Tachomanipulation erkennen & nachweisen bei Gebrauchtwagen
So vor Betrug schützen und nachweisen, dass der Tacho manipuliert wurde
Eine Tachomanipulation ist nicht auf Anhieb zu erkennen. Doch etwa jeder dritte Gebrauchtwagen in Deutschland wird mit manipuliertem Tacho verkauft. Mit niedrigen Kilometerständen wollen Betrüger:innen den Preis erhöhen. So können sich Gebrauchtwageninteressent:innen vor Tachobetrug schützen und diesen nachweisen!
Jeder dritte in Deutschland verkaufte Gebrauchtwagen ist laut Polizei von Tachomanipulation betroffen. Denn Betrüger:innen wissen, dass ein gebrauchtes Auto kräftig an Wert gewinnt, wenn es noch nicht allzu viele Kilometer auf dem Buckel hat. Mit gefälschten Tachoständen erschummeln sie sich so im Schnitt eine Wertsteigerung von rund 3000 Euro, wie ADAC-Tests ergaben. Da so gut wie kein Gebrauchter vor Manipulationen sicher sein soll, gibt es aber immerhin Mittel und Wege, den Betrug aufzudecken. So könnte eine geringe Laufleistung in Verbindung mit einem vergleichsweise günstigen Preis Käufer:innen bereits vorsichtig werden lassen. Die AUTO ZEITUNG erklärt, wie man Tachomanipulation erkennen kann und worauf man beim Gebrauchtwagenkauf ganz besonders achten sollte.
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Tachomanipulation erkennen (Video):
Tachomanipulation erkennen: Alte Dokumente sichten
Um sich vor der Betrugsmasche zu schützen und eine Tachomanipulation zu erkennen, sollten Gebrauchtwagenkäufer:innen möglich viele Unterlagen wie etwa Reparaturrechnungen, AU- und HU-Berichte studieren. Auch ein Blick in das Inspektionsheft kann helfen, soweit eines vorhanden ist. Ist dies lückenlos geführt, sind hier in der Regel alle Reparaturen und Hauptuntersuchungen aufgelistet – inklusive der Kilometerstände.
Fahrzeugprüfung vor dem Kauf
Können Verkäufer:innen Unterlagen über Reparaturen oder das Inspektionsheft nicht vorweisen, ist zwar nicht direkt vom Kauf des betreffenden Gebrauchtwagens abzuraten, jedoch ist hier mehr Vorsicht geboten. Eine Empfehlung ist, einen Gebrauchtwagencheck bei Prüforganisationen wie TÜV, GTÜ oder Dekra durchführen zu lassen. Dies nimmt nicht viel Zeit in Anspruch und kann potenziellen neuen Besitzer:innen relevante Informationen bieten. In diesem Zuge werden unter anderem Innenraum, Motor (das tun bei Motorschaden) und Getriebe, Abgas- und Bremsanlage, Unterboden sowie Räder und Achsen (hier alle Infos zur Achsvermessung) grob unter die Lupe genommen. Ob der Zustand des Fahrzeugs zum Kilometerstand passt, lässt sich so relativ zuverlässig ermitteln. Die Kosten für einen solchen Gebrauchtwagencheck betragen zwischen 30 und 100 Euro.
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Ob der Zustand des Fahrzeugs zum Kilometerstand passt, lässt sich jedoch mitunter auch selbst ermitteln. Mit einem genauen Blick ins Cockpit des Wagens können Gebrauchtwageninteressent:innen nach Hinweisen auf eine eventuelle Tachomanipulation suchen. Zeigt der Tacho etwa gerade mal 10.000 km an, doch das Lenkrad ist abgenutzt, die Sitze sind stark eingesessen und die Pedalauflagen verschlissen, sollten potenzielle Gebrauchtwagenkäufer:innen skeptisch sein. Aber auch eine einwandfreie Innenausstattung kann täuschen, da viele Betrüger:innen Bauteile wie das Lenkrad vor dem Verkauf ersetzen.
Am Ölwechsel orientieren
Darüber hinaus können Käufer:innen sich über den Aufkleber unter der Motorhaube über den nächsten Ölwechsel informieren. Der Hintergrund: Motoröl sollte für gewöhnlich alle 30.000 bis 40.000 km ausgewechselt werden. Steht der kommende Ölwechsel bei beispielsweise 150.000 km an, der Tacho zeigt aber 70.000 km, kann da etwas nicht stimmen.
Vorbesitzer:in kontaktieren
Wer einen Gebrauchtwagen bei Händlern kauft, sollte Kontakt zu den Personen aufnehmen, die den Wagen zuvor besaßen, um so eine eventuelle Tachomanipulation zu erkennen. Die Namen finden Käufer:innen in der Zulassungsbescheinigung Teil II, also dem Fahrzeugbrief (was tun, wenn man den Fahrzeugbrief verloren hat, hier). Diese Personen sollte man dann nach Unterlagen wie AU- und HU-Berichten fragen und darüber hinaus klären, mit welchem Kilometerstand das Auto verkauft wurde.
Außerdem sind Käufer:innen gut beraten, sich nicht auf Verkäuferangaben wie "Kilometerstand laut Tacho" oder "Kilometerstand abgelesen" zu verlassen, sondern auf der schriftlichen Angabe der tatsächlichen Laufleistung im Kaufvertrag bestehen. Im Verdachtsfall sollte in der Werkstatt das Produktionsdatum von Tacho und Steuergeräten ermittelt werden, da sie möglicherweise bei der Tachomanipulation beschädigt und anschließend ersetzt worden sein könnten. Dann passt ihr Herstellungsjahr nicht zu dem des Fahrzeugs. Einzige Ausnahme: Der Tausch kann wegen eines Defekts belegt werden.
Tachomanipulation mit Adaptern und Apps selber prüfen
Im Handel gibt es Adapter, die ans Fahrzeug angeschlossen werden und die Daten dann auslesen. Außerdem gibt es auch Apps, die sich auf Tachomanipulationen spezialisiert haben. Diese Diagnose-Apps, die für Android und IOS verfügbar sind, fragen alle Steuergeräte ab, die den Kilometerstand gespeichert haben und vergleicht diese Werte miteinander.
Wenn Interessenten einen Verdacht auf Tachomanipulation haben, empfiehlt es sich, einen Fachmann oder Sachverständigen hinzuziehen, um Beweise zu sammeln. In vielen Ländern ist Tachomanipulation illegal und kann strafrechtlich verfolgt werden.