Cayenne e-Hybrid/Touareg R: Vergleichstest
Plug-in-Power bei Porsche und VW
- Porsche Cayenne e-Hybrid & VW Touareg R eHybrid im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Geschmeidige Luftfederung im VW Touareg R eHybrid
- Motor/Getriebe: Porsche Cayenne e-Hybrid ist minimal sprintstärker
- Fahrdynamik: Deutlich trägeres Handling beim VW Touareg R eHybrid
- Umwelt/Kosten: Porsche Cayenne e-Hybrid zu teuer für steuerliche Vorteile
- Messwerte & technische Daten: Porsche Cayenne e-Hybrid & VW Touareg R eHybrid
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Der Porsche Cayenne e-Hybrid und der VW Touareg R eHybrid basieren auf derselben Plattform-Architektur und nutzen nahezu identische Plug-in-Hybrid-Antriebe. Wo die Charakterunterschiede liegen, zeigt unser Vergleichstest.
Es ist wie im wahren Leben: Auch wenn Porsche Cayenne e-Hybrid und VW Touareg R eHybrid aus demselben Elternhaus stammen und beide auf die Komponenten des MLB (Modularer Längsbaukasten) des Konzerns zugreifen, wird bei näherer Beschäftigung mit den Autos schnell klar, dass die zwei Rivalen trotz identischer Leistungswerte, ähnlicher Grundpreise und nur geringfügiger Unterschiede bei den Abmessungen weniger gemeinsam haben, als man es vermuten würde. Vereinfacht gesagt: Der Porsche Cayenne e-Hybrid erfüllt mit Bravour die hohen Erwartungen an die Sportlichkeit, während der VW Touareg R eHybrid selbst im sportiven R-Ornat als komfortbetontes Reisefahrzeug überzeugt. Die Gründe dafür klärt der Vergleichstest. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der Porsche Cayenne e-Hybrid (2018) im Video:
Porsche Cayenne e-Hybrid & VW Touareg R eHybrid im Vergleichstest
Zwar misst der Porsche Cayenne e-Hybrid in der Länge vier Zentimeter mehr, aber er baut zugleich um 21 Millimeter flacher und fällt im Radstand neun Millimeter kürzer aus. Doch obwohl er außen nur marginal schmaler ist, punktet der VW Touareg R eHybrid seinerseits mit spürbar mehr Innenbreite: Vorn und hinten bietet er jeweils drei Zentimeter mehr Platz für die Ellenbogen. Andererseits schränkt das im Touareg R serienmäßige Panoramaglasdach die verfügbare Höhe teils empfindlich ein. Zum Porsche Cayenne e-Hybrid fehlen ihm so vier bis sieben Zentimeter Kopffreiheit für Fahrer:in und Beifahrer:in, im Fond offeriert er sechs Zentimeter weniger Platz als die Modelle mit Stahldach – für Großgewachsene wird es daher eng. Doch insgesamt ermöglicht die Hülle des VW Touareg R eHybrid etwas mehr Raum für Personen und Gepäck. Allerdings mindern die Hybrid-Komponenten im Heck bei beiden Autos den Stauraum gegenüber den konventionell motorisierten Varianten. Mit 645 (Porsche) bzw. 665 Litern (VW) bleibt aber immer noch mehr als genug Platz. Eine Zuglast von bis zu 3,5 Tonnen können beide vorweisen, doch bei Zuladung (plus 50 Kilogramm) und Dachlast (plus 25 Kilogramm) ist der Porsche im Vorteil. Der VW Touareg R eHybrid hält mit einer besseren Übersicht dank größerer Spiegel und serienmäßiger Rückfahrkamera sowie der noch etwas umfangreicheren Sicherheitstechnik dagegen und geht somit im ersten Kapitel des Vergleichstests in Führung.
Fahrkomfort: Geschmeidige Luftfederung im VW Touareg R eHybrid
Eine geschmeidige Federung zählt traditionell ebenfalls zu den Tugenden des VW Touareg R eHybrid. Und das gilt auch für den betont sportlich auftretenden R, da seine serienmäßigen Zweikammer-Luftfedern auf ein spezielles Set-up verzichten und genauso sanft anfedern wie in den zivileren Hybrid-Varianten. Hinzu kommen die serienmäßig montierten ergoComfort-Sitze, die im Testwagen sogar noch mit Sitzkühlung und Massagefunktion aufgewertet sind. Zudem erweist sich das Arbeitsgeräusch des Turbobenziners selbst unter Last als gut gedämmt. Wer von seinem Hybrid-SUV kerniges Sechszylinder-Fauchen aus dem Auspuff erwartet, sollte lieber den Porsche Cayenne e-Hybrid wählen. Dessen Antrieb ist dadurch aber auch präsenter, was man anhand der Messwerte nicht erwarten würde. Die aufpreispflichtigen adaptiven Sportsitze an Bord liegen enger am Körper an und bieten spürbar mehr Halt in Kurven als die weiter geschnittenen VW-Polster. Die aufpreispflichtige Dreikammer-Luftfederung im Porsche macht ihren Job ebenfalls gut und schluckt etwa Schwellen in verkehrsberuhigten Zonen doch gleichmütiger weg. Trotzdem erreicht der Porsche Cayenne e-Hybrid im Vergleichstest nicht jene Geschmeidigkeit, die der VW Touareg R eHybrid an den Tag legt. Ein weiterer kleiner Vorteil des VW ist die bessere Ergonomie, die sich in sehr großen, perfekt ablesbaren Instrumenten sowie Touch-Elementen und größeren Ablagen äußert.
Motor/Getriebe: Porsche Cayenne e-Hybrid ist minimal sprintstärker
Spannender ist aber sicher der Vergleich der beiden weitgehend identischen Antriebe: Hier wie dort arbeiten ein 340 PS starker Dreiliter-V6 mit Turboaufladung sowie ein ins Getriebe integrierter Elektromotor mit 136 PS zusammen und entwickeln eine Systemleistung von 462 PS sowie ein kombiniertes Drehmoment von satten 700 Newtonmetern. Beide Autos verbrauchen im Vergleichstest unter realistischen Bedingungen 9,2 Liter Super und 7,2 kWh Strom pro 100 Kilometer. Wer es darauf anlegt, kommt mit einer Akku-Ladung jeweils rund 35 Kilometer weit rein elektrisch – und das mit bis zu 135 km/h. Dennoch entfachen die beiden Antriebe unterschiedliche Temperamente: Während der Porsche Cayenne e-Hybrid mit kehlig-knurrenden Tönen unterhält und lebhaft antritt, hält sich der Hybrid-Touareg nicht nur akustisch stärker zurück. Beim Sprint aus dem Stand auf 100 km/h ist der nur wenige Kilogramm leichtere Porsche Cayenne e-Hybrid eine halbe Sekunde fixer, was nicht zuletzt auf die blitzschnell schaltende Automatik zurückgeht. Doch spätestens auf der Autobahn verlieren sich die Unterschiede und der VW Touareg R eHybrid beschleunigt nahezu gleich schnell. Auch die um drei km/h geringere Höchstgeschwindigkeit spielt im Alltag keine Rolle. Was bleibt, ist der subjektiv quirlige Eindruck des Cayenne gegenüber dem dezent, aber souverän anschiebenden VW Touareg R eHybrid – Geschmacksache.
Fahrdynamik: Deutlich trägeres Handling beim VW Touareg R eHybrid
Die größten Unterschiede offenbaren sich im Fahrdynamik-Kapitel des Vergleichstests. Bereits konstruktiv verfolgen die ungleichen Brüder hier eigene Wege: Volkswagen setzt auf einen Allradantrieb mit Torsen-Differenzial, das die Antriebskräfte variabel zwischen den Achsen verteilt, sodass maximal 70 Prozent des Drehmoments an die Vorderräder gelangen oder bis zu 80 Prozent nach hinten fließen. Porsche hingegen nutzt eine elektronisch geregelte Lamellenkupplung, die sogar eine vollvariable Kraftverteilung ermöglicht. Das beschert dem Porsche Cayenne e-Hybrid einen noch agiler und feinfühliger abgestimmten Antriebsstrang. Bei der möglichen Traktion lassen sich dagegen kaum Unterschiede ausmachen. Noch stärker wirkt sich jedoch aus, dass Porsche den Bauraum im hinteren Unterboden so umgestaltet hat, dass genug Platz für die aufwendigere Hinterachs-Konstruktion samt Wankausgleich (rundum) und Allradlenkung bleibt. Mit diesen optionalen Komponenten bestückt, deklassiert der Porsche Cayenne e-Hybrid seinen Widersacher auf kurvigen Strecken regelrecht. Hat der VW Touareg R eHybrid nämlich die Hybrid-Komponenten an Bord, muss er mit der Standard-Ausführung der Hinterachse vorlieb nehmen. Die serienmäßige Luftfederung samt adaptiven Dämpfern sorgt zwar für einen guten Komfort, kann dynamisch aber keine Akzente setzen. Entsprechend stoisch, ruhig und spurstabil, aber auch stets etwas träge rollt der gut 2,5 Tonnen schwere VW Touareg R eHybrid durch die Kurvenkombinationen des Test-Parcours. Der Porsche seinerseits wiegt zwar nur 30 Kilogramm weniger, fühlt sich aber eine ganze Klasse leichter, handlicher und beweglicher an – was sich deutlich in den Zeiten niederschlägt. Zudem entlastet er bei voller Verzögerung die Hinterräder nicht so stark und braucht daher aus Tempo 100 rund einen Meter weniger bis zum Stillstand.
Umwelt/Kosten: Porsche Cayenne e-Hybrid zu teuer für steuerliche Vorteile
Ob ein Plug-in-Hybrid hinsichtlich der Umweltbilanz tatsächlich der sinnvollere Antrieb in einem Oberklasse-SUV ist als ein moderner Selbstzünder, hängt maßgeblich vom individuellen Fahrprofil ab. Wer häufig auf Kurzstrecken und im Stadtverkehr unterwegs ist, kann die Vorteile des Systems besser nutzen, als wenn das Auto hauptsächlich auf Langstrecken eingesetzt wird. Zwar realisiert das intelligente Energiemanagement auch auf langen Etappen einen kontinuierlichen Boost, doch fällt dieser dann geringer aus, wodurch der Spritverbrauch steigt. Im Vergleichstest erzielen beide Autos identische Verbrauchswerte, weshalb sich bei den Betriebskosten keine Unterschiede ergeben. Der VW Touareg R eHybrid spart aber bei der Versicherung, bietet großzügigere Garantien und ist standardmäßig nahezu voll ausgestattet. Das relativiert den Grundpreis von 90.995 Euro. Der Porsche Cayenne e-Hybrid ist noch teurer und kostet in der Test-Konfiguration über 17.000 Euro mehr. Überdies verfehlt er knapp die künftigen Bedingungen für die halbierte Dienstwagen-Besteuerung und das E-Kennzeichen. Der Touareg R erfüllt die Vorgaben gerade noch und darf daher weiterhin mit 0,5 Prozent angesetzt werden. Übrigens: Wer auf den Sport-Look sowie die Spitzenleistung des R verzichtet, bekommt den Touareg als eHybrid mit 381 PS und 600 Newtonmetern schon ab 74.250 Euro – abzüglich 5625 Innovationsprämie.
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Messwerte & technische Daten: Porsche Cayenne e-Hybrid & VW Touareg R eHybrid
AUTO ZEITUNG 04/2022 | Porsche Cayenne e-Hybrid | VW Touareg R eHybrid |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | V6-Zylinder, 4 Ventiler, Turbo; | V6-Zylinder, 4 Ventiler, Turbo; |
Hubraum | 2995 cm³ | 2995 cm³ |
Gesamtleistung | 340 kW/462 PS 5250 - 6400 /min | 340 kW/462 PS 5250 - 6400 /min |
Leistung Verbrenner/E-Motor | 250 kW/340 PS 5300 - 6400 /min | 250 kW/340 PS 5300 - 6400 /min |
Max. Gesamtdrehmoment | 450 Nm, 1340 - 5300 /min | 450 Nm, 1340 - 5300 /min |
Batterie | Lithium-Ionen | Lithium-Ionen |
Spannung/Kapazität (brutto) | 374 V/14,3 kWh (17,9 kWh) | 374 V/14,3 kWh (17,9 kWh) |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik, Allrad (Hang-On) | 8-Stufen-Automatik, Allrad (Torsen) |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 2295/2488 kg | 2393/2518 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 4,8 s | 5,3 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 253 km/h (elektrisch: 135 km/h) | 250 km/h (elektrisch: 135 km/h) |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 35,0/35,0 m | 36,3/36,0 |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 9,2 l S + 7,2 kWh/ 3,1 l S + 25,1 kWh | 9,2 l S + 7,2 kWh/ 2,1 l S + 23,7 kWh |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 244/71 g/km | 244/49 g/km |
Reichweite | 815 km | 815 km |
Reichweite elektrisch (Test/WLTP/EU) | 35/44/56 km | 35/k.A//58 km |
Preise | ||
Grundpreis | 96.237 € | 90.995 € |
Testwagenpreis | 109.423 € | 92.255 € |
Ergebnis in Punkten
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Porsche Cayenne e-Hybrid | VW Touareg R eHybrid |
Karosserie (1000) | 756 | 774 |
Fahrkomfort (1000) | 776 | 806 |
Motor/Getriebe (1000) | 708 | 699 |
Fahrdynamik (1000) | 769 | 704 |
Eigenschaftswertung (4000) | 3009 | 2983 |
Kosten/Umwelt (1000) | 214 | 242 |
Gesamtwertung (5000) | 3223 | 3225 |
Platzierung | 2 | 1 |
Zwei Punkte Unterschied zeigen, beide Oberklasse-SUV mit Plug-in-Hybrid-Antrieb sind eine gute Wahl: Wer einen fahraktiven und trotz enormer Größe verblüffend handlichen Wagen sucht, wird eher mit dem Porsche Cayenne e-Hybrid glücklich. Das Allradsystem und die optionalen Fahrwerks-Updates schärfen seine dynamischen Tugenden, ohne dass man bei Platzangebot oder Reisekomfort Einbußen hinnehmen muss – Sieg in der Eigenschaftswertung. Der technisch eng verwandte VW Touareg R eHybrid löst die zur Schau gestellte Sportlichkeit nicht ein, überzeugt im Vergleichstest aber mit bestem Komfort, kompletter Ausstattung samt zahlreicher Sicherheits-Features sowie geringeren Kosten. Damit kann er das Ergebnis auf der Ziellinie zu seinen Gunsten drehen, wenn auch nur ganz knapp.