VW Passat Variant/Skoda Octavia Combi: Vergleich
Octavia Combi und Passat Variant im Duell
Der Skoda Octavia ist größer, komfortabler und teurer geworden. So kommt er dem VW Passat erstaunlich nahe. Ein konzerninterner Vergleich klopft die beiden Kombis auf Stärken und Schwächen ab!
Im VW-Konzern waren Alt und Neu, stellvertetend hierfür stehen im Vergleich der VW Passat Variant und sein Herausforderer Skoda Octavia Combi, selten so deutlich auseinanderzuhalten wie dieser Tage. Denn spätestens die Einführung des Golf VIII und seiner konzerninternen Konkurrenz – darunter der neue Skoda Octavia – brachte neben der kompletten Digitalisierung den Wegfall von haptischen Schaltern und Reglern sowie ein dadurch komplett neues Bedienkonzept. Auch die Materialphilosophie scheint sich im Konzern stark geändert zu haben. Nehmen wir den jüngst gelifteten Passat als Referenz: Technisch schon sechs Jahre alt, wirkt er ausgereift bis in die Spitzen, gesegnet mit perfekter Ergonomie und Bedienbarkeit. Auch heute staunt man über die feinen Materialien und die penible Verarbeitungsqualität. Der Skoda Octavia Combi wirkt im Vergleich mit dem VW Passat Variant dagegen mindestens eine Klasse billiger. Nich, dass sein zeitgemäßes Ambiente weniger edel anmutet. Doch von der ersten Begegnung an kann der Tscheche nicht mit dem feinen Finish des Passat mithalten. Das liegt nicht etwa daran, dass er in Mladá Boleslav gebaut wird oder sich als Skoda günstiger präsentieren muss. Es liegt am Generations- oder besser Paradigmenwechsel im Konzern. Und der deutete sich schon bei VW T-Roc und VW Golf an.
Der Skoda Octavia Combi im Fahrbericht (Video):
Skoda Octavia Combi und VW Passat Variant im Vergleich
Bleibt man bei den objektiv messbaren Größen, macht der Skoda Octavia selbstredend eine gute Figur. Weil er in der Länge einige Zentimeter gewachsen ist, bietet vor allem sein Fond den Passagieren nochmals mehr Platz als der des Vorgängers. Und beim Kofferraum glänzt der Fünfsitzer mit Fabelwerten (640 Liter). Dass das Gesamtvolumen wegen der dynamischeren Linie um 40 auf 1700 Liter geschrumpft ist – geschenkt. Immer noch rangiert das erfolgreichste Skoda-Modell damit auf Augenhöhe mit dem etwa 20 Zentimeter längeren Reiseriesen VW Passat Variant (650 bis 1780 Liter). Im Vergleich spürt man im Innenraum die größere Breite des Passat vorn und hinten allerdings deutlich – besonders wegen der massiven Mittelkonsole. Dagegen wirkt das etwas wackelig eingepasste Skoda-Pendant mit dem winzigen Schaltstummel ein wenig spärlich. Zusätzliche Knöpfe findet man hier nicht mehr, fast alles wird über das zentrale Display gesteuert, das demnach serienmäßig im Octavia eingebaut ist. Der VW Passat Variant dagegen versteckt rechts und links vom Getriebe-Wählhebel die wichtigsten, lang erlernten Funktionen in je einer Schalterleiste. Die abschaltbare Start-Stopp-Funktion findet man hier ebenso wie die Fahrmoduseinstellung (optional) oder "ESP of". Die Klimaregelung besitzt obendrein ihr eigenes Bedienfeld mit Drehreglern und Schaltern. Alle eben genannten Einstellungen müssen bei der neuen Generation des Skoda Octavia Combi erst über den großen, mittigen Touchscreen gesucht werden. Bei aller Akzeptanz für moderne Bedienkulturen: Das ist komplizierter und lenkt bei der Fahrt auch nach langer Eingewöhnungszeit noch ab.
Die Motoren von Skoda Octavia Combi und VW Passat Variant
Unauffällig arbeitet dagegen der Antrieb – und das ist ausdrücklich als Kompliment zu verstehen. Denn der Zweiliter-Diesel kann dem 1,5 Tonnen schweren Skoda Octavia Combi richtig Beine machen. Ohne Traktionsschwächen beschleunigt der Tscheche aus dem Stand zügig durch. Und auf der Autobahn knackt unser Testwagen die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 222 km/h locker. Dabei bleibt das Geräuschniveau – wie auch im VW Passat Variant – so niedrig wie in einem ICE. Der Federungskomfort entpuppt sich dank optionaler Dämpfer als mustergültig auf der Langstrecke. Dass sich der 2020er-Octavia an der Zapfsäule extrem zurückhält, spricht nach wie vor für das Prinzip Diesel. Weniger als fünf Liter pro 100 Kilometer – und damit knapp über 120 Gramm CO2/km – sind im Mittel absolut realistisch. Da genügt sogar der nur 45 Liter große Kraftstoffvorrat (Passat: 66 Liter). In puncto Verbrauch liegt der 103 Kilogramm schwerere VW Passat Variant bei etwas über fünf Litern, wobei auch ihm die Kombination aus 150-PS-Diesel und Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) perfekt steht. Der Selbstzünder wurde hier noch wirkungsvoller gedämmt. Der fast 4,90 Meter lange Variant fährt im Vergleich damit keinen Tick träger als der Skoda Octavia Combi, bei dem diese Antriebskombination derzeit noch als Topmotorisierung gehandelt wird. VW bietet den Passat dagegen auch mit 190 oder gar 240 PS an. Allerdings sind diese Topmodelle erst jenseits der 44.000 Euro zu haben. Dagegen offeriert VW den 2.0 TDI mit 150 PS und DSG samt Mehrwertsteuer-Bonus derzeit schon ab 35.975 Euro. Der gleich motorisierte Octavia Combi kommt dem Passat mit mindestens 32.138 Euro schon recht nahe.
Technische Daten von Skoda Octavia Combi 2.0 TDI DSG und VW Passat Variant 2.0 TDI SCR
AUTO ZEITUNG 17/2020 | Skoda Octavia Combi 2.0 TDI DSG | VW Passat Variant 2.0 TDI SCR |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbodiesel | 4/4; Turbodiesel |
Hubraum | 1968 cm³ | 1968 cm³ |
Leistung | 110 kW/150 PS | 110 kW/150 PS |
Max. Drehmoment | 360 Nm | 360 Nm |
Getriebe/Antrieb | 7-Gang, Doppelkupplung/ Vorderrad | 7-Gang, Doppelkupplung/ Vorderrad |
Werksdaten | ||
Leergewicht | 1487 kg | 1590 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h | 8,8 s | 9,1 s |
Höchstgeschwindigkeit | 222 km/h | 210 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 4,7 l D | 5,3 l D |
CO2-Ausstoß | 122 g/km | 138 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 32.138 Euro | 35.975 Euro |
So ähnlich sich der Skoda Octavia Combi und der VW Passat Variant in Größe, Preis und Leistung sind, so liegen zwischen ihnen im Vergleich doch Welten. Der souveränere Gesamtauftritt des Passat ist sowohl seiner eindrucksvollen Länge geschuldet als auch der spürbar besseren Material- und Verarbeitungsqualität. Dafür kontert der neue Tscheche mit kompletter Digitalisierung.