Porsche Macan S Diesel vs. Audi Q5 3.0 TDI quattro: SUV-Vergleich Besondere Begegnung
Der Bestseller Audi Q5 und der neue Porsche Macan teilen sich Technik und Plattform. Trotzdem sind beide Mittelklasse-SUV grundverschieden – selbst mit dem gleichen Dreiliter-Diesel-Motor
Bisher war der Markt der Mittelklasse-Premium-SUV zwischen Audi, Mercedes und BMW eindeutig aufgeteilt. Doch plötzlich redet auch Porsche ein Wörtchen mit. Denn die Stuttgarter haben mit dem Macan nicht nur eine bildschöne Alternative auf die Räder gestellt, sondern gleichzeitig auch ein neues Niveau von Sportlichkeit in Aussicht gestellt.
Zu einem zweifelsohne selbstbewussten Einstiegspreis von 58.442 Euro bietet Porsche den Macan S Benziner (340 PS), aber auch das Dieselmodell mit 258 PS an. Der Antrieb entspricht technisch dem des Q5 3.0 TDI clean diesel quattro für 51.400 Euro. Porsche verspricht aber einen völlig anderen Charakter. Grund genug, die beiden Konzernbrüder in einem Vergleichstest gegeneinander antreten zu lassen.
KAROSSERIE
Schon der erste Blick auf die dynamischere Linie des Porsche Macan genügt, um den Größenvorteil des Q5 auszumachen. Vor allem das Heck fällt vom Dach her flacher ab und verringert so das Kofferraumvolumen. Eng geht es im Macan trotzdem nicht zu. Ins Heck passen 500 bis 1500 Liter Gepäck, und in der zweiten Sitzreihe können selbst Großgewachsene bequem Platz nehmen.
Einstellbare Sitze und Rückenlehnen gibt es allerdings nur im Q5, dessen Innenraum freilich etwas üppiger ausfällt. Auch die Übersicht ist wegen der größeren Spiegel und der steileren Außenflanken besser. Wer also Angst vor dem Rangieren in engen Parklücken hat, sollte beim Porsche unbedingt die Rundum-Kameraüberwachung ordern, die es nur für ihn gibt (Surround View: 2047 Euro).
Die Steuerung der vielen elektronischen Extras gelingt indes mit dem MMI-System des Audi deutlich leichter. Bei Porsche sorgen die vielen Knöpfe auf der langen Mittelkonsole auch mit etwas Eingewöhnung noch für Verwirrung. Dafür stimmt der Qualitätseindruck: Die Karosserie wirkt solide wie aus einem Guss, und der Innenraum lässt sich mit Extras aus einer mehr als 80-seitigen Aufpreisliste mit feinsten Materialien veredeln. Auch wenn die Individualisierungsmöglichkeiten bei Audi nicht ganz so weit reichen – die makellose Qualität des Q5 steht der des Macan in nichts nach.
Einleitung / Karosserie
Fahrkomfort / Motor & Getriebe
Fahrdynamik / Umwelt & Kosten
So testet die AUTO ZEITUNG / Fazit
FAHRKOMFORT
Die Güte der Basissitze kann in diesem Vergleichstest nicht beurteilt werden, denn beide Testwagen sind mit den optionalen Sportsitzen samt Lederbezügen bestückt. Diese nehmen einen im Porsche deutlich fester in die Zange, könnten aber vor allem in der Breite der Sitzflächen etwas weiter geschnitten sein. Das merkt man vor allem auf langen Strecken, die man auf den Audi-Sitzen etwas bequemer zurücklegt. Das gilt auch auf der Rückbank, wo der Q5 mit verschiebbaren Sitzen und einstellbarer Lehnenneigung glänzt.
Beim Geräuschkomfort hat der Porsche die Nase vorn. Vor allem bei höherem Tempo geht es hier subjektiv noch ruhiger zu als im Audi. Weil der Macan der Sportlichste unter den Kompakt-SUV sein will, geht auch sein Fahrwerk direkter zur Sache. Selbst mit Luftfederung geben die 20-Zoll-Räder (2499 Euro) grobe Stöße recht deutlich weiter. Auch der Q5 ist auf 20 Zoll großer Bereifung (1550 Euro) nicht gerade eine Sänfte, rollt aber auf schlechtem Untergrund einen Tick weicher ab.
MOTOR/GETRIEBE
Soviel sei vorweggenommen: Der V6-Turbodiesel aus dem Audi-Regal behauptet sich in beiden Modellen als ein absolutes Sahnestück und als ideale Antriebsquelle. Statt mit nagelndem Selbstzündersound macht sich der drei Liter große Langhuber mit bärigem Brummen bemerkbar. Und leichtfüßig schiebt er auch aus niedrigen Drehzahlen gewaltig an. Akustisch präsenter zeigt er sich dabei im Audi, im Porsche ist das Aggregat nahezu hermetisch verkapselt.
Mit 258 PS und imposanten 580 Newtonmeter Drehmoment hat der Motor leichtes Spiel mit den rund zwei Tonnen schweren SUV. Traktionsprobleme gibt es wegen des seidig weich abgestimmten Siebengang-Doppelkupplungsgetriebes und des variablen Allradantriebs nicht. Schaltpaddles am Lenkrad kosten übrigens nur im Audi 155 Euro Aufpreis. Im Porsche sind sie serienmäßig.
Aus dem Stand geht es hier wie dort spektakulär in rund sechs Sekunden auf Tempo 100. Dabei rennt der Porsche nur einen Hauch schneller, was in der Praxis aber kaum von Bedeutung ist. Auf der Autobahn ist für beide bei 230 km/h Schluss. Die sportliche, aerodynamischere Linie des Macan zeigt bei der Verbrauchsmessung erkennbare Wirkung.
Auf 100 Kilometern inklusive Vollgasanteil verlangt der Stuttgarter nach 8,4 Liter Diesel, der Ingolstädter dagegen nach 8,7 Litern. Für die gebotenen Fahrleistungen gehen diese Werte absolut in Ordnung. Schließlich sichern einem die großen 75-Liter-Tanks (bei Porsche kostenlos optional) Reichweiten von mehr als 800 Kilometern.
FAHRDYNAMIK
Bewegt man den Audi Q5 zügig um den Rundkurs des abgesperrten Testgeländes, bleiben eigentlich keine fahrdynamischen Wünsche offen. Der Zweitonner lässt sich agil und sicher selbst durch enge Pylonen-Gassen zirkeln, schiebt nur leicht über die Vorderräder und überzeugt trotz des Dampfhammer-Motors mit überragender Traktion.
Erst bei stark provozierten Lastwechseln lenkt das Heck ein wenig ein – bis das ESP selbst bei deaktiviertem System sanft eingreift. Bei den Bremswerten setzt der Audi mit kalter wie heißer Bremsanlage Maßstäbe in der Klasse (34,1 / 32,8 Meter). Solch gute Verzögerung schafft freilich auch der fast gleich schwere Porsche Macan.
Der ist aber auch mit der rund 8000 Euro teuren Karbon-Keramik-Bremse bestückt (Porsche Ceramic Composite Brake PCCB). Ansprechverhalten und Dosierbarkeit der Edelbremse sind dafür aber über jeden Zweifel erhaben. Ermüdungserscheinungen scheint das Material hier nicht zu kennen. Ebenso perfekt hat Porsche den Sportmodus des Doppelkupplungsgetriebes auf Dynamik abgestimmt.
Weil auch Lenkung, Fahrwerk (PASM) und Gaspedal beim Druck auf die Sport-Taste passend geschärft werden und die Kraftübertragung des variablen Allradantriebs sehr hecklastig ausgelegt ist, serviert der Macan ein Fahrdynamik-Menü, das in dieser Klasse sonst nirgendwo zu finden ist. Das PSM (ESP) zieht sich bei Deaktivierung komplett aus der Verantwortung, sodass sogar kurze Drifteinlagen mit dem Allrad-SUV möglich sind. So nimmt der Porsche seinem Konzernbruder auf dem Rundkurs mehr als drei Sekunden ab. Chapeau!
UMWELT/KOSTEN
Dass Audi-Fahren nicht gerade billig ist, dürfte hinlänglich bekannt sein. Doch im Vergleich zum Porsche Macan S Diesel geht der Q5 3.0 TDI clean diesel quattro regelrecht als Schnäppchen durch. Rund 7000 Euro liegen zwischen den Grundpreisen. Mit der für den Test relevanten Karbon-Keramik-Bremse, den adaptiven Dämpfern und dem Luftfeder-Fahrwerk ist der Macan sogar gut 17.000 Euro teurer.
Für zusätzliche Ausstattungsdetails zahlt man in Stuttgart traditionsgemäß noch mehr als in Ingolstadt (siehe Ausstattung/Preise). Beispiel: Für die Bi-Xenonscheinwerfer verlangt Audi 1060 Euro, Porsche dagegen satte 1559 Euro. Auch wegen der höheren Versicherungseinstufungen und der nur zweijährigen Mobilitätsgarantie verliert der Zuffenhausener in diesem Vergleichstest weitere wichtige Punkte, die ihn am Ende den Sieg kosten.
SO TESTET DIE AUTO ZEITUNG
Agilität und Fahrstabilität in Wechselkurven werden unter anderem im Slalom (10 Tore, Abstand: 18 m) beurteilt. Bewertet wird die Durchschnittsgeschwindigkeit
FAZIT
Weniger wuchtig als der Cayenne trifft der Porsche Macan genau den Geschmack der Premium-Klientel. Schick, geräumig und komfortabel setzt das sportliche SUV nun obendrein den Maßstab in Sachen Dynamik – und das sogar als Dieselmodell. Mit dem Dreiliter-V6 ist er noch sparsamer als der Audi Q5 mit gleichem Antrieb. Die hohen Kosten verhageln ihm allerdings den Sieg über den Klassenprimus der Ingolstädter. Der glänzt nach wie vor mit perfekter Raumausnutzung und super Qualitä
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Markus Schönfeld