VW Golf 8/VW T-Roc: Vergleich
Golf und Golf-SUV im VW-Duell
Der VW Golf 8 behauptet sich als Klassenprimus und Bestseller. Doch seine Überlegenheit in den Statistiken schwindet. Nicht zuletzt, weil kompakte SUV wie der VW T-Roc ihm Kunden abjagen. Ein Vergleich.
2020 belegte Volkswagen mit dem VW Golf 8 – hier im Vergleich gegen den Baukasten-Bruder VW T-Roc – dank 136.324 Einheiten hierzulande mal wieder klar den ersten Platz in der Zulassungsbilanz. Doch auch wenn der Kompakt-VW gerade erst den Generationswechsel zur achten Auflage vollzogen hat und der Gesamtabsatz von der Pandemie nur leicht eingebremst wurde, ist seine Überlegenheit nicht mehr so erdrückend wie noch vor wenigen Jahren. Das liegt unter anderem daran, dass sich SUV-Modelle in allen Klassen und Größen einer nach wie vor steigenden Beliebtheit erfreuen und klassische Fahrzeug-Konzepte immer häufiger unter Druck geraten. Alternativ zur Schräghecklimousine des Golf gibt es mittlerweile zahlreiche SUV- oder Crossover-Konzepte von verschiedenen Herstellern. Mit dem VW T-Roc hat Volkswagen selbst einen Rivalen im Sortiment, der 2020 in Deutschland 50.822 Mal neu zugelassen wurde. Ein paar Zentimeter kürzer und sogar etwas günstiger eingepreist, bringt der T-Roc so manchen Golf-Interessent:innen ins Grübeln. Also schauen wir im Vergleich mal genauer hin, wo die Unterschiede liegen und welches Konzept welche Vor- oder auch Nachteile bietet.
Der VW Golf 8 (2019) im Video:
VW Golf 8 & VW T-Roc im Vergleich
Fangen wir den Vergleich mit der wichtigsten Frage an: Wie viel kosten VW T-Roc und VW Golf 8? Ordert man jeweils den 1.5 TSI mit 150 PS und wählt das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, werden für den T-Roc 29.210 Euro fällig, während der Golf mindestens 30.455 Euro kostet, weil es diese Motor-Getriebe-Kombination nur als Mild-Hybrid (eTSI) gibt. Dazu später mehr. Und auch wenn es auf den ersten Blick nicht so erscheinen mag: Der Golf ist das größere Auto. Fünf Zentimeter mehr Außenlänge und 2,9 Zentimeter mehr Radstand verheißen mehr Platz im Innenraum. Tatsächlich bietet der Golf zwei Fingerbreit mehr Knieraum im Fond und mehr Ellenbogenfreiheit, obwohl der T-Roc von außen exakt drei Zentimeter breiter ist. Größer sind jedoch die Unterschiede beim Sitzkomfort: Im Golf wird man tief ins Auto eingebettet, im T-Roc thront man dagegen fast zehn Zentimeter höher über der Straße und erfreut sich einer angenehm aufrechten Position. Die wirkt zwar weniger sportlich, ist aber auf Dauer entspannter, gewährt mehr Übersicht und sorgt für einen leichteren Zu- und Ausstieg – speziell für ältere Menschen ein enormer Komfortgewinn. Hinzu kommt, dass man im Fond des VW T-Roc spürbar mehr Beinauflage genießt, während man im VW Golf 8 mit recht stark angewinkelten Beinen reist.
Der VW Golf 8 ist teurer, aber auch größer
Hinsichtlich der Variabilität ihrer Innenräume agieren der VW Golf 8 und der VW T-Roc in diesem Vergleich auf einem Levelf: Asymmetrisch geteilte Rückbänke mit Durchreiche, einen optional umklappbaren Beifahrersitz sowie in der Höhe einstellbare Ladeböden haben beide. Den Malus der SUV-typisch höheren Ladekante gleicht der T-Roc mit dem größeren Stauvolumen (445 bis 1290 Liter) aus. Ins Heck des Golf passen trotz der erfreulich breit ausgeschnittenen Klappe nur 381 bis 1237 Liter Gepäck. Die maximale Anhängelast beträgt jeweils 1,5 Tonnen. Der VW Golf 8 gefällt mit größeren Ablagen in Türen und Mittelkonsole sowie mehr Ladebuchsen für Handy und Co. Außerdem rechtfertigt er seinen höheren Preis mit der hochwertigeren Anmutung seines Interieurs sowie den umfangreicheren Assistenzsystemen. Im Vergleich zum VW T-Roc sind zudem die Armaturentafel und die Türen im oberen Bereich aufgeschäumt – der SUV-Rivale mutet seinen Insassen kratzempfindliche, harte Kunststoff-Oberflächen zu.
VW T-Roc ohne 48-Volt-Mild-Hybrid-Technik
Auch bei der Technik muss der VW T-Roc im Vergleich zum VW Golf 8 Abstriche in Kauf nehmen: Das SUV hat keine 48-Volt-Komponenten an Bord und nutzt nur eine Verbundlenker-Konstruktion an der Hinterachse, während VW im Golf eine Mehrfachlenkerachse einsetzt. Doch auch wenn der T-Roc die preiswertere Lösung besitzt, kann er im Fahrkomfort gut mithalten. Allerdings erkauft er sich sein kommodes Abrollverhalten mit reduzierter Dynamik: In flotten Kurven schiebt das hochbeinigere SUV deutlich früher und stärker über die Vorderräder zum Kurvenaußenrand. Der Golf indes verbindet seinen geschmeidigen Komfort mit sportlichen Fahreigenschaften und erfreut mit einem mustergültig neutralen Eigenlenkverhalten. Das gilt besonders, wenn die adaptiven, in 15 Stufen konfigurierbaren adaptiven Dämpfer (DCC, 1045 Euro) eingebaut sind. Für den T-Roc werden diese (dreistufig) zwar auch angeboten, sind aber nur in Kombination mit der Topausstattung erhältlich. Zum dynamischeren Auftritt des Kompaktwagens passt auch, dass der eTSI dank der Unterstützung durch den 48-Volt-Starter-Generator im Drehzahlkeller mehr Kraft entwickelt und subjektiv agiler wirkt. Da die maximale Kraft aber identisch ausfällt und sich auch die Gewichte nur marginal unterscheiden, sprinten beide in Wahrheit annähernd gleich schnell. Die Mild-Hybrid-Technik bietet jedoch noch einen weiteren entscheidenden Vorteil, denn der VW Golf 8 verbraucht rund einen Liter weniger Benzin. Der Riemen-Starter-Generator erlaubt es, den Verbrenner auch während der Fahrt konsequent abzuschalten, sobald er nicht gebraucht wird. Da er jederzeit wieder verzögerungsfrei startet, nutzt man die Start-Stopp-Automatik gern und oft. Dass der 1.5 eTSI im Golf wegen des Miller-Verfahrens magerer läuft als im VW T-Roc, steigert seine Effizienz zusätzlich. Beide Antriebe "segeln" im Eco- und auch im Normal-Programm und wechseln bei niedrigen Lastanforderungen in den Zweizylinder-Betrieb. Darum ist auch der T-Roc ein genügsamer Zeitgenosse, zumal er die höheren Spritkosten mit günstigeren Versicherungstarifen ausgleichen kann.
Technische Daten VW T-Roc & VW Golf 8
AUTO ZEITUNG 04/2021 | VW T-Roc 1.5 TSI OPF DSG | VW Golf 1.5 eTSI OPF DSG |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbo | 4/4; Turbo; 48-V-Mild-Hybrid |
Hubraum | 1498 cm3 | 1498 cm3 |
Leistung | 110 kW / 150 PS bei 5000 – 6000 /min | 110 kW / 150 PS bei 5000 – 6000 /min |
Max. Drehmoment | 250 Nm bei 1500 – 3500 /min | 250 Nm bei 1500 – 3500 /min |
Getriebe/Antrieb | 7-Gang, Doppelkupplung/Vorderrad | 7-Gang, Doppelkupplung/Vorderrad |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk) | 1279 kg | 1291 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Werk) | 8,6 s | 8,5 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 205 km/h | 224 km/h |
Verbrauch auf 100 km (WLTP) | 6,5 l S | 5,6 l S |
CO2-Ausstoß (WLTP) | 147 g/km | 127 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 29.210 € | 30.455 € |
Das modernere Fahrzeug ist der VW Golf 8: Er fährt dank Mild-Hybrid-Technik sparsamer, sein Handling ist agiler, die Assistenten sind umfangreicher. Doch die Bedienung erfordert eine intensive Auseinandersetzung. Im VW T-Roc hingegen schaltet und waltet man intuitiv und sitzt auf Langstrecken aufrecht-entspannt. Die billigen Kunststoffe und die simplere Hinterachse gleicht er mit dem stabileren Werterhalt aus. Der Vergleich zeigt also, dass die Wahl eine Frage der persönlichen Vorlieben ist.