Wiesmann GT MF4-CS (2013): Retro-Testfahrt
Der MF4-CS ist exklusiv, spektakulär und furchtbar schnell
Für die Retro-Testfahrt begeben wir uns ins gut gefüllte AUTO ZEITUNG-Archiv: Hier finden wir Fahrberichte faszinierender Autos. Dieses Mal: der Wiesmann GT MF4-CS von 2013.
Klären wir das Wichtigste zuerst, um Ihnen die Leserbriefe zu ersparen: Die Farbe heißt Ducati Rosso GP, entstammt dem Farbfächer der legendären italienischen Motorradmarke und nein, man muss keinen Aufpreis für den flammenden Uni-Lack bezahlen. Alternativen wären Weiß, Schwarz, ein mattes Grau und gegen Aufpreis alles, was irgendwie lackierbar ist – aber das Renn-Rot mit dem Feuerwehr-Orange Unterton ist doch eigentlich beinahe Pflicht für den neuen Clubsport-Wiesmann. Der Wiesmann GT MF4-CS wird von der Dülmener Sportwagenmanufaktur schnell noch in einer limitierten Auflage von 25 Stück an Hardcore-Fans verteilt – kurz bevor es den ekstatischen Hochdrehzahl-V8 von der BMW M GmbH nicht mehr gibt. Und zum Basispreis von 229.900 Euro (Stand: 2013) sollte man durchaus noch ein paar weitere Feinheiten einkalkulieren, die den CS erst so richtig rennstreckenausgehfein machen. Wirklich Sinn hat der MF4-CS nämlich nur mit den optionalen Keramikbremsen (16.900 Euro), krachlauten, aber federleichten Polycarbonatscheiben (3500 Euro) sowie dem Track Pack CS. Das kostet 25.900 Euro und verwandelt den bereits ziemlich dramatischen MF4-CS erst in jenes kompromisslose Rennstrecken-Spielzeug, das man sich insgeheim wünscht.
Neben geschmiedeten BBS-Felgen und Vierpunktgurten beinhaltet das Track Pack sicherheitsrelevante Features wie Feuerlöscher und Batterie-Trennschalter, dazu so herrliche Nettigkeiten wie eine Stoppuhr und Luftdruckprüfer im Alu-Köfferchen. Höhepunkt des Track Packs ist freilich der eingebaute Video-Data-Logger von Racelogic, mit dem man entweder seine gesammelten Fahrfehler aufzeichnen oder hinterher der begeisterten Verwandtschaft in High Definition präsentieren kann, wie es einem beim Anbremsen immer so schön die Lefzen nach vorn zieht. Das alles eingerechnet, darf man dann für nicht ganz unwesentliche Zwohundertsechsundsiebzigtausendzweihundert Euro in einem straßentauglichen Rennwagen zum Nürburgring oder einer anderen Lieblings-Rennstrecke räubern, sich dort in den feuerfesten Rennanzug werfen (im Track Pack inklusive) und dann Porsche düpieren, Ferrari vernaschen und all die sonstigen Beute-Wagen in tiefste Depression stürzen. Die übrigens genau dann am heftigsten zuschlägt, wenn die anderen abends auf den Transporter müssen, aber der Wiesmann GT MF4-CS ganz entspannt auf eigener Achse von dannen zieht. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
BMW M1-Felgen zum Verkauf angeboten (Video):
Retro-Testfahrt mit den Wiesmann GT MF4-CS (2013)
Verkneifen sollte man sich das allerdings, wenn der Wetterbericht auch nur mit einer Ahnung von Niederschlag rechnet – die Michelin Pilot Sport-Semislicks bieten sensationellen Grip bei trockener Fahrbahn, im Regen sind sie jedoch kritisch zu kalkulieren. Um das superschnelle MF4-Coupé zum Racer zu konvertieren, hat Wiesmann dem spektakulären Zweisitzer ein in Zusammenarbeit mit KW entwickeltes einstellbares Fahrwerk spendiert, intensiv an der Aerodynamik gearbeitet (Flaps an der Front, einstellbarer Flügel am Heck), sämtliche Komfort-Features wie Radio oder Klimaanlage rausgeworfen (gegen Aufpreis lässt sich das wieder "korrigieren") und das sonst so sinnlich-retrohafte Manufaktur-Coupé durch allerhand weitere Details aus der Supersport-Kiste angeschärft. Vom Vierpunktgurt in die Schalensitze genagelt, genießen man also nicht nur das Gefühl, mit dem Wiesmann GT MF4-CS einen wirklich exklusiven Supersportwagen zu fahren, sondern auch die enorm hohe Rennstrecken-Kompetenz des Wiesmann.
Mit angenehm direktem Feedback sticht der Wiesmann GT MF4-CS in die Ecken, lässt bereits bei niedrigen Geschwindigkeiten das hohe Stabilitätspotenzial spüren, das ihn auf der Rennstrecke zum Vollstrecker macht. Das Fahrwerk spricht feinfühlig an und zeigt so wieder einmal, dass stumpfe Härte keineswegs Zeichen ausgeprägter Sportlichkeit ist. Dank Einstellung kann man das Fahrwerk aber auch von Landstraßenvielseitig über Nordschleifen-schluckfreudig bis GP-Kurs-trocken abstimmen. Enorme Freude bereitet der Vierliter-V8, den Wiesmann samt Doppelkupplungsgetriebe von der BMW M GmbH einkauft: Seine Durchzugskraft macht den CS zu einem fehlerverzeihenden Racer, der auch einmal einen Gang zu hoch durch die Kurve zieht. Seine explosive Drehfreude lässt ihn souverän nach Konkurrenten schnappen, und der komprimiert grollende Motorklang ist ein perfekter Soundtrack hierzu.
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Technische Daten
AUTO ZEITUNG 16/2004 | Wiesmann GT MF4-CS |
Technische Daten | |
Motor | 4,0-Liter-V8 |
Getriebe/Antrieb | 7-Gang; Doppelkupplung; Hinterrad |
Leistung | 309 kW/420 PS |
Max. Drehmoment | 400 Nm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 4220/2000/1200 mm |
Leergewicht | 1350 kg |
Kofferraumvolumen | 260 l |
Fahrleistungen (Werksangaben) | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 4,4 s |
Höchstgeschwindigkeit | 293 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 12,2 l SP |
Kaufinformationen | |
Basispreis (Testwagen) | 229.900 € |
Marktstart | 2013 |