Shanghai Auto Show 2017: Stars der China-Messe Neue Autos auf der China-Messe
Neben namhaften Herstellern wie Audi, BMW, Mercedes und VW sind auch viele einheimische Autobauer und kleine Startups mit allerhand Innovationen und Kuriositäten auf der Shanghai Auto Show 2017 in China vertreten. Wir stellen die Highlights im Messe-Rundgang vor.!--endfragment-->!--startfragment-->
Die Absätze auf Rekordniveau, die Auftragsbücher dick gefüllt und der Hunger nach immer neuen Modellen noch lange nicht gestillt – China bleibt zur Shanghai Auto Show 2017 (21. Bis 28. April) für die Automanager das Land des Lächelns. Und vor allem die PS-Bosse aus Deutschland kommen aus dem Strahlen nicht mehr heraus, denn nirgendwo verkaufen sie besser als im Reich von Maos Erben, das sich aufschwingt, der größte Automarkt der Welt zu werden. Doch beim Rundgang über die Shanghai Auto Show 2017 dürfte so manchem von ihnen das Grinsen im Gesicht gefrieren und das Lachen im Halse stecken bleiben. Denn die chinesischen Hersteller holen mit großen Schritten auf und das Auswärtsspiel in Asien ist für die Langnasen längst kein Homerun mehr, räumen viele Führungskräfte ein. Noch allerdings können sie sich auf der großen Bühne bestens behaupten, schließlich adressieren sie mit ihren Premieren genau jene drei Themen, die den chinesischen Markt im Augenblick definieren: Status, Strom und SUV.
Ein Highlight auf der Shanghai Auto Show 2017, der BMW M4 CS (Video):
China-Messe: Neuheiten der Shanghai Auto Show 2017
So hat Mercedes nicht umsonst auf der Shanghai Auto Show 2017 die überarbeitete Auflage der S-Klasse enthüllt. Selbst wenn den Chinesen die neue Motorengeneration, die sich Daimler immerhin drei Milliarden Euro kosten lässt, wahrscheinlich herzlich egal ist und sie nur von den neuen Wellness-Funktionen schwärmen. Aber schließlich verkaufen die Schwaben hier über ein Drittel ihrer Luxuslimousinen, und im Stau von Shanghai kommt es mehr auf Entschleunigung an als auf Beschleunigung. Und damit auch der Nachwuchs bei der Stange bleibt und etwas davon hat, machen sie mit einer seriennahen Studie schon jetzt Lust auf einen neuen Baby-Benz, der binnen zwei Jahren in Gestalt einer A-Klasse mit Stufenheck durchstartet. Während Mercedes die Status-Karte spielt, setzt der VW-Konzern in diesem Jahr auf der Shanghai Auto Show 2017 vor allem auf Stromer – schließlich entwickelt sich China zusehends zum Motor der elektrischen Revolution. Da wollen die Deutschen ordentlich mit dran drehen und zeigen deshalb gleich drei neue Akku-Autos: Audi lässt mit einer spektakulären Studie zwischen Q7 und A7 das Tesla Model X noch hässlicher aussehen und verspricht, dass das SUV-Coupé mit seiner buchstäblich wegweisenden Lichttechnik und dem Hightech-Interieur Anfang 2019 nahezu unverändert in Serie geht.
BMW und Mercedes mit Neuheiten in Shanghai
VW zeigt mit dem ID Crozz, dass die neue Elektroarchitektur auch eine Klasse darunter ganz ansehnliche SUV mit schrägem Abschluss hergibt, und selbst Skoda bekennt sich jetzt zum Strom. Denn mit der – wie einfallsreich – ebenfalls als SUV-Coupé gezeichneten Studie Vision E läuten die Tschechen eine späte Akku-Offensive ein und kündigen bis 2025 fünf reine Elektrofahrzeuge an. Plug-In-Hybriden wie den ab 2019 geplanten Superb noch nicht mitgerechnet. Mercedes ganz fest auf dem Boden der Tatsachen und der VW-Konzern auf einem guten Weg in die Zukunft – dagegen wirkt der BMW-Auftritt in den riesigen Messehallen der Shanghai Auto Show 2017 fast ein wenig verloren. Denn so vielversprechend der extrascharfe M4 CS sein mag, so viel Spaß man mit dem Mini Countryman John Cooper Works haben kann und so wichtig für die verwöhnten Business-Kunden in Beijing der Fünfer mit langem Radstand auch ist, macht das keine Mischung keinen sonderlich tragfähigen Eindruck. Da macht selbst Citroën mehr her. Schließlich feiern die Franzosen die Premiere ihres ersten selbst entwickelten und nicht nur zugekauften SUV. Denn schon ein Jahr bevor er auch zu uns kommt, bringen die Franzosen in Shanghai jetzt den C5 Aircross an den Start, der mit rund 4,50 Metern in der Liga von Tiguan & Co antritt.
Spektakuläre China-Kopien europäischer Autos
Die Neuheiten aus dem Westen mögen wichtig sein und zum Teil so wegweisend. Aber die Überraschungen findet man auf der Shanghai Auto Show 2017 an den Ständen der Chinesen. Als wäre es nicht schon ungewöhnlich genug, dass seit der letzten Messe in Peking über ein Dutzend heimischer Marken neu hinzugekommen sind und sich in den acht Hallen nicht minder repräsentativ präsentieren wie VW oder Toyota. Nein, sie zeigen durch die Bank auch noch sehr solide Autos, die man sich gut anschauen kann. Natürlich blitzen dazwischen noch eine ganze Reihe Plagiate und Kopien hervor – vom Range Rover Evoque als Landwind X7 über den Peugeot 3008 als Leopard CS9 oder den Ford S-Max als Lifan M7 bis hin zum G-Klasse-Nachbau oder dem i8-Klon bei BAIC. Und selbstredend gibt es wieder ein paar peinliche Panzerwagen wie den General Patton und seine Begleitflotte. Aber im Großen und Ganzen haben die Chinesen nicht zuletzt mit der Hilfe vieler Exil-Europäer mittlerweile eine eigene Designsprache gefunden und sehr ansehnliche Autos wie den Haval H6, den MG3 oder den Chery Tiggo 5 auf die Räder gestellt. Und wenn man nicht ganz so genau hinschaut und erst recht nichts anfasst, sehen mittlerweile sogar viele Innenräume überraschend liebevoll und hochwertig aus.
Weitere krasse China-Kopien im Video:
China setzt in Shanghai auf E-Mobilität
Zwar dominieren auf der Shanghai Auto Show 2017 auch bei den chinesischen Herstellern die SUV, – erst recht seit Peking die Ein-Kind-Politik aufgegeben hat und sich das Volk nach großen Familienkutschen mit drei Sitzreihen sehnt – doch mit mehr Elan als überall sonst auf der Welt bricht sich in China die Elektromobilität Bahn. Es gibt deshalb kaum eine heimische Marke, die kein Akku-Auto auf der Bühne hat, und dafür eine ganze Menge Firmen, die nichts anderes anbieten. Manche davon wirken eher skurril wie die elektrischen Kleinwagen von Yudo, der Batteriebus von Iconiq oder die Steckdosen-SUV von Singulato, doch andere sind dagegen so seriös, dass man immer mal wieder europäische Spitzenmanager an ihrem Stand sieht, die ungewöhnlich nachdenklich dreinschauen. Allen voran gilt das für das vom Internet-Milliardär William Le gegründete Startup Nio, das neben der Entwicklung in Shanghai auch ein Studio in München betreibt. Dort ist auch das erste Serienmodell ES8 entstanden, das jetzt in Shanghai enthüllt wurde. Zwar ist das SUV lange nicht so avantgardistisch wie die vor ein paar Wochen präsentierte Studie Eve und muss auch den Designern bei Audi oder VW keine Angst machen. Doch anders als deren Studien ist das ein Serienmodell und kommt bereits im nächsten Jahr auf den Markt, versprechen die Verantwortlichen. So dynamisch der Markt ist und so viel sich in China in den letzten Jahren getan hat, so viel kann sich dort auch in der Zukunft wieder ändern. "Ein paar Showcars sind schnell montiert und ein großer Stand ist leicht gefüllt", sagt ein Analyst aus dem Westen. "Aber ich möchte nicht darauf wetten, welche der neuen Marken auch auf der nächsten Messe noch dabei ist." Schon möglich, dass man von Wey, Leopard, oder Qiantu nicht nochmal hören wird. Doch stehen in der Reihe dahinter bereits ein halbes Dutzend weiterer Marken, die ihr Debüt gerade vorbereiten. Eine davon heißt WM-Motors und hat ihr Hauptquartier praktischerweise direkt auf dem Messegelände. Wer das Startup besucht, sieht dort zwischen erstaunlich großen Büros zwar noch kein Serienauto, stolpert dafür aber über den Namen. Denn ausgeschrieben steht WM für "Weltmeister" - an Selbstbewusstsein – und das ist die eigentliche Message dieser Messe – mangelt es den Chinesen nun wirklich nicht mehr.