Zehn Fehler beim Oldtimerkauf, die Sie vermeiden sollten!
Mit diesen Tipps gelingt der Oldie-Kauf
- Die Entscheidung – wie soll das Traumauto wirklich sein?
- Die Zulassung – welche Kosten kommen auf mich zu?
- Die Fahrzeugsuche – ist das Herz stärker als der Verstand?
- Privatanbietende oder Händler – wem kann ich vertrauen?
- Kontaktaufnahme – die Verkäufer:innen kennen sich schon aus…
- Besichtigung – wenn Euphorie Expertise ersetzt
- Die Probefahrt – fühlen, riechen, checken. Und zweifeln…
- Die Verhandlung – was bin ich bereit zu zahlen?
- Das Komplettpaket – was gehört auf jeden Fall zum Auto?
- Überführung – wie kommt das Auto in die Garage?
Das Geld ist da, der Traum vom eigenen Oldtimer soll endlich Realität werden. Doch Vorsicht: Einen Klassiker kauft man anders als einen Neuwagen. Wir erklären, was die gefährlichsten Fallstricke sind!
Oldtimer zu kaufen ist in: Laut dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) stieg 2023 der Bestand auf 846.562 Oldtimer, die ohne und mit historischem Kennzeichen (H) angemeldet waren. Damit wuchs der Bestand zum Vorjahr um 6,7 Prozent. Seit 2015 steigt die Anzahl der historischen Fahrzeuge in Deutschland jährlich um neun Prozent oder mehr. Doch lauern beim Oldtimer-Kauf auch ungeahnte Fallstricke. Die AUTO ZEITUNG gibt zehn Tipps, worauf unbedingt zu achten ist.
Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Oldtimer-Rallye organisieren – Tipps im Video:
Die Entscheidung – wie soll das Traumauto wirklich sein?
Das nötige Kleingeld ist angespart, der erste eigene Klassiker zum Greifen nah: Soll es das rassige Coupé sein? Ein kultiger Bulli? Ein schickes Cabrio? An dieser Stelle sollte man sich fragen, was man vorhat. Will man weite Strecken fahren, etwa in den Urlaub? An Rallyes teilnehmen? Oder geht es um die gelegentliche Ausfahrt am Sonntag? In der ersten Euphorie vergisst man gern den "Alltag". Und dann ist das gewählte Modell zu langsam, zu unpraktisch, zu klein – oder zu teuer: Denn auch die Folgekosten (Ersatzteile, Verbrauch, Unterbringung/ Garagenmiete) sind zu bedenken, soll der Traumwagen nicht zum Albtraum werden.
Die Zulassung – welche Kosten kommen auf mich zu?
Um keine bösen Überraschungen zu erleben, sollte man sich vorab Gedanken über die Zulassung machen – und diese anhand des gewünschten Fahrzeugs durchrechnen. Soll das Fahrzeug die H-Zulassung bekommen? Ein Saisonkennzeichen? Oder möchte ich mein Auto regulär zulassen, weil ich eventuell diverse Veränderungen (Leistungssteigerung, Sportfahrwerk, andere Räder/Reifen) plane (alle wichtigen Infos zu Oldtimer-Tuning)? Ist eine reguläre Zulassung eventuell günstiger als ein H-Kennzeichen? Das ist vor allem bei Fahrzeugen der 80er-/90er-Jahre der Fall, die bereits mit einem Katalysator ausgestattet sind. Was kostet die Versicherung? Gibt es Beschränkungen (Alter der Person am Steuer, Kilometer, Fahrzeugwert)?
Die Fahrzeugsuche – ist das Herz stärker als der Verstand?
Ist die Entscheidung für den Wunsch-Oldie einmal gefallen, heißt es: Ruhe bewahren! Das erste gefundene Auto ist nur selten auch tatsächlich die beste Wahl. Es sollten von vornherein mehrere Besichtigungen und Probefahrten eingeplant werden – allein schon, um unterschiedliche Farbkombinationen oder Ausstattungen kennenzulernen. Und natürlich, um die Stärken und Schwächen der angebotenen Fahrzeuge – optisch wie technisch – besser einschätzen zu können. Trotzdem bleibt das Herz gefragt: Darf es etwas Patina sein oder ist der Topzustand wichtig? Sind kleinere Macken verzeihlich, wenn sie von der Vergangenheit des Autos erzählen?
Produkte für den Klassiker:
Privatanbietende oder Händler – wem kann ich vertrauen?
Man sollte sich nicht von Stammtischparolen beeindrucken lassen: Sowohl unter Privatleuten als auch unter Händlern gibt es schwarze Schafe – aber auch faire Partner. Gewerbliche Verkäufer:innen können die Gewährleistungspflicht gegenüber privat auf ein Jahr reduzieren, aber nicht komplett ausschließen. Achtung: Um das zu umgehen, werden Autos "im Auftrag" verkauft. Der Händler tritt als Vermittler:in, nicht als Verkäufer:in auf. Vielleicht die beste, aber nicht immer schnellste Alternative: sich frühzeitig in der Szene vernetzen um zu erfahren, wenn ein Auto angeboten wird.
Kontaktaufnahme – die Verkäufer:innen kennen sich schon aus…
Hat man den ersehnten Oldtimer in einer Anzeige gefunden, steht die erste Kontaktaufnahme an. Um ein ewiges Hin- und Her-Mailen zu vermeiden, empfiehlt sich ein Telefonat. Einige Verkaufende geben dann gleich Vollgas: "Da ist alles in Ordnung, der läuft wie ein Uhrwerk." Das mag sein, muss aber nicht. Idealerweise informiert man sich vorher über die typischen Macken des auserkorenen Modells und fragt gezielt nach. Je nach Bildlage und Entfernung fordert man weitere Bilder an. Steht das Fahrzeug (angeblich) im Ausland und der Anbietende schlägt einen Kauf ohne Besichtigung vor, ist Vorsicht angeraten – das geht selten gut! Gleiches gilt für angeblich nötige Anzahlungen, damit die Verkaufenden das Auto "reservieren". Nicht selten werden Bilder aus realen Angeboten als Köder verwendet. Ideal ist ein Händler in der Nähe: Man kann sich das Auto zuerst einmal relativ unverbindlich ansehen.
Besichtigung – wenn Euphorie Expertise ersetzt
Schlägt das Herz gleich höher, heißt es: Nerven bewahren! Findige Verkaufende schwärmen in höchsten Tönen vom Oldtimer und winken bei (unangenehmen) Fragen kopfschüttelnd ab. Eine andere Masche: Die Ansprechpartner:innen erklären, dass das Auto für Freund:innen verkauft wird und sie nicht viel darüber wissen. Jetzt heißt es: Stur bleiben und nachhaken, bis die Zweifel ausgeräumt sind. Den Oldtimer in Ruhe begutachten, möglichst auch von unten. Ideal: eine:n Expert:in mitnehmen, manche Clubs bieten an, dass eine Fachperson zur Besichtigung mitkommt. Aber auch gute Freund:innen können einen erden, wenn die Begeisterung zu blenden droht.
Die Probefahrt – fühlen, riechen, checken. Und zweifeln…
Ist der Wagen fahrbereit, steht einer Probefahrt nichts im Weg – mit kaltem Motor, um das Startverhalten einzuschätzen. Ob die Verkäufer:innen mitfahren, ist eine Frage der Absprache. Man sollte sich dem Klassiker mit Respekt nähern, ihn aber auch testen: Beschleunigt er ruckfrei? Wie funktionieren die Bremsen? Läuft der Motor rund? Ist der Wagen warm: Motor aus und neu starten – gibt es Heißstartprobleme? Tipp: Wer sich mehrere Autos ansieht, hat Vergleichsmöglichkeiten.
Auch interessant:
Die Verhandlung – was bin ich bereit zu zahlen?
Natürlich hat jede:r ein individuelles Limit. Doch das Budget muss ja nicht bis zum letzten Euro ausgereizt werden. Eine ausführliche Marktbeobachtung ist wichtig: Wie werden vergleichbare Autos gehandelt? Gibt es ein aktuelles Wertgutachten? Und wie viel muss noch in den Oldtimer investiert werden?
Das Komplettpaket – was gehört auf jeden Fall zum Auto?
Jeder Oldtimer hat seine Historie. Gerade bei Import- oder lange abgemeldeten Fahrzeugen stellt sich die Frage nach der benötigten Zulassungsbescheinigung, den Zollpapieren und dem letzten TÜV-Bericht. Hinzu kommen eventuell H- oder Wertgutachten. Idealerweise gibt es dazu einen Ordner mit Rechnungen und Servicebelegen der Vergangenheit. Wer ein nicht zugelassenes, womöglich sogar zerlegtes Projekt kauft, sollte zudem darauf achten, ob neben den Papieren auch alle versprochenen Teile dabei sind. Der Kaufvertrag sollte im Zweifel von Expert:innen geprüft werden.
Überführung – wie kommt das Auto in die Garage?
Ein bisschen Aufregung (besser: Vorfreude) gehört dazu, wenn der erträumte Oldtimer endlich die Reise in die neue Heimat antritt. Doch nichts ist ärgerlicher als eine Panne auf der ersten Fahrt. Es sollte also gut überlegt werden, ob man dem Auto eine Überführung auf eigener Achse zumuten möchte. Wer darauf verzichtet, aber keine Anhänger-Erfahrung hat, sollte Bekannte um Hilfe bitten oder im Zweifel sogar eine Spedition beauftragen. In der eigenen Garage kann man die Technik dann immer noch in Ruhe durchchecken.