte die Marke aus Niedersachsen noch nie gezeigt. Das Ziel von VW-Chef Ferdinand Piëch: Aus unterschiedlichen Richtungen in die automobile Oberklasse drängen. Weitere Studien in Form des 1999 gezeigten D1, dem späteren Phaeton und dem im Jahr darauf gezeigten AAC, aus dem der Bestseller Touareg hervorging, untermauerten das Vorhaben.
Emotionales Highlight blieb der rassige Supersportler. Herzstück des von Italdesign gezeichneten Coupés war ein 420 PS (309 kW) starker Zwölfzylinder. Anders als bei einem üblichen V12 besteht der Antrieb des Allradlers aus zwei zusammengesetzten VR6 Einheiten. Vorteil Die nur 239 kg schwere Konstruktion mit vier Zylinderreihen – W12 genannt – baut kürzer als ein herkömmlicher V12. Im März 1998, dem Jahr, in dem sich Volkswagen die Rechte am Namen Bugatti sicherte, folgte noch eine weitere Aufsehen erregende Studie: eine Roadster-Version des VW W12 Coupé.
Wie aus dem W12 Coupé niemals der VW Nardo wurde
Fast drei Jahre dauerte es, bis ernsthaft eine Kleinserie des Coupés mit nun doppelt aufgeladenem W12 zum Preis von rund 200.000 Mark erwogen wurde. Sein Debüt feierte der auf fast 600 PS (441 kW) erstarkte, hier gezeigte Prototyp in Perleffekt Orange im Herbst 2001 in Tokio. Mittelmotor, Flügeltüren, Magnesiumfelgen sowie ein Innenraum mit viel Leder und etlichen Baukastenteilen sind herausragende Merkmale des fahrbereiten Coupés. Leider hat es der Supersportler von VW nie in die Verkaufsräume der Händler, sondern nur ins Museum geschafft.
Die ehrgeizigen Pläne eines Supersportlers von Volkswagen wurden 2003 sozusagen fünf vor zwölf zugunsten des Bugatti EB 16.4 Veyron und der konzerneigenen Konkurrenz von Lamborghini in Sant’Agata Bolognese aufgegeben. Doch das Herzstück des VW W12 Coupé ging trotzdem in Serie: Die Motor-Gene von Nardo steckten bis 2011 in der Luxus-Limousine Phaeton W12 und auch im Bentley Continental GT. Und der insgesamt knapp 85.000 Mal gebaute VW Phaeton steuert mittlerweile bereits auf eine Karriere als Youngtimer zu.
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Technische Daten des VW W12 Coupé (Nardo)
Technische Daten | VW W12 Coupé |
Motor | W12, Biturbo |
Hubraum | 5998 ccm |
Leistung | 598 PS |
Max. Drehmoment | 620 Nm |
Getriebe | 6-Gang, manuell |
Antrieb | Allrad |
L/B/H in mm | 4550/1920/1100 mm |
Leergewicht | 1200 kg |
0-100 km/h | 3,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 350 km/h |
Verbrauch | 17,0 l/100 km |
Bauzeit | 1997-2002 |
Stückzahl | 5 |
Preis (2001) | ca. 200.000 Mark |