Skoda Octavia RS im 100.000-km-Dauertest Solides Testergebnis für den Octavia RS
- 100.000-Kilometer-Dauertest des Skoda Octavia RS
- Der Skoda Octavia RS benötigt sehr viel Motoröl
- Tolles Zugfahrtzeug aber kein adaptives Fahrwerk
- Nach 30.000 Km: Das DSG macht Probleme
- Nach 75.000 Km: Wasserpumpe muss ersetzt werden
- Octavia mit sieben Litern Durchschnittsverbrauch
- Skoda Octavia RS mit niedrigen Unterhaltskosten
- Technische Daten
- Fazit
Der Skoda Octavia Combi ist das beliebteste Importauto Deutschlands. Als sportlicher RS mit 184 PS starkem Turbodiesel absolvierte er unseren Dauertest – ein Defekt trübt allerdings die Bilanz.
Die Frage war schnell entschieden: Natürlich gehört ein Skoda Octavia in den Dauertestfuhrpark der AUTO ZEITUNG. Schließlich ist der Kompaktwagen in der aktuell dritten Generation (seit dem Modell-Neustart 1996) das meistverkaufte Importauto Deutschlands. Mit 60.000 Neuzulassungen rangierte der Tscheche 2016 hierzulande sogar unter den Top-Ten der beliebtesten Neuwagen überhaupt. Die Diskussion über die richtige Motorisierung des Langstreckenläufers geriet dann schon hitziger. Ein Benziner mit 150 oder ein Diesel mit 110 PS? Oder doch der 1.8 TSI mit 180 Pferdestärken? Der Blick in die Zulassungsstatistik half auch hier weiter: Mit 25 Prozent Marktanteil gehört der sportliche Skoda Octavia RS zu den Bestsellern – was natürlich für Freude bei der Sportfahrer-Fraktion in der Redaktion sorgte. Und 95 Prozent der RS-Kunden ordern den Combi, die meisten davon wiederum den Diesel mit 184 PS. Dieses Argument überzeugte dann auch die Praktiker bei der AUTO ZEITUNG. Beschlossen und bestellt: Am 20. Februar 2015 trat ein Skoda Octavia Combi 2.0 TDI Green tec RS in schickem Race-Blau-Metallic den Dienst in Köln an. Sinnvolle Extras wie eine abnehmbare Anhängerkupplung (690 Euro), eine elektrische Heckklappe (350 Euro) und Seitenairbags im Fond (300 Euro) erhöhten den Basis-Testwagenpreis von 32.550 auf 40.405 Euro.
Der Skoda Octavia im Video:
100.000-Kilometer-Dauertest des Skoda Octavia RS
Schon nach wenigen Kilometern war allen Testfahrern klar, weshalb der Skoda Octavia Combi so beliebt und erfolgreich ist. "Ein durchdachtes Auto, mit dem fraglos jeder sofort zurechtkommt", notierte als Erster Redaktions-Vize Stefan Miete im Fahrtenbuch. Redakteur Markus Bach stimmte ihm zu: "Alle Knöpfe sind da, wo man sie vermutet. Man fühlt sich im Skoda schnell zu Hause." Auch das Navigationssystem (2015 Teil des Traveller-Pakets für 2160 Euro, jetzt vergleichbar mit Infotainment-Paket Columbus für 2220 Euro, bekam von Markus Bach gute Noten: "Die Adresse lässt sich schnell und unkompliziert eingeben", vermerkte er im Berichtsheft. Das dickste Lob erhielt der Octavia Combi aber wegen seines sehr guten Platzangebots. Der Kompaktwagen, der sich die Plattform mit dem Golf der Konzernmutter Volkswagen teilt, stellt bis zu fünf Insassen ein erstaunlich großzügiges Raumangebot zur Verfügung. "Im Fond haben auch Großgewachsene jede Menge Beinfreiheit", lobte Technik-Redakteur Holger Ippen. Und der Kofferraum mit bis zu 1740 Liter Ladevolumen kann durchaus mit dem von Oberklasse-Kombis konkurrieren. Martin Urbanke, Geschäftsführender Redakteur, hielt beispielsweise fest: "Da kann man nur staunen, was in den Octavia alles reinpasst."
Der Skoda Octavia RS benötigt sehr viel Motoröl
Besonders gefielen ihm die auf Knopfdruck am Schlüssel elektrisch öffnende Heckklappe sowie die Fernentriegelung der Rücksitzlehnen per Hebel vom Kofferraum aus. Chef vom Dienst Philipp Kesternich monierte allerdings den rutschigen Teppich im Laderaum, auf dem schwere Koffer ständig hin- und hergleiten. Dafür entschädigte ihn das praktische Fach unter dem variablen Laderaumboden (145 Euro): "Dort ist der Kleinkram sicher und vor unerwünschten Blicken geschützt untergebracht." Die eigentliche Bestimmung dieses Ablagefachs offenbarte sich aber schon nach wenigen tausend Kilometern: als Lagerplatz für Ölbehälter. Denn der Skoda entpuppte sich bald als Motoröl-Verbrenner. Der erste, der stutzig wurde, war Autor Karsten Rehmann. Zunächst lobte er noch: "Bei einer Fernfahrt über 3000 Kilometer nach Rom hat der Skoda trotz voller Beladung nur 6,8 Liter Diesel auf 100 km verbraucht." Und ergänzte dann: "Aber auch etwa einen Liter Motoröl." Bei dieser Marke pendelte sich der Turbodiesel schließlich ein. Im Schnitt verbrannte er rund 0,3 Liter Motoröl auf 1000 km, was nicht nur lästig, sondern auch recht kostspielig war: Der Turbodiesel verlangt schließlich nach dem vollsynthetischen Öl der Viskosität 5W30 und der Zulassung VW 507. Das kostet an Tankstellen im Durchschnitt rund 30 Euro pro Liter, in Südeuropa haben den teuren Tropfen nur große Stationen im Sortiment. Insgesamt fielen abseits von Inspektionen und anderen Werkstattaufenthalten Rechnungen über 459 Euro für das Motoröl an. Ärgerlich auch, dass die Motorhaube des Octavia bei den regelmäßigen Ölstandskontrollen mit einem Aufsteller arretiert werden muss – andere Autos dieser Preisklasse verfügen hier serienmäßig über eine Gasdruckfeder.
Tolles Zugfahrtzeug aber kein adaptives Fahrwerk
Abgesehen von diesem Kontrollzwang verbreitete der Octavia RS aber weiter Freude und war besonders auf langen Strecken sehr beliebt. "Tolles Zugfahrzeug", schrieb etwa Classic Cars-Projektleiter Gerrit Reichel, nachdem er einen Oldtimer zur Fotofahrt auf dem Anhänger transportiert hatte. "Die abnehmbare Anhängerkupplung lässt sich leicht montieren, allerdings braucht man dabei Kraft und holt sich schmutzige Finger", vermerkte Martin Urbanke "Aber die Anhängelast von maximal 1600 kg reicht völlig aus." Testchef und Zweirad-Experte Michael Godde nutzte den Skoda ebenfalls für den Motorradtransport per Hänger: "Das erledigt der Skoda sehr souverän." Auf nicht ganz so viel Begeisterung stieß das serienmäßige Sportfahrwerk des RS in Kombination mit der Bereifung, die wenig Abrollkomfort bot. "Auf schlechten Straßen kommen zu viele Stöße im Innenraum an", kritisierte Markus Bach. Stefan Miete schrieb ins Bordbuch: "Leider hat der RS kein adaptives Fahrwerk mit Komfortmodus." Zwar kann der Pilot mit der Fahrprofilauswahl (170 Euro) von der Einstellung "Normal" auf "Sport" oder "Eco" wechseln, was aber nur Auswirkung auf Lenkung, Gaspedalkennlinie und Doppelkupplungsgetriebe hat. Zudem ändert sich im Sport-Modus per Soundgenerator der Klang des Turbodiesels – das kam ebenfalls nicht gut an: "An dem künstlich aufgepeppten Klang hat man sich schnell sattgehört", bemerkte beispielsweise Art Director Andreas Schulz.
Nach 30.000 Km: Das DSG macht Probleme
Das zu Beginn des Dauertests noch gelobte Sechsgang Doppelkupplungsgetriebe DSG erntete ab etwa 30.000 Kilometer Laufleistung zunehmend Kritik. "Es schaltet jetzt viel ruppiger als zu Beginn", stellte nicht nur Martin Urbanke fest. "Das DSG neigt zu ruckartigem Anfahren", bemerkte auch Testredakteur Ingo Eiberg. Ähnliches notierte Gerrit Reichel: "Das DSG kuppelt oft ruckartig ein, was das Einparken in engen Lücken ziemlich erschwert." Und Martin Urbanke vermerkte zusätzlich im Bordbuch: "Gefühlvolles Anfahren auf Schnee am Berg ist mit diesem ruppig schaltenden Doppelkupplungsgetriebe nicht gerade einfach." In diesem Zusammenhang machten auch die serienmäßige Einparkhilfe am Heck und das Pendant an der Front (Bestandteil des Parklenkassistenten für 570 Euro) keine gute Figur. "Sie reagieren beide viel zu sensibel", vermeldete Martin Urbanke. Viel besser wurden das wohlklingende Canton-Soundsystem (470 Euro), die beheizbare Windschutzscheibe (180 Euro) und die beheizbaren Sitze des Skoda Octavia RS beurteilt. "Die Sportsitze sind nicht zu hart, auf ihnen kann man auch längere Strecken angenehm verbringen", lobte Technik-Redakteur Holger Ippen.
Nach 75.000 Km: Wasserpumpe muss ersetzt werden
Martin Urbanke gefiel die Optik der Sportsitze mit Kontrastnähten, er vermisste allerdings eine stärkere Stützung im Lendenbereich. "Auch nach 80.000 Kilometern ist an den Sitzen noch kein Verschleiß spürbar", stellte Ingo Eiberg hingegen fest. Das galt für andere Bereiche des Skoda-Dauertesters allerdings nicht: Bei Kilometerstand 74.852 meldete eine Kontrollleuchte dem Fahrer, dass mit dem Kühlwasser etwas nicht stimmte. Bei der Kontrolle zeigte sich Schaum im Einfüllstutzen. In der Werkstatt wurde das Kühlsystem überprüft, gereinigt, abgedichtet und das Kühlmittel erneuert – alles selbstverständlich auf Garantie. Doch behoben war das Problem damit noch nicht: Die Tester bemerkten eine stark schwankende Temperatur des Kühlwassers. Nach rund 2300 km musste der Octavia erneut die Fachwerkstatt aufsuchen. Diesmal wurde der Fehler gefunden und die Wasserpumpe ausgetauscht. Drei Tage dauerte die Operation – immerhin gab es kostenlos einen Skoda Fabia als Ersatzwagen. Auch die Reparaturkosten in Höhe von insgesamt 471,96 Euro gingen im Rahmen der Herstellergarantie auf Skoda.
Octavia mit sieben Litern Durchschnittsverbrauch
Ansonsten musste der Octavia RS aber nur zu den routinemäßigen Inspektionen in die Werkstatt. Der Zeitpunkt wird jeweils von der Bordelektronik vorgegeben – er erfolgte bei uns im Durchschnitt nach etwa 30.000 Kilometern. Dabei fielen nur Routinearbeiten wie Ölwechsel und einmal das Erneuern der Bremsbeläge an. Auch die Winter- und Sommerreifen mussten je einmal komplett erneuert werden, was dem leistungsstarken Fronttriebler und auch der sportlichen Fahrweise vieler Tester geschuldet war. Schließlich lädt der Skoda Octavia RS mit seinem Sportfahrwerk nicht nur auf Landstraßen zur zügigen Reise ein, auch auf der Autobahn ist man nicht zur Zurückhaltung gezwungen: Die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 228 km/h überschritt der Dauertestwagen laut Tachoanzeige mühelos. Dabei zeigte sich der RS stets genügsam. "Mit Dachbox, vier Personen, voller Beladung und meist mit Tempo 160 im Schnitt nur sieben Liter auf 100 Kilometern verbraucht," bilanzierte etwa Martin Urbanke. Damit lag er nur 0,2 Liter über dem ermittelten AUTO ZEITUNG-Testverbrauch des 2.0 TDI Green tec RS.
Skoda Octavia RS mit niedrigen Unterhaltskosten
Im Durchschnitt des Langstreckentests über die gesamten 100.000 km begnügte sich der Skoda mit 7,2 Liter Diesel auf 100 Kilometern. Damit schlägt er sich auch im Vergleich zu größeren Konkurrenten nicht schlecht: Der Mazda 6 Kombi mit 175-Diesel-PS benötigte im Dauertest 7,4 Liter auf 100 km. Ein BMW 320d Touring mit ebenfalls 184 PS erreichte über 100.000 km allerdings einen Durchschnitt von 7,0 Liter. Unterm Strich, also inklusive Kosten für Kraftstoff, Motoröl, Werkstatt, Reifen, Steuer und Versicherung, liegt der Skoda Octavia Combi 2.0 TDI RS bei 0,14 Euro pro Kilometer. Der BMW 320d Touring kam auf den gleichen Wert, beim Mazda 6 waren es 0,17 Euro pro Kilometer. Berücksichtigt man zusätzlich den Wertverlust, verbessert sich die Bilanz des Skoda weiter: Die Kilometerkosten des RS belaufen sich nach 100.000 km auf 0,34 Euro. Beim BMW, für den fast 10.000 Euro mehr abgeschrieben werden mussten, waren es 0,54 Euro pro Kilometer. Das ist dann schon ein Wort.
Technische Daten
Technische Daten | Skoda Octavia Combi 2.0 TDI Green tec RS |
Motor | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbodiesel |
Hubraum | 1968 ccm |
Leistung | 184 PS |
Maximales Drehmoment | 380 Nm |
Getriebe | 6-Gang, Doppelkupplung |
Antrieb | Vorderrad |
Leergewicht | 1473 kg |
Kofferraum | 590-1740 l |
L/B/H in mm | 4685/1814/1452 |
0-100 km/h | 7,4 s |
Höchstgeschwindigkeit | 228 km/h |
Schadstoffausstoß (Co2) | 129 g/km, Euro 6 |
Dauertestverbrauch | 7,2 l D/100 km |
Neupreis Testwagen | 40.405 Euro |
Schätzpreis nach 100.000 Km | 19.978 Euro |
Neuwagenpreis heute (02/2015) | 42.030 Euro |
Wertverlust | 20.227 Euro |
Kosten pro Km | 0,34 Euro/0,14 Euro (mit/ohne Wertverlust) |
Punkte | 77 von 100 |
Der Skoda Octavia Combi 2.0 TDI Green tec RS erwies sich über 100.000 Kilometer als angenehmer und schneller Reisewagen. Das Platzangebot für Passagiere und Gepäck ist in dieser Klasse einmalig. Das harte Sportfahrwerk, der hohe Motorölverbrauch und die defekte Wasserpumpe trüben jedoch die Bilanz des Tschechen. Die günstigen Unterhaltskosten und der relativ niedrige Kraftstoffverbrauch bescheren dem Octavia aber trotzdem noch einen guten zehnten Platz im Dauertest- Ranking der AUTO ZEITUNG.!--endfragment-->!--startfragment-->