Sitzheizung nachrüsten: Produkttest und Kauftipps
Diese Sitzheizung ist schnell montiert und warm
- Die Systafex-Sitzheizung im Test
- Einfache Montage auf jedem Autositz
- Einschränkungen bei der Passform
- Heizleistung nach 60 s spürbar
- So haben wir getestet
- Worauf beim Kauf einer Sitzheizung zum Nachrüsten achten?
- Benötigt eine Nachrüst-Sitzheizung eine TÜV-Abnahme?
- Empfehlenswerte Alternativen im Überblick
- Fazit
Besonders an einem knackig kalten Wintermorgen kann ein warmer Rücken entzücken! Gute Nachricht für alle, die im Auto schnell frieren: Rettung ist nur ein paar Mausklicks entfernt: Etwa in Form der Systafex-Sitzheizung zum Nachrüsten. Wir haben die Auflage, die als eine der wenigen schnell verfügbar ist, getestet. Was sie kann und worauf beim Kauf zu achten ist, hier!
Die Systafex-Sitzheizung im Test
Einmal ausgepackt, hinterlässt die Systafex-Carbon-Sitzauflage zum Nachrüsten bei der Erstinstallation zunächst einen recht soliden Eindruck. Allerdings kommt sie nicht ganz knitterfrei aus der Verpackung. Und der zerknitterte Zustand bleibt auch während des weiteren Testverlaufs bestehen, nachdem die Heizauflage auf dem Autositz angebracht wurde. Pluspunkt: Die Bedienungsanleitung ist auf Deutsch verfasst, klar bebildert und lässt keine Fragen aufkommen.
Einfache Montage auf jedem Autositz
Die Montage der Sitzheizungsauflage ist mithilfe der simplen, aber elastischen Befestigungsschlaufen bei insgesamt drei verschieden geformten Autositzen in unserem Test kein Problem. Die in einem Plastiktütchen mitgelieferten Kunststoffhäkchen bräuchte es dafür nicht einmal zwingend, sie können aber auch nicht schaden. Mit Strom versorgt wird die Auflage über einen 12-V-Stecker an einem 130 cm langen Kabel, der einfach in einen Zigarettenanzünder beziehungsweise in eine 12-V-Steckdose gesteckt werden kann.
Einschränkungen bei der Passform
Auch wenn der Name zwar Carbon verspricht, kann damit nur, wenn überhaupt, die Optik – also die kohlenstoffgrau-schwarze Farbe der Auflage – gemeint sein. Der Erstkontakt mit der flachen Hand spricht hier eindeutig für Plastikfasern. Das bestätigt auch ein Blick ins Kleingedruckte der Hersteller-Produktbeschreibung: Demnach besteht die "Systafex-Carbon-Sitzheizung" in erster Linie aus Polyester mit Schaumstoff. Und das merkt man ihr auch beim Versuch an, die Auflage an den Sitz anzupassen. Speziell auf modernen, ergonomisch vorgeformten Autositzen, wie in zwei von drei unserer Autos im Test, will sich die Auflage nicht so recht in Form bringen lassen.
Eine deutlich bessere Figur macht die Sitzheizung als Nachrüstprodukt für ältere Autositze. Stellvertretend für sie dient in unserem Praxistest der weitgehend unkonturiert geformter Sitz eines älteren VW Polo aus den 1980er-Jahren. In Aufbau und Abmessungen entspricht er den Sitzen vieler andere Young- und Oldtimer. Die fehlende Anpassungsfähigkeit an moderne Sitze und das insgesamt nicht besonders wertig daherkommende Material führen unterm Strich zu Punktabzügen in den Kategorien Qualität und Funktionalität. Auch über Zusatzfeatures wie Massage- oder Enstpannungsfunktionen, die andere Auflagen als Extras mitbringen, verfügt die von uns getestete Sitzauflage nicht. Das gibt ebenfalls Abzüge in Sachen Funktionalität.
Heizleistung nach 60 s spürbar
Deutlich besser sieht die Sache bei der reinen Heizleistung aus: Der Hersteller verspricht "spürbare Wärme" schon nach 60 s Betriebsdauer, was unser subjektives Temperaturempfinden bereits beim ersten Testsitzen bestätigt. Auch unsere Messung mittels Infrarotthermometer bestätigt einen schnellen Temperaturanstieg. Die Wohlfühl- oder Maximaltemperatur, die nach Empfinden der meisten Menschen jenseits der 30-Grad-Grenze liegt, ist mit 21,5 °C nach 60 s allerdings noch nicht erreicht.
Die Messung der Temperatur erfolgte in ausgeschaltetem Zustand, nach 60 s und insgesamt alle fünf Minuten nach Aktivierung. Zuverlässig und kontinuierlich heizte sich die Auflage im Verlauf des Tests auf. Exemplarisch hier die Messwerte aus dem Hyundai Ioniq 5 N: Beginnend bei einer Ausgangstemperatur von 16,5 °C steigerte sich der gemessene Wert auf 21 °C nach einer Minute, 27,4 °C nach fünf Minuten, 33,2 °C nach zehn Minuten, 34,6 °C nach 15 min und 35,0 °C nach 20 min.
Bei der Regulierbarkeit der Wunschtemperatur ist allerdings Luft nach oben: Zwar lässt sich die Heizleistung per Schieberegler am Kabel in zwei Stufen auf recht simple Weise regulieren ("Hi" und "Lo"). Abseits der unter der Oberfläche verlaufenden Heizdrähte blieb die Auflage allerdings sehr viel kühler. Zudem deaktiviert eine Abschaltautomatik nach 40 min Dauerbetrieb die Heizung. Das reduziert die Verbrennungsgefahr an den Oberschenkeln und gibt einen Pluspunkt in der Kategorie "Produktsicherheit".
Eine "intelligente" Automatik, die beim Erreichen einer vorher definierten Wohlfühltemperatur die Heizleistung reguliert, sucht man jedoch vergeblich. Dafür ist der Schalter im Kabel auch mit einer Hand und auch für Linkshänder problemlos zu bedienen, was bei Nachrüst-Sitzheizungen unserer Praxistest-Erfahrung nach nicht immer der Fall ist. Durch die stabile Kabelummantelung hängt das Kabel auch nicht lasch im Weg herum, lässt sich gut platzierun und stört somit auch nicht beim Bedienen des Autoradios oder des Schaltknaufs.
So haben wir getestet
Da viele Neuwagen heutzutage bereits ab Werk mit einer Sitzheizung bestellt werden können, lag bei unserem Test ein besonderes Augenmerk auf der Nachrüstbarkeit von älteren Fahrzeugen. Aus diesem Grund haben wir neben zwei modernen Fahrzeugen aus unserem Testwagen-Pool, dem aktuellen Mitsubishi Colt Hybrid 1.6 und dem vollelektrischen Hyundai Ioniq 5 N, bewusst auch einen VW Polo 86 C aus den 1980er-Jahren, mit klassischer, nicht ergonomisch optimierter Sitzform in den Test mit einbezogen (wie man den Autositz richtig einstellt, hier). Neben dem ersten Eindruck beim Auspacken des Produkts, dem Check des Lieferumfangs und der leichten Montierbarkeit der Heizauflage am Sitz, war eine Temperaturmessung mit einem Infrarotthermometer Kern unseres Tests. Hierzu wurde nach dem Einstecken des 12-V-Adapters die maximal erreichte Temperatur in von uns festgelegten Zeitabschnitten gemessen und dokumentiert. Die Messung erfolgte in den Bereichen der Auflage, die für das Wärmempfinden der darauf Sitzenden besonders wichtig sind: im Bereich der Oberschenkel und des unteren Rückens.
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Worauf beim Kauf einer Sitzheizung zum Nachrüsten achten?
Damit eine Sitzheizung für den nachträglichen Einbau ihren Job auch zufriedenstellend verrichtet, sollte vor dem Kauf auf einige Punkte geachtet werden:
Stromversorgung: Woher beziehen die Heizelemente den benötigten Strom? Das sollte man vor dem Kauf unbedingt klären. Bei Auflagen ist das meist die bordeigene 12-V-Steckdose, auch bekannt als Zigarettenanzünder (wie man Bluetooth-Transmitter über die 12-V-Schnittstelle betreibt und welche die besten sind, hier). Professionelle Lösungen werden direkt mit der Bordelektronik verkabelt. Zudem sollte man darauf achten, dass das Kabel für den Anschluss an den Zigarettenanzünder auch wirklich lang genug, aber auch wiederum nicht so lang ist, dass es beim Fahren stört.
Passform: Beheizbare Sitzkissen zum Nachrüsten versprechen zwar eine universelle Passform, finden aber auf Sportsitzen oft keinen guten Halt. Hier muss man in der Praxis einfach ausprobieren, ob Sitz und Kissen kompatibel sind und notfalls vom Rückgaberecht Gebrauch machen. Die Sitzverstellung sollte auch bei installierter Sitzheizung in alle Richtungen problemlos funktionieren. Das Kabel darf also nicht zu stramm sein und die Person am Steuer nicht beim Schalten des Autos oder beim Betätigen von Bedienelementen wie Tasten, Drehreglern und Schaltern behindert werden.
Heizstufen: Gute Sitzheizungen, wie die im Test, bieten mehr als nur eine Heizstufe. Mindestens zwei sollten es schon sein, damit die Temperatur individuell angepasst werden kann. Drei oder mehr sind so etwas wie das Nonplusultra an Komfort. Erst recht, wenn eine automatische Abschaltung bei Erreichen einer vorher festgelegten Wunschtemperatur hinzukommt.
Einbau: Die hier vorgestellte Sitzheizung dient als unkomplizierte, aber auch deutlich sichtbare Möglichkeit einer Sitzheizungs-Nachrüstung. Es gibt auch Lösungen zur Nachrüstung einer Sitzheizung die dauerhaft und diskreter installiert werden können. Wer allerdings selbst keine Erfahrung mit elektrischen Schaltkreisen hat, sollte diese Arbeit einem Profi überlassen. Ein Besuch in der Werkstatt steigert wiederum auch den Preis der Nachrüstung.
Benötigt eine Nachrüst-Sitzheizung eine TÜV-Abnahme?
Weder die Sitzheizungs-Auflagen noch die Nachrüst-Sets, die ins Sitzinnere eingebaut werden, müssen zur Abnahme bei einer Prüfstelle vorgeführt werden. Und auch ein neuer Sitz muss nicht "zum TÜV" (was die HU bei TÜV und Co. kostet, hier) – vorausgesetzt, der Sitz wurde für das betreffende Pkw-Modell zugelassen. Fehlt die Zulassung des Sitzes für das Fahrzeug, müssen Prüfer:innen allerdings zwingend ein Auge auf die Nachrüstung werfen. Deshalb sollte beim Kauf eines gebrauchten Sitzes mit Heizung zwingend darauf geachtet werden, dass es ein Originalteil aus derselben Baureihe ist.
Empfehlenswerte Alternativen im Überblick
Heizen kann die getestete Systafex-Sitzauflage, so viel steht fest. Nur in Sachen Passform muss sie manchmal passen. Auch fehlen ihr Zusatzfunktionen, die andere im Internet bestellbare Heizauflagen zum Teil bieten, allerdings dafür größtenteils viel längere Lieferzeiten haben. Es gibt also empfehlenswerte Alternativen für alle, die noch ein paar Tage länger warten können. Derzeit beträgt die Lieferzeit für die im Folgenden vorgestellten Sitzheizungen laut Amazon mindestens zehn bis 14 Tage. Jedoch verfügen sie teils über interessante Funktionen und gute Bewertungen. Hier zwei Alternativen mit ihren individuellen Stärken im Überblick:
Kingleting-Sitzkissen mit Heizung und Drucksensor
Das Sitzkissen von Kingleting ist aus mattschwarzem, gelochtem Kunstleder gefertigt. Die Auflage verfügt über einen integrierten Drucksensor, der erkennt, ob eine Person auf dem Kissen sitzt oder nicht. Dementsprechend schaltet es sich dann automatisch ein oder aus. Das funktioniert, so ergab ein schon etwas länger zurückliegender Praxis-Check unserer Redaktion, im automobilen Alltagsbetrieb auch zuverlässig. Über einen Druckschalter zwischen den Knien kann man das Ein- und Ausschalten auch manuell erledigen. Die Auflage passt universell auf die meisten gängigen Autositze und erreicht laut Hersteller eine Maximaltemperatur von 60 °C. Die Heizleistung erscheint bei hierzulande üblichen Bedingungen im Winter ausreichend. Das dürfte auch für die Heizgeschwindigkeit gelten: Der Hersteller verspricht, dass bereits nach einer Minute die voreinstellbare Wunschtemperatur erreicht ist. Die Auflage passt universell auf die meisten gängigen Autositze.
Snailax Massagesitzauflage mit Wärmefunktion
Maximale Entspannung während der Fahrt verheißt die leider nur sehr wechselhaft verfügbare Snailax-Massagesitzauflage. Zusätzlich zur eigentlichen Heizung verfügt das Gerät über eine Rotlicht-Wärmefunktion. Damit, so verspricht der Hersteller und so bestätigten viele Nutzer:innen im Netz, sollen muskuläre Beschwerden im Rückenbereich gelindert werden. Außerdem soll die Blutzirkulation während der Fahrt angeregt werden. Ein 220-V-Netzadapter für die heimische Steckdose ermöglicht es, die Auflage auch zu Hause beispielsweise auf dem Fernsehsessel in Betrieb zu nehmen.
Die reine Heizleistung der Systafex-Carbon-Sitzheizung ist gut, ihre Bedienung und Montage weitestgehend selbsterklärend. Eine gleichmäßigere Wärmeverteilung über die gesamte Auflagefläche hinweg wäre wünschenswert. Die Aufheizgeschwindigkeit ist jedoch absolut zufriedenstellend. In Zahlen ausgedrückt, reicht das für insgesamt 55 von 100 Punkten und für die Gesamtnote "Ausreichend". Wer vor allem Wert darauf legt, schnell nach Fahrtantritt einen warmen Rücken und Po zu bekommen und dabei auf Wellness-Chichi und Langstreckenkomfort-Versprechen verzichten kann, könnte mit der schlicht, aber zweckmäßig gehaltenen Systafex-Sitzauflage, die zu einem Preis von unter 30 Euro erhältlich ist, also gut bedient sein.