Toyota GR Yaris/VW Golf R: Vergleich
Die Kompakt-Raketen Golf R und GR Yaris im Vergleich
Die kurvengierigen Kompaktsportler Toyota GR Yaris und VW Golf R sparen weder an Sportlichkeit noch an Emotionen. Ein Vergleich!
Mit Toyota GR Yaris und VW Golf R treffen in diesem Vergleich zwei Kompakte aufeinander, die auch bei den großen mithalten können. Und genau auf diesen Moment hat der G16E-GTE des Yaris gewartet: Am anderen Ende seiner elektronischen Synapsen haut ein Homo Sapiens den rechten Fuß aufs Gaspedal und brüllt: "Geh, du Sau, geh!" – Das lässt sich G16E-GTE nicht zweimal sagen: Er schüttet sich Sprit hinter die Binden aller drei Brennkammern, zündet, dreht, gibt alles. Ein paar tausend Umdrehungen später hat nun auch der Mono-Scroll-Turbolader gemerkt, was Sache ist. Er schlürft zuerst noch etwas entspannt los, schiebt eher nebensächlich größere Mengen Sauerstoff in Richtung Einlasskanäle – doch Millisekunden später hat sich die Sache schon dramatisch hochgeschaukelt. Rotglühend hängt der Lader in den Strippen des Motorraums, pfeift, zwitschert, pumpt – und G16E-GTE kann den Hals nicht vollkriegen. "Ich bin der verdammt nochmal stärkste Serien-Dreizylinder der Welt", geht ihm kurz durch den Zylinderkopf, und dann ist alles nur noch bellende, hart fräsende Ekstase. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der Toyota GR Yaris (2020) im Video:
Der Toyota GR Yaris und VW Golf R im Vergleich
Eine Dimension weiter draußen löst dieses Spektakel dramatische Konsequenzen aus: Du bist im Toyota GR Yaris unterwegs, vorneweg fegt das aktuelle Who's who des Sportwagenbaus, und du möchtest den BMW M4, Porsche 911 GT3 und Lamborghini Huracán wenigstens anständig hinterherkommen. Die werden nämlich nicht auf dich warten. Das Opfer im Kleinwagen. Toyota GR Yaris, hö, hö, das klingt ja schon nach ur-rationaler Vernunftmobilität. Wenn die wüssten … Denn jetzt hat sich G16E-GTE bei 3500 /min über seine Ahnung von Turboloch hinweggemogelt – und nun kachelt der GR Yaris los. Knurrend und röhrend dreht der 1,6-Liter-Dreizylinder hoch und prügelt den 1280 Kilo leichten Autozwerg nach vorn, dass es einem unerhört die Arme lang zieht. Einen Augenblick später giftet die Maschine bei 7000 /min in den roten Bereich. Trocken reißt du den nächsten Gang in die Sechsgang-Schaltbox — der GR macht einem das mit kurzen, knackigen Wegen herrlich leicht –, und schon zündet die Maschine wieder. Voraus züngeln die Power-Boliden unruhig: Dass dieser kleine, rote Drecksack nicht aus dem Rückspiegel zu bekommen ist, trifft die ins Mark. Und dann kommen auch noch Kurven. Eng, wellig, unregelmäßig hauen sie eine Schneise in den Wald zwischen Eifel und Ardennen, und der GR Yaris legt sich die illustre Meute nun genüsslich zurecht. "Mamma Mia," lamentiert der Hurácan, "Zefix Kruzinesen", poltert der BMW, und nur der Porsche sieht hoch konzentriert zu, sich im Kurvengewimmel vom Acker zu machen und gesichtswahrend die nächste Gerade zu erwischen, bevor ihm der Toyota-Zwerg allzu frech unter die hintere Spoilertheke brennt. – All das bekommt man im Toyota GR Yaris übrigens deshalb so gut mit, weil der Bonsai-Sportwagen auf technisch schwerem Geläuf einfach locker mitrockt. Ohne Wenn und Aber.
Variabler Allradantrieb im Toyota GR Yaris
Du wirfst das kompakte Gerät so hemmungslos in die Ecken, schon allein weil ihm aus rein dimensionalen Gründen viel später die Fahrbahn ausgeht. Dabei ist er gegenüber seinen sanften Alltags-Brüdern sogar gewachsen, obwohl es den Toyota GR Yaris ausschließlich als Dreitürer gibt: Gute fünf Zentimeter länger als der Basis-Yaris ist er, satte sechs Zentimeter breiter, dank des aerodynamisch runtergezurrten Kohlefaserdachs aber 45 Millimeter flacher. Und dann hat er auch noch ein ausgekochtes Fahrwerk direkt aus der Gazoo Racing-Hexenküche von Toyota, in der WRC-Champion Tommi Mäkinen und Toyota-Boss Akio Toyoda himself am Herd standen. Sekundenkleberartiger Grip und heftige Traktion sind die Markenzeichen des GR Yaris, dazu kommen die verboten guten Ferkeleien des elektronisch geregelten Allradantriebs mit seinen im optionalen High Performance-Paket hinterlegten Torsen-Sperren an Vorder- und Hinterachse. Obendrein lässt sich noch die Kraftverteilung zwischen vorn und hinten verschieben: Wenn es engagiert flüssig vorangehen soll, stellt man von der Standardverteilung 60:40 um auf ausgewogene 50:50 – und wenn die Brechstange ausgepackt wird, zimmert der Toyota GR Yaris mit 70 Prozent der Motorpower an der Hinterachse hemdsärmelig in jede offene Lücke: lebendig um die Hochachse, dabei gut kalkulierbar, lenkbar per Gaspedal, herrlich präzise. Ach ja, die Bremsen sind ebenfalls köstlich: Wer die manuelle Handbremse zieht, koppelt die Hinterachse vom Antrieb ab – so werden gerissene Handbremswenden im Stil der 80er und 90er machbar, während du dabei ein Vollbad in den süßesten Erinnerungs-Tränen nimmst. Und ansonsten? Feinfühlig dosierbar, zupackend und ankerstark.
VW Golf R vereint Kultur und Aggression
"Bei kaum 1300 Kilo Leergewicht haben's die Eisen des Toyota ja auch nicht schwer", raunt jetzt von hinten ein zweiter, flotter Kompakter missgünstig, der sich die rasante Vorstellung des Toyota GR Yaris anscheinend sehr zu Herzen nimmt. Mit dem VW Golf R hat Volkswagen seinen One-Size-Fits-All-Klassiker über die Jahre geschmeidig hocheskaliert. Was zu Beginn der Karriere noch eher gediegene Sporttourer mit hubraumstarkem Sechszylinder waren, hat sich bis zum Golf 8 in eine Hightech-Sportfeile absurden Ausmaßes verwandelt. Und damit das ganze Ausmaß sichtbar wird, haben wir unseren Testwagen mit dem knapp 2300 Euro teurem Performance-Paket bestellt, weil es nur hier den Drift-Mode und 270 km/h Spitze gibt – was man eben gern so nimmt, wenn es ans Hetzen ausgewachsener Sport-Koryphäen geht. Dabei repräsentiert der Golf R traditionell eine ganz andere Geschmacksrichtung des ewig jungen Spiels "Kompaktes Auto, große Leistung": Während der Yaris in diesem Vergleich Schnittmengen mit dem Rallysport aufweist und so zumindest atmosphärisch in einer langen Ahnenreihe schroffer Homologations-Prügel steht, ist der Golf R eher eine Art Leistungsschau: kultiviert, raffiniert, souverän – und ein klein wenig haarsträubend. Diese Seite zeigt der VW Golf R allerdings nur auf Wunsch. Er hat einen Comfort- sowie einen Eco-Fahrmodus, und selbst in Stellung Sport wird er allenfalls etwas aufgekratzter als sonst und lässt den Vierzylinder immer noch wohltemperiert, aber ein paar Grad heißer knurren. Das DSG-Getriebe schaltet engagiert, aber bei Weitem nicht rabiat. Das Fahrwerk wird mitteilsam und sanft vorgespannt, jedoch nicht übertrieben knusprig. Und das enttäuscht dann schon etwas. Beinahe wärst du wieder ausgestiegen, hättest etwas von "typisch VW" gemurmelt und dich dann vom Toyota GR Yaris ins Grenzbereichs-Nirvana schießen lassen. Doch dann merkst du, dass man in der geschmackvoll bunt eingerichteten Infotainment-Welt des VW Golf R noch ein paar Fahrdynamik-Modi-Kacheln weiter swipen kann. Race-Modus, sogar Nürburgring-Modus steht da allen Ernstes – und Drift-Modus. Trocken schluckend schnippst du auf den N-Ring-Modus, rollst ein paar Meter los … und weißt sofort: Da muss der echte Ring her. Das kann man nicht einfach abziehen, wenn ringsum Leute zum Einkaufen fahren und Kinder spielen. Holladiewaldfee!
Schnellfahren leicht gemacht im VW Golf R
Ein paar Minuten später ziehst du an der Nordschleifen-Schranke deine Jahreskarte und klinkst dich dann ein in Richtung Irrsinn: Die 320 PS des VW Golf R werden materialmordend ausgedreht, die Getriebesteuerung hämmert Gänge rein wie ein Specht, und die geballte Intelligenz vernetzter Bordrechner sprengt ein Feuerwerk an um Maximaltraktion hakelnder Stabilität und hauchzarter Agilität, dass du immer wieder nach unten schauen musst. Aufs Lenkrad. Ob da wirklich ein VW-Logo klebt … Ein paar Runden später stellst du den aus allen Radhäusern qualmenden Golf kurz ab und überlegst … Denn a) macht das Ding den Eindruck, als könne man damit immer noch ganz entspannt nach Hause fahren, und b) ist jetzt reifentechnisch eh schon alles wurscht. Also legst du auch noch den Drift-Mode ein. Der lenkt die maximale Antriebskraft nach hinten, lässt den Stabilitätsprogrammen alle Leinen los und die Puppen tanzen. Lenkrad eindrehen, Gasstoß, gegenlenken und dann die Seitwärts-Welle reiten. Driften à la Malen nach Zahlen also – der VW Golf R ist damit so etwas wie der Thermomix des Auto-Rowdytums: einfach Zutaten rein, Röstaromen gibt's jetzt ebenfalls. Puristisch angehauchte Fans werden fragen, ob das noch der Geist alter Kompakt-Power-Helden ist – und wir finden: klar. Weil es Spaß macht!
Technische Daten Toyota GR Yaris und VW Golf R
AUTO ZEITUNG 06/2022 | Toyota GR Yaris | VW Golf R |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 3/4; Turbo | 4/4; Turbo |
Hubraum | 1618 cm³ | 1984 cm³ |
Leistung | 192 kW/261 PS 6500 /min | 235 kW/320 PS 5500 /min |
Max. Drehmoment | 360 Nm 3000 - 4600 /min | 420 Nm, 2100 - 5350 /min |
Getriebe/Antrieb | 6-Gang, manuell, Allradantrieb | 7-Gang, Doppelkupplung, Allrad |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk) | 1280 kg | 1554 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Werk) | 5,5 s | 4,7 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 230 km/h | 270 km/h (opt.) |
Verbrauch auf 100 km (WLTP) | 8,2 l S | 7,7 l S |
Preise | ||
Preis | 34.000 € | 51.835 € |