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Opel GT-W Genève (1975): Opels geplatzter Wankeltraum

Tim Neumann Redakteur

Als Nachfolger für den Opel GT hatte die Marke mit dem Blitz Mitte der 1970er-Jahre einen hinreißenden Technologieträger erdacht. Doch statt die Sportwagenwelt auf den Kopf zu stellen, bremste den Opel GT-W Genève sein eigener Motor aus.

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Um 1970 herum drehte sich die Automobilwelt schneller als sonst: Die Hersteller hatten den Wankelmotor (Das ist die Geschichte des Wankelmotors) für sich entdeckt. Große, schwere Triebwerke und ihre Übermenge an Bauteilen könnten schon bald Geschichte sein – das zumindest versprach die neuartige und verblüffend leistungsfähige Antriebstechnologie, die Felix Wankel bereits in den 1930er-Jahren erdacht hatte.

30 Jahre später nahm die Idee dank des NSU Wankel Spider auch im Auto Fahrt auf. Auf den kühnen NSU Ro 80 folgten Mazda mit dem Cosmo SportCitroën mit dem M35 und Mercedes mit dem legendären C111, der in seiner zweiten Ausbaustufe 1970 bereits 350 PS (257 kW) aus seinem lediglich 2,4 l großen Vierscheiben-Wankel holte. Zum Vergleich: Die damals schillerndsten Supersportler, der Lamborghini Miura und der Ferrari Daytona, benötigten für diese Leistungsausbeute einen fast doppelt so großen V12.

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Auch bei der damaligen Opel-Konzernmutter General Motors hatte man die Zeichen der Zeit offenbar erkannt. Um nicht abgehängt zu werden, erstanden die Amis Ende 1970 eine Fertigungslizenz für 50 Mio. US-Dollar. 1975 sollten die ersten Kreiskolben-Kraftfahrzeuge auf den Straßen unterwegs sein. Man munkelt, dass GM kurz vor der Ölkrise 1973 sogar einen Entwicklungsstopp für die herkömmlichen Hubkolbenmotoren verhängt hatte, um dem Wankel oberste Priorität beizumessen. Opel hatte da natürlich mitzuziehen. Und wollte es auch – immerhin hatte man mit dem scheidenden Opel GT eine höchst emotionale Lücke zu füllen.
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Wankel-Supercar von Opel: Darum scheiterte der GT-W Genève von 1975

Zwar gab es den Begriff damals wahrscheinlich noch nicht, aber der Opel GT-W sollte ein Halo Car werden. Also mit beeindruckendem Auftritt und herausstechender Dynamik die Werbetrommel für die künftige Flut an Wankelautos rühren. Dafür entwarf das Team um Design-Vordenker Erhard Schnell eine drahtige Mittelmotorflunder, die man eigentlich nur den Designhochburgen Italiens zutrauen würde.

Den Reiz des GT-W macht der minimalistische Ansatz aus: eine tiefe Gürtellinie, die bauchige Fensterlinie als Zitat des 1969er Opel CD und das in Richtung Rücklichter fließende Heck samt ausgestellten hinteren Kotflügeln, wie es auch die Corvette ab 1974 salonfähig machte. Mehr brauchte das Coupé nicht, um zu gefallen. Ob die wie aus einem Guss wirkende Silhouette auch bei geöffneten Klappscheinwerfern ihre Eleganz behält, darf hingegen infrage gestellt werden.

Der Opel GT-W Genève (1975) stehend von schräg hinten
Foto: Opel

Leider durften sich die Augen des Opel GT-W niemals öffnen. Noch bevor der hessische Traumwagen samt Zweischeiben-Kreiskolbenmotor fertig werden konnte, war der Wankel-Versuchsballon krachend abgestürzt. Die Ingenieursabteilungen der Hersteller bekamen die hochkomplexe Abdichtung der Triebwerke nicht in den Griff, ganz zu Schweigen von etlichen Kinderkrankheiten, die vor allem den Ro 80 in schlechtes Licht rückten. Das Genick brach dem Wankelmotor aber sein unstillbarer Durst nach fossilen Brennstoffen. Als im Herbst 1973 infolge des Jom-Kippur-Kriegs plötzlich die Ölpreise nach oben schossen, sägten die Hersteller der Reihe nach ihre Projekte ab. GM zog sich im November 1974 vollständig vom Kreiskolbenmotor zurück, womit auch das Schicksal des GT-W besiegelt war.

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Am Ende bekam er doch noch einen Motor – aber keinen Wankel

Ganz vorenthalten wollte man dem Publikum den sinnlichen Entwurf aber auch nicht. So änderte Opel den Namen des GT-W in Genève und präsentierte ihn genau dort, auf dem Genfer Autosalon 1975. Zwar fehlte der Studie der Motor, dafür adelte sie sich aber mit gold glänzendem Lack zu den absoluten Highlights der Messe. Beides sollte sich aber im Laufe der Jahre noch ändern: 1977 erhielt der GT-W Genève eine orange Lackierung und später sogar einen Antrieb. Heute steht er mit einem 5,4 l großen V8 des Opel Diplomat mit 230 PS (169 kW) in der Opel Classic-Sammlung. Der dürfte auch ähnlich stark sein wie das damals angedachte Wankelaggregat. Aber nunmal deutlich größer, schwerer und bestehend aus deutlich mehr Bauteilen.

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