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Geht auch ganz einfach:

The Grand Tour (2020): Interview

"Vielleicht ist das neue Special einfach Müll"

Christina Finke

Mehr als ein Jahr mussten sich die Fans gedulden, doch bald hat das Warten auf das nächste Special der vierten Staffel "The Grand Tour" ein Ende: Am 17. Dezember 2020 ist "A Massive Hunt" auf Amazon gestartet. Die AUTO ZEITUNG hat das Moderatoren-Trio Jeremy Clarkson, Richard Hammond und James May sowie den Produzenten Andy Wilman vorab zum Interview getroffen!

Das erste Special der vierten Staffel ("Seamen") wurde am 13. Dezember 2019 veröffentlicht. Auf die neue Folge haben Sie die Fans also über ein Jahr warten lassen – doch jetzt sind Sie endlich zurück. Was können Sie uns bereits jetzt über die Produktion der neuen Folge verraten?
Jeremy Clarkson: Ich hoffe, dass die Leute sich trotzdem darauf freuen, uns wiederzusehen. Und ich bitte um Entschuldigung für die Verzögerungen, ich habe keine Erklärung dafür. Das Special ist seit einem halben Jahr fertig und ich weiß wirklich nicht, warum es noch nicht veröffentlicht wurde. Vielleicht ist es einfach Müll – aber das glaube ich eigentlich nicht.

Andy Wilman: Ja, auch uns hat es keine Freude bereitet, die Fans warten zu lassen. Wir stecken mitten in einer globalen Pandemie und auch wir waren deswegen echt aufgeschmissen. Eigentlich waren wir voll im Plan: Wir haben bereits im November 2019 in Madagaskar gedreht und der ursprüngliche Plan war es, dass die Folge im Sommer veröffentlicht wird. Aber mit dem Coronavirus kam eine Reihe von Problemen auf uns zu. Ich konnte nicht mehr in den Schnittraum, um den Film zu bearbeiten. Also versucht man das während eines Shutdowns über Zoom zu machen. Und na ja, einen virtuellen Drink mit deinen Freunden über Videotelefonie zu nehmen, ist kein Problem. Einen Film aus so viel Material zusammenzuschneiden dauerte auf diese Weise jedoch gut dreimal länger als sonst. Und das ist unglaublich frustrierend. Aber wir haben es geschafft und dann hatte Amazon seine ganz eigenen Probleme. Denn wie bei vielen anderen Produktionsfirmen brachte die Pandemie ihren Jahresplan komplett durcheinander und es musste ein neuer her. Wir wollen die Leute natürlich nicht ein Jahr lang auf das nächste Special warten lassen. Das war auch für uns ziemlich ärgerlich.

Jeremy Clarkson: Hoffentlich werden die Zuschauer trotzdem Spaß daran haben, James, Richard und mir wieder bei dem zusehen zu können, was wir immer machen: An einem eigenartigen Ort auf der Welt mit drei unangemessenen Autos herumalbern. Das ist es nun einmal, was wir tun. Und das sieht man nicht bei X-Factor oder Big Brother.

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Der Trailer zu "The Grand Tour presents: A Massive Hunt" Staffel 4 (2020) im Video:

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"The Grand Tour"-Moderatoren Jeremy Clarkson, James May und Richard Hammond sowie Produzent Andy Wilman im Interview

In Madagaskar sind Sie auf einer, sagen wir, ziemlich schrecklichen Straße unterwegs. Wie schlimm war es wirklich?
Richard Hammond: Man hat uns im Vorfeld gesagt, dass es schlimm werden würden und wir dachten: "Warte mal, wir sind schon in so einigen unglaublichen Ecken der Welt unterwegs gewesen. Das wird nichts sein, was wir nicht schon gesehen hätten." Aber, oh mein Gott, so etwas habe ich wirklich noch nie gesehen. Es war wirklich erstaunlich und erbarmungslos, einfach unglaublich hart.

James May: Ja, das war wirklich die schrecklichste Straße der Welt, soweit ich das beurteilen kann. Ich war jedenfalls nie auf einer schlimmeren unterwegs. Auf längeren, gefährlicheren, unebeneren und sandigeren, ja. Aber das in Madagaskar, würde ich nicht mal als Straße bezeichnen. Es ist nicht mal ein Pfad, es ist einfach der Weg, den die Leute nun einmal nehmen. Ich war doch ziemlich erstaunt, wie schrecklich es war: Fast so, als hätte jemand den Weg absichtlich so schlecht angelegt. Aber die Leute vor Ort haben sich damit abgefunden und verdienen absolute Anerkennung dafür, dass sie das ertragen.

Jeremy Clarkson: Entschuldigung, aber wer denkt, das sei eine Straße, kann abhauen. Die Yungas-Straße in Bolivien, die sogenannte "Todesstraße", war natürlich viel spektakulärer und gefährlicher. Und manche der Straßen, die wir auf unseren Reisen nach Namibia und Australien befahren haben, waren absolut grotesk. Aber wenn es rein um die Schwierigkeit geht, ist es unmöglich, an eine schwieriger zu befahrende Straße zu denken, als an die in Madagaskar. Eigentlich ist es eher ein Flussbett und im Guinness-Buch der Rekorde als "schlechteste Straße der Welt" eingetragen. Es ist unglaublich, dass sie überhaupt auf einer Landkarte als Straße eingezeichnet wird. Aber hey, ich hab es geschafft – in einem Bentley Continental.

Wenn wir schon beim Bentley Continental sind. Haben Sie geahnt, dass Sie damit noch die geringsten Probleme haben werden? Und was hat Sie am meisten an dem Fahrzeug beeindruckt?
Jeremy Clarkson: Als wird gestartet sind, haben wir ja noch gedacht, dass es nach Reunion geht. Das ist in der EU und ein Teil von Frankreich, wie Paris, Nizza und Saint Tropez auch. Und ja, ich dachte, der Bentley wäre ein ideales Auto und es würde fantastisch werden damit zum Hafen zu fahren und dort ein paar Drinks zu nehmen. Und ich weiß, dass James das gleiche von seinem Caterham dachte und Richard von seinem Ford Focus RS. Aber als wir dann die eigentliche Aufgabe bewältigen mussten, war ich so beeindruckt von dem Bentley, dass es das erste Auto aus einem Special überhaupt ist, dass ich mit zu mir nach Hause genommen habe. Dieser Wagen ist einfach brillant. Und ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum Bentley den Bentayga gebaut hat, wenn sie einfach einen Continental wie meinen hätten bauen können.

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Sie hatten im Gegensatz zu Jeremy Clarkson mit deutlich größeren Problemen zu kämpfen, Mr. Hammond. Gibt es irgendetwas, das sie rückblickend gerne anders gemacht hätten?
Richard Hammond: Wir alle sind davon ausgegangen, dass wir ein Auto auswählen, mit dem wir in Reunion herumfahren, was der wohl südlichste Punkt Frankreichs ist. Und dafür waren die Fahrzeuge, die wir mitgenommen haben, absolut passend. Und die Wahrheit ist: Ich habe wirklich keine Ahnung, welchen Wagen ich hätte wählen sollen, um mit dem fertig zu werden, was uns auf Madagaskar erwartet hat. Denn egal mit welchem Auto du dort unterwegs bist, du verbringst Stunde um Stunde damit, es aus dem Dreck zu ziehen und wieder zusammenzusetzen. So ist das einfach. Eigentlich dachte ich, meine Idee mit den Ketten wäre ein Geniestreich gewesen. Aber wie ihr sehen werdet, hatte das seine ganz eigenen Tücken. Und auch, wenn ich noch nicht zu viel verraten will: Ich habe einer ganzen Reihe von Leuten an einem ziemlich wichtigen Tag auf lächerliche Art und Weise ziemliche Unannehmlichkeiten bereitet. Ich habe mich wirklich schrecklich gefühlt, aber die Leute waren so geduldig. Sie haben wahrscheinlich nicht damit gerechnet, auf einen kleinen Briten mit einem Kompaktsportler zu treffen, als sie sich an diesem Tag auf ihren Weg gemacht haben.

Andy Wilman: Die Leute, die wir getroffen haben, waren wirklich fantastisch – auch wenn es für sie merkwürdig gewesen sein muss. Sie sehen uns mit diesen Autos und denken: "Was machen die hier? Warum filmen die?" Aber sie haben wirklich verstanden, dass es so etwas wie Comedy war und haben toll reagiert. Außer, als Richard Hammond die Straße blockiert und alle aufgehalten hat. Da war zumindest einer von ihnen anfangs echt wütend. Verständlicherweise, wie sich später herausstellte. Aber der Code dieser Straße ist: Alle helfen sich gegenseitig. Und es war wirklich eine Herausforderung. Man nimmt sich vor, zehn Kilometer am Tag zu schaffen und kommt tatsächlich nur 500 Meter weit. 

Mal abgesehen von all den Schwierigkeiten, welche lustigen Momente gab es denn während der Produktion in Madagaskar?
Richard Hammond: Es war lustig zu sehen, wie der Trip James langsam aber sicher zermürbt hat. Ich kann nicht glauben, wie gut er die Fahrt durch dieses Gelände mit seinem Caterham gemeistert hat. Am Ende war er natürlich trotzdem komplett mit Schlamm bedeckt. Und das habe ich wirklich genossen, weil ich selbst so meine Schwierigkeiten hatte. Aber immerhin hatte mein Auto ein Dach – seins nicht. 

James May: Ich glaube gerne, dass Richard das besonders lustig fand. Ich hingegen habe es genossen, an ihm vorbeizufahren, wenn er mal wieder einige Kilometer zu Fuß gehen musste, weil seine Fahrzeug-Auswahl einfach Mist war. Und wir haben eine Art Regel bei "The Grand Tour", die besagt, dass niemand aufgesammelt wird. Ich hätte ihm also anbieten können, ihn mitzunehmen – aber das Protokoll verbietet es mir.

Jeremy Clarkson: Es war auch ziemlich lustig, als wir drei in Reunion festsaßen, während die Crew schon auf dem Weg nach Madagaskar war. Wir haben ein Flugzeug gechartered, das dann einen Schaden hatte. Und da es keine andere Maschine gab, saßen wir fest. Und die anderen standen am Ziel bereits in den Startlöchern, hatten aber keine Moderatoren, mit denen sie hätten drehen können. Na ja, am Ende haben wir eine Bar gefunden, was all unsere Probleme gelöst hat.

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Wie ist es überhaupt, nach so langer Zeit immer noch zusammenzuarbeiten?
James May: Ich glaube, "vertraut" ist in diesem Fall das passende Wort. Aber in diesem Jahr haben wir uns über einen längeren Zeitraum mal nicht gesehen. Und ich würde nicht sagen, dass ich froh war, die anderen beiden wiederzusehen – aber es war aus Produktions-Sicht irgendwie belebend, wieder mit seinen alten Feinden zusammenzukommen. Es ist einfacher, als Solo-Projekte zu stemmen, weil ich weiß, wie Jeremy und Richard auf Dinge reagieren und was sie sagen werden. Ich habe einfach viel zu viel Zeit mit ihnen verbracht. Wir haben mittlerweile sowas wie eine Geheimsprache, die auch unsere Zuschauer verstehen.  Und ich glaube die letzten beiden Specials, die wir aufgezeichnet haben, waren mit die besten Sachen, die wir je gemacht haben.

Andy Wilman: Wir sind wie eine "Problemfamilie". Denn natürlich haben wir unsere Auseinandersetzungen und haben regelmäßig die Nase voll voneinander. Aber wir sind auch immer wieder glücklich, uns wiederzusehen und miteinander zu arbeiten. Es ist sogar immer ein bisschen traurig, wenn wir uns nach einem Dreh wieder voneinander verabschieden müssen. Worauf ich hinaus will: Es ist ein Privileg, dass wir das tun können, was wir tun. Und solange man weiß, dass man damit weitermachen kann, kann man auch leichter über die Momente hinweg sehen, in denen man sich über die anderen aufregt. Und es war eine gute Entscheidung, künftig nur noch Specials zu drehen. Das hat uns zu neuem Leben erweckt!

Jeremy Clarkson: Vor allem, weil es ist mit der Zeit immer schwieriger wurde, etwas über den neuen VW T-Roc, den neuen Fiat 500 oder andere neue Modelle zu sagen. Die Fahrzeuge ähneln sich heute einfach alle viel zu sehr, sie sind alle gleich. Und wenn die Hersteller keine interessanten Modelle mehr bringen, können wir auch kein interessantes Programm gestalten, in dem wir diese Autos besprechen. Also suchen wir uns für die Specials lieber drei wirklich interessante Autos aus und machen irgendwo auf der Welt etwas Unglaubliches mit ihnen. Und Autos an sich bleiben schließlich beliebt, auch wenn mittlerweile mehr und mehr über fahrerlose oder elektrische Modelle geredet wird. Ich freue mich schon jetzt auf den Tag, an dem wir mit drei autonomen Fahrzeugen versuchen, die Anden zu überqueren. Das wird einfach zum Brüllen sein.

James May: Ich habe immer das Gefühl, dass junge Leute Autos und Motorräder nicht mehr so sehr lieben, wie wir das früher mit 18, 19 Jahren getan haben. Aber die haben einfach auch viel spannendere Dinge in ihrem Leben, als wir damals. Gleichzeitig bin ich aber der Überzeugung, dass das Auto sich aktuell in einer spannenden Entwicklungsphase befindet. Alternative Antriebsformen sind auf dem Vormarsch und junge Leute in ihren Zwanzigern sind begeistert davon. Für sie ist es ein Teil einer nachhaltigeren, inklusiveren Welt, die sie sich wünschen. Für sie hat das Auto einfach einen anderen Stellenwert als für uns. Aber ich glaube, das Interesse daran wird noch eine ganze Weile bestehen bleiben.

Reisen wie diese nach Madagaskar sind aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus schwierig bis unmöglich geworden. Wie geht es jetzt für "The Grand Tour" weiter?
Jeremy Clarkson: Die Pandemie wird den kreativen Prozess, entschuldigt meine Wortwahl, absolut versauen. Gerade können wir ja nicht mal unser eigenes Haus verlassen. Geschweige denn zum Flughafen nach Heathrow fahren und von dort aus nach Indien, Chile oder wohin auch immer reisen. Im März wollten wir in Russland drehen. Aber wie alle anderen auf der Welt auch sitzen wir hier und warten, was passiert. Wir überlegen aber auch weiterhin, was wir unter Berücksichtigung der geltenden Beschränkungen realisieren können. 

Andy Wilman: Wir hätten zwei weitere Folgen filmen sollen 2020, zwei anderthalbstündige Specials. Aber das haben wir nicht. Als wir im März die Bremse gezogen haben, dachten wir noch, dass wir bis jetzt wieder mitten in der Produktion stecken würden. Und nun schaut uns alle an. Wir haben die beiden weiteren Episoden also nicht nur nicht gefilmt – wir wissen auch nicht, wann wir wieder sicher planen können. Was wir stattdessen getan haben, ist zu improvisieren. Wir können unsere Reisepässe nicht benutzen, aber immer noch unsere Show machen: Also haben wir Ende September ein kleineres Special in Schottland produziert. Es war ein bisschen, wie in den "alten Tagen", wir hatten eine tolle Zeit. Und – Hand aufs Herz – ich kann es nicht erwarten, dass die Leute das Ergebnis zu sehen kriegen. Aber ich sehe keinen Grund dafür, warum wir das Schottland-Special nicht im späten Frühjahr 2021 rausbringen können sollten. So in dem Dreh...glaube ich. Und für die nächsten Folgen stehen zum Beispiel Frankreich, Italien und auch Deutschland als potenzielle Drehorte zur Diskussion. Eigentlich würden wir das nicht machen. Unser Deal mit Amazon ist es, Orte wie Madagaskar zu besuchen. Aber das ist nun hinfällig. Und in Deutschland haben wir eigentlich immer gute Filme produziert, würde ich sagen.

Richard Hammond: Wir kommen auf jeden Fall zurück nach Deutschland. Das waren Shows, die mir immer viel Spaß gemacht haben. Ich glaube einfach, wir mögen dieselbe Art von Humor – auch wenn wir das häufig ganz unterschiedlich ausdrücken.

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