VW Golf 7 R Facelift/Honda Civic Type R: Vergleich Der Draufgänger gegen den Souverän
Unterschiedlicher geht's kaum! Während der Honda Civic Type R keinen Hehl aus seiner Leistung macht, besinnt sich der VW Golf 7 R Facelift auf seinen diplomatische Auftritt. Wir bitten die beiden neuen Kompaktsportler zum Faktencheck!
Beide frisch vorgestellt, beide in der Kompaktklasse und beide in der Leistungsliga von über 300 PS: der Honda Civic Type R und das VW Golf 7 R Facelift. Doch viel mehr eint die beiden nicht, schließlich mutiert der Japaner im Vergleich zum jüngst überarbeiteten Klassenprimus geradezu zum Draufgänger. Er giert über zu Fratzen verzerrte Lufteinlässe nach Luft und leitet jene über muskulös ausgestellte Schweller und den monströsen Flügel am Heck vorbei. Die keilförmig gestaltete Karosse schreit aus jedem Winkel: "Hier bin ich!". Der über vier Zentimeter höhere Golf 7 R hingegen gibt den diplomatischen Souverän und zeigt seine Kraft nur durch Details – etwa durch die dezent aufgeblähten Nasenflügel an der Front, der nicht minder dezenten Abrisskante am Heck und stämmigen Alufelgen. Es ist also nicht übertrieben, zu behaupten: Diese beiden Alltagssportler sprechen völlig verschiedene Geschmäcker an. Startet der Civic Type R bei 36.050 Euro, ist der Golf R erst ab 40.675 Euro zu haben – welcher der beiden Kompakten bietet mehr für's Geld?
VW Golf 7 R Facelift im Video:
VW Golf 7 R Facelift gegen Honda Civic Type R
Gegenüber seinem Vorgänger hat der ganz neue Honda Civic Type R um 16 Kilogramm abgespeckt, liegt im Gesamtgewicht also deutlich unter 1,4 Tonnen und ist trotzdem 38 Prozent verwindungssteifer geworden. Damit ist der viertürige Civic Type R gut 100 Kilogramm leichter als der in der Einstiegsvariante dreitürig ausgelieferte VW Golf 7 R. Was am Antrieb liegt: Der Japaner wird im Gegensatz zum Deutschen nicht mit Allrad-, sondern mit Frontantrieb ausgestattet. Gemein haben die beiden Kompaktsportler wiederum, dass sie von Vierzylinder-Benzinern mit zwei Litern Hubraum angetrieben werden. Dabei stemmt der Civic Type R mit 320 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment etwas mehr Leistung auf die Kurbelwelle als der Wolfburger, der über 310 PS sowie 400 Newtonmeter maximales Drehmoment verfügt. Trotz des höheren Gewichts und der geringeren Leistung nimmt der Golf 7 R dem Honda beim Spurt auf Tempo 100 satte 1,1 Sekunden ab. Rennt der Japaner mit zehn PS weniger Leistung in 5,7 Sekunden auf Tempo 100 und in der Spitze 272 km/h, erreicht der Golf 7 R als Handschalter nach 5,1 Sekunden und mit dem Siebengang-DSG sogar schon nach 4,6 Sekunden das Landstraßentempo. Bei der Höchstgeschwindigkeit liegt der Golf mit 267 km/h – mit dem Performance-Paket wird die elektronische Begrenzung auf 250 Sachen aufgehoben – knapp unter der des neuen Civic Type R.
Honda Civic Type R auf der Nürburgring-Nordschleife (Video):
Honda Civic Type R fährt Nürburgring-Rekord
Doch Geradeaus und Top-Speed sind nicht alles. Das weiß auch Honda – und hat mit seinem Civic Type R publikumswirksam einen Nürburgring-Nordschleifen-Rekord für Fronttriebler in den Asphalt gebrannt. Das Pikante am Rekord: Vorheriger Rekordhalter war der Golf GTI Clubsport S! Und dessen Zeit hat der japanische Kompaktsportler mit 7:43,8 Minuten um satte drei Sekunden unterboten. Ob der VW Golf 7 R diese Rundenzeit unterbieten kann? Spekulativ. Schließlich hat VW den Golf R bislang nicht für eine offizielle Zeit durch die grüne Hölle geschickt. Dass aber auch der Wolfsburger Kurvenqualitäten hat, stellte er schon in diversen Tests von AUTO ZEITUNG unter Beweis. Der Spagat zur Alltagstauglichkeit ist bei den Kompaktsportlern aber nicht zu unterschätzender Kaufgrund. Überraschung: Hier kann der viertürige Civic gegenüber dem dreitürigen Golf 7 R punkten. Der Japaner ist gegenüber dem deutschen Klassenprimus rund 25 Zentimeter länger und bietet bei 4,50 Metern Gesamtlänge ein Kofferraumvolumen von 478 Litern. Dem hat der Golf nur 343 Liter entgegenzusetzen, dafür ist er als einziger in diesem Vergleich auch als Kombi erhältlich!
VW Golf 7 R auch als Kombi erhältlich
Gerade als Variant wird der VW Golf 7 R gerne auch als Familienauto eingesetzt, dementsprechend wichtig sind Assistenzsysteme. Hier bieten die Wolfsburger spätestens seit dem Facelift eine große Palette an: LED-Abblendlicht vorne und hinten, Abbiegelicht, Fernlichtassistent und die Umfeldüberwachung "Front Assist" samt Fußgängerüberwachung und Citynotbremsfunktion gehören zur Serienausstattung. Für Helferleins wie den "Emergency Assist", der erkennt, wenn der Fahrer des Wagens ausfällt und Gegenmaßnahmen wie Wachrütteln oder Nothalt einleitet; den Stauassistent mit teilautomatisiertem Fahren bis 60 km/h und die Einparkhilfe für Anhänger namens "Trailer Assist" muss dann aber schon extra gezahlt werden. Beim Civic hingegen sind schon beim Basismodell Spurhalteassistent, Abstandhalter und -tempomat sowie Verkehrszeichenerkennung serienmäßig an Bord. Beide Kompaktsportler bieten verschiedene Fahrmodi zur Auswahl: Beim Honda Civic Type R darf der Fahrer zwischen "Comfort", "Sport" und dem Rennstrecken-tauglichen "+R"-Modus wählen, der Golf 7 R bietet mit "Eco", "Sport", "Normal", "Comfort" und "Individuell" zwei weitere Einstellungsmöglichkeiten an. Beide Autos haben serienmäßig Digitaltachos und können mit Infotainment-Systemen ausgestattet werden, die Smartphone-kompatibel sind. Das im Golf 7 R lässt sich sogar über eine Gestensteuerung bedienen, bei der Näherungssensoren die Hand vor dem Bildschirm erkennen und so die Steuerung ohne Berührung des Bildschirms erlauben.
Technische Daten | VW Golf 7 R | Honda Civic Type R |
---|---|---|
Zylinder | R4 | R4 |
Hubraum | 1984 cm³ | 2000 cm³ |
Leistung | 310 PS | 320 PS |
Max. Drehmoment | 400 NM | 400 NM |
Getriebe | 6-Gang-Schaltgetriebe/ 7-Gang-DSG | 6-Gang-Schaltgetriebe |
Antrieb | Allrad | Frontantrieb |
0 - 100 km/h | 5,1/4,6 Sekunden | 5,7 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 250/267 km/h | 272 km/h |
Leergewicht | 1483 kg | 1366 kg |
Preis | 40.675 Euro | 36.050 Euro |
Wer auf Spoiler, Flügel und einen deftigen Auftritt steht, wird den Honda Civic Type R mögen. Wer es hingegen etwas dezenter mag, ohne Abstriche bei den Fahrleistungen machen zu wollen, der greift zum insgesamt etwas teureren VW Golf 7 R!