Porsche Macan Turbo vs. Porsche Cayenne S im Konzeptvergleich Ungleiche Brüder
Der neue Porsche Macan Turbo bedrängt den bewährten Porsche Cayenne S. Ein spannender Vergleich zweier bärenstarker SUV
Wer einen Porsche Cayenne kaufen will, hat die Qual der Wahl: Nicht weniger als acht verschiedene Modelle gibt es aktuell von dem Topseller der Sportwagenmarke. Seit April kommt nun noch die Frage hinzu: Wie wäre es vielleicht mit einem Macan? Der hat zwar nur 500 statt 670 Liter Kofferraumvolumen und vor allem für die Insassen auf den hinteren Sitzen deutlich weniger Platz. Aber wer beim Raumangebot nicht das Maximum braucht, kann schon ins Grübeln kommen, wenn er den schicken Macan sieht. Dieses Luxusproblem verschärft sich, wenn man die beiden Modelle Macan Turbo und Cayenne S in die engere Wahl zieht. Denn beide leisten exakt 400 PS.
Der Cayenne S kann dem Macan Turbo nicht folgen
Auf den ersten Blick spricht ausgerechnet der Preis für den Cayenne. Überraschenderweise ist er 3213 Euro günstiger als sein kleiner Bruder. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn in der Topversion sind beim Macan viele Dinge bereits serienmäßig an Bord, die für den Cayenne S erst hinzugekauft werden müssten.
Das gilt zum Beispiel für die dynamischen Bi-Xenon-Scheinwerfer, die Sportsitze, das aktive Fahrwerk mit elektronisch geregelten Dämpfern oder auch für das Bose-Soundsystem. Allein diese Extras kosten in der Summe 6504 Euro. Und so werden aus 3213 Euro Preisvorteil für den Cayenne S schnell 3291 Euro Preisvorteil für den Macan Turbo. Zum Ende des Jahres steht allerdings ein Facelift für den Cayenne an, was sich positiv auf dessen Serienausstattung auswirken dürfte.
Doch einen Porsche kauft man nicht zum Rechnen, sondern zum Fahren. Und da offenbaren sich die größten Unterschiede zwischen den beiden sportlichen SUV. Kein Wunder, denn im Cayenne S arbeitet ein 4,8-Liter-Achtzylinder-Sauger mit Achtstufen-Automatik (Tiptronic S), während der Macan Turbo von einem zweifach aufgeladenen Sechszylinder in Verbindung mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (PDK) angetrieben wird. Und: Der Macan Turbo ist 140 Kilogramm leichter.
Zwar fühlt sich der Cayenne beeindruckend handlich an für ein SUV der Zwei-Tonnen-Klasse. Steht seine Dämpferregelung (PASM, 1547 Euro) auf Sport, mutiert der komfortable Landsitz auf Rädern zum rasenden Hochsitz. Doch einem ambitioniert bewegten Macan Turbo kann er nicht folgen. Der ist nicht nur beim Standardsprint eine Sekunde schneller, sondern vor allem in den Kurven.
Da kommt Sportwagen-Feeling auf. Zudem wechselt das PDK des Macan blitzschnell die Gänge, während die Tiptronic S des Cayenne noch mit der Entscheidungsfindung beschäftigt ist. So wird der Macan zur starken Konkurrenz für den größeren, aber weniger dynamischen Cayenne.
PORSCHE MACAN TURBO
Der Macan ist das neuere Auto, und das spürt man – vor allem fahrdynamisch, aber auch beim Verbrauch. Zudem ist er besser ausgestattet. Nur das Platzangebot ist deutlich geringer
PORSCHE CAYENNE S
Der Cayenne S macht immer noch Spaß, ist sehr komfortabel und geräumig. Mit PDK (voraussichtlich ab Ende 2014) könnte er den Macan Turbo wieder schlagen. Bis dahin bleibt nur Rang zwei
Endstand Klein vs. Gross: 3:3
FAZIT
Ausnahmen bestätigen die Regel – das zeigt auch dieser Vergleich wieder. Nach fünf Paarungen Klein gegen Groß steht zum Beispiel fest: Nicht immer hat das größere Modell einer Marke das komfortablere Fahrwerk. Das Audi A3 Cabriolet ist der Beweis. Es federt besser als der große Bruder A5 Cabriolet. Nächstes Beispiel: Nicht immer ist der Größere auch der Stärkere. Hier verweisen wir ebenfalls auf die beiden Audi, denn im A3 hat der 1.8 TFSI-Motor zehn PS mehr. Und drittens: Nicht immer ist ein neues Bediensystem automatisch besser als eines, das sich in der Vergangenheit hinreichend bewährt hat. So gefällt die neue C-Klasse zwar mit einer aufgeräumt-eleganten Mittelkonsole, die dank eines neuen Konzepts auf viele Tasten verzichten kann. Doch die Bedienung per Fingerwischen erfordert Eingewöhnung. Mit dem (älteren) Cockpit der E-Klasse ist man zumindest nicht schlechter bedient. Ansonsten aber fallen die Vergleiche so aus, wie es zu erwarten war. Ein 5er BMW ist komfortabler als ein 3er. Gleiches gilt für Porsche Cayenne S und Mercedes E 250, die deutlich entspanntere Reisen ermöglichen als ihre kleineren Brüder. Vor allem auf den hinteren Sitzen hat man zudem spürbar mehr Platz. Bestes Beispiel: der Mercedes GLK gegen den eng geschnittenen GLA. Die Audi wiederum bieten beide im Fond wenig Bewegungsfreiheit. Und schließlich sind kleinere Modelle bauartbedingt dynamischer als größere, zumindest innerhalb einer Marke. Bleibt die Frage nach dem Preis. Hier ist billiger nicht immer preiswerter, wie der Ausstattungsvergleich der beiden Porsche enthüllt. Es kommt eben darauf an, welchen Anspruch man an sein neues Auto hat.
Konzeptvergleich Klein gegen Groß - 1. Teil: Audi A3 Cabrio vs. A5 Cabrio
Konzeptvergleich Klein gegen Groß - 2. Teil: Mercedes C 250 vs. E 250
TECHNIK |
||
Porsche Macan Turbo |
Porsche Cayenne S |
Biturbo, Direkteinspritzung
Gerrit Reichel