Skoda Kodiaq: Testurteil zur zweiten Generation
Das kann Kodiaq Nummer zwei
VWs tschechische Tochter stand vor der schwierigen Aufgabe, ein gutes und beliebtes Auto noch besser zu machen. Ob Skoda Kodiaq Nummer zwei die hohen Erwartungen erfüllt, zeigt der Test.
Die erste Begegnung mit dem neuen Skoda Kodiaq war keine Liebe auf den ersten Blick: Das markante und zeitlose Design des Vorgängers ist einer bulligeren Linie samt effekthaschender Details gewichen – etwa bei den silber abgesetzten D-Säulen oder dem Leuchtenband am Heck. Die stämmige Statur des SUV lässt zudem die optionalen 19-Zoll-Räder kleiner wirken, als sie sind. Der rote Testwagen fährt in fünfsitziger Konfiguration und in der Ausstattung Design Selection Suite vor, die den Grundpreis des allradgetriebenen Zweiliter-Diesels von 49.700 Euro über die 50.000 Euro-Schwelle hievt. Noch ein paar weitere Kreuzchen bei den Sonderausstattungen und man nähert sich schnell noch höheren Regionen. Viel Geld für – und das ist auch bereits vor dem Test klar – viel Auto.
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Der Skoda Kodiaq (2024) im Fahrbericht (Video):
Der zweite Skoda Kodiaq im Test
Einen Blick zurück hat die Designabteilung bei der Gestaltung des Innenraums gewagt und das bekannte und bewährte Layout des Armaturenträgers ins Jahr 2024 transferiert. Handschmeichelnde Materialien und liebevoll arrangierte Ziernähte zeugen von hoher Qualität und großzügig dimensionierte Ablagen sowie das doppelt ausgeführte Handschuhfach zeigen, dass der zweite Skoda Kodiaq den Nutzwert groß schreibt.
Dass die immer stärkere Digitalisierung auch vor dem tschechischen SUV-Flaggschiff nicht Halt macht, fällt im Test – und das ist sehr erfreulich – deutlich weniger negativ auf als bei vielen anderen modernen Autos. Der 13 Zoll große Touchscreen (ab 970 Euro) liegt nicht nur blick- und griffgünstig, sondern überzeugt auch mit einem klaren und ruhig gestalteten Aufbau, sodass die Fülle an Funktionen und Einstellungen nicht überfordert. Genauso überzeugend sind die neuen Smart Dials, die sich intuitiv bedienen lassen und Klimaanlage, Sitzheizung oder Lautstärke und Fahrmodi im Handumdrehen anpassen. Weil der Getriebewählhebel hinters Lenkrad gewandert ist, gibt es einen kleinen Funktions-Overkill in diesem Bereich. Mangels Getriebealternativen muss man sich beim Skoda Kodiaq damit arrangieren.
Die Konkurrenten:
Platz in Hülle und Fülle
Wie der Test zeigt, kommt beim Skoda Kodiaq trotz hoher Sitzposition auch das Raumangebot nicht zu kurz – in Reihe eins sitzt man ausgesprochen luftig und zudem sehr bequem auf den Ledersitzen der Design Selection Suite. Einzig der Seitenhalt könnte etwas ausgeprägter sein. Dass auch beim neuesten Skoda die markentypischen Simply Clever-Funktionen in Hülle und Fülle an Bord sind, dürfte niemanden mehr überraschen – etwa der Regenschirm in der Fahrertür oder die Mülleimer in den Türfächern. Der tschechische Hersteller ergänzt die Liste an kleinen und feinen Besonderheiten noch um weitere Goodies, etwa einen Bildschirmreiniger, der passgenau in der Mittelkonsole untergebracht ist.
Passgenau Platz finden auch die Personen im Fond, wobei das untertrieben ist: Außer mit einer klassenüblichen Innenbreite verwöhnt der Skoda Kodiaq mit viel Luft überm Scheitel und – je nach Stellung der serienmäßig verschiebbaren Rücksitze – fürstlicher Beinfreiheit. Weil der Kofferraum ebenfalls großzügig bemessen ist, dürften die Sitze meist in der hintersten und somit komfortabelsten Stellung verharren. Sind maximal vier Personen an Bord, wird der Mitteltunnel dank passendem Aufsatz zur Multifunktionsablage (Familien-Paket, 550 Euro).
Kräftiger Diesel & sicheres Fahrverhalten im Kodiaq
Unter der Motorhaube des Skoda Kodiaq 2.0 TDI 4x4 sitzt ein alter Bekannter in seiner modernsten Ausbaustufe: 193 PS (142 kW) und 400 Nm schickt der 2,0-l-Turbodiesel an alle vier Räder – mit Nachdruck und stets souverän. Bewegt man sich mit Reisetempo, präsentiert sich das Aggregat auch angenehm kultiviert. Bei niedrigen Drehzahlen läuft es rauher. Der ermittelte Durchschnittsverbrauch von 6,9 l Diesel je 100 km geht angesichts des Gebotenen in Ordnung.
Bei einem Familienauto wie dem Skoda Kodiaq ist die Fahrsicherheit ein besonders wichtiger Faktor. Auch hier gibt sich der Tscheche absolut keine Blöße. Traktionsstark, im Fahrverhalten vorhersehbar und im Notfall sauber von den Regelsystemen eingefangen, kurvt das SUV mit der optionalen Progressivlenkung (Sportpaket, 860 Euro) unbeeindruckt über die Teststrecken. Das DCC Plus-Fahrwerk (Bestandteil des Sport-Pakets) des Testwagens hat nicht nur einen großen Regelbereich, sondern verwöhnt dank unabhängigen Ventilen für Zug- und Druckstufe auch mit einem feinen Federungskomfort – gelungener als etwa beim Konzernbruder VW Tiguan, der trotz gleicher Technik stärker mit Querfugen hadert.
Warum Skoda einem derart gelungenen Produkt nur zwei Jahre lang Vertrauen schenkt, bleibt ein Rätsel – bei der Neuwagengarantie bieten die Konkurrenten mittlerweile teils deutlich mehr.
Technische Daten & Messwerte des Skoda Kodiaq 2.0 TDI 4x4
AUTO ZEITUNG 15/2024 | Skoda Kodiaq 2.0 TDI 4x4 |
Positiv | Platzangebot, kräftiger Turbodiesel, gediegener Fahrkomfort |
Negativ | Preisniveau, geringer Garantieumfang |
Technik | |
Motor | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbodiesel; 1968 cm³ |
Antrieb | 7-Gang; Doppelkupplung; Allrad |
Leistung | 142 kW/193 PS, 3500-4200 /min |
Max. Drehmoment | 400 Nm, 1750-3250 /min |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 4758/1864 (2133)*/1679 mm |
Leergewicht (Werk/Test) | 1717/1819 kg |
Kofferraumvolumen | 910-2105 l |
Fahrleistungen | |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 7,7 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 220 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 35,2/34,8 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 6,9/6,0 l D |
Preise | |
Grundpreis | 49.700 € |
Testwagenpreis | 60.730 € |
*Breite mit Außenspiegel |
Mission erfüllt: Der neue Skoda Kodiaq baut die Stärken des Vorgängers – Platz und Alltagstauglichkeit – konsequent aus. Der starke Dieselantrieb ist empfehlenswert, aber nicht ganz günstig. Für 4x4-Fans ist er derzeit die einzige Wahl. Wer aufs Geld schaut, dürfte mit den Frontantriebsversionen ähnlich gut bedient sein.