Porsche Panamera/Taycan: Vergleichstest
Panamera und Taycan im Porsche-Duell
- Porsche Panamera Turbo S und Porsche Taycan Turbo S im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Porsche Taycan Turbo S mit besserem Schnellfahrkomfort
- Motor/Getriebe: Beide Antriebe zeigen sich effizient
- Fahrdynamik: Von 100 auf null in unter 33 Metern im Porsche Taycan Turbo S
- Umwelt/Kosten: Porsche Panamera Turbo S hat bei Emissionen und Kraftstoffkosten das Nachsehen
- Messwerte & technische Daten Porsche Panamera Turbo S und Porsche Taycan Turbo S
- Fazit
Im Vergleichstest zwischen Tradition und Moderne trifft der Porsche Panamera Turbo S auf den Porsche Taycan Turbo S. Wer macht das Rennen?
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Porsche Panamera Turbo S | Porsche Taycan Turbo S |
Karosserie (1000) | 701 | 653 |
Fahrkomfort (1000) | 814 | 838 |
Motor/Getriebe (1000) | 726 | 800 |
Fahrdynamik (1000) | 835 | 853 |
Eigenschaftswertung (4000) | 3076 | 3144 |
Kosten/Umwelt (1000) | 149 | 192 |
Gesamtwertung (5000) | 3225 | 3336 |
Platzierung | 2 | 1 |
Porsche Panamera Turbo S und Porsche Taycan Turbo S klären im Vergleichstest die Frage nach dem besseren Antriebskonzept. Einen Mangel an Kreativität kann man den Zuffenhausenern nicht vorwerfen – zumindest nicht in Sachen Technik. Bei der Namensfindung für die Top-Modelle der Taycan-Reihe allerdings hält man lieber an Altbewährtem fest. Und deshalb steht auf beiden Test-Kandidaten Turbo S, doch nur einmal sind auch tatsächlich Turbinen und Verdichter im Einsatz – unter der langen Panamera-Fronthaube samt Vierliter-V8, der am besten mit Hochoktan-Kraftstoff läuft. Hochvolt-Technik hat der Taycan an Bord mit zwei Elektro-Motoren und einer Batterie im Fahrzeugboden.
Drift-Weltrekordversuch mit dem Porsche Taycan im Video:
Porsche Panamera Turbo S und Porsche Taycan Turbo S im Vergleichstest
Trotz des flachbauenden Akkus bietet der Porsche Taycan Turbo S nicht mehr Platz als nötig. Man hat eher das Gefühl, in einem viertürigen 911 zu sitzen als in einer Fünf-Meter-Limousine: sehr gut ins Auto integriert und mit ausreichend Bewegungsfreiheit. Doch ausreichend reicht im Vergleichstest mit dem höher bauenden Porsche Panamera Turbo S nicht aus, der auch als Chauffeurs-Limo taugt. Vorn wirkt sein Innenraum ebenfalls luftiger – auch wegen der weniger dominanten Konsole zwischen Fahrer und Beifahrer. Allerdings wölbt sich hier der Mitteltunnel stärker in den Fußraum. So ein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe braucht eben Platz … Apropos Platz: In den Taycan-Kofferraum passt gerade so viel Gepäck wie in einen Kompaktwagen (366 Liter). Das Bug-Fach schluckt noch einmal 81 Liter, ist aber bestens als Stauraum für Ladekabel geeignet. Da der Panamera mit großer Fließheck-Klappe mehr Gepäck aufnimmt (467 bis 1306 Liter) und auch Anhänger ziehen darf, bekommt er einige Zähler auf seinem Punktekonto gutgeschrieben. Weil er jedoch weniger Sicherheitsassistenten bietet als der modernere Taycan, nähern sich die Punktestände wieder an. Doch modern heißt nicht unbedingt besser, denn was man im V8-Viertürer teilweise noch mit Tasten und Reglern steuern kann, läuft im Taycan ausschließlich über drei, optional sogar vier Bildschirme mit Touchfunktion. Lediglich die Bedienungsmöglichkeiten auf und am Lenkrad sind – wie im Panamera – analog.
Fahrkomfort: Porsche Taycan Turbo S mit besserem Schnellfahrkomfort
Kiloweise Dämmmaterial, Doppelverglasung, Dreikammer-Luftfederung, adaptive Sportsitze: In Sachen Komfort sind die zwei Kontrahenten in diesem Vergleichstest gut ausgestattet. Doch der Porsche Taycan Turbo S ist innen deutlich leiser und verwandelt Asphalt-Flickwerk gefühlt in frisch planierte Straßen. Besonders die Vorderachse entkoppelt den Aufbau sehr gut – ohne dass man dabei den Kontakt zur Fahrbahn verliert. Im Gegenteil: Die Verbindung zwischen Straße, Hintern und Händen ist exzellent, selbst in Autobahnkurven bei weit über 200 km/h, die der Taycan wankstabilisiert (Option) völlig frei von unangenehmen Aufbaubewegungen unter die riesigen Räder nimmt. Der Porsche Panamera Turbo S kann das ähnlich gut, allerdings wirkt die Grundabstimmung des Fahrwerks etwas straffer. Überhaupt fühlt sich die größere der beiden Limousinen etwas klobiger und schwerer an und filtert Unebenheiten weniger effizient, reduziert Wank- sowie Nickbewegungen allerdings ebenfalls gekonnt. Dass der Panamera innen lauter ist, überrascht nicht. Doch trotz des stets präsenten V8-Biturbo hört man selbst bei Volllast keine unangenehmen Dröhnfrequenzen. Ein paar zusätzliche Fächer und Ablagemöglichkeiten sowie die komfortableren Einzelsitze hinten mit langer Beinauflage reduzieren den Punkte-Abstand zwischen Panamera und Taycan wieder etwas.
Motor/Getriebe: Beide Antriebe zeigen sich effizient
Vierliter-V8-Biturbo mit 630 PS und 90-Liter-Tank auf der einen, zwei Synchron-Elektro-Maschinen mit 625 PS (761 mit Overboost) und 93,4-kWh-Akku auf der anderen Seite. Die Launch-Controlgesteuerte Beschleunigung im Porsche Panamera Turbo S ist extrem, aber auch gewohnt. Bremse, Vollgas, Bremse lösen, Drehzahl steigt, Gangwechsel, Drehzahl sinkt, Drehzahl steigt – und so weiter. Im Porsche Taycan Turbo S fällt die Drehzahl zwischendurch nicht, sie steigt immer weiter. Dabei lässt das Drehmoment quasi nie nach und türmt sich sofort nach dem Lösen der Bremse mit über 1000 Newtonmetern gewaltig auf. Nur einmal bewegt sich etwas im Antrieb, wenn das Zweigang-Hinterachs-Getriebe bedarfsgerecht die nächste Stufe einlegt und dem Taycan noch einen Extra-Kick gibt. Viel wichtiger aber als Zehntelsekunden auf der Viertelmeile ist die Performance im Alltag. Dazu gehört auch die Effizienz – und da überraschen in diesem Vergleichstest beide Antriebe auf ihre Weise. Der Panamera Turbo S zum Beispiel benötigt im Test 11,8 Liter Super Plus pro 100 Kilometer – samt 200-km/h-Anteil auf der Autobahn (15 Prozent der Gesamtstrecke). Legt man es darauf an, begnügt sich der 2,1-Tonner sogar mit 8,5 Litern. Beim Stromer ist der Verbrauch stark abhängig vom Fahrer. Hier hilft vorausschauendes Fahren, weil der Taycan per se nicht besonders stark rekuperiert, dafür aber nach dem Fahrpedallupfer rollt, als gäbe es keinen Luft- und Rollwiderstand. 27,9 kWh braucht der Taycan Turbo S, was einer Reichweite von 338 Kilometern entspricht. Beim Minimal-Verbrauch mit höchstens Tempo 100 benötigt der Elektro-Sportler sogar nur 19,3 kWh und kommt mit 83,7 kWh nutzbarer Energie 446 Kilometer weit. Bleibt nur noch die Sache mit dem Tanken und Laden. Weil Sprit schneller fließt und es mehr Tankstellen für Verbrenner-Fahrzeuge gibt, erhält der Panamera zweimal die volle Punktzahl. Doch mit bis zu 270 kW Ladeleistung kommt man auch im Taycan schnell voran. Allerdings muss man seine Gewohnheiten umstellen und auf langen Etappen immer nur so viel Strom nachladen, wie man bis zum Erreichen des Ziels braucht.
Fahrdynamik: Von 100 auf null in unter 33 Metern im Porsche Taycan Turbo S
Um dagegen das Ziel im Fahrdynamik-Kapitel des Vergleichstests zu erreichen, benötigt der Porsche Taycan Turbo S ebenfalls einen vollen Akku, aber auch andere Zutaten. Und die hat er. Mit Bremswegen aus Tempo 100 bis zum Stand von unter 33 Metern (warm), einem weniger gestrafften, aber äußerst präzisen Lenkgefühl, extremer Kurvenperformance, bester Traktion und einem im Regelfall untersteuernd ausgelegten Fahrverhalten düpiert der 258 Kilogramm schwerere Taycan den Porsche Panamera Turbo S in fast allen Punkten. Im Slalom fehlt auch nicht viel, und die manchmal minimal verzögert einsetzende Bremsleistung ist kein echtes Manko.
Umwelt/Kosten: Porsche Panamera Turbo S hat bei Emissionen und Kraftstoffkosten das Nachsehen
Staatlich gefördert wird der teure Porsche Taycan Turbo S als E-Auto zwar nicht, allerdings gibt es für ihn – wie auch für den Porsche Panamera Turbo S – fünfstellige Rabatte. Weniger Emissionen und die geringeren Kraftstoff-Kosten zementieren den vierten Kapitelsieg und damit den Gesamtsieg im Vergleichstest des Taycan.
Messwerte & technische Daten Porsche Panamera Turbo S und Porsche Taycan Turbo S
AUTO ZEITUNG 27/2020 | Porsche Panamera Turbo S |
Technik | |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | V8-Zylinder, 4 Ventiler; Biturbo; Partikelfilter |
Hubraum | 3996 cm³ |
Leistung | 463 kW/630 PS 6000 /min |
Max. Drehmoment | 820 Nm, 2300 - 4500 /min |
Getriebe/Antrieb | 8-Gang, Doppelkupplung / Allrad |
Messwerte | |
Leergewicht (Werk/Test) | 2080/2113 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 3,0 |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 315 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,4/33,3 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 11,8/12,8 l SP /100 km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 280/289 g/km |
Preise | |
Grundpreis | 179.737 € |
Bewerteter Preis | 181.106 € |
AUTO ZEITUNG 27/2020 | Porsche Taycan Turbo S |
Technik | |
E-Motor | vorn/hinten: je eine flüssigkeitsgekühlte, permanent erregte Synchronmaschine |
Systemleistung | vorn: 190 kW/258 PS hinten: 335 kW/456 PS |
Systemdrehmoment | vorn: 400 Nm hinten: 550 Nm im Overboost: 1050 Nm |
Batterie | Lithium-Ionen, flüssigkeitsgekühlt |
Spannung/Kapazität netto (brutto) | 800 V/83,7 (93,4) kWh |
Max. Ladeleistung DC/AC | 270/11,0 kW (opt.: 22 kW) |
Ladeanschluss/Ort | rechts: Typ 2 und CSS links: Typ 2 |
Getriebe/Antrieb | vorn: Eingang-Getriebe hinten: Zweigang-Getriebe Allrad |
Messwerte | |
Leergewicht (Werk/Test) | 2220/2371 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 2,7 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 260 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 33,7/32,9 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 27,9/28,5 kWh |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 112/0 g/km |
Reichweite (Test/WLTP) | 338/446 km |
Preise | |
Grundpreis | 181.638 € |
Bewerteter Preis | 184.828 € |
Eindeutiger Sieg des Porsche Taycan Turbo S – nach Punkten. Er gewinnt vier von fünf Kapiteln des Vergleichstests und auch die Eigenschaftswertung, weil er komfortabler, effizienter und dynamischer ist als sein Marken-Rivale, der Porsche Panamera Turbo S. Doch weil jeder Autofahrer die Maßstäbe, die er an sein Auto legt, ganz individuell gewichtet, gibt es hier keinen Verlierer. Wer die Umstellung auf den Elektro-Antrieb und die damit verbundenen Veränderungen scheut, wird weiter eine Verbrenner-Version wählen, die man quasi immer und überall schnell wieder volltanken kann. Wer sich aber mit dem Thema E-Auto ganz allgemein und intensiver beschäftigt, merkt, dass die Umstellung gar nicht so groß ist.