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Geht auch ganz einfach:

Renault Twingo SCE 70 eco² vs. Fiat 500 1.2: Kleinwagen im Vergleichstest Parkleuchten

Inhalt
  1. KAROSSERIE
  2. FAHRKOMFORT
  3. MOTOR/GETRIEBE
  4. FAHRDYNAMIK
  5. UMWELT/KOSTEN
  6. SO TESTET DIE AUTO ZEITUNG
  7. FAZIT
  8. Technische Daten & Gesamtbewertung als PDF zum nachlesen

Mit gut 3,5 Metern Kürze passen sie in jede Lücke. Der neue, hinterradgetriebene Renault Twingo fordert seinen Kult-Kollegen Fiat 500 nicht nur zum Parkduell. Vergleichstest

Kleinwagen mit Hinterradantrieb waren in den 1950ern und 60ern eher die Regel als die Ausnahme. Heute ist es umgekehrt und der Kooperation zwischen Daimler und Renault geschuldet, dass die angetriebenen Hinterräder in diesem Segment auf breiterer Front eine Renaissance feiern.

Wie im künftigen Smart Forfour, mit dem sich der neue Twingo der dritten Generation die Technik teilt, ackert ein Dreizylinder hier wacker zwischen Kofferraumboden und De-Dion-Hinterachse. Demgegenüber pflegt Fiat mit der Karosserie des aktuellen 500ers optisch den Stil des hinterradgetriebenen Urahns, setzt aber technisch auf die Moderne, sprich Quermotor und Frontantrieb.

 

KAROSSERIE

Renault Twingo erstmals serienmäßig nur als Fünftürer

Gegenüber seinem Vorgänger schrumpfte der Twingo um zehn Zentimeter auf 3,59 Meter, erhielt dafür aber zwei Türen mehr. Dennoch dürfen angesichts der knappen Abmessungen wie beim nur zweitürigen Fiat (3,54 Meter) keine übertriebenen Erwartungen an das Platzangebot gestellt werden. Doch drangvolle Enge herrscht zumindest vorne nicht. Insgesamt bietet der Renault etwas mehr Bewegungsfreiheit als der Fiat, dem es vor allem im Fond an Kopffreiheit mangelt. In der Bedienung patzt der Franzose.

So ruht unter der vorderen Haube des Heckmotor-Kleinwagens zum Beispiel der Einfüllstutzen für das Scheibenwaschwasser. Um dorthin zu gelangen, sind zwei Elemente aus dem Kühlergrill zu entfernen und zwei Hebel zu ziehen, worauf die Haube aus der Verankerung springt und nach vorne in Fahrtrichtung gezogen, aber nicht abgenommen werden kann. Hier besteht Kratzergefahr, denn die Haube wird lediglich von zwei Bändern gehalten.

Ähnlich umständlich geriet auch die Ölstandskontrolle: Dämmmatte aus dem Kofferraum entfernen und sechs (!) Schrauben der Motorabdeckung herausdrehen, Abdeckung entnehmen und Peilstab ziehen. Da zeigt sich der Fiat 500 wesentlich unprätenziöser, lässt aber an anderer Stelle Federn: Der Kofferraum ist mit 185 bis 610 Litern deutlich kleiner (Renault: 219 bis 980 Liter). Außerdem bietet der Franzose eine umklappbare Beifahrersitzlehne serienmäßig – auf dem Rückweg vom Baumarkt ganz praktisch.

Niemand erwartet in einem kostengünstig konstruierten Kleinwagen das Sicherheitspaket der Oberklasse. Ein fehlender Einklemmschutz an den elektrischen Fensterhebern bei beiden Kontrahenten zeugt aber von Sparsamkeit am falschen Ende. Immerhin gibt es für den 500er optionale Bi-Xenonscheinwerfer, während sich der Twingo mit Licht- und Regensensor sowie mit einem Spurhalteassistent aufwerten lässt.

 

FAHRKOMFORT

Bessere Sitze im Fiat, Renault mit besserer Federung

Mit angenehm konturierten Sportsitzen, Bestandteil der „S“-Ausstattung (2700 Euro), platziert der Italiener seine Insassen vorne sehr kommod. Dagegen sind die Sitze des Franzosen mit weit weniger Seitenhalt gesegnet. Hinten dagegen zwingt die mangelnde Kopffreiheit die Passagiere zu einer gekrümmten und dadurch äußerst unbequemen Sitzhaltung. Generell sind die Fondplätze bei keinem der beiden Testkandidaten langstreckentauglich. Mancher Fahrer dürfte weder im Fiat noch im Renault eine passende Sitzposition finden. Der Grund: Beiden fehlt eine Längsverstellung der Lenksäule.

Im Überlandverkehr gefällt der Twingo mit einer für diese Fahrzeugklasse komfortablen Fahrwerksabstimmung. Die meisten Bodenunebenheiten filtert er ordentlich heraus. Der Fiat schneidet beim Thema Federungskomfort deutlich schlechter ab: Auch wenn die Fahrbahn nur leichte Bodenwellen aufweist, gerät er in Bewegung. Über Schlaglöcher poltert er mit seinen 195/45er-Reifen lautstark hinweg. Tiefe Bodenwellen produzieren heftige Ausfederbewegungen.  Bei hoher Zuladung verschlechtert sich der Federungskomfort, während der Twingo an Souveränität gewinnt.

 

MOTOR/GETRIEBE

Besonders sparsam sind beide Kleinwagen nicht

Der 1,2-Liter-Vierzylinder im Fiat ist mit seinen 69 PS für den Stadtverkehr ausreichend kräftig. Der Benziner hängt ordentlich am Gas und schafft die 100-km/h-Marke in 13,6 Sekunden. Mit etwas Anlauf erreicht er eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h. Zwar wuselt der 71 PS starke Twingo ähnlich flink wie der 500er durch den Stadtverkehr, fällt auf der Messstrecke aber deutlich zurück: 16,9 Sekunden vergehen bis zum Erreichen des Landstraßen-Maximaltempos, und auch die Höchstgeschwindigkeit ist 9 km/h früher erreicht.

Noch eklatanter ist jedoch der Unterschied in der Elastizität. So vergehen von 80 auf 120 km/h im fünften Gang endlos scheinende 24,8 Sekunden – eine Übung, die der Fiat fast sieben Sekunden schneller absolviert. Kein Zweifel: Der kultivierte Dreizylinder-Sauger des Franzosen muss noch stärker als der Fiat gedreht werden, wenn es vorangehen soll. Mit einem Testverbrauch von immerhin 6,3 Litern auf 100 Kilometern zeigt sich der Renault außerdem noch um 0,3 Liter durstiger als sein italienischer Kontrahent. Mit einem Start-Stop-System an Bord wäre sicherlich weniger drin.

 

FAHRDYNAMIK

Der Kurvenstar kommt aus Italien

Mit sauber abgestimmten Fahrwerken und serienmäßigem ESP sind beide sehr sicher unterwegs. Der Italiener lässt sich mit etwas zu großen Lenkwinkeln in Kurven aller Art werfen und erreicht mit seiner optionalen 195er-Bereifung eine beachtliche Querbeschleunigung, die zusammen mit der guten Traktion für ordentlichen Unterhaltungswert sorgen. Sein ESP regelt im Bedarfsfall ebenso feinnervig wie wirkungsvoll.

Diese Agilität kann der Twingo nicht kontern. Er beginnt recht früh zu untersteuern. In Wechselkurven greift der Schleuderschutz heftig ein. Das spricht den Renault zwar von jedem Verdacht frei, eine Heckschleuder zu sein, erstickt aber auch jeglichen Anflug von Dynamik. Immerhin steht er beim Bremstest aus 100 km/h sowohl mit kalter als auch warmer Bremse zwei Meter früher als der Fiat. Das mag über die etwas gefühllose Lenkung und den dürftigen Geradeauslauf hinwegtrösten.

 

UMWELT/KOSTEN

Hier werden Sparfüchse hellhörig

Ab 9590 Euro trennt sich der Händler vom neuen Twingo, für den Fiat 500 sind mindestens 2360 Euro mehr fällig. Im Wertverlust kommt der Franzose binnen vier Jahren über 1700 Euro günstiger. Die Werkstattkosten wurden nicht bewertet, weil für den Twingo noch keine Angaben vorliegen.

Die Typklasseneinstufung für Haftpflicht und Vollkasko (Fiat: 14/15, Renault: 15/16) fällt ebenfalls sehr günstig aus. Kfz-Steuern in Höhe von 74 Euro (Fiat) bzw. 40 Euro (Renault) sind kaum der Rede Wert. Zwölf Jahre Garantie gegen Durchrostung (Fiat: 8 Jahre) und eine unbegrenzte Mobilitätsgarantie (Fiat: 2 Jahre) lassen den Twingo schließlich zusätzliche Punkte sammeln.

 

SO TESTET DIE AUTO ZEITUNG

So fahren wir Slalom: Auf 180 Metern werden Pylonen im 18-Meter-Abstand mit höchstmöglicher Geschwindigkeit zur Beurteilung von Lenkung und Fahrwerk umkurvt.

 

FAZIT

Mit dem Testsieger Twingo hat Renault einen modernen und sympathischen Kleinwagen geschaffen, der sich erfrischend vom Mainstream abhebt. Seine Stärken liegen im Komfort, den guten Bremsen,  der günstigen Kostenbilanz und den Garantieleistungen.

Geht es aber um das Thema Fahrspaß, das ja soll ja bei manchen Kleinwageninteressenten kaufentscheidend sein soll, führt am Fiat 500 kein Weg vorbei. Auch wenn er nicht mehr taufrisch ist, kann er mit dem sparsameren Motor und dem knackigere Fahrverhalten aufwarten.

 

Technische Daten & Gesamtbewertung als PDF zum nachlesen

Elmar Siepen

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