Mazda CX-3, Fiat 500X, Suzuki Vitara & Co: Mini-SUV im Vergleich Der Nachwuchs rollt an
Nach dem Boom im Segment der kompakten SUV darf es neuerdings auch gern etwas kleiner sein. Mit Mazda CX-3, Fiat 500X und Suzuki Vitara treffen gleich drei nagelneue Mini-SUV auf die Konkurrenz
Wenn es denn so etwas wie Modeerscheinungen für Fahrzeugsegmente gibt, dann sind Mini-SUV gerade absolut en vogue. Die etwas höher aufbauenden Kleinwagen liegen derzeit jedenfalls in Stadt und Land stark im Trend. Es ist wohl die Kombination aus dem erhabenen Raum- und Sitzgefühl deutlich größerer SUV sowie den zierlichen Außenmaßen, die den Kunden gefällt. Und obendrein darf man mit sehr niedrigen Verbräuchen sogar vor dem Bio-Markt angeben. So protzt der auffällig beplankte Citroën C4 Cactus mit 100-PS-Diesel beispielsweise mit einem EU-Wert von nur 3,4 Litern auf 100 Kilometern.
Zu den schon zahlreich vorhandenen Mini-SUV und Crossover-Modellen auf dem Markt dürften in den nächsten Jahren noch viele weitere hinzukommen. Aktuell betreten der Mazda CX-3 und der Fiat 500X die Bühne – beide in begehrenswert proportioniertem Blechkleid. Und auch der komplett neue Suzuki Vitara dürfte viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Da gehört der kürzlich geliftete Nissan Juke schon fast zum alten Eisen. Als Verkaufsschlager der Klasse gehört er aber unbedingt mit in den Vergleichstest der kleinen Dieselmodelle.
CX-3 vs. 500X, Vitara, Juke & C4 Cactus: KAROSSERIE
Auch wenn die Testkandidaten keinesfalls Zwerge sind, so fungieren sie in der SUV-Welt dennoch als Kleinwagen. Allzu viel Platz darf man im Innenraum also nicht erwarten. Für die vorderen Insassen wird es aber in keinem der Autos eng, hinten dagegen schon. Selbst Mazda CX-3 und Fiat 500X – die als längste im Testfeld etwa Golf-Format tragen – büßen viel Raum durch das sich verjüngende Heck und die abfallende Dachlinie ein. Allenfalls der Citroën C4 Cactus trägt auf der Rückbank noch ein erträgliches Kompaktklasse-Format.
Doch auch hier heißt es schon für etwas größer gewachsene: Kopf einziehen! Dass dies auch beim 1,61 Meter hohen Suzuki Vitara der Fall ist, dürfte vor allem am verbauten Glasdach liegen, dessen Holme vorn wie hinten die Bewegungsfreiheit nach oben einschränken. Dafür glänzt der zweifarbig in Atlantis-Türkis und Cosmic Black Pearl Metallic lackierte Japaner mit der höchsten Anhängelast (1500 Kilogramm) und dem größten Kofferraum. Die angegebenen 375 Liter dürften für die meisten Alltagsaufgaben ausreichen.
Umgeklappt bietet nur der Mazda mit 1260 Liter mehr Stauraum – zugegeben nicht gerade Kombiformat. Am wenigsten taugt der Nissan als Lastenträger. Sein Heckabteil mit doppeltem Ladeboden nimmt es mit gerade 354 bis 797 Litern auf. Immerhin darf der Juke bis zu 1,25 Tonnen an den Haken nehmen. Zum Vergleich: beim Citroën C4 Cactus sind es läppische 825 Kilogramm Anhängelast. Überhaupt scheint der praktische Gedanke beim Franzosen etwas zu kurz zu kommen. Die Rückbank lässt sich nur umständlich in einem Stück umlegen, und die hinteren Passagiere müssen sich mit billigen Ausstellfenstern begnügen.
Gewichtsersparnis hin oder her – so etwas muss es bei modernen Viertürern nicht mehr geben. Auch bei der Sicherheitsausstattung hat die Konkurrenz größtenteils die Nase vor dem Cactus. Bei Fiat, Mazda und Nissan stehen Spurassistenten oder Xenonlicht (Mazda: LED-Scheinwerfer) in der Aufpreisliste, bei Suzuki gibt es sogar eine serienmäßige Rückfahrkamera und einen optionalen Notbremsassistenten. Der ist beim Mazda übrigens bei allen CX-3 mit Dieselmotor serienmäßig an Bord.
Überhaupt hinterlässt der schicke Japaner einen rundum achtbaren Eindruck. Materialanmutung, Verarbeitung und Karosseriequalität werden von den Konkurrenten nicht erreicht. Und die Bedienbarkeit des sehr übersichtlich gestalteten sieben Zoll großen Farbdisplays über den Multi-Commander auf der Mittelkonsole (ebenfalls serienmäßig) bräuchte selbst den Vergleich mit deutschen Premiumsystemen nicht scheuen. Dagegen wirken die vielen Knöpfe im Fiat oder die glänzenden Touch-Oberflächen von Suzuki oder Nissan eher unpraktisch.
Einleitung / Karosserie
Fahrkomfort / Motor & Getriebe
Fahrdynamik / Umwelt & Kosten
Fazit
FAHRKOMFORT
Steigt man von den Konkurrenten in den Citroën C4 Cactus, fällt man – wenn auch sanft – unvorhergesehen tief in die weich gepolsterten Stoffsessel. Mit dickem, braunen Velours bezogen (250 Euro) erinnern die eher an ein Fernsehsofa aus den 70er-Jahren als an einen modernen Autositz. Allerdings versprüht das Gestühl zusammen mit den passend aufgepolsterten Armau agen in den Türen einen sehr bequemen Charme. Lümmeln kann man in diesem Auto ohne Frage. Aktive Fahrer werden aber eine passende Sitzposition und den Seitenhalt vermissen.
Den bekommt man aber auch in Nissan und Suzuki nicht ausreichend geboten. Am besten sitzt man im Mazda und auf den edlen Lederbezügen im Fiat (1200 Euro). Der Italiener rollt auf seinen 18-Zoll-Rädern allerdings deutlich straffer über die Straßen, was vor allem auf Bahnübergängen oder Gullideckeln zu spüren ist. Feinfühliger reagieren da der CX-3 und der neue Vitara auf Unebenheiten. Als reine Sänfte gehen aber auch die nicht durch. Das schafft allein der Citroën, auch wenn man hier mit den stärksten Aufbaubewegungen rechnen muss.
Doch der relativ lange Radstand von 2,60 Meter und die 16-ZollBereifung sorgen für einen klassenunüblich guten Abrollkomfort. Ebenfalls vorbildlich sind die vielen großen Ablagemöglichkeiten inklusive der geräumigen Türfächer und des beeindruckenden Handschuhfachs. Leider sind die blanken Hartkunststoffflächen hier nicht gummiert. Beim Mazda schon: So kann man beispielsweise im CX-3 im praktisch gestalteten Fach vor dem Schalthebel sogar einen Schlüsselbund verstauen, ohne dass es nervig klappert. Apropos Ruhe im Auto: Die herrscht im Mazda tatsächlich am deutlichsten.
MOTOR/GERTRIEBE
Beim ersten Blick in die technischen Daten mögen die nur 1,5 bis 1,6 Liter großen Vierzylinder-Diesel für echte SUV noch untermotorisiert erscheinen. Doch keiner der fünf Kandidaten wirkt auch nur annähernd lahm. Schwächster im Test ist der Citroën mit 99 PS und 254 Newtonmeter Drehmoment, der allerdings dank seines geringen Gewichts von nur 1158 Kilogramm den Anschluss an die stärkeren Konkurrenten nicht verliert und in respektablen 10,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 sprintet.
Der 21 PS stärkere Suzuki mit Allradantrieb und 320 Newtonmetern ist keinen Deut schneller und kann erst bei höheren Geschwindigkeiten leicht davonfahren. Allerdings vermisst man spätestens dann einen sechsten Gang im Cactus. Er muss als einziger im Testfeld mit einem Fünfgang-Getriebe auskommen, das zudem noch sehr hakelig zu bedienen ist. Doch auch Suzuki, Nissan oder Fiat bekleckern sich mit ihren längeren Schaltwegen nicht gerade mit Ruhm. Wie es richtig geht, zeigt Mazda. Kurzer Schalthebel, knackig präzise Führung und perfekt abgestuft.
Zusammen mit dem niedrig verdichteten Skyactiv-Diesel erreicht der CX-3 zudem die besten Beschleunigungswerte. Dabei fährt sich der Selbstzünder eher wie ein drehfreudiger Benziner, allerdings ohne die Schwächen bei niedrigen Drehzahlen. Die sanfte Laufkultur und die sehr homogene Kraftentfaltung machen ihn zum echten Sahnemotor. Dass er obendrein noch sehr genügsam ist, setzt dem hervorragenden Gesamteindruck die Krone auf.
Auf der realitätsnahen Testrunde der AUTO ZEITUNG reichten dem Japaner im Schnitt fünf Liter Diesel auf 100 Kilometer. Weniger verbrauchte nur der Citroën C4 Cactus mit 4,9 Litern. Einen ganzen Liter mehr auf 100 Kilometer genehmigt sich der kleine Nissan Juke, der im direkten Vergleich ein bisschen zugeschnürt wirkt. Schlusslicht bei der Verbrauchsmessung ist der Fiat 500X mit 6,1 Litern. Allerdings rollt er auch auf den breitesten Reifen (225/45 R18) und trägt mit 1410 kg auch das meiste Gewicht mit sich herum. Der Vitara landet bei 5,5 Litern.
Einleitung / Karosserie
Fahrkomfort / Motor & Getriebe
Fahrdynamik / Umwelt & Kosten
Fazit
FAHRDYNAMIK
Kommt der neue Suzuki mit seiner klassischen Geländewagenform im Vergleich zu den dynamischer gestylten Konkurrenten ein wenig rustikal daher, überrascht er in den ersten Kurven der abgesperrten Handlingstrecke doch sofort. So zackig lenkt hier kein anderer um die Ecken. Auch wenn die Lenkung in enger werdenden Kehren etwas Rückmeldung ver-missen lässt und das Fahrzeuggewicht vor allem auf der Vorderachse lastet, so bleibt der Allradler doch stets erstaunlich zügig auf Kurs. Plötzliche Lastwechsel lassen die Hinterachse aber schnell leicht werden.
Mit ein bisschen Übung kann so für schnellere Rundenzeiten das entlastete Heck zum Einlenken mitgenutzt werden. Ähnlich agil zeigt sich nur das Hinterteil des Juke, der auf dem Rundkurs aber wegen seiner etwas schwachen Bremsen (38,8/38,3 Meter) keinen Stich macht. Zudem beginnt das entlastete Vorderrad am Kurvenausgang früh durchzudrehen. Da schaukelt selbst der etwas gefühllose Citroën schneller um den Parcours. Mazda und Fiat wirken bei den Fahrdynamik-Manövern deutlich aufgeweckter, wobei der Italiener wegen des hohen Gewichts in engen Kehren früher über die Vorderräder schiebt.
Als einziger im Testfeld verfügt der 500X serienmäßig über einen Fahrerlebnisschalter in der Mittelkonsole (Fiat Mood Selector), der vor allem Gasannahme und Lenkung auf Knopfdruck spürbar schärft. So präzise und ausgewogen wie der rote Japaner lässt sich der Fiat aber selbst im sehr direkten Sportmodus nicht um den Kurs zirkeln. Und könnte man die strengen Fesseln des ESP im Mazda ablegen, würde der CX-3 noch schneller um die Pylonen jagen. Und bei den Bremsmessungen steht er mit 34,6 und 35,4 Metern früher als die Konkurrenten.
UMWELT/KOSTEN
Mit 18.990 Euro ist der Nissan Juke 1.5 dCi als kleinster auch der günstigste im Quintett. Allerdings emp ehlt sich hier der Blick zur 2150 Euro teureren Acenta-Ausstattung, die schon mit Bluetooth-Freisprecheinrichtung, USB, Nebelscheinwerfern und Klimaautomatik ausgestattet ist. Der Citroën C4 Cactus mit dem sparsamen BlueHDI-Motor steht für 20.140 Euro im Schaufenster. Ohne Aufpreis gibt es ihn auch in einer verbrauchsoptimierten 82-Gramm-Version (was weniger CO2-Ausstoß bedeutet). Wer hier auf bestimmte Extras Wert legt, kann immerhin einzelne Kreuze in der Ausstattungsliste setzen – die 22.390 Euro teure Shine-Ausstattung lohnt sich aber schnell.
Auch wenn der Mazda CX-3 mit 21.990 Euro nicht der günstigste ist, so ist er doch von Haus aus gut ausgestattet und kann sich dank großzügiger Garantie-Bedingungen sogar das Kostenkapitel sichern. Da kann der Fiat 500X bei weitem nicht mithalten. Er ist mit 22.850 Euro nicht nur der teuerste unter den fünf Mini-SUV, sondern auch vergleichsweise dünn bestückt. Ein Blick auf den ähnlich teuren Suzuki Vitara (22.790 Euro) zeigt, dass es für so viel Geld auch reichlich Grundausstattung geben kann. Der Japaner trägt immerhin Klimaautomatik, Rückfahrkamera und getönte Scheiben bereits ab Werk an Bord.
Einleitung / Karosserie
Fahrkomfort / Motor & Getriebe
Fahrdynamik / Umwelt & Kosten
Fazit
FAZIT
Mazda hat mit dem neuen CX-3 ein echtes Highlight auf die Räder gestellt. Durch alle Kapitel hinweg besticht der kleine Japaner mit seinem Sahne-Diesel als echter Allrounder und liegt dabei sogar im Kostenkapitel vorn. Er darf sich über einen klaren Sieg vor dem Fiat 500X freuen.
Der überrascht mit guter Verarbeitungsqualität, enttäuscht aber beim Verbrauch und in der Kostenwertung. Viel günstiger und mit ganz eigenem Charme fährt der Citroën C4 Cactus auf den dritten Rang.
Er setzt auf Komfort und Extravaganz und verbraucht sogar am wenigsten. Den undankbaren vierten Platz verdient sich der neue Suzuki Vitara mit erstaunlich dynamischen Fahrleistungen, starker Traktion und guter Ausstattung. Die Qualität enttäuscht allerdings.
Für den knuddeligen Nissan Juke bleibt im Vergleich nur der fünfte Rang. Die kleinste Karosserie kann der Japaner nicht kaschieren, und vom Renault-Diesel hätten wir uns etwas mehr Zurückhaltung gewünscht. Der niedrige Anscha ungspreis spricht aber für den Nissan.