Neuer Mercedes GLA im SUV-Vergleich - Bilder, technische Daten, Messwerte Familienzuwachs
Mit dem GLA rundet Mercedes die hauseigene SUV-Palette nach unten ab. Wir vergleichen das sportliche Kompakt-SUV mit seinen großen Kollegen
Eigentlich gehört Mercedes ja zu den ganz abgebrühten SUV-Profis: Mit der ersten Generation des ML brachten die Stuttgarter den US-Gedanken erfolgreich in die deutsche Premium-Klasse, der siebensitzige GL ist die Wuchtbrumme unter den Luxus-Allradlern, und der kantige GLK wildert mit Hinterrad- und Allradantriebsversionen sowie einer breiten Palette von Motorvarianten im Mittelklasse-SUV-Segment. Und während sich Mercedes mit der legendären G-Klasse immer noch eine goldene Nase verdient, fehlt der Konkurrenz aus Bayern ein solches Gelände-Original völlig.
DREI EIGENSTÄNDIGE CHARAKTERE
Mit einer SUV-Idee unterhalb des GLK hat man allerdings auf sich warten lassen, dabei scheinen die Schwaben auch durch die erfolgreichen Q3 und X1 der Hauptkonkurrenten Audi und BMW nicht wirklich nervös geworden zu sein. Erst einmal wurde die völlig neue A-Klasse abgewartet – um nun auf deren Plattform ebenfalls mit wehenden Fahnen ins überaus stückzahlträchtige Kompakt-SUV-Segment durchzustarten.
Während die Unterschiede zwischen X1 bis X5 oder Q3 bis Q7 lediglich in einem gestaffelten Größenwachstum liegen, fällt bei einer ersten Betrachtung der nun kompletten SUV-Modellpalette aus Stuttgart auf, dass man bei Mercedes den diversen Segmenten durchaus auch andere Charaktere zuweist: Der neue Mercedes GLA ist also keineswegs einfach nur ein kleiner ML oder ein geschrumpfter GLK, er präsentiert sich ungeniert sportlich und ist regelrecht coupéhaft gestaltet. So hinterlässt er einen völlig anderen Eindruck als der quadratisch-praktisch geschnittene GLK oder der dezentem Luxus verschriebene ML. Grund genug also für einen direkten Vergleich des GLA mit seinen Brüdern.
Selbstverständlich treten die drei dabei mit ähnlichen Motorisierungen an. Während der 170 PS starke 220 CDI-Diesel im GLA aber schon zu den gehobenen Motorisierungen gehört, ordnet sich der gleiche Antrieb beim Mercedes GLK im Mittelfeld ein. Als 250 BlueTEC darf derselbe Vierzylinder-Turbodiesel mit rund 30 PS mehr Leistung sogar im großen ML antreten – hier ist er freilich die Einstiegsversion für Sparfüchse mit Lust am schlanken Fuß. Im ML kommt der Vierzylinder immer mit Allradantrieb und Siebenstufen-Automatik, der GLK 220 CDI ist dagegen in Verbindung mit Allrad- oder Hinterradantrieb zu haben – als Sechsgang-Handschalter oder mit Siebenstufen-Automatik.
Auch im GLA darf der 170-PS-Diesel wahlweise als Allradler oder mit Vorderradantrieb gewählt werden, allerdings ist die 4Matic-Variante des GLA 220 CDI lediglich in Verbindung mit entsprechendem Offroad-Paket (z.B. Bergabfahr-Kontrolle und mehr) sowie ausschließlich mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe erhältlich. Das treibt den Einstiegspreis für den GLA 220 CDI 4Matic auf stramme 39.252 Euro.
DER FAHRDYNAMIKER IM VERGLEICH – GLA
Für rund 10.000 Euro weniger grüßt dabei der vorderradgetriebene GLA 200 (29.304 Euro) mit 156-PS-Benziner freundlich. Da sollte man also schon wissen, weshalb man auf Allrad und Diesel-Power setzt. Entsprechend blumige Argumente liefert der druckvolle 220er natürlich reichlich – zumindest soweit wir es vom Beifahrersitz aus beurteilen können: Für dieses erste Kennenlernen des jüngsten Mercedes blieb uns lediglich eine Mitfahrt.
Trotzdem: Auch als Passagier ist festzustellen, dass sich der GLA 220 CDI mit reichlich Überschuss-Temperament bewegen lässt. Der kleine Allradler ist sportlich unterwegs, schiebt mit fühlbarem Nachdruck aus engen Kehren heraus und sprintet auf Autobahn-Stücken energisch los.
Die – eigenhändige – Vergleichsfahrt in GLK und ML zeigt: So sportlich sehen wir den Vierzylinder-Diesel in den größeren Autos nicht wieder: Im GLK arbeitet er unauffällig und souverän, aber ohne den sportiven Nachdruck des GLA, und im ML ist der 204-PS-250er klar auf die Rolle des genügsamen Mitschwimmers abonniert – eine zeitgemäße, keineswegs unverständliche Wahl.
Der erste Fahreindruck spiegelt sich dann auch im Interieur: Der Mercedes GLA übernimmt in weiten Teilen das Cockpit der sehr sportlichen A-Klasse, kommt mit großen, runden Lüftungs-Ausströmern, fest aufgesetztem Infotainment-Display im iPad-Look, detailverliebt gezeichnetem Interieur und einer üppigen Dekorleiste. Eine hochwertige Mischung aus klassischer Sportlichkeit und gepflegter Funktionalität.
Das Platzangebot ist auch für großgewachsene Fahrer und Beifahrer vorn wie hinten angenehm, allerdings drücken die sportlich flache Dachlinie und die kleinen Fensterflächen subjektiv: Wir sitzen hier in einer Pilotenkanzel, einem kleinen Allrad-Gran-Turismo – mit den eher nutzwertigeren Vorschlägen der Konkurrenz hat dieser kleine Fahrspaß-Schwabe atmosphärisch sehr wenig zu tun. Dabei ist das tatsächliche Raumangebot überhaupt nicht schlecht: Der Kofferraum bewegt sich auf Kompaktklasse-Größe und kann mit der neigungseinstellbaren Fondlehne des optionalen Laderaumpakets um weitere 60 Liter vergrößert werden.
Besonders drastisch fällt da der Unterschied zum Mercedes GLK aus, der mit seiner viel höheren Sitzposition, dem aufragenden Dach und der kantigen Grundform klassische Geländewagen-Ideale bedient sowie sehr übersichtlich und geräumig wirkt. Allein der Vergleich der Heckansichten zeigt, wie der GLK seinen Nutzwert-Mehrwert holt. Fahrerisch wirkt er recht agil, sein höherer Schwerpunkt macht sich aber durch spürbare Aufbaubewegungen bemerkbar.
Und der große Mercedes ML? Der spielt durch seinen hohen Einstandspreis natürlich in einer völlig anderen Liga, sein komfortables, ausgeglichenes Wesen ist kaum mit dem des lebhaften GLA zu vergleichen. Platz ohne Ende, ein fast konservativ gezeichnetes Interieur – auch hier keine Parallelen zum neuen GLA. Der ist eben was ganz Besonderes.
TECHNIK | |||
MERCEDES GLA 220 CDI 4MATIC | MERCEDES GLK 220 CDI 4MATIC | MERCEDES ML 250 BlueTEC 4MATIC | |
Motor | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbodiesel, Partikelfilter | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbodiesel, Partikelfilter; SCR-Kat | |
Hubraum | 2143 cm³ | ||
Leistung | 125 kW / 170 PS bei 3400 /min | 125 kW / 170 PS bei 3200 /min | 150 kW / 204 PS bei 3800 /min |
Max. Drehmom. bei | 350 Nm 1400 – 3400 /min | 400 Nm 1400 – 2800 /min | 280 Nm 1650 – 4250 /min |
Getriebe | 7-Gang, Doppelkupplung | 7-Stufen-Automatik | |
Antrieb | Allrad,permanent | ||
Fahrwerk | v.:McPherson-Federb.,Querl., Stabi.; h.:Mehrfachlenkerachse,Federn, Dämpfer,Stabi.; ESP | ||
L/B/H | 4417/1804/1494 mm | 4536/1840/1669 mm | 4696/1839/1443 mm |
Radstand | 2699 mm | 2755 mm | 2915 mm |
Reifen | rundum: 235/60 R 17 | rundum: 235/65 R 17 | |
Leergewicht | 1595 kg | 1880 kg | 2150 kg |
Kofferraumvol. | 421 – 1235 l | 450 – 1550 l | 690 – 2010 l |
MESSWERTE | |||
0-100 km/h | 8,3 s | 8,8 s | 9,0 s |
Höchstgeschw.¹ | 215 km/h | 205 km/h | 210 km/h |
EU-Verbrauch¹ | 4,9 l D / 100 km | 6,1 l D / 100 km | 5,8 l D / 100 km |
CO2-Ausstoß¹ | 129 g/km | 159 g/km | 154 g/km |
Grundpreis | 39.252 € | 43.257 € | 55.990 € |
¹ Werksangaben |
Johannes Riegsinger