Skoda Octavia Combi 2.0 TDI Hoch hinaus
Das Design wirkt dezent, unterm Blech arbeitet moderne Technik von VW. Begleitet von hohen Erwartungen ging der erfolgreiche Skoda Octavia Combi in den 100000-Kilometer-Dauertest
Eckdaten | |
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PS-kW | 140 PS (103 kW) |
Antrieb | Vorderrad, 6 Gang manuell |
0-100 km/h | 9.7 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 207 km/h |
Preis | 25.305,00€ |
Autos sollten uns nicht nur von A nach B bringen. Nein, sie sollten auch schick sein, Emotionen wecken, starke Motoren haben und Spaß machen. Viel Platz und Komfort wären auch nicht schlecht. Bei all dem darf der Preis für das Auto der Träume aber auch nicht zu hoch sein, und die laufenden Kosten müssen niedrig bleiben. Weil es aber nicht alles auf einmal gibt, ist es schön, wenn manche Modelle dieser Idealvorstellung wenigstens nahe kommen. Wer nach intensiver Suche auf den Skoda Octavia Combi mit dem 2.0-TDI-Motor stößt, der hat gut recherchiert, denn der Tscheche bietet von allem etwas. Doch hält der Octavia auch auf Dauer? Im Test über 100.000 Kilometer musste der dezent gestaltete Familienwagen beweisen, was er kann. Denn oft machen sich erst nach vielen tausend Kilometern Probleme bemerkbar. Deshalb haben wir den Octavia Combi dem intensivsten und härtesten aller Tests unterzogen: dem Dauertest.
Am 8. Februar 2006 wurde der Octavia Combi mit 140 PS starkem Pumpe-Düse-Diesel angeliefert, auf Winterreifen und in Dynamic-Blau lackiert. Das Familienauto nutzt zwar die gleiche technische Basis wie der Golf V von VW, hat jedoch ein eigenständiges, typisches Skoda-Gesicht. Im Innenraum erlebt man keine Überraschungen. Viel Wert auf elegante Rundungen und ausgefallene Farben hat Skoda nicht gelegt. Ein mattes Schwarz ist die dominierende Farbe. Das Cockpit wirkt nicht besonders edel, aber auch nicht billig, denn die Verarbeitung ist gut, und die Materialqualität stimmt.
Einfache Bedienung
Benutzerfreundlichkeit stand bei den Designern weit oben auf der Liste, denn erstens sitzt alles dort, wo man es vermutet, und zweitens lässt sich auch alles einfach und ohne großes Studium bedienen. Zum Beispiel die praktischen Ablagen, Fächer und Flaschenhalter in Griffnähe von Fahrer und Beifahrer, in denen Schlüssel, Handy und anderer Kleinkram Platz finden. Oder die Einstellung von Lüftung, Navi und Radio: Die wichtigsten Funktionen sind auf Anhieb verständlich. Vorab die Bedienungsanleitung zu wälzen ist überflüssig.
Eintrag im Begleitheft: Die Anmutung innen ist typisch VW. Und tatsächlich kommen viele Bauteile von Volkswagen. Denn was ausgereift ist und in vielen hunderttausend Golf funktioniert, kann auch im Octavia nicht schlecht sein. Einzig das CD-Navigationssystem Nexus (1550 Euro Aufpreis) musste Kritik einstecken. Zwar ist der elektronische Wegweiser zuverlässig und lässt sich auch von der Suche nach kleinen Bergdörfern nicht aus der Ruhe bringen, allerdings muss man nach dem Motorstart ein wenig Geduld haben, bis das in die Jahre gekommene Gerät bereit ist für die nächste Routeneingabe. Ende 2007 ersetzte Skoda das Nexus durch das Columbus. Das neue Navisystem mit dem verheißungsvollen Namen arbeitet DVD-gestützt – ist also schneller und hat mehr Karten-material auf einem Silberling.
Mit der Sitzqualität waren alle Tester zufrieden. Beinauflage und Seitenhalt gehen in Ordnung, für die fein justierbare Einstellung muss Hand angelegt werden, was keinen Nachteil mit sich bringt. Im Octavia fanden alle Redakteure schnell die richtige Position hinter dem Lenkrad, egal ob groß oder klein. Eine elektrische Sitzeinstellung ist in diesem Fall überflüssig. Auf langen Strecken konnte die Stoffbestuhlung besonders überzeugen – mit Sitzkomfort und Seitenhalt bis in den Schulterbereich. Einziger Wermutstropfen am Kommandoplatz: die billige Fußmatte (gehört zur Grundausstattung). Schon nach kurzer Zeit leierte sie aus und wellte sich. Folge: Beim Treten der Kupplung rutschte sie oft auf den Rand des Pedals und störte im Fahrbetrieb erheblich. Auch im Fond sind Passagiere gut untergebracht. Zu dritt wird es zwar ein bisschen enger, aber insgesamt überwiegen die Vorteile. Wenn vorn nicht gerade die Klitschko-Brüder Platz genommen haben und die Sitze nach hinten auf Anschlag stehen, sind Kniefreiheit und Fußraum ausreichend, und auch für die Rückbänkler bietet der Octavia praktische Ablagen.
Typisch für einen modernen Kombi ist die schräg stehende Heckscheibe – ein Hauch von Lifestyle muss es eben doch sein. Trotzdem passen hinter die Kofferraumklappe Taschen und Koffer für drei Wochen Sommerurlaub. Praktische Details sind die Zwölf-Volt-Steckdose (zum Beispiel für eine Kühlbox) und der doppelte Ladeboden, unter dem sich flache Gegenstände prima verstauen lassen. 580 Liter schluckt der Tscheche, wenn mehr als zwei Personen Platz haben sollen. Im besten Fall, also bei umgeklappter Rückbank, sind es 1620 Liter. Zum Vergleich: In den neuen Golf Variant passen 505 respektive 1495 Liter, und das T-Modell der Mercedes C-Klasse (485 bis 1500 Liter) muss sich bei diesem Kapitel ebenfalls hinten anstellen – dabei sind beide außen ähnlich groß wie der Skoda.
Starker, brummiger TDI
Auch in Sachen Antrieb verlässt sich Skoda ganz auf die Qualitäten von VW. Der bewährte Zweiliter-Diesel mit 140 PS ist ein sparsamer, wenn auch ein etwas rauer Motor. Beim Kaltstart kann man schon mal stutzig werden: Ob da vorn noch alles in Ordnung ist? Selbst bei Betriebstemperatur und 850 Touren im Stand ist der Selbstzünder deutlich zu hören. Zudem läuft das Triebwerk etwas unruhig, so dass sensiblere Fahrer leichte Schwingungen im Auto wahrnehmen. Im Rahmen der Modellpflege Ende 2008 wird auch die Geräuschisolierung verbessert. Diese Kleinigkeiten entschuldigt jedoch das Drehmoment von 320 Newtonmetern, das schon bei 1750 Touren anliegt. Damit ist der Octavia allerdings manchmal überfordert – besonders bei Nässe. Dann sucht der Tscheche händeringend nach Traktion, bis die Antriebsschlupfregelung (ASR) dazwischenfunkt. Das Zerren an den Vorderrädern hat einen erhöhten Reifenverschleiß zur Folge. Trotzdem waren alle Tester begeistert vom kräftigen Selbstzünder: Der Motor hat einen tollen Durchzug.
Der TDI kann sparsam
Mit niedrigen Drehzahlen gleitet man über Autobahnen, schaltfaul geht es über Landstraßen und kurviges Terrain. Selbst wenn man dem Skoda die Sporen gibt, sind häufige Gangwechsel nicht nötig, obwohl das maximale Drehmoment nur bis 2500 Touren ansteht. Im Dauertest gab sich der 2.0 TDI stets genügsam – auch wenn er gefordert wurde. Über den gesamten Test gerechnet, brauchte er pro 100 Kilometer 7,5 Liter Diesel. Hält man ein paar Spritsparregeln ein, zum Beispiel frühes Hochschalten beim Beschleunigen, ist sogar der EU-Normverbrauch (5,7 Liter) erreichbar. Und der wird nicht auf der Straße, sondern auf dem Prüfstand ermittelt. Mit bewusster Fahrweise fährt der Skoda ohne Tankstopp knapp 900 Kilometer. Empfehlenswert für solch lange Strecken ist der leicht einstellbare Tempomat am Blinkerhebel (Serie ab Ambiente-Ausstattung).
Der Octavia bleibt im Grenzbereich gutmütig, neigt in schnellen Kurven zum Untersteuern und wird im Ernstfall vom serienmäßigen ESP eingebremst. Auch bei zügiger Fahrt kommt kein Gefühl der Unsicherheit auf, jedoch könnten Federn und Dämpfer eine Nuance mehr Komfort bieten. Die Dämpfer geben kleine Straßenschäden zum Teil etwas ruppig an die Insassen weiter, und bei flotter Kurvenfahrt wünscht man sich ein bisschen mehr Direktheit, auch am Volant. Wer es sportlich mag, dem sei der Octavia RS empfohlen (als 200-PS-TFSI oder 170-PS-TDI). Angenehm ist der ruhige Geradeauslauf – stur fährt der Tscheche wie auf Schienen und ignoriert die meisten Spurrillen und Querfugen. Leider meldete sich aber kurz vor Test-Ende die Vorderachse mit Klapper- und Poltergeräuschen. Der Grund waren ausgeschlagene Bolzen am Querlenker vorn links.
Gegen Ende ohne Puste
Auf der Zielgeraden, nach über 99000 Kilometern, lahmte der Octavia dann plötzlich. Ein Schlauch im Luftansaugtrakt war gerissen – vermutlich die Folge eines Marderbisses. Deswegen hatte der Motor weniger Leistung. Sobald der entsprechende Sensor das Problem erkannt hatte, schaltete die elektronische Motorsteuerung ins Notprogramm – Beschleunigen war dann nicht mehr möglich. Dennoch machte der Skoda Octavia keine Bekanntschaft mit dem Mann vom Abschleppdienst. Nach einem Neustart ging die Fahrt weiter direkt in die Werkstatt, wo die defekten Teile auf Kulanz ersetzt wurden.
Bis zu diesem Zeitpunkt war die Dauertest-Bilanz absolut sauber. Der tschechische Kombi spulte zehntausende Kilometer ohne Murren ab und verlangte neben den planmäßigen Inspektionen und Ölwechseln (Skoda Deutschland empfiehlt, alle 30000 Kilometer oder spätestens alle zwei Jahre einen Check machen zu lassen) nur nach neuen Reifen, Bremsbelägen, Bremsscheiben oder Wischerblättern – wenig über eine solche Strecke.
Um die eingangs gestellte Frage nach der Zuverlässigkeit zu beantworten: Ja, der Octavia ist ein haltbares Auto, das hat der AUTO ZEITUNG-Dauertest über 100000 Kilometer eindeutig bewiesen. Trotz erhöhter Beanspruchung auf Touren quer durch Europa ließ sich der geräumige Tscheche nie etwas anmerken und war zufrieden, wenn er nur regelmäßig Kraftstoff, Öl und gelegentlich eine Wäsche bekam. Dass die Bilanz bei Kilometerstand 99132 durch die Reparatur an Luftschlauch und Querlenker etwas getrübt wird, fällt kaum ins Gewicht.
Und wie steht es mit den Kosten? 27 Cent pro Kilometer inklusive Wertverlust und zwölf Cent ohne gehen in Ordnung. Erfreulich: Die Restwertberechnung durch die DAT ergab, dass unser blauer Octavia Combi nach dem Dauertest-Marathon jetzt noch 15500 Euro wert ist. Das entspricht einem Wertverlust von 49,4 Prozent.
Fazit
Der Skoda Octavia Combi bietet viel Auto zu einem überschaubaren Preis. Wem Zuverlässigkeit wichtiger ist als Prestige, der liegt mit dem Tschechen richtig. Die Platzverhältnisse sind gut, der Innenraum ist tadellos verarbeitet, und pfiffige Staufächer machen das Leben leichter. Vor allem aber Kofferraumvolumen und Zuladung können sich sehen lassen. Diese Vorteile haben auch viele Octavia-Käufer kennen und schätzen gelernt: Von ihnen entschieden sich letztes Jahr 82,86 Prozent für einen Combi.
Dass der Turbodiesel rau läuft und deutlich hörbar nagelt, lässt sich verschmerzen, denn die Vorteile liegen auf der Hand: Der 2.0 TDI-Motor von Volkswagen ist stark, sparsam und macht den Octavia schnell. Wirklich beeindruckt aber waren wir von der Standfestigkeit des Gesampakets. Fünfmal schickten wir den Octavia zur Inspektion in die Werkstatt, viermal kam er ohne Beanstandung zurück – lediglich Verschleißteile mussten ausgetauscht werden. Das Ziel schon fast in Sicht, machte der Skoda zwar kleine Mätzchen, doch ein Teil der Reparatur ging auf Kulanz. So hat der Octavia den Dauertest bestanden – und zwar richtig gut.
Technische Daten | |
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Motor | |
Zylinder | 4-Zylinder, 2-Ventiler |
Hubraum | 1968 |
Leistung kW/PS 1/Min | 103/140 4000 U/min |
Max. Drehmom. (Nm) bei 1/Min | 320 1750 U/min |
Kraftübertragung | |
Getriebe | 6 Gang manuell |
Antrieb | Vorderrad |
Fahrwerk | |
Bremsen | v: innenbel. Scheiben h: Scheiben |
Bereifung | v: 205/55 R 16 h: 205/55 R 16 |
Messwerte | |
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Gewichte (kg) | |
Leergewicht (Werk) | 1425 |
Beschleunigung/Zwischenspurt | |
0-100 km/h (s) | 9.7 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 207 |
Verbrauch | |
Testverbrauch | 7.5l/100km (Diesel) |
EU-Verbrauch | 5.7l/100km (Diesel) |
Reichweite | k.A. |
Abgas-Emissionen | |
Kohlendioxid CO2 (g/km) | k.A. |