Der neue Rüsselsheimer tritt auch in der Kombivariante Opel Astra Sports Tourer selbstbewusst auf. Doch hält der kompakte Laster, was das expressive Design verspricht? Ein Test.
Positiv | Guter Geräuschkomfort, geringer Verbrauch, flotte Fahrleistungen, üppiges Kofferraumvolumen |
Negativ | Bei Stadttempo ruppiges Anfedern, durchschnittliches Platzangebot hinten, teils komplexe Menüstrukturen |
Der Opel Astra Sports Tourer fällt auf. Wir nehmen ihn im Test unter die Lupe. Das klare, sportliche Design unterscheidet ihn deutlich von den meisten seiner Wettbewerber – auch von seiner technischen Basis, dem Peugeot 308. Der praktische Kombi soll sämtliche Tugenden des Hatchbacks sowie ein deutlich gestiegenes Transporttalent mitbringen und als Plug-in-Hybrid zudem mit tadelloser Effizienz punkten. Verantwortlich für die gestiegene Praktikabilität ist indes einzig und allein der massiv gewachsene Gepäckraum, der anstelle der 352 Litern der Hybrid-Limousine standardmäßig 516 Liter Stauraum zur Verfügung stellt. Legt man die dreiteilig ausgeführte Rücksitzlehne um, entsteht ein Laderaum, der mit seinem Fassungsvermögen von 1553 Litern einem spontanen Besuch beim Möbelmitnahmemarkt inklusive Impulskauf den Schrecken nimmt. Dass die Lehnen dabei nicht hundertprozentig eben auf der Rückbank aufliegen, fällt im Alltag nicht ins Gewicht. Viel wesentlicher ist, dass die Ladekante mit 61 Zentimetern angenehm niedrig ausfällt und die Ladefläche den Transport von bis zu 1,79 Meter langen Gegenständen erlaubt. Die Fahrgastzelle mitsamt der Inneneinrichtung gleicht unterdessen jener der Limousine. Das bedeutet, dass vorn auch Großgewachsene ausreichend Raum vorfinden, die Kniefreiheit im Fond dann jedoch eingeschränkt ist. Und auch das reduzierte Cockpit teilt sich der Opel Astra Sports Tourer aus diesem Test mit dem Hatchback. Dieses wird maßgeblich geprägt durch den Bildschirmverbund, bestehend aus dem 10,0 Zoll großen, mittleren Touchscreen und einer ebenso großen, digitalen Instrumenteneinheit. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der Opel Astra Sports Tourer (2022) im Fahrbericht (Video):
Der Opel Astra Sports Tourer im Test
Die Bedienung des umfassend vernetzten Opel Astra Sports Tourer erfordert allerdings Eingewöhnung. Zwar sieht die Menüoberfläche auf den ersten Blick recht übersichtlich aus, doch kann es – wie der Test zeigte – je nach Funktion etliche Schritte in Untermenüs erfordern, ehe man die gewünschte Einstellmöglichkeit findet. Außerdem täte dem Instrumentenpanel eine etwas übersichtlichere Anordnung der dargestellten Informationen gut. Lobenswert: Opel spendiert dem Astra für die wesentlichen Einstellungen der Klimatisierung (Temperatur, Gebläseintensität) konventionelle Tasten. Dies sorgt für weniger Ablenkung beim Fahren. Das Motorenangebot für den Sports Tourer besteht derweil aus einem Turbobenziner, der wahlweise 110 oder 130 PS (81 oder 88 kW) bereitstellt, und einem Diesel mit 130 PS (96 kW). Das aktuelle Topmodell ist der von uns getestete Plug-in-Hybrid, dessen Systemleistung bei 180 PS (132 kW) liegt. Im Alltag erweist sich das Antriebspaket als überaus harmonisch. Unterstützt durch den im Achtstufen-Automatik-Getriebe sitzenden E-Motor kommt der immerhin 1,7 Tonnen schwere Kombi verzögerungsfrei und flott vom Fleck. In Zahlen: Der Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 gelingt in 7,8 Sekunden, und die Endgeschwindigkeit liegt bei 225 beziehungsweise rein elektrisch bei 135 km/h. Gleichzeitig geht der Opel Astra Sports Tourer verantwortungsvoll mit Kraftstoff und elektrischer Energie um. Bei unserem Test ermitteln wir einen Durchschnittsverbrauch von 5,4 Litern Super zuzüglich 5,75 Kilowattstunden Strom. An die vom Hersteller in Aussicht gestellte elektrische Reichweite von 66 Kilometern nach WLTP-Norm kommen wir zwar nicht heran. Allerdings sollten die von uns ermittelten 49 Kilometer für viele Fahrprofile ausreichen, um den Alltag rein elektrisch bewältigen zu können.
Komfort und Preis des Opel Astra Sports Tourer
Beim Federungskomfort des Opel Astra Sports Tourer gibt es unterdessen Licht und Schatten. Beim Test positiv zu verbuchen: Der Astra liegt bei hohen Geschwindigkeiten satt auf der Fahrbahn und gleicht lange wie kurze Wellen ordentlich aus. Bei Stadttempo zeigt sich jedoch, dass das Fahrwerk, das ohne adaptive Dämpfer auskommen muss und hinten über eine eher rustikale Verbundlenkerachse verfügt, teils recht ruppig auf Kanten anspricht. Und auch das Überfahren von Schlaglöchern oder abgesenkten Gullydeckeln bekommen die Passagier:innen an Bord teils recht deutlich mit. Im Gegensatz übrigens zu Windgeräuschen: Diese blendet die entsprechende Isolierung wirkungsvoll aus. Und auch der Verbrenner arbeitet akustisch sehr zurückhaltend. Ein ganz günstiges Vergnügen ist der Astra Kombi als Plug-in-Hybrid wie in diesem Test allerdings nicht. Mindestens 39.750 Euro werden für den praktischen Rüsselsheimer fällig. Wer Kaufinteresse an dem Opel Astra Sports Tourer hegt, sollte sich übrigens schleunigst nach einem Bestandsfahrzeug umschauen. Die Förderung für Plug-in-Hybride läuft schließlich zum 31. Dezember dieses Jahres aus.
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Techische Daten & Messwerte des Opel Astra Sports Tourer Plug-in-Hybrid
AUTO ZEITUNG 24/2022 | Opel Astra Sports Tourer Plug-in-Hybrid |
Technik | |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbo |
Hubraum | 1598 cm³ |
Gesamtleistung | 180 PS/132 kW |
Leistung Verbrenner/E-Motor | 150 PS (110 kW) / 81 kW (110 PS) |
Max. Gesamtdrehmoment | 360 Nm |
Batterie | Lithium-Ionen |
Kapazität (netto) | 11,5 kWh |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik / Vorderrad |
Messwerte | |
Leergewicht (Test) | 1698 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 7,8 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 225 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 35,9/34,6 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 5,4 l + 5,75 kWh / 1,0 l + 14,1 kWh |
CO2-Ausstoß (Werk) | 23 g/km |
E-Reichweite (Test) | 49 km |
Preise | |
Grundpreis | 39.750 € |
Wie sich im Test zeigte, hat der neue Opel Astra Sports Tourer durchaus das Zeug dazu, für Furore in seinem Segment zu sorgen. Auf der Habenseite des Rüsselsheimers stehen der große Gepäckraum und der effiziente Hybrid-Antrieb. Weniger gut: das durchschnittliche Platzangebot in Reihe zwei, die nicht immer intuitive Bedienung und der bei langsamer Fahrt nicht ganz zufriedenstellende Federungskomfort.