Cabrio-Vergleich: Opel Cascada gegen Opel Rekord C Generationen-Treffen
Der Opel Cascada ist eindeutig positive Schlagzeilen wert - beim Treffen mit seinem Urahn, dem Opel Rekord C, liegt Frühling in der Luft. Vergleich der Generationen
Ganz langsam dürfte auch der letzte Skeptiker verstanden haben, dass man bei Opel nicht vorhat, angesichts der bedrohlich schwelenden Krise achselzuckend den Exitus abzuwarten. Neue Modelle wie Mokka und Adam beweisen, dass die Rüsselsheimer trotz dünner Finanzdecke immer noch mit Schwung und Leidenschaft entwickeln. Viel wichtiger: Neben den Brot- und-Butter-Modellen Astra und Insignia werden hier auch emotionalere Nischen erschlossen - und das mit guter Technik zu fairen Preisen. Jüngstes Beispiel ist der neue Opel Cascada: Erste Infos zum Preis, ein viersitziges Stoffdach-Cabriolet.
PFLICHT UND KÜR – DER CASCADA KANN BEIDES
Ganz selbstbewusst wird der Cascada als Mittelklasse-Lifestyle-Auto mit Premium-Touch angeboten, jedoch ohne den bei der Konkurrenz üblichen Premium-Aufschlag. Auch deshalb rollt der Opel Cascada nicht als Astra-Cabrio in den Frühling, der neue Name soll den skeptischen Autokäufern eine ganz neue Fährte in die Opel-Welt legen. Andererseits haben die Ingenieure und -Designer die Astra-Basis so weit abgeändert, dass tatsächlich so etwas wie ein neues Modell entstanden ist. Ein Astra-Plus sozusagen: gleicher Radstand wie der Astra GTC mit frischem, knackigem Design, neuem Benzin-Direkteinspritzer 1.6 SIDI Turbo, zielsicher aufgewertetem Cockpit und Cabrio-spezifischen Technologien, die man in dieser Qualität bisher nur deutlich teurer bekommen konnte - die Marketing-Offensive ist also auch aus technischer Sicht keineswegs nur Augenwischerei.
In die alte Halle 60 des Rüsselsheimer Opel-Werks rollt mit leise auf dem glatten Industrieboden quietschenden Reifen ein Vorfahre des Cascada, der vermutlich wenig Verständnis für solche Positionierungs-Haarspaltereien hat: Der Opel Rekord C von 1967 stammt aus einer Zeit, in der Opel noch deutlich cooler als Audi und die Autowelt klar strukturiert war. Limousine, Kombi, Coupé, ab und zu ein Cabrio; klein, mittel, groß – basta.
Feist und strahlend steht der feuerrote Lack auf den epischen Linien der großen Karosserie, die verchromten Radkappen glänzen mit Stoßstangen und Zierleisten um die Wette, wie ein steifer Zylinderhut stülpt sich das straff gespannte Stoffverdeck auf der Rekord-Karosse. Stoffverdeck? Opel Rekord? Spätestens jetzt beginnen nicht ganz so historienfeste Opel-Fans nervös in ihrer Marken-Chronik zu blättern. Und tatsächlich, hier ist er: Ende der 60er-Jahre legte die Kölner Karosserieschmiede „Deutsch“ auf Basis der zweitürigen Rekord-Limousine rund 50 Exemplare eines anmutigen Cabriolets auf. 4000 Deutsche Mark kostete der Umbau und verschlang damit rund die Hälfte des damaligen Neuwagenpreises.
Der Cascada ist hier vergleichsweise preiswert geraten: Mit dem 120 PS starken Basis-Motor ist er für 25.945 Euro zu haben, das sind nur 4550 Euro mehr als für einen vergleichbaren Astra GTC 1.4 Turbo (21.395 Euro), der in Sachen Grundausstattung keineswegs mit dem hochwertig ausgeführten Cascada mithalten kann.
FAST EIN HALBES JAHRHUNDERT UNTERSCHIED
Wenn man aus dem Cascada-Cockpit hinüber in den Rekord wechselt, schlagen die beinahe 50 Jahre Differenz regelrecht schockartig zu: Hier, in der Neuzeit, prunken modernste Multimedia-Systeme, zupackende Sportsitze mit hitzereflektierendem Lederbezug, eine mit Kontrastnähten abgesetzte Armaturentafel und geheimnisvolle Ambiente-Beleuchtung. Der Die wichtigsten Opel-Modelle auf einen Blick spielt dagegen den ganzen schütteren Charme seiner Epoche aus: riesiges Lenkrad mit dünnem Kranz, der Armaturenträger ist im Wesentlichen eine schwarze Kunststoff-Tafel, die sofaartigen Sitze sind mit einer etwas speckigen Mischung aus mittlerweile geruchsintensivem Kunstleder und Velours-Stoff bezogen. Aus dem lichten Fußraum ragt der kahle Hebel des manuellen Dreigang-Getriebes, eine „Powerglide“-Automatik mit zwei Stufen hätte es lediglich für die starken Varianten mit 90 und 95 PS gegeben.
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Schnappend löst sich das manuell betätigte Stoffverdeck und plumpst ins Fahrzeugheck. Jetzt noch eine schmale Persenning aufknöpfen, und der Rekord ist bereit für einen warmen Sommersonntagnachmittag. Cabriofahren im Rekord ist maximal luftig, die niedrige Gürtellinie und die aufrecht stehende Windschutzscheibe lassen den Fahrtwind ordentlich ins Interieur pusten.
Der Opel Cascada: Erste Infos zum Preis ist hier ganz Kind seiner Zeit: Einerseits meistert er Komfort- und Sicherheitsherausforderungen ganz routiniert, andererseits hat diese aktuelle Cabrio-Generation nach einigen Irrungen und Wirrungen rund um sonderbar proportionierte Blechdächer und selbst offen regelrecht hermetisch zugfreie Innenräume wieder Stil und etwas Unvernunft gelernt. Mit knackigkurzem Windschutzscheibenrahmen kommt richtig Cabrio-Gefühl auf, verfrorene Naturen können den Fahrtwind im Opel Cascada dann aber doch per Windschott zähmen. Beim Betrieb mit Fondpassagieren springt ersatzweise ein kleines Schott im Heck ein.
Der Opel Cascada sieht offen sehr elegant und geschlossen regelrecht hinreißend aus. Bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h öffnet sich das Verdeck – elektrisch betätigt – binnen 17 Sekunden, für den Schließvorgang braucht das üppig gedämmte Stoffdach knappe 19 Sekunden. Das Hightech-Verdeck soll winter- und Topspeedtauglich sein. Für einen Aufpreis von 290 Euro gibt es eine zusätzliche Akustik-Dämmung.
Die Technologie des Verdecks stammt übrigens vom Zulieferer Magna und wird in ähnlicher Form auch im Audi A5 Cabrio eingesetzt – montiert wird der Cascada allerdings in Opel-Eigenregie. Im Vergleich zum einzeln umgebauten Deutsch-Rekord-Cabrio oder dem früher bei Bertone gefertigten Astra Cabrio mit Stoffdach setzen die Rüsselsheimer hier auf das Qualitätsbewusstsein der eigenen Mitarbeiter: Der Cascada kommt aus dem Opel-Werk Gleiwitz in Polen.
PREMIERE IM CASCADA – NEUE MOTOREN
Und es sieht sehr gut aus, was die Werker im ehemaligen Oberschlesien dort vom Band rollen: Der Cascada wirkt beim ersten Kontakt gut verarbeitet und dürfte einer prüfenden Ausfahrt gelassen entgegensehen. Für die wünschen wir uns natürlich einen Vertreter der neuen Motorengeneration, die im Cascada als erstes zum Einsatz kommt: der 170 PS starke Direkteinspritzer 1.6 SIDI Turbo EcoTEC soll wenig verbrauchen und als Spezialität große Laufruhe sowie sattes Drehmoment bieten. Ideal für ein Cabrio.
TECHNIK |
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OPEL CASCADA 1.4 TURBO ecoFLEX |
COPEL REKORD C 1700 S DEUTSCH-CABRIOLET | |
Motor | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo | 4-Zylinder, 2-Ventiler, Fallstrom-Vergaser |
Hubraum | 1362 cm³ | 1698 cm³ |
Leistung | 103 kW / 140 PS bei 4900 – 6000 /min |
55 kW / 75 PS bei 5200 /min |
Max. Drehmoment | 200 Nm bei 1850-4900/min |
130 Nm bei 2700/min |
Getriebe | 6-Gang, manuell | 3-Gang, manuell |
Antrieb | Vorderrad | Hinterrad |
L /B /H | 4696/1839/1443 mm | 4550/1754/1455 mm (Limousine) |
Radstand | 2695 mm | 2668 mm |
Leergewicht | 1701 kg | ca. 1100 kg |
Kofferraum | 280 – 750 Liter | |
FAHRLEISTUNG / VERBRAUCH |
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0-100 km/h¹ | 10,9 s | ca. 20,0 s |
Höchstgeschwindigkeit¹ | 207 km/h | ca. 150 km/h |
EU-Verbrauch¹ | 6,3 l S/100 km | ca. 11,0 l S/100 km |
CO2-Ausstoß¹ | 148 g /km | keine Angaben |
KOSTEN | ||
Grundpreis | 27.000 Euro | (Bj. 1966 – 1971) 7590 – 9350 Mark (Opel Rekord C, Limousine, 2-türig) zzgl. 4000 Mark (Umbau) |
Johannes Riegsinger