DS3, MX-5, Beetle und One: Kleine Cabrios im Vergleich An die Luft gesetzt
Hardtop oder Stoffdach? Egal, der freie Himmel überm Kopf zählt. Und weil der Winter eh nicht mehr kommt, haben wir mit vier bezahlbaren Cabrios schon jetzt die Open-Air-Saison eröffnet. Vergleich
CITROËN DS3 CABRIOLET
Cabriolet heißt auf Französisch so viel wie Luftsprünge machen – ja, daher kommt das. Ein richtiges Cabriolet ist der DS3 mit Stoffverdeck aber nicht, denn Fenster- und Türrahmen sowie B- und C-Säulen stehen immer fest. Das schreckt vielleicht hartgesottene Roadster-Fans ab, doch für Frühlingsgefühle reicht die Konstruktion aus dem Hause Webasto allemal. Und mit geschlossenem Dach bleibt es während der Fahrt innen erfreulich leise.
DS3: LUFT UM DIE NASE AB RUND 18.040 EURO
Ein Knopfdruck genügt, und das Stoffverdeck faltet sich zurück, sodass Fahrer- und Beifahrer in den Himmel gucken können. Noch einmal gedrückt, krempelt sich die Stoffmatte hinter den Fondsitzen zusammen – ohne einzuengen oder das Kofferraumvolumen von 245 Litern zu schmälern. Allerdings versperrt das Textil-Rollo nun die Sicht durch den Innenspiegel auf den nachfolgenden Verkehr.
Bei 18.040 Euro startet das Frischluft-Vergnügen im DS3, inklusive des 82 PS starken Dreizylinder-Saugmotors, dessen Klang erfreulich zurückhaltend ist. Der Vierventiler ist zwar keine Rennmaschine, doch macht er den 1090 Kilo leichten Zweitürer auch nicht zum Verkehrshindernis. Lenkung und Schaltung sind komfortorientiert ausgelegt – viel Rückmeldung darf man nicht erwarten. Die Fahrwerksabstimmung hingegen könnte etwas sanfter ausfallen, denn über Querkanten und -fugen rollt der Kleinwagen mit 2,45 Meter Radstand etwas poltrig.
Vorn sitzt man bereits auf den Standard-Stoffstühlen bequem, die im Testwagen verbauten Alcantara-Sitze für 490 Euro erhöhen den Wohlfühlfaktor noch einmal. Das Raumangebot vorn ist gut, sodass auch Großgewachsene kaum Einschränkungen hinnehmen müssen. Im Fond können theoretisch drei Personen sitzen, in der Praxis reisen hier aber nur zwei Erwachsene mit ausreichend Raum. Nervig ist die kleine Kofferraumluke, durch die lediglich kleines Gepäck passt – ein Wasserkasten muss beispielsweise draußen bleiben.
Und wer bei geöffnetem Verdeck mal eben etwas ein- oder ausladen will, muss warten, bis das Verdeck wieder ein Stück in Richtung Dach zurückgerollt ist, damit die kleine Klappe nach oben schwingen kann. Der stoffbedachte DS3 ist ein gutes Erst-Auto für Kurzstrecken-Fahrer, die ein Cabriolet fahren wollen, aber nicht auf den Komfort eines normalen Kleinwagens verzichten möchten.
MAZDA MX-5 ROADSTER COUPÉ
Er ist 25 Jahre alt und immer noch wie der Alte. Das MX-5-Konzept spricht für sich, und 113.000 bei uns verkaufte Exemplare über drei Generationen ehren die Entwickler von Mazda. Zwar rang der kleine Flitzer seinen Fahrern seit jeher Kompromisse ab, doch das Fahrgefühl im Japaner überzeugt – und das bis heute.
MX-5: FAHRSPASS DANK HINTERRADANTRIEB
Egal ob mit dem 126 PS leistenden 1,8-Liter-Aggregat oder der 34 PS stärkeren Zweiliter-Maschine: Das MX-5-Konzept gefällt besonders sportlichen Fahrern: niedriges Gewicht, längs hinter der Vorderachse installierter Motor, Hinterradantrieb. Dazu kommt das Ensemble aus direkter Lenkung (hydraulisch) und knackiger Sechsgang-Schaltung. Kleine Ausflüge in kurvige Gefilde werden so schnell zur Rallye-Wertungsprüfung, denn der gut 1,26 Meter flache Japaner giert nur so nach Kurven, lenkt exakt ein und schiebt das agile Heck leichtfüßig hinterher.
Der Grenz-bereich ist mit dem konservativ abgestimmten ESP jedoch früh erreicht. Passend dazu umschließt das MX-5-Cockpit seine Insassen regelrecht – und da liegt für Personen über 1,85 Meter Körpergröße auch schon das Problem, denn ihnen bleibt nur wenig Platz. Das direkt hinterm Motor angedockte Getriebe verbreitert den Mitteltunnel und schmälert den Fußraum. Auch die Pedale stehen etwas nah beieinander, sodass man mit grobem Schuhwerk beim Kuppeln schnell mal das Bremspedal streift.
Überm Scheitel wird es ebenfalls eng, wobei dieses Problem mit einer anderen Sitzkonsole einfach zu beheben wäre. So muss man sich mit 90 Zentimeter Raum zwischen Gesäß und Dachunterkante begnügen – egal ob in der Stoffdach- oder in der hier gefahrenen Roadster Coupé-Variante mit Hardtop.
Das Klappdach wird per Hebelzug aus der Verankerung im Frontfenster-Rahmen gelöst, erst dann klappt das Stahl-Kunststoff-Konstrukt auf Knopfdruckbefehl nach hinten – solange das Fahrzeug steht und kein Gang eingelegt ist. Das geöffnete Hardtop schränkt den Gepäckraum zwar nicht ein, doch das Ladevolumen ist mit 150 Litern bereits per se für Minimalisten gemacht.
Der Mazda MX-5 eignet sich für Dynamik-Freunde, denen Fahrgefühl über Raumangebot und Komfort geht. Selbst bei geschlossenem Dach pfeift der Wind ab 120 km/h laut. Und es kann passieren, dass sich bei Regen ein paar Tropfen in den Innenraum verirren …
MINI ONE CABRIO
Sie können es ja gern mal versuchen, aber Spaß macht es nicht. Wir sprechen vom Mini-Fond. Theoretisch dürfen hier zwei Personen Platz nehmen, praktisch können sie es aber kaum. Sitzt der Fahrer bequem und vor allem sicher, bleiben dahinter kaum mehr als zehn Zentimeter Beinfreiheit.
MINI: TEURES VERGNÜGEN MIT DYNAMISCHEM TALENT
Vorn dagegen, wo die Musik spielt, passt im Mini alles: Tiefe Sitzposition mit viel Seitenhalt, die Arbeit am weit oben liegenden Schaltknauf ist eine wahre Freude und das Drehen am kompakten Dreispeichen-Lenkrad sowieso. Hat der etwas schwachbrüstige und träge hochdrehende Basisbenziner mit 98 PS das Mini One Cabrio einmal auf Touren gebracht, macht der 3,72 Meter kurze Flitzer richtig Spaß. Die Straßenlage ist sportlich sowie sicher – auch dank des vergleichsweise langen Radstands von fast 2,47 Metern –, und nach jeder Kurve hat man das Gefühl, das ginge alles noch viel schneller.
Den Mini aus der Ruhe zu bringen, ist jedenfalls nicht so einfach. Wie beim Citroën DS3 öffnet sich das Textildach zweistufig. Zunächst faltet es sich nur ein Stück zurück. Wenn man den Kippschalter über dem Innenspiegel länger gedrückt hält, lösen sich auch die zwei Dachholme aus den A-Säulen-Verankerungen – die gesamte Konstruktion schwingt nach hinten und faltet sich über dem Gepäckabteil platzsparend zusammen. Der komplette Striptease klappt bis Tempo 30, in 18 Sekunden und bei Bedarf auch im Stand per Funkfernbedienung.
Bis auf Lenkrad – mit klarer Bedienung von Radio sowie Tempomat – und Schaltknauf folgt im Mini-Innenraum jedoch eher die Funktion der Form, als umgekehrt. Der große Analog-Tacho ist reine Zierde, die Geschwindigkeit nur mit erhöhter Aufmerksamkeit ablesbar. Zum Glück gibt es noch ein Digital-Instrument hinter dem Lenkrad. Klimaregler und die Schalter für Sitzheizung, Nebel-Beleuchtung sowie für die Fensterheber sitzen zu tief. Dass Letztere zentral angeordnet sind und nicht in den Türen, ist ungewohnt, stört aber nicht.
Interessant ist die Kofferraum-Klappe, die nach unten geklappt wird und so eine große Ladefl äche vor dem Gepäckabteil bildet. Einen wirklichen Nutzen bringt diese jedoch nicht, denn Ladeluke (82 cm breit, 26 cm hoch) und Stauvolumen (125 Liter) sind für große und schwere Gegenstände viel zu klein. Laut Liste kostet die Einstiegsvariante des Mini One Cabrio – ohne die hier gezeigten Extras – 21.050 Euro, der Testwagen allerdings ist noch einmal über 7000 Euro teurer. Dafür steht bereits ein Cooper S Cabriolet mit 184 PS starkem Turbobenziner und deutlich erhöhtem Spaßfaktor bereit.
Das Mini Cabrio ist ein Auto für die Sinne, und die siegen oftmals über die Vernunft. Anders ist nicht zu erklären, warum man so viele Kompromisse eingeht und auch noch viel dafür bezahlt. Der Haben-Wollen-Faktor des kleinen Briten mit Münchner Genen ist auf jeden Fall ganz groß.
VW BEETLE CABRIOLET
Der Name ist etwas sperrig: The 21st Century Beetle Cabriolet. Viel besser klingt dagegen „Saturn Yellow“, so heißt nämlich der Anstrich (245 Euro) unseres Testwagens. Grelles Gelb, wohin das Auge blickt. Unter dem runden Blech-Kunststoff-Kleid des Beetle steckt die Technik des Golf, deshalb sind die Maße des Cabriolets auch vergleichsweise stattlich – was ihm nicht zum Nachteil gerät. Im Gegenteil: Vorn hat man viel Platz nach allen Seiten, es gibt zahlreiche praktische Ablagen, und die Bedienung gelingt spielend einfach.
VW: GUT GEDÄMMTES VERDECK, VIEL KOMFORT
Der Sitzkomfort auf den Standard-Stühlen ist auch bei langen Etappen gut, das subjektiv empfundene Geräuschniveau erstaunlich niedrig. Kein Wunder, denn zwischen der mehrlagigen, wetterfesten Außenhaut und dem textilen Innenhimmel sitzt eine dämmende Polstermatte. Auch der in unserem Testwagen erstaunlich kräftig wirkende 1.2 TSI-Motor mit 105 PS arbeitet akustisch zurückhaltend und quasi vibrationsfrei. Im Alltag genehmigt sich der Turbo-Benziner aber deutlich mehr Sprit als die Werksangabe verspricht.
Nach zwölf handgestoppten Sekunden ist die Stoffkapuze vollständig geöffnet – und falls ein Schauer droht, kann man sie während der Fahrt und bis 50 km/h genauso schnell wieder schließen. Auffällig ist auch hier, wie leise alles vonstatten geht: kein unangenehmes Surren der E-Motoren, kein lautes Klacken beim Einrasten. Im Beetle wird das Gepäckabteil (225 Liter) ebenfalls nicht vom geöffnetem Dach eingeschränkt.
Reist man allerdings mit geschlossenem Dach, sollte man etwas Platz für die Verdeck-Verkleidung einplanen, die man übrigens nicht mal so eben montiert – das ist VW-untypisch. Am besten, man legt zu zweit Hand an und bringt etwas Geduld mit. Nervig außerdem: Das auf dem Heckbürzel gesammelte Wasser läuft beim erstmaligen Öffnen der Heckklappe nach dem Regen direkt in den Kofferraum. Dafür finden auch im Fond zwei Erwachsene ausreichend Platz. Limousinen-Maße darf man natürlich nicht erwarten, doch Kopf- sowie Beinfreiheit reichen aus, sodass sich bis etwa 1,85 Meter große Personen nicht verrenken müssen und auch auf längeren Strecken entspannt sitzen.
Die Preise für das Beetle Cabriolet starten bei 21.625 Euro (BlueMotion Technology: 400 Euro extra). Dafür bekommt man ein vollwertiges Kompakt-Cabrio mit gutem Federungskomfort, das nicht nur für Tagesausflüge taugt, sondern auch auf langen Reisen eine gute Figur macht. Achtung aber vor der Aufpreisliste, denn die ist verführerisch. Ehe man sich versieht, sind für den Einstiegs-Beetle über 31.000 Euro fällig – wie im Fall des schicken Testwagens.
FAZIT:
Kleinwagen oder Kompakter, Roadster oder Cabrio-Limousine, Hardtop oder Stoffverdeck: DS3, MX-5, Beetle und Mini zeigen vier unterschiedliche Philosophien, offen zu fahren. Der charmante Citroën hat allerlei Zierleisten, Klavierlack sowie Chrom-Applikationen an Bord und ist genau genommen bloß ein Semi-Cabrio – das ist Geschmackssache und dürfte wohl eher die weibliche Klientel ansprechen. Er taugt zum Cruisen, Komfort und Fahrspaß darf man aber nicht erwarten. Aus Japan kommt einer von der sportlichen Sorte mit Klappdach, zwei Sitzen und Hinterradantrieb: Der Mazda ist nichts für lange Touren, sondern eine reine Fahr-Maschine, die Kompromisse fordert – ohne Schnickschnack. Nicht nur mit seinem optischen Auftritt kann der Mini überzeugen. Seine sportlichen Fahreigenschaften sind ein Alleinstellungsmerkmal, und es macht einfach Laune, mit dem Briten kurvige Strecken zu erkunden. Die Mini-Preise sind allerdings maxi. Konservative VW-Tugenden peppig verpackt, das ist der Beetle. Er offeriert Fahrkomfort sowie genügend Platz – lässt man den kleinen Kofferraum mal außen vor – und ist rund 2500 Euro günstiger als das aktuelle Golf Cabriolet
Paul Englert