Mercedes GLA 250 vs. Audi Q3 2.0 TFSI quattro: SUV-Vergleich Neuer Ansatz
Reichlich spät betritt Mercedes die Klasse der heiß begehrten Kompakt-SUV. Rollt der dynamisch aussehende GLA im Vergleichstest gegen den Audi Q3 das Feld von hinten auf?
Kein anderes Fahrzeugsegment erfreut sich derzeit so hoher Wachstumsraten wie das der kompakten SUV. Kein Wunder also, dass dort inzwischen fast jeder Hersteller vertreten ist und um die Gunst der Kunden buhlt. Während Audi mit dem Q3 seit 2011 erfolgreich auf Käuferjagd geht, haben sich die Stuttgarter mehr Zeit gelassen und präsentieren erst dieser Tage den GLA.
Um sich von der Schar der Kompakt-SUV zu unterscheiden, verpassten die Stuttgarter dem Nachzügler einen auffallend flachen Aufbau, der den Benz eher als hochgelegte A-Klasse denn als echtes SUV durchgehen lässt. Lediglich sechs Zentimeter höher reckt sich das SUV als sein Plattformspender. Ob der GLA mit dieser Positionierung ein Erfolg wird, wird sich zeigen. Ob der GLA als 250 4Matic das Zeug zum Sieger hat, klärt bereits der Vergleichstest mit dem Audi Q3 2.0 TFSI quattro.
KAROSSERIE
Der Q3 bietet mehr Platz für gepäck und Passagiere
Dynamisch sieht der Mercedes GLA zweifellos aus, doch leider geht das schicke Design etwas zu Lasten des Raumangebots. Können die Insassen in der ersten Reihe mit dem Platzangebot durchaus leben, auch wenn die hohe Fensterlinie das Raumgefühl nachdrücklich schmälert, so müssen die Fondpassagiere im Vergleich zu denen im Q3 deutliche Einbußen hinnehmen. Sowohl für die Beine als auch für die Köpfe bietet der GLA weniger Raum.
Zudem lassen sich die Füße schwerer unter den Vordersitzen verstauen, und durch die sich nach hinten verjüngende Karosserie kommt der seitliche Dacheinzug den Mitfahrern ebenfalls näher als gewollt. Der Audi ist vor allem in Reihe zwei spürbar luftiger geschnitten. Auch in puncto Kofferraumvolumen, Zuladung und Anhängelast ist der Ingolstädter nutzwertiger als der stylische Stuttgarter. Bei der Übersichtlichkeit kostet den Mercedes sein Design ebenfalls Punkte. Durch die kleineren Fenster fällt die Sicht nach schräg hinten schlechter aus, und die nicht versenkbaren Kopfstützen des Testwagens sowie das im Gegensatz zum Q3 fehlende dritte Seitenfenster machen das Rückwärtseinparken nicht gerade leichter.
Zähler gutmachen kann der GLA mit seiner Mercedes-typisch umfangreichen Sicherheitsausstattung. Dem Audi hat er unter anderem den Aufmerksamkeitsassistenten, das aufpreispflichtige Presafe-System sowie den empfehlenswerten Abstandsregeltempomaten samt Notbremsfunktion voraus. Nahezu gleichauf liegen die zwei Premium-SUV bei der Material- und Verarbeitungsqualität. Die Innenräume hinterlassen hier wie dort einen hochwertigen Eindruck – das etwas bessere Detailfinish lässt den Audi knapp vor dem Mercedes rangieren.
Mercedes GLA 250 4matic | Audi Q3 2.0 TFSI quattro |
155 kW/211 PS | 155 kW/211 PS |
0 - 100 km/h in 6,9 s | 0 - 100 km/h in 6,6 s |
Allrad, permanent; 7-Gang, Doppelkupplung | Allrad, permanent; 7-Gang, Doppelkupplung |
Spitze 230 km/h | Spitze 230 km/h |
Grundpreis: 37.497 Euro | Grundpreis: 37.450 Euro |
Einleitung / Karosserie
Fahrkomfort / Motor & Getriebe
Fahrdynamik / Umwelt & Kosten
Fazit
Einleitung / Karosserie
Fahrkomfort / Motor & Getriebe
Fahrdynamik / Umwelt & Kosten
Fazit
FAHRKOMFORT
Der Audi profitiert von den adaptiven Dämpfern
Das Fahrwerk des GLA ist gegenüber der dynamischeren A-Klasse softer abgestimmt, zumindest wenn es sich wie im Fall des Testwagens um das serienmäßige Komfortfahrwerk handelt. Die meisten Nachlässigkeiten der Straßenbauer verarbeiten die Federelemente sauber, nur bei niedrigen Geschwindigkeiten rollt die 18-Zoll-Optionsbereifung etwas steifbeinig über Unebenheiten hinweg. Allein mit dem Fahrer an Bord liegt der mit adaptiven Dämpfern (980 Euro) ausgerüstete Q3 leicht vor dem GLA, dessen Fahrwerk in Komfort-Stellung noch etwas feinfühliger anspricht. Vollbeladen wird der Unterschied größer.
Während der Audi trotz der deutlich höheren Zuladung (543 zu 435 Kilogramm) sogar noch einen Tick besser federt, gerät der Mercedes GLA dann bei schnell aufeinanderfolgenden Unebenheiten leicht aus dem Tritt. Die Karosseriebewegungen nehmen beim Überfahren von Bodenwellen deutlich zu, und auf wirklich üblen Pisten gerät die Hinterachse sogar an ihre Grenzen und geht auf Block.
Die zwei SUV sind mit optionalen Sportsitzen bestückt, die seitenhaltsstark und bequem sind. Für die Fondinsassen ergeben sich allerdings größere Unterschiede. Während die Q3-Mitfahrer auf einer angenehm gepolsterten und hoch montierten Rückbank Platz nehmen, gestaltet sich der Aufenthalt im GLA nicht ganz so entspannt. Die Bank ist härter und niedriger, die Oberschenkel haben weniger Auflage.
Unter ergonomischen Gesichtspunkten gefallen beide mit großen Türfächern und leicht beladbaren Gepäckräumen. Dem Q3 ist vorzuwerfen, dass sein am Armaturenbrett angebrachter Dreh-Drück-Steller nicht so bequem zu erreichen ist wie der gut zur Hand liegende Controller im GLA. Dafür lassen sich dessen Instrumente bei fahlem Licht schlechter ablesen. Das trifft auch auf die – wie im Audi – zu tief angebrachte Klimabedieneinheit des Mercedes zu.
MOTOR/GETRIEBE
Die kräftigen Turbobenziner haben ordentlich Druck
Antriebsseitig herrscht zwischen GLA und Q3 weitgehend Einigkeit. Aus jeweils zwei Liter Hubraum schöpfen die beiden Turbomotoren 211 PS und leiten die Kraft über ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe an die Antriebsräder weiter. Die Benziner gefallen mit ihrem kultivierten Lauf und einer harmonischen Kraftentfaltung.
Bereits unterhalb von 2000 Touren steht jeweils das maximale Drehmoment von 300 (Audi) beziehungsweise 350 Nm (Mercedes) an. Entsprechend entspannt ist das Fahren mit den zwei Kompakt-SUV, Durchzugskraft ist jederzeit mehr als ausreichend vorhanden. Den harmonischeren Eindruck hinterlässt dabei der Q3, da sein Getriebe die Gänge etwas routinierter koordiniert, wohingegen die Mercedes-Schaltbox mitunter etwas hektisch wirkt und flotte Starts mit einem ruppigen Einkuppeln quittiert.
Bei den Fahrleistungen liegen die Süddeutschen nahezu gleichauf. Den Sprint auf 100 km/h absolviert der Audi mit 6,6 Sekunden drei Zehntel schneller, bei der Höchstgeschwindigkeit liefern sie sich mit 230 km/h ein totes Rennen. Dafür schlägt die Stunde des GLA beim Verbrauchstest. Mit 9,1 Litern pro 100 km genehmigt er sich immerhin 1,2 Liter weniger.
Einleitung / Karosserie
Fahrkomfort / Motor & Getriebe
Fahrdynamik / Umwelt & Kosten
Fazit
FAHRDYNAMIK
Die besseren Bremsen bringen den GLA nach vorn
Abgesehen von den besser verzögernden Bremsen des GLA zeigen die Kompakt-SUV bei den fahrdynamischen Prüfungen einen recht ähnlichen Charakter. So verwundert es kaum, dass sie bei Slalom und Handling fast auf einem Niveau liegen. Beide präsentieren sich erstaunlich fahraktiv, gefallen mit ihrem lammfrommen Fahrverhalten und den fein regelnden Stabilitätssystemen – selbst mutwillig provozierte Lastwechsel bringen sie kaum aus der Ruhe.
In engen Kurven schiebt der Audi etwas stärker über die Vorderräder, dafür hält er in schnell durchfahrenen Kurven und beim kraftvollen Herausbeschleunigen aus Biegungen besser den eingeschlagenen Kurs – der elektronischen Differenzialsperre sei Dank. Der Mercedes drängt hier mit den Vorderrädern stärker zum Fahrbahnrand. Für den GLA spricht dafür die etwas harmonischere Lenkung, die mehr Rückmeldung bietet und mit passenden Lenkkräften glänzt.
UMWELT/KOSTEN
Beim Preis ist man sich offensichtlich einig
37.450 Euro verlangt Audi für den Q3 2.0 TFSI quattro, Mercedes für den GLA 250 4Matic läppische 47 Euro mehr. Auch was die Ausstattung angeht, trennt beide nur wenig. Während Mercedes im Gegensatz zu Audi für Leichtmetallräder freche 548 Euro Aufpreis verlangt, gibt es beim Stuttgarter eine Bluetooth-Anbindung ebenso gratis wie einen USB-Anschluss.
Der Wertverlust des Audi liegt mit 60,6 Prozent nach vier Jahren Laufzeit und 80.000 Kilometer Fahrleistung (GLA: 57,1 Prozent) ebenso etwas höher wie die Kfz-Steuer sowie die Kraftstoffkosten. Dafür entschädigt er mit der niedrigen Vollkasko-Einstufung und geringeren Inspektionskosten.
Einleitung / Karosserie
Fahrkomfort / Motor & Getriebe
Fahrdynamik / Umwelt & Kosten
Fazit
FAZIT
Trotz unterschiedlicher Ausrichtungen sammeln Mercedes GLA 250 4Matic und Audi Q3 2.0 TFSI quattro unterm Strich gleich viele Zähler. Die Wahl bleibt somit eine Frage des persönlichen Geschmacks. Der GLA ordnet sich mit seinem dynamischen Design zwischen klassischem SUV und Kompaktwagen ein.
Folglich verbucht er mit seiner aerodynamischeren Karosserie Vorteile beim Verbrauch, nimmt allerdings auch Punktabzüge beim Platzangebot und beim Ladevolumen in Kauf.
Vorbildlich sind die umfangreiche Sicherheitsausstattung und die starken Bremsen. Der Audi Q3 2.0 TFSI quattro ist das praktischere Auto, bietet mehr Platz für Passagiere sowie Gepäck und den besseren Federungskomfort. Größter Nachteil: der deutlich höhere Verbrauch.
Technische Daten & Gesamtbewertung als PDF zum nachlesen
Alexander Lidl