Nachhaltigkeits-Special Opel
Reparatur statt Recycling
In Opels Refurbishment Center werden beschädigte Antriebsbatterien fit für einen zweiten Lebenszyklus im Elektro-Auto gemacht und so erst viel später recycelt. Die elektrische Fahrzeugpalette bei Opel wächst beständig.
Bis Ende 2024, wenn Grandland und Frontera auf dem Markt sind, lassen sich acht Pkw- und drei Nutzfahrzeug-Baureihen mit batterieelektrischen Antrieben ordern. Rund 90.000 Elektro-Autos konnten die Rüsselsheimer allein im Jahr 2023 verkaufen.
Bestseller waren der Corsa Electric und der Mokka Electric, wahlweise mit 100 kW / 136 PS oder 114 kW / 156 PS. Mittlerweile gibt es sogar Astra und Astra Sports Tourer als elektrische Variante mit 114 kW / 156 PS.
Doch was passiert, wenn es bei den kostbaren Hochvolt-Batterien im Unterboden zu einem Defekt oder einem Unfallschaden kommt? Diese Frage hat sich Opel schon früh gestellt und bereits 2021 das sogenannte „Battery Refurbishment Center“ am Opel-Stammsitz Rüsselsheim deutlich erweitert und modernisiert.
Viele Jahre Erfahrung mit Lithium-Ionen-Batterien
Zuvor konzentrierten sich die Kollegen hauptsächlich auf die Akkus von Ampera und Ampera-e. So werden in Rüsselsheim seit fast 15 Jahren E-Antriebe instand gesetzt. Doch seit 2021 können hier nun die Batterien aller Opel-Modelle aus den Stellantis-Plattformen (beispielsweise eCMP) repariert werden. Dafür sind sämtliche Mitarbeiter für das Hochvolt-Level 5 geschult, also echte Batterie-Ex-Akku aus dem Opel Rocks Electric mit gerade 5,5 kWh oder die großen Brocken aus den elektrifizierten Varianten von Zafira, Vivaro oder gar Movano mit bis zu 110 kWh.
Batterien sind langlebig mit niedriger Fehlerquote
Auch wenn die Lithium-Ionen-Batterien extrem robust und wenig fehleranfällig sind, so kann es in Einzelfällen dazu kommen, dass ein Steuergerät nicht mehr richtig arbeitet oder im schlimmsten Fall eine einzelne Batteriezelle kaputt ist. In solchen Fällen können die vielen Opel-Händler und Werkstätten zwischen Portugal und Polen nicht weiterhelfen.
Stattdessen schicken sie das gesamte Akku-Pack für die Analyse und die Reparatur nach Deutschland. Der Kunde bekommt im Gegenzug unverzüglich eine Austauschbatterie als Ersatz. Geliefert werden die Batterien im kompletten Gehäuse direkt in die Halle der Opel Special Vehicles (OSV). Dort warten mehrere einzeln abgeschirmte Räume wie kleine Operations-Säle auf die elektronischen Patienten — ausgerüstet mit dem benötigten Operations-Besteck für den jeweiligen Akku-Typ. Auf dem OP-Tisch öffnen die streng geschulten Mitarbeiter zunächst das dicht verklebte Gehäuse der fehlerhaften Batterien mit Spezial-Werkzeug.
Je nach Fehlerbild werden die einzelnen Batterie-Module oder die Steuergeräte geprüft und bei Bedarf getauscht. Der Reparatur-Aufwand ist bei jedem Patienten unterschiedlich. Bei einigen muss nur ein Steuergerät getauscht, bei anderen vielleicht eine einzelne defekte Batteriezelle identifiziert werden. Je nach Batterietyp sind zwischen 200 und 300 Batterie-Zellen in 18 bis 27 Modulen gebündelt.
Acht Jahre und 160.000 Kilometer Garantie
Ist die Reparatur erledigt, wird die Batterie geprüft, durchgemessen und anschließend auf ihre volle Leistungsfähigkeit getestet. Anschließend wird das Gehäuse wieder wasserdicht verschlossen.
Nach der Dichtigkeitsprüfung wandert das schwere Paket dann auf den Lkw und als Austauschbatterie ins Lager. Vorausgesetzt, es werden alle strengen Anforderungen an die Leistungsfähigkeit erfüllt. Allerdings mussten bisher nur wenige Batterie-Einheiten aussortiert werden. Wenn Fahrzeugbatterien nicht mehr ins Auto zurückdürfen, bedeutet das also noch längst nicht ihr Ende. Im zweiten Leben stehen den Akku-Packs viele weitere Aufgaben bevor. Übrigens: Opel selbst nutzt ausrangierte Batterien beispielsweise im Testzentrum Dudenhofen als mobile Ladestation in einem Container.
[ TEXT Markus Schönfeld ]