Toyota versieht sein neues Kompakt-SUV mit der Bezeichnung seiner erfolgreichsten Modellreihe überhaupt. Reicht das für eine große Karriere? Der Test des Toyota Corolla Cross gibt die Antwort.
Positiv | Üppige Serienausstattung, ordentlicher Federungskomfort, lange Garantie |
Negativ | Plärrender Antrieb bei Volllast, gefühllose Lenkung, eher kleiner Kofferraum |
Das neue Kompakt-SUV Toyota Corolla Cross – jetzt im Test der AUTO ZEITUNG – soll die Lücke zwischen dem etwas kruden C-HR und dem großen RAV4 schließen soll. Auch wenn die Modellbezeichnung etwas anderes vermuten lässt: Äußerlich hat der Kraxler mit dem gleichnamigen Hatchback beziehungsweise Kombi zumindest nichts zu tun – wohl aber technisch. Denn ebenso wie der globale Bestseller beinhaltet das neue SUV ein selbstladendes Vollhybrid-System. Doch bevor wir uns in die technischen Niederungen des Japaners begeben, wollen wir uns zunächst die Karosserie genauer anschauen. Vorn finden auch großgewachsene Menschen ein Raumangebot vor, das dem guten Klassendurchschnitt entspricht. Das bedeutet, dass der Toyota nicht nur reichlich Kopffreiheit, sondern auch viel Bewegungsfreiheit zu den Seiten hin bietet. Hinten geht es weniger luftig zu. Zwar sitzen auch hier Erwachsene nicht eben beengt, aber an das üppige Raumangebot eines äußerlich bis auf wenige Zentimeter gleich großen VW Tiguan reicht der Toyota Corolla Cross nicht heran. Vor allem die Kniefreiheit ist eingeschränkt, wenn vorn größere Menschen Platz nehmen. Ebenfalls nicht sonderlich großzügig bemessen ist das Kofferraumvolumen. In Normalfall stehen 425 Liter fürs Gepäck bereit, das maximale Laderaumvolumen liegt bei 1337 Litern. Auch in Sachen Variabilität hat der Japaner wenig zu bieten. Es gibt weder eine verschiebbare Rückbank noch eine Durchreiche in der zweiteiligen Rücksitzlehne. Legt man diese um, entsteht ein Ladeboden, in dessen Mitte eine massive Stufe das Einladen langer Gegenstände erheblich erschwert. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Leslie & Cars fährt den Toyota GR86 (2022) im Video:
Der Toyota Corolla Cross im Test
Deutlich weniger Anlass zur Kritik bietet der Innenraum des Toyota Corolla Cross in qualitativer Hinsicht. Sämtliche Oberflächen sind sauber zusammengefügt, und der Anteil an harten Kunststoffen ist ähnlich hoch wie bei den meisten Wettbewerbern in diesem Umfeld. Die Sitze sind zwar weich gepolstert, wirken im Test dank ausreichender Seitenführung aber auch auf langen Strecken ebenso wirksam etwaigen Ermüdungserscheinung vor wie die passende Sitzposition selbst. Allerdings könnte der Einstellbereich des Lenkrads größer sein. Marken-Neueinsteiger sollten sich übrigens auf Anhieb zurechtfinden: Es gibt viele physische Bedienelemente, etwa die etwas schrulligen Kippschalter für die zweistufige Sitzheizung, und die Menüstrukturen des Infotainments sorgen wegen ihrer logischen Gruppierung ebenfalls nicht für Verdruss oder gar übermäßige Ablenkung während der Fahrt. Damit letzteres zu einer sicheren Sache wird, wurde dem Toyota Corolla Cross ein ganzes Heer an Assistenzsystemen spendiert. So gehören Errungenschaften wie eine Notbremsautomatik, eine Ausstiegswarnung, Spurwechsel- und Spurhaltehilfen, Verkehrszeichenerkennung oder ein Kreuzungsassistent stets zum Serienumfang. Außerdem leuchtet der Neuling mit LED-Scheinwerfern durch die Nacht und blendet dank serienmäßigem Fernlichtassistenten bei jeder sich bietenden Gelegenheit automatisch auf.
Kritik an Bremsleistung, Lob für Komfort
Nachbessern sollte Toyota aber dringend bei den Bremsen. Rund 39 Meter für eine Vollbremsung aus Tempo 100 sind heute nicht mehr akzeptabel. Für einen ordentlichen Komfort sorgt hingegen die harmonische Fahrwerksabstimmung. Der Toyota Corolla Cross liegt im Test angenehm satt auf der Straße und nervt nicht mit lästigen Wankbewegungen. Gleichzeitig gleichen die Feder-Dämpfer-Elemente die meisten Fahrbahnunebenheiten wirkungsvoll aus. Ein sonderlich querdynamisch talentiertes Fahrzeug ist der Toyota allerdings nicht. Dafür ist auch seine Lenkung zu wenig präzise und zu indirekt ausgelegt. Überdies vermittelt sie eher wenig Gefühl. Angetrieben wird der Neuling von dem für Toyota typischen selbstladenden Vollhybrid-System, bestehend aus E-Maschine und Verbrenner. Die Kraftübertragung an die Vorderräder erfolgt über eine stufenlose Automatik. Als Systemleistung stehen 197 PS (145 kW) zur Verfügung, die den Toyota Corolla Cross in 7,8 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen. Wirklich spritzig fühlt sich das Ganze aber nicht an. Zwar spricht der Hybrid spontan auf Gaspedalbefehle an, im weiteren Verlauf wirkt das Ganze dann aber doch zäh. Zudem nervt der Verbrenner, der sich bei erhöhter Leistungsabfrage in hohe Drehzahlregionen aufschwingt, mit einem unangenehm lauten Laufgeräusch. Die Folge: Man verzichtet nur allzu gern darauf, dem Toyota Corolla Cross die Sporen zu geben, was im Umkehrschluss allerdings bedeutet, dass der von uns ermittelte – nicht wirklich sparsame – Durchschnittsverbrauch von 7,1 Litern je 100 Kilometer im Alltag ohne Mühe unterboten werden kann.
Connectivity-Check
Neben der umfassenden Komfort- und Sicherheitsausstattung ist die Konnektivität ein Pluspunkt des neuen Toyota Corolla Cross. Dreh- und Angelpunkt ist ein Touchscreen mit 10,5 Zoll Bildschirmdiagonale in der Mitte des Armaturenbretts. Darüber lassen sich die serienmäßige Online-Navigationsfunktion und die damit verbundenen Connected Services einfach steuern. Zu letzteren gehören beispielsweise ein Parkpositionsfinder oder eine Inspektionserinnerung. Ebenfalls in der Basis serienmäßig: Android Auto und Apple CarPlay zum Integrieren des Smartphones in das Bordsystem. Die höhere der beiden Ausstattungslinien beinhaltet zudem ein JBL-Soundsystem und Onboard-Navigation.
Auch interessant:
Technische Daten & Messwerte des Toyota Corolla Cross
AUTO ZEITUNG 02/2023 | Toyota Corolla Cross |
Technik | |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4-Zyl., 4-Vent. |
Hubraum | 1987 cm3 |
Gesamtleistung | 145 kW/197 PS |
Leistung Verbrenner/E-Motor | 126 kW, 171 PS/83 kW, 113 PS |
Max. Gesamtdrehmoment | k.A. |
Batterie | Lithium-Ionen-Batterie |
Kapazität | 4,1 kWh |
Getriebe/Antrieb | Konstantübersetzung; Vorderradantrieb |
Messwerte | |
Leergewicht/Zuladung (Werk) | 1466/504 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 7,8 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 180 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 38,8/39,2 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 7,1/5,1 l S |
CO2-Ausstoß (WLTP) | 114 g/km |
Preise | |
Grundpreis | 38.600 € |
Der neue Toyota Corolla Cross entpuppt sich im Test als ein Auto ohne gravierende Schwächen – aber auch ohne herausstechende Stärken. Das Raumangebot und der Federungskomfort sind guter Klassendurchschnitt. Den Hybrid-Antrieb mit seinem bei Volllast akustisch sehr präsenten Verbrenner muss man mögen. Immerhin beinhaltet der Japaner für den nicht eben günstigen Preis eine fast vollständige Komfort-/Sicherheitsausstattung sowie eine lange Garantie.