VW T-Roc/Golf: Test Der T-Roc jagt den Golf
Der modische VW T-Roc tritt im Test gegen den VW Golf an. Das City-SUV kann im Vergleichstest seine direkte Konkurrenz aus dem Segment schlagen. Doch hat er auch das Zeug, sich gegen den Kompakt-König durchzusetzen?
VW T-Roc trifft im Test auf den Golf, eine feste Bank in der Kompaktklasse und das meistverkaufte Auto in Deutschland. Die bereits seit 2012 gebaute siebte Generation hält bei Vergleichstests noch immer deutlich jüngere Konkurrenzmodelle auf Distanz. Doch jetzt läuft sich ein Gegner aus dem eigenen Haus warm: Der VW T-Roc zählt zur beliebten Gattung der City-SUV und will mit stylischem Design sowie hoher Sitzposition jüngere und ältere Käufer gleichermaßen anlocken. Zudem wildert er in puncto Größe und Einpreisung unverhohlen im Revier des Golf. Höchste Zeit also für einen Vergleichstest mit der Fragestellung: Kann der T-Roc wirklich den erfolgsverwöhnten Golf schlagen? Beide Volkswagen treten mit 150 PS starkem 1,5-Liter-Turbobenziner an. Mehr zum Thema: Alles zu VW
Der VW Golf im Video:
VW T-Roc & Golf im Test
Nanu, wer bist denn du? An den Anblick des neuen T-Roc muss man sich erst noch gewöhnen. Schließlich ist das 4,23 Meter lange SUV für VW-Verhältnisse sehr mutig designt. Und so wirkt der Herausforderer mit seinen breiten Radhäusern nicht nur bulliger als der Golf, sondern überragt ihn in der Höhe auch um acht Zentimeter. Der mit 4,26 Metern etwas längere Golf VII parkt inzwischen an jeder zweiten Straßenecke, sein Design ist vertraut und wohl auch noch in zehn Jahren ansehnlich. Wer zum ersten Mal im T-Roc Platz nimmt, staunt nicht schlecht: Wo man im Golf fein unterschäumte Kunststoffe oder Stoffverkleidungen ertastet, finden sich im SUV weniger wertige und ausschließlich harte Werkstoffe. Und auf schlechter Fahrbahn knarzt es zuweilen aus Armaturenträger sowie Türverkleidung. In puncto Qualitätsanmutung reicht der Herausforderer deshalb nicht an die Solidität des Bestsellers heran. Das Raumangebot für Fahrer und Beifahrer liegt bei beiden auf einem hohen und sehr vergleichbaren Niveau, einzig in puncto Kopffreiheit hat der T-Roc etwas mehr zu bieten.
Karosserie: Größere Kofferraum im T-Roc
Der Golf überzeugt dagegen mit mehr Bewegungsfreiheit im Fond, weil Kopf- und Beinraum großzügiger ausfallen. Die um zehn Zentimeter höhere Sitzposition beschert dem SUV-Fahrer zwar eine bessere Übersicht über das Verkehrsgeschehen, durch die schräger stehende Heckscheibe ist die Sicht nach hinten aber schlechter als im Golf. Einen Vorteil verbucht der T-Roc mit seinem 445 bis 1290 Liter großen Laderaum für sich (Golf: 380 bis 1270 Liter). Allerdings muss das Gepäck über eine 79 Zentimeter hohe Ladekante gewuchtet werden. Beim Golf fällt die Ladekante neun Zentimeter niedriger aus. Dass der Golf das Karosserie-Kapitel mit deutlichem Vorsprung für sich entscheidet, verdankt er unter anderem seiner umfangreicheren Sicherheitsausstattung. Anders als sein interner Rivale hat er einen Aufmerksamkeitsassistenten stets serienmäßig an Bord und lässt sich optional etwa mit Seitenairbags im Fond, Anhängerrangierassistenten oder Kurvenlicht ausrüsten – sicherheitsfördernde Features, die für das SUV nicht erhältlich sind.
Fahrkomfort: Golf deutlich feinfühliger
Dass VW dem Golf anspruchsvollere Technik-Lösungen zukommen lässt, wird auch beim Federungskomfort deutlich: Zwar verfügen beide Testfahrzeuge über adaptive Dämpfer, die jeweils rund 1000 Euro Aufpreis kosten. Doch während beim T-Roc eine einfache Verbundlenkerhinterachse zum Einsatz kommt, spendiert VW dem Golf eine aufwendige Mehrfachlenkerhinterachse. Insgesamt federt der Golf deutlich feinfühliger an, verarbeitet Unebenheiten aller Art souveräner und leistet sich auch mit voller Beladung bei üblen Straßenschäden keine Schwächen. Der mit optionaler 19-Zoll-Bereifung ausgerüstete T-Roc bietet vor allem einen weniger ausgeprägten Langsamfahrkomfort. Außerdem dringen Kanten oder Schlaglöcher deutlicher spürbar zu den Passagieren durch, und beladen neigt die Hinterachse des SUV zum Trampeln. Wie im Golf präsentiert sich der 1,5-Liter-Turbobenziner angenehm laufruhig, die Abschottung gegen Wind- und Abrollgeräusche ist beim T-Roc aber etwas nachlässiger als im leiseren Golf. Beim Sitzkomfort legt der Kompakte die Messlatte ebenfalls sehr hoch: Der optionale ergoActive-Fahrersitz (645 Euro) verfügt über eine ausziehbare Schenkelauflage, eine neigungseinstellbare Sitzfläche und eine Massagefunktion. Zudem ist die Polsterung auch auf der Beifahrerseite angenehm straff und der Seitenhalt verbindlich. Die Sitze im T-Roc bieten zwar ebenfalls einen guten Langstreckenkomfort, allerdings auch weniger Einstellmöglichkeiten. Die Rücksitzbank des SUV ist zudem weniger gut konturiert, sodass alle Passagiere im Golf insgesamt kommoder reisen.
Motor/Getriebe: Beide VWs treten mit 1,5-Liter-Turbobenziner an
Keine Unterschiede ergeben sich bei der Motor-Getriebe-Kombination: Hier wie dort kommt ein 1,5-Liter-Turbobenziner mit 150 PS zum Einsatz, der an ein Sechsgang-Schaltgetriebe gekoppelt ist. Auf den ersten Metern strapaziert vor allem der Golf die Nerven des Fahrers: Die Kupplung hat einen langen Leerweg, was in Kombination mit der ausgeprägten Anfahrschwäche viel Feingefühl beim Anfahren erfordert. Abhilfe schafft da nur ein langes Schleifenlassen der Kupplung. Beim T-Roc tritt dieses Ärgernis in etwas abgeschwächter Form auf. Eine Besonderheit des 1.5er-Benziners ist die Zylinderabschaltung: Bei geringem Leistungseinsatz schalten sich zwei der vier Zylinder automatisch und vom Fahrer unbemerkt ab, um Sprit zu sparen. Tatsächlich: Die Testverbräuche von 7,2 (Golf) und 7,4 Litern (T-Roc) gehen voll in Ordnung. Mit zartem Gasfuß können sogar Vebräuche mit einer Fünf vor dem Komma erzielt werden. Beide Volkswagen erreichen in 8,4 Sekunden Tempo 100 und sprinten bei Bedarf über 200 km/h – der Wunsch nach mehr Leistung dürfte im Alltag nicht aufkommen.
Fahrdynamik: T-Roc mit eckig wirkender Lenkung
Beide Kontrahenten haben durchaus querdynamisches Potenzial und machen auf verwinkelten Landstraßen eine gute Figur. Mit seiner präzisen Lenkung, der fein zu dosierenden Bremse und seiner hohen Fahrsicherheit vermittelt der Golf bei unseren Handlingfahrten den ausgewogeneren Eindruck. Der T-Roc lässt sich aufgrund der etwas eckig wirkenden Lenkung weniger flüssig durch Kurvenkombinationen dirigieren, ist beim Anbremsen aus höheren Geschwindigkeiten nervöser, und auch die Regelsysteme arbeiten nicht so feinfühlig. Top: Mit Kalt- und Warmbremswerten von jeweils rund 34 Metern verzögert das SUV nochmals vehementer als sein Konkurrent.
Umwelt/Kosten: Golf mit teurerem Grundpreis
Dafür tritt der Golf etwas kräftiger auf die Kostenbremse: Er ist im Grundpreis zwar 2700 Euro teurer als der T-Roc, seine Multimedia- und vor allem die Komfortausstattung präsentiert sich jedoch deutlich umfangreicher. Zudem werden für den Kompakten geringere Kfz-Versicherungsbeiträge fällig, und die Kraftstoffkosten fallen dank des niedrigeren Verbrauchs günstiger aus. Steuer und Werkstattkosten liegen dagegen auf einem Niveau.
Technische Daten VW T-Roc und Golf
Im Segment der City-SUV ist der VW T-Roc sehr erfolgreich: Er bietet ein großzügiges Raumangebot, einen ordentlichen Komfort und fährt sich außerdem sehr dynamisch. Im direkten Duell mit dem VW Golf wird jedoch deutlich, dass der Kompakte das ausgewogenere Fahrzeug ist: Der routinierte Golf entscheidet alle fünf Kapitel für sich und feiert so einen souveränen Testsieg. Das meistverkaufte Auto in Deutschland hat jede Menge Platz, eine moderne Sicherheitsausstattung und lässt seinem internen Kontrahenten vor allem beim Fahrkomfort keine Chance. Zudem verbraucht der Golf weniger, verfügt über den wertigeren Innenraum und kann sich auch bei der Fahrdynamik und den Kosten durchsetzen. Für den T-Roc sprechen vor allem die bissigen Bremsen sowie der günstigere Grundpreis.